Erlösung am Giftsee

26. Juli 2023. Wagner meets Hightech: Jay Scheib lässt seinen festivaleröffnenden "Parsifal" zur Weltrettung nicht nur mit bedeutungsschwangerem Kristall antreten, sondern nimmt auch des Großmeisters Idee von Bayreuth als Laboratorium ernst: Beim großen "Bühnenweihfestspiel" können Zuschauer:innen mit AR-Brille auf der Nase symbolträchtige Illustrationen erleben, Geht das Gesamtkunstwerk auf?

Von Georg Kasch

"Parsifal" von Richard Wagner in der Regie von Jay Scheib, musikalische Leitung Pablo Heras-Casado, bei den Bayreuther Festspielen © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

26. Juli 2023. Wer hat eigentlich dieses Schlamassel angerichtet, Ausbeutung, Ungleichheit, Umweltzerstörung? "Ich bin’s, der all dies Elend schuf", singt Parsifal im 3. Akt, und Andreas Schager bohrt einem in der Kobaltmine die Worte und Töne derart ins Ohr, dass man ahnt: Hier übernimmt einer Verantwortung. Und zwar nicht nur für das, was er selbst verbaut hat. Sondern gleich für die gesamte Menschheit.

Alte Geschichte in neuen Gewändern 

Davor sah Jay Scheibs Inszenierung von Richard Wagners "Parsifal" bei den Bayreuther Festspielen lange aus, als hätte man eine x-beliebige, eher statische Inszenierung von einst einfach nur neu angezogen. Parsifal, der reine Tor, marschiert in die Runde der Gralsritter, wird Zeuge eines merkwürdigen Rituals, stellt aber keine Fragen (was seine Aufgabe gewesen wäre). Stattdessen braucht er den Umweg über den Zauberer Klingsor, dem er den heiligen Speer abluchst, um damit am Ende die Dinge geradezubiegen.

Wagners "Bühnenweihfestspiel" orientiert sich frei am mittelalterlichen "Parzival"-Epos, zelebriert zugleich quasireligiöse Erlösung und ähnelt streckenweise mehr einem durchkomponierten Gottesdienst als einer Oper. Scheib steckt die alte Geschichte in neue Gewänder, lässt aber zunächst Gral, Monstranz und Abendmahl wo sie sind, auch wenn See und Gralsburg bei Mimi Lien aussehen wie ein Wolkenkratzer am Pool; später steht ein Kobaltbagger am Giftsee. Und in Meetje Nielsens Kostümen wirken die Zaubermädchen, die Parsifal in Klingsors Garten um den Finger wickeln sollen, wie Manga-Hippies im psychodelisch aufgejazzten Paradies.

Zauberhafte Hippies in Klingsors Garten | Aufzug: vorne links: Camilie Schnoor (Klingsors Zaubermädchen), hinten links: Evelin Nowak + Margaret Plummer (Klingsors Zaubermädchen) + Chor der Bayreuther Festspiele © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Sieht man sich die Sache aber durch die AR-Brille an, dann sausen plötzlich noch tausend Dinge durch den Raum zwischen Sitzplatz und Bühne wie der schwarze Monolith durch Stanley Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum": Bäume und Blumen, Lithium-Brocken und Tauben, Feuerbälle und Schwerter – und jede Menge Schrott. Hübsch, wie einmal die Pfeile (Parsifal erlegt damit einen Schwan) auf die Zuschauenden zuflitzen oder sich eine Fliege direkt aufs Brillenglas zu setzen scheint. Vor allem aber werden Symbole, die im Text oder auf der Bühne eine Rolle spielen, bilderbuchartig illustriert und vervielfacht.

