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Sparliste Dessau: Pläne für Kürzung des Theater-Etats
Fast zwei Drittel Kürzung des Etats
12. Februar 2010. Auch Dessau geht das Geld aus. Angesichts der dramatischen Finanzlage wurde eine Sparliste für den Haushalt 2010 im Umfang von rund 13,5 Millionen Euro erarbeitet. Oberbürgermeister Klemens Koschig teilte vor zwei Tagen mit, dass 83 Streichvorschläge von den Fachämtern geprüft werden. Bibliotheken, Freibädern, Sportplätzen und Museen droht die Schließung. Das Anhaltische Theater muss nach der Liste von 2013 an nur noch mit der Hälfte der jährlichen kommunalen Unterstützung von sieben Millionen Euro auskommen. "Wenn das tatsächlich so kommt, ist die Schließung programmiert", sagte André Bücker, Generalintendant des Anhaltinischen Theaters.
In einer Pressemitteilung erklärte das Haus: "Bei der momentanen analogen Förderpraxis durch das Land Sachsen-Anhalt würde dies bedeuten, dass weitere 3,5 Mio. Euro von dieser Seite ausbleiben. Die dann nicht mehr haltbaren Haustarifverträge brächten für das Anhaltische Theater zusätzliche Belastungen von ca. 2 Mio. Euro, so dass bei dem Etat von derzeit insgesamt ca. 15 Mio. Euro Zuwendungen ein Fehlbetrag von rund 9 Mio. Euro entstehen würde. Mit den restlichen 6 Mio. Euro pro Jahr wäre das Ensemble- und Repertoiretheater in vier Sparten nicht länger haltbar."
(Lockbuch Dessau/sik)
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gibt es da eigentlich zahlen bzgl. der auslastung?
Woher die Besucher kommen sollen, Knut ?
Vor allem natürlich aus der näheren Umgebung, darauf bauen Stadttheater nämlich auf, aber dann freilich aus aller Welt.
Im Falle Dessaus auch ganz realistisch: Bauhaus !!
Und dann traut "man" seinen Augen kaum: Gutes Ensemble spielt Sachen wie "Kaspar Häuser Meer" oder "Abschlußfeier":
Ich komme aus dem Großraum HH, fahre morgen nach Halle, mal sehen: Dessau nicht ausgeschlossen ! Da kommen Leute her; und es besteht sogar ne Chance, daß dergleichen Theaterreisen gerade jetzt und hier ihre Stunde haben: bin doch kein Geisterfahrer , also was soll Ihr Diktum "... und auch da stellt sich mal wieder die Frage, ..." ???
zu "lohengriner": Dankeschön für den Kommentar. Hier müssten Städte, Kommunen und die Theater anfangen, über die Zukunft der Bühnen zu sprechen.
Da empfehle ich in der Tat einen Blick auf die Wuppertalstränge, den Oberhausenstrang, den Kölnstrang ... : Es sind da schon einige Argumente für Strukturänderungen vorgebracht worden, und es sind da auch einige Konkretionen darüber vorgebracht worden, daß das Bild über den Stand der Stadttheater
hier und eben anderswo auch als bös "verzeichznet"
aufgefaßt werden kann; es sind zudem Quellen, recht
betagte, genannt worden, wo das Problem ausführlich dargestellt und diskutiert wurde, Gefahren bei einer Pro-Argumentation zB. für Wuppertal (ich sage nur nächste "Deutsche Bühne": Protestformen), Differenzierungen der jeweiligen Einzelfälle.
Was ist das mit Dessau-Roßlau ?
Künstlerische Sackgasse ??
Immerhin: Petras inszeniert dort, ich sehe da einige gute Schauspielerinnen und Schauspieler im Ensemble, neue Stücke sind auch keine Fehlanzeige, ... wäre noch mancher Punkt zu befragen (siehe erster Bandido-
Eintrag im Wuppertal I - Strang).
