Erfolgreich an Salzach und Ruhr

9. März 2014. Der belgische Opern- und Theaterintendant Gerard Mortier ist im Alter von 70 Jahren gestorben. Das melden verschiedene österreichische Medien, u.a. die Tageszeitung Die Presse, mit Berufung auf die belgische Zeitung "De Morgen". Bereits im Sommer 2013 sei bei Mortier Krebs diagnostiziert worden.

Mortier, geboren 1943 in Gent, war einer der bedeutendsten Theatermanager Europas. Von 1991 bis 2001 leitete er die Salzburger Festspiele, die er durch viele Produktionen neuer Musik "vom Staub des alten Karajan befreit" habe, wie der Standard schreibt, womit er auch "einen Teil des konservativen Publikums vor den Kopf gestoßen" habe.

In Nordrhein-Westfalen verantwortete Mortier von 2002 bis 2004 den ersten Turnus der neu gegründeten Ruhrtriennale, in dem u.a. die prägende Tanztheaterarbeit "Wolf" von Alain Platels Les Ballets C. de la B. Gent entstand, die 2004 zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Von 2004 bis 2009 leitete er die Pariser Oper, 2010 übernahm er das Madrider Opernhaus Teatro Real als künstlerischer Direktor, wurde aber 2013 zum Berater degradiert.

(Die Presse / Der Standard / chr)

Kommentare  
Gerard Mortier: hat für Salzburg viel geleistet
Traurig! Hat für Österreich und die Salzburger Festspiele viel geleistet.
Gerard Mortier: Kunst-Ermöglicher und -Denker
Man wusste es, dass diese Nachricht bald eintreffen würde, doch nun, da sie da ist, trifft sie trotzdem mit aller Härte. Mortier war einer der ganz großen Kunst-Ermöglicher, und er war dies nicht nur, weil er ein guter Manager war, sondern auch, weil er Kunst visionär zu denken vermochte. Er hat sehr früh im Opernbereich freie künstlerische Positionen im Umgang mit den Vorlagen gefördert und gefordert, wie sie sich im Schauspielbereich schon deutlich eher etabliert hatten - selbst der Frage, ob der musikalische Text verändert werden dürfe, ist er nicht kategorisch ablehnend begegnet (was in Opernkreisen eine Seltenheit ist). Mortier war von einem so freien wie unternehmungslustigen Geist durchdrungen - ihn verloren zu haben, das schmerzt. Es wird lange dauern, bis sich im Betrieb einer wie er wird finden lassen.
Gerard Mortier: ganz großer Visionär
Herrn Behrens kann ich mich nur anschließen - ein ganz großer Visionär des neueren Musiktheaters ist gegangen.

Es ist aber bei der derzeitigen Entwicklung im Musik- und Sprechtheaterbetrieb zu befürchten, dass es kaum wieder einen wie ihn geben wird, weil es Menschen wie ihn kaum noch geben darf; entweder sind die Theater im Aufmerksamkeitsrausch und dem entsprechend eher Durchlauferhitzer, oder sie sind im Würgegriff lokaler Kultur- (d.h. Einsparungs-) Politik, so dass sich "frei" kaum etwas entwickeln oder denken ließe...

Theater ist zur Zeit mehr ein Teil der Unterhaltungsbranche, damit es sich noch für eine kuze Zeit legitimiert.

R.I.P Gerard Mortier!!!
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