So erweisen sich die AR-Brillen, die im Vorfeld der Premiere für so viel Wirbel sorgten, eher wie ein freidrehendes Assoziationsketten-Gimmick als ein notwendiger Bestandteil der Inszenierung. Anders wäre es allerdings auch ziemlich ungünstig, denn die Bayreuther Festspiele haben aus Kostengründen nur 350 Brillen angeschafft – bei knapp 2000 Plätzen. So richtig ausgefeilt scheint die Technik ohnehin noch nicht: Trotz schöner 3D-Effekte wirken viele Bilder wie grobpixelige Computergrafiken der 1990er.

"Kinder, macht Neues!"

Warum dennoch das Experiment ausgerechnet jetzt, ausgerechnet in Bayreuth? "Kinder, macht Neues! Neues! Und abermals Neues!", hat Wagner gefordert und stieß nicht nur in der Musik revolutionäre Veränderungen an, sondern auch in der Theatertechnik (zu seinen Lebzeiten ließ sich kaum umsetzen, was ihm vorschwebte). Und wenn man an den zehn kanonischen Werken, die in Bayreuth gespielt werden, nicht rütteln will, muss man eben in der Interpretation nach neuen Wegen suchen. Klar, dass die Festspiele und Scheib – der nicht nur Regisseur ist, sondern auch Professor für Musik und Theaterkunst am Massachusetts Institute of Technology – da lieber vorangehen, als hinterherzudackeln, auch wenn AR noch ein paar Jahre braucht, bis es massentauglich wird. Noch allerdings lenkt die Technik eher von Handlung und Musik ab, zumal das Regieteam die servicefreundlichste Funktion, nämlich Übertitel (die es in Bayreuth nicht gibt), offenbar nicht in Erwägung gezogen hat.

Jedenfalls muss die Inszenierung auch ohne AR-Ebene eine eigene Interpretation vorlegen. Bei Scheib ist der Gral, nach dessen Kraft die Ritter mit aller Macht vor der Kulisse einer Mine gieren (der Chor singt das umwerfend!), kein Gefäß, sondern eine Art Kristall aus Lithium und Kobalt, den Parsifal am Ende zerschmettert und so die Menschen erlöst. Und zwar in Partnerschaft mit Kundry, die hier keine reuige Sünderin ist, sondern eine wissende, erwachsene Frau mit Ecken, Kanten und selbstbewusstem Begehren. Das ist zwar kaum vom Textbuch gedeckt (und auch nicht immer durch die ziemlich statische Figurenführung), passt aber doch sehr schön zur alles verklärenden Musik.

Im AR-Universum die Figuren durchschauen © Bayreuther Festspiele / Joshua Higgason

Und zu den erstklassigen Sänger:innen. Dass Andreas Schager ziemlich kurzfristig für Joseph Calleja einspringen musste, erweist sich als Glücksfall. Schager gehört zu den führenden Wagner-Tenören und besitzt immer noch einen jugendlichen Überschwang. Dieses Draufgängertum passt auch zur Rolle eines jungen Mannes mit zu viel Kraft, der erst allmählich begreift, was er anrichtet. Mit Elīna Garanča hat Schager die ideale Kundry an seiner Seite: Kraft und Farbreichtum passt sie so genau an den jeweiligen Ausdruck an, dass aus ihrer Rolle – eigentlich ein Sammelsurium männlicher Projektionen – eine faszinierend selbstständige und doch schwer zu fassende Frauenfigur wird. Wie das strömt, wie das pulst – und doch ganz im Dienst des Charakters bleibt! Georg Zeppenfeld gestaltet packend die großen Was-bisher-geschah-Erzählungen seines Gralsritters Gurnemanz, Derek Welton singt ergreifend den von der ewigen Wunde geplagten Amfortas. Auch in den kleineren Rollen stimmen Klang und Ausdruck, und der Chor – sowohl der der Männer als auch der der Frauen – gehört ohnehin zu den Trümpfen des Abends.