Die Lage ist einfach zu ernst, um in einer Debatte um Strukturen, die wohl notwendig ist, das sieht nachhaltig so aus, muß aber wirklich gesichtet werden, denn es wird zwar lange darüber diskutiert, aber es werden auch von einer und derselben Person über die Jahre nicht immer die selben Standpunkte vertreten (Jürgen Flimm hat im Th-Jahrbuch 1988 noch von Studien geschrieben, die nachweisen, was so ein Theater einer Stadt indirekt an Steuern einbringt; ich hatte in einem verwandten Gedankengang die Frage nach Frankfurt (Oder) gestellt, wie da so die "Einsparerfahrungen" sind (dergleichen wird hier meist nicht mehr beantwortet, obschon es hier Fachleute gibt, die das schlichtweg besser wissen als ich)), sich so zu schwächen, daß letztlich die Theater futsch sind: keine Flamen, keine Kleinbürgerensembles, nichts !!
Das ist die ganz konkrete Gefahr, und es melden sich nach wie vor zu wenige der "größeren Kaliber", die mehr bewegen könnten. Ich finde im übrigen schon einmal angebracht, zu schauen, wie unterschiedlich so Erwartungshaltungen sein können: Bei der Theatertreffenauswahl wird schon beinahe gelobt, daß hier nicht "auf Nummer sicher" gegangen worden ist
(wie sonst ... ?!...), und den kleinen Stadttheatern wirft man gnadenlos vor, nichts zu riskieren etc.: das klingt falsch, und solange dürfte der dringend notwendige Diskurs über Theaterentwicklungspläne
auch schwer bis unmöglich sein, so meine Einschätzung.
vielen dank für den hinweis auf frankfurt/oder! es wäre wirklich gut zu wissen, wie sich die schließung des stadttheaters konkret auf den haushalt ausgewirkt hat. und auch vielen dank für die herausstellung der vielen doppelzüngigkeiten im heer der gutbeschäftigten und großkopferten am theater. wo bleiben denn die statements von flimm, peymann, stein, khuon. von reese, lux oder schulz erwarte ich gar nichts in dieser hinsicht, die sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. es ist ja auch interessant zu vergleichen mit welcher inbrunst hier in diesem forum die vergleichsweise irrelevanten nominierungen zum theatertreffen diskutiert werden, während draussen im lande die komplette theaterlandschaft kurz vor der implosion steht. in dessau gab es in der tat einen hochinteressanten auftakt, aber ein petras macht noch keine ganze saison. der bringt aufmerksamkeit und blockiert damit zugelich das interesse an etwas neuem, eigenen, das wirklich mit dessau zu tun hat. es geht natürlich um kontiunität und nachhaltigkeit. schon vor ihrer ersten premiere wird bekannt, dass die neue oberspielleiterin nach stuttgart geht. so geht das sicher nicht. was könnte eine idee für ein neues stadttheater sein? ich bin überzeugt diese diskussion muss geführt werden. auch wenn das risiko besteht, dass sich "gegner" ein paar argumente zueigen machen. sei es drum. nicht nur in dessau weiß man, dass nichts kann eine sache retten, deren zeit abgelaufen ist....
nichts ist unattraktiver geworden als arm dran sein. alle rennen da hin, wo sich leute mit viel geld tummeln, die anderen wirken fad - das steckt an. ein dessauer publikum kann auch ganz falsch erzogen werden-sie hören auf ihr theater zu schätzen. das ist das schlimmste. das publikum ist das wichtigste für ein theater. doch wenn sie immer nur von problemen hören, gehen sie einfach nicht mehr gern dahin. jeder hat mit sich zu tun. wenn das publikum gelähmt wird, hat jede sparmaßname seine berechtigung. sind wir wirklich so arm geworden?
Wuff, Wuff : Nennt sich "Schwein", begrüßt "Freunde",
die aber gehören einer Randgruppe an, deren Zeit
vorüber ist, seine "Freunde": Na, wer solche Freunde
hat, sage ich nur. Wuff: ein Zyniker, ein Schwein, das allen beweisen will, das es ein Schwein ist, alle Achtung. Und Ihre Argumente, Freund !?? Immerhin geht Reflexion und Neurose fein Hand in Hand bei Ihnen, verspräche spannend zu werden, weitere Striche von Ihnen zu vernehmen, glaube ich aber nicht recht dran,
lieber Platonow.
