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Uwe Eric Laufenberg plädiert in einem Offenen Brief für den Kölner Bühnenneubau

Nicht steuerbarer Ausnahmezustand

Köln, 30. Januar 2010. Nach Anlaufen des Bürgerbegehrens zur Verhinderung des Neubaus für die Bühnen der Stadt Köln haben einem Bericht der Kölnischen Rundschau zufolge der Intendant der Kölner Oper, Uwe Eric Laufenberg, ihr Geschäftsführender Direktor Patrick Wasserbauer und der Leiter des Projektbüros Sanierung/Neubau Andreas Fischer in einem Offenen Brief daran erinnert, dass dem verabschiedeten Entwurf "ein langer demokratischer Prozess" vorausgegangen ist. "Wir geben zu bedenken: Das im Jahr 1958 eröffnete Opernhaus ist noch nie saniert worden", zitiert das Blatt aus dem Schreiben.

Das Schauspielhaus entspreche zudem in keiner Hinsicht mehr den heutigen Sicherheitsbedingungen und dem erforderlichen technischen Standard, heißt es in dem Offenen Brief. "Das Schauspielhaus war bislang in logistischer Hinsicht immer nur ein Anhang des Opernhauses; das heißt, es verfügt bis zum heutigen Tag über keine eigenen Probebühnen, keine Hinter- oder Seitenbühnen, keine eigenen Lagermöglichkeiten." Eine bloße Sanierung des Schauspielhauses würde bedeuten, diesen Stand des Jahres 1960 auf unbegrenzte Zeit festzuschreiben.

Der Neubau würde keineswegs einen "Abbau der Kunst zugunsten einer bloßen Hülle" bedeuten, wie es seine Gegner behauptet hätten, sondern dem Theater neue Möglichkeiten verschaffen. Eine Aufhebung des Ratsbeschlusses von 2009 würde die Bühnen vielmehr in einen "nicht steuerbaren Ausnahmezustand" versetzen. "Das würde bedeuten: bis mindestens 2020 (!) in Ersatzspielstätten - mit zusätzlich entstehenden Kosten - oder Ende des Spielbetriebs."

Auch der Personalrat der Bühnen plädiert dem Bericht des Kölner Stadtanzeigers zufolge "glasklar für den Neubau", wie das Blatt dessen Sprecher Andreas Hupke zitiert, "denn selbst mit ausgefuchstesten Sanierungsmaßnahmen lässt sich das alte Haus nicht so theatergerecht umgestalten, wie das im Neubau möglich ist." Die Mitarbeiterversammung am 4. Dezember habe in dieser Frage ein einhelliges Meinungsbild ergeben. "Schauspiel-Intendantin Karin Beier bekam nach ihrem Plädoyer für die Sanierung keinen Beifall, Opernchef Uwe Eric Laufenberg und ich erhielten für unsere Bekenntnisse zum Neubau tosenden Applaus", wie der Bericht Hupke zitiert, der sich lange engagiert für die Erhaltung der Riphahn-Oper eingesetzt hat und das benachbarte Schauspielhaus architektonisch als nachrangig einstuft.

Außerdem erinnert Hubke in der Kölnischen Rundschau daran, dass der Kölner Ex-Intendant Jürgen Flimm, nun einer der prominenten Unterzeichner des Sanierungsaufrufs, einige Jahre zuvor noch ganz anderer Meinung gewesen sei: "Da hat er nämlich gesagt: 'In diesem Wurmfortsatz kann man kein Theater machen'."

(sle)

 

Mehr Informationen zur Debatte um den Neubau für die Bühnen der Stadt Köln hier.

 


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Laufenbergs Offener Brief: falsche Voraussetzungen
Herr Laufenberg, den langen demokratischen Prozess in allen Ehren - am Ende erweist sich doch immer, dass man von falschen Voraussetzungen ausgegangen ist. Der Neubau wäre wirklich begrüßenswert, wenn alles ursprünglich Zugesagte auch eingehalten würde. Wenn Sie schreiben, das Schauspielhaus verfüge "bis zum heutigen Tag über keine eigenen Probebühnen, keine Hinter- oder Seitenbühnen, keine eigenen Lagermöglichkeiten", dann muss man sich doch erst einmal fragen: Über was wird das Schauspiel nach der abgespeckten Variante des Neubaus denn dann wirklich verfügen? Das wird nämlich weniger sein, als Sie suggerieren. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin für einen Neubau - aber dann das volle Programm mit allem, was dazugehört. Sonst schafft man einen neuen Status Quo, der nicht viel besser ist als der alte.
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