Schockwellen ans zentrale Nervensystem

Da ist man sich bei Pablo Heras-Casados Dirigat zunächst nicht so sicher. Alles klingt angenehm, detailsicher, durchaus filigran. Aber warum lässt er sich nur in Ausnahmen auf die Überwältigungsmomente ein? Der "Parsifal" ist ja voller Stellen, die Schockwellen ans zentrale Nervensystem senden. Heras-Casado aber dosiert das Heiligkeitspathos genau. Er will eine gewisse Nüchternheit, und wenn am Ende auf der Bühne zwei Paare stehen, die noch einmal neu anfangen dürfen, dann wirkt dieses aufgeklärte Dirigat plötzlich äußerst stimmig. Dass Scheib weiß, dass mit seinem Happy End die Menschheitsprobleme nicht wirklich gelöst sind, deutet er durch die AR-Brille an: Als der Vorhang fällt, wirbeln im virtuellen Raum davor immer noch zwei Plastiktüten durchs Dunkel.

 

Parsifal
von Richard Wagner
Musikalische Leitung: Pablo Heras-Casado, Regie: Jay Scheib, Bühne: Mimi Lien, Kostüm: Meentje Nielsen, Licht: Rainer Casper, Video: Joshua Higgason, Dramaturgie: Marlene Schleicher, Chorleitung: Eberhard Friedrich.
Mit: Derek Welton, Tobias Kehrer, Georg Zeppenfeld, Andreas Schager, Jordan Shanahan, Elīna Garanča / Ekaterina Gubanova, Siyabonga Maqungo, Jens-Erik Aasbø, Betsy Horne, Margaret Plummer, Jorge Rodríguez-Norton, Garrie Davislim, Evelin Novak, Camille Schnoor, Julia Grüter, Marie Henriette Reinhold, Marie Henriette Reinhold
Premiere am 25. Juli 2023
Dauer: 6 Stunden, zwei Pausen

www.bayreuther-festspiele.de

 

 Kritikenrundschau

"Welche Überraschung, als diesmal am Ende Jubel, Trubel, Heiterkeit herrschte. Was hat Jay Scheib nur falsch gemacht?", fragt Helmut Mauró in der Süddeutschen Zeitung (27.7.2023). "Vielleicht lag es an der Brille, die eine augmentierte, also erweiterte Theaterrealität ermöglichen sollte, aber nur für weniger als 20 Prozent der Zuschauer zur Verfügung stand." Die Theater-AR wirke dann am stärksten, wenn sie ihre Künstlichkeit als Stärke begreift, "wenn sich die Blätter der grün-realistischen Baumriesen in abstrakte Geometrie verwandeln, zu Drei- und Vierecken verkümmern, und auch noch die Farbe ausrinnt. Dann entsteht im Kontrast zum expressionistisch farbgesättigten Bühnenbild eine Bildwelt." "Andererseits verführen die technischen Möglichkeiten auch zu kreativen Überreaktionen und schaffen auch einen gehörigen Erwartungsdruck, ständig Bilder zu liefern, selbst wenn keine originellen zur Hand sind." Die Sänger seien die eigentliche, stille Überraschung. "Jede Rolle war top besetzt", so Mauró.

"Eine große Freude, wie sich die Bühnenwirklichkeit zur technisch raffinierten Augmented Reality weitet", schreibt Manuel Brug in der Welt (27.7.2023). "Da gibt es gleich zu Anfang sich drehende, tanzende Glühwürmchen zum in sanften Motivwellen aufsteigenden Vorspiel." Diese für genau diesen nach wie vor magischen Ort komponierte Musik töne nicht nur unter dem präzise voranschreitenden Hügelgrabendebütanten Pablo Heras-Casado leise und betörend anziehungskraftvoll, "sie wird durch die virtuellen Bilder aus dem Computer noch transzendenter." Richard Wagner hätte an dieser Erweiterung der Theatererfahrung sicher seine Freude gehabt. Die allein eher statische Bühneninszenierung Jay Scheibs sei jedoch nur Bayreuther Durchschnitt.