Liebe 123!
Natürlich glaube ich Ihnen diese bedauernswerte
Geschichte mit Frankfurt (Oder), und richtig, denke
ich, sowohl von der "historischen Stunde" in An- und Abführung zu reden als auch von dem einen Strang
ohne solche.
Am Montag, beim Publikumsgespräch nach "Hunger",
habe ich auch gefragt, ob die Inszenierung, die sehr
formwandlerisch angelegt ist (kam zur zweiten Vorstellung beispielsweise ein Mann in Öljacke, da er das mit dem Regen schon kannte ..., aber "formwandlerisch" bezieht sich natürlich auf die Improvisationsfreiheiten der beiden Spieler) möglicherweise auf Reisen gehe z.B. nach Wuppertal,
weil dort ein Theater vor dem Aus stehe. "Kommen Sie
aus Wuppertal?", fragte mich die Dramaturgin zunächst
und setzte hinzu, daß der Intendant von Wuppertal ja gerade auf der 3. Zuschauerkonferenz des Central-
Theaters in Leipzig gewesen sei ... : es muß natürlich irgendwie mehr geschehen, und das mit den Sonderaufführungen fände ich schon einen guten Ansatz, hoffe, daß der eine oder andere Intendant dergleichen erwägt und umsetzt!
Lieber Schwanenritter !
Die Internetseite des Theaters Dessau-Roßlau arbeitet zudem vorbildlich, aber ich wollte mich zunächst für Ihren Hinweis bedanken: Kein Repertoire, en Suite vermutlich, kostensparend ohne Ende, ohne Ende??,
keine Umbauten und so ... , ja: Aufstieg und Fall,
Fall und Wiederaufstieg, ein wenig wie bei Energie Cottbus oder Hansa Rostock, eine ähnliche Umsicht;
fehlen möglicherweise ein wenig die Fans von Union, die zum Teil in Eigenregie ihr Stadion renoviert haben.
Und auch sonst interessante Projekte:
"Theater Dessau sucht Dessauer RentnerInnen und
Rentner über 65 für Theaterprojekt ..." .
Ganz im Ernst, ich finde soetwas ganz wichtig!!
Ich, für meinen Teil bin leider wieder an dem Punkt, dass ich denke: Eh wird sich ein Intendant die Zunge abbeißen, als eine Idee von einem solchen Thread aufzugreifen.
Irgendwie krankt die Dame Solidarität ganz enorm. Eine Siechende. Und man ist eher geneigt sie nun endlich in Frieden sterben zu lassen. - Es wird nicht allzu viel geschehen. Einige Theater werden schließen und ich spüre schon in meinen eigenen Knochen, unfreiwillig, dies Achselzucken, welches ich so oft an bekannten Theaterleitern gesehen haben. Es ist Teil des Berufs nicht an Dinge zu rühren, die man meint nicht ändern zu können. Sich auf eine Liaison mit der alten Dame einlassen, hieße auch fortan einen etwas nostalgischen Geruch, ein Parfum des Vergänglichen an sich zu tragen.
Ein heilsamer Schock werden diese Schließung auch nicht sein. Wohl aber ein dumpfer, tonloser Sound, den niemand sampeln wird mögen und vor dem viele unbewußt schon heute fliehen. Jeder kocht eben sein eigenes Süppchen, und wenn es auch eine "harte Suppe" ist.
Tun Sie mir doch den Gefallen, damit ich wieder Hoffnung schöpfen kann. Formulieren Sie endlich, wie man die Kulturausgaben im Grundgesetz verankern sollte. Ich habe Sehnsucht nach einer guten, geschliffenen Formulierung, die eine Mehrheit in die Knie (die ja bekanntlich mitdenken) zwingt und zur Umkehr bewegt.
Noch einmal, die deutsche Klassik und vieles mehr ist unser nationales und emotionales und historisches, sinnliches, soziokulturelles Gedächtnis und keine Libertinage, die man wahlweise von sich weisen kann.
Das sollten sich alle Politiker, aber auch die Theaterschaffenden selber noch mal vor Augen führen.