Habe man nach Anpassung und Einweisung die schwere und schnell drückende Brille einmal auf der Nase, überlagern die unablässig fliegenden Objekte das durch die Brille abgedunkelte Bühnengeschehen, so Regine Müller in der taz (27.7.2023). Jay Scheib bombardiere das Brillenpublikum in Bayreuth tatsächlich vier Stunden lang ohne jede Pause mit Bildern, "die zumeist bloß illustrieren oder eher schlicht kommentieren, was auf der Bühne geschieht". Man sei so mit dem Wirbel der Bilder beschäftigt, "dass man das Geschehen auf der Bühne eher beiläufig wahrnimmt." Für die Musik sei das unverzeihlich, "denn dem Dirigenten Pablo Heras-Casado glückt im tückischen Festspielhausgraben ein sensationelles Bayreuth-Debüt: Ohne die üblichen Balanceprobleme gelingt ihm ein leichter, fast moussierender Wagner-Klang."

"Jay Scheibs Bayreuther Festspielpremiere sei ein Spektakel auf dem AR-technischen Stand der Dinge. Deutung und analoge Inszenierung sind dafür von gestern und vorgestern", findet Judith von Sternburg in der Frankfurter Rundschau (27.7.2023). Ohne Brille sah man eine mit etwas Video aufgepäppelte analoge Vorstellung, wie ein anständiges Stadttheater sie allemal zusammenbringe. Der Regisseur schließe zumindest brav den Kreis, indem die fremde Frau als Kundry-Doppel am Ende wahrhaftig auftaucht. Elina Garanca singe die Partie eher wunderschön als verzweifel, "eine etwas amerikanische Lesart für eine gespaltene Persönlichkeit".

Es braucht eine Weile, bis man sich diesem Dauergewitter ergibt und begreift: "Das alles hier ist maximal illustrativ, assoziativ, stark kitschverdächtig und in der Ausführung nicht selten erschreckend dilettantisch", so Christine Lemke-Matwey in der Zeit (27.7.2023). "Rasende Bilder, aber keine Vorder-, keine Hintergründe, die Wagners vertracktes Bühnenweihfestspiel durchleuchten würden". Von einer Emanzipation der Bühne jedenfalls, von einer neuen Gleichberechtigung von Klanglichem und Szenischem kann keine Rede sein. Am Ende "Ovationen für alle Sänger und den Dirigenten, keifende Buhs für das Regieteam. Bayreuth bleibt sich treu."

 

Kommentare  
Parsifal, Bayreuth: AR-Brillen-Nebel
Habe die Premiere nur am Bildschirm, nicht im Festspielhaus gesehen (und also natürlich ohne AR-Brille). Alle Kritiken, die ich las, drehen sich um dieses gescheiterte Brillenexperiment - womöglich gut, dass man den Kritiker*innen dieses Spielzeug gab, das lenkte von einer doch recht banalen Inszenierung (der böse Mensch, das E-Auto und die seltenen Erden!) offenbar ab. Auch das vielfach verteilte musikalische Lob scheint mir etwas überzogen, das war für mich eine sehr solide, aber keine spektaluläre Darbietung. Hier auf NK hätte ich mir auch ein Wort zur schauspielerischen Leistung der Sänger*innen gewünscht, ich konnte zB bei Schager oft gar nicht hinsehen - aber das vermittelt sich vielleicht nicht so, wenn gerade in Reihe 29 Blümchen auf mich zufliegen…
Kurzum: Dass AR-Brillen für einen kleinen Teil des Publikums in einem Opernhaus es inszenatorisch nicht bringen, war ja irgendwie sehr absehbar, aber immerhin hat man so diesen kleinen Teil des Publikums, darunter offenbar alle Kritiker*innen, anständig zugenebelt. Das nötigt mir gegenüber den Bayreuther Schlitzohren schon wieder Respekt ab.
Parsifal, Bayreuth: welche Frage?
Ich finde, wenn man eine Kritik schreiben will, sollte man das Stück zumindest einmal lesen. (Es wäre besser, es genau zu kennen, aber ich will ja nicht unbescheiden sein.) Wer das Stück gelesen hat weiß, dass Parsifal nicht versäumt, eine Frage zu stellen. Im Gegenteil: Nach der Gralszeremonie wird er aufgefordert eine Antwort zu geben, nämlich er sagen, ob er weiß, was er da gesehen hat. Das weiß er nicht, oder er kann es nicht sagen und wird deshalb erst mal rausgeworfen.

Die Geschichte mit der Frage steht bei Wolfram. Aber Wolfram hat ein Epos geschrieben, während es sich hier um eine Oper handelt. Von Wagner. Und die unterscheidet sich an nahezu unzählbar vielen Punkten erheblich von Wolframs Epos (über das sich Wagner übrigens ziemlich abfällig zu äußern pflegte). Unter anderem eben auch in diesem: Von einer Frage, die Parsifal zu stellen hätte, ist keine Rede, und es denkt auch niemand daran. Die Erlösung (wenn es denn eine ist) wird ja auch nicht durch eine Frage herbeigeführt. Im letzten Bild äußert Parsifal nämlich ausschließlich Aussagesätze.
Parsifal, Bayreuth: Fragwürdig
Wenn der Auftrag wäre, etwas Neues zu machen, wie wäre es dann mit URAUFFÜHRUNGEN in Bayreuth? Das wäre mal wieder ein sinnvolles, ein modernes Festival.
Wagner ist und bleibt fragwürdig, die Festspiele nichts anderes als eine Feier einer veralteten arroganten deutschen Überwältigungskultur, jetzt halt mit ein paar digitalen Pixeln mehr. Eigentlich nur noch für die Erben und die bayerische Schickeria da. Geschmacklos wie eh und je. Noch nicht mal alle Tickets sind verkauft.
Parsifal, Bayreuth: Folklore
@3: Auweia. Bei Uraufführungen wären noch weniger Tickets verkauft. Uraufführungen kann auch jedes andere Festival machen. Warum sollte das auf dem Grünen Hügel der Markenkern sein? Ich bin weder Erbe noch Bayerin noch Schickeria und bin gern überwältigt. Ich feiere gern, bin kultiviert und wenig arrogant. Ja, in jeder Biografie und Werk liegt Fragwürdiges. Bei Wagner insbesondere. Deswegen kann man sich per Interpretation (Bühne, Ausstattung, Solisten, Regie, Dirigat, ...) dazu verhalten. Ein Höhepunkt, dort Oper/Folklore zu erleben. -- Zum aktuellen Parsifal kann ich leider nichts sagen, aber darum ging es Ihnen ja auch weniger, wenn ich es recht lese. Vielleicht können wir uns auf "Folklore" einigen, bombastisch subventionierte. Immerhin wird das zahlende Publikum angemessen geschröpft. Und nicht vergessen: Wagners Werks wird international gefragt und geschätzt. Bei welchen - sagen wir: zehn - deutschen Uraufführungen der letzten 50 Jahre ist das der Fall?
Parsifal, Bayreuth: Genie
Selbstverständlich muss Bayreuth Wagneropern vorbehalten bleiben. Uraufführungen können woanders stattfinden - andere Opernhäuser gibt es genug.
Man muss Wagner nicht mögen - das ist Privatsache. Allerdings sollte man das Genie Wagners anerkennen und respektieren. Es ist unglaublich, wie viel Einfluss Richard Wagner schon Ende des 19. Jhr. auf ander Künstler hatte - auf Musiker, Dichter und Maler. So waren vor allem französische Künstler sehr beeinflusst aber auch englische, amerikanische und natürlich besonders deutsche. Man denke nur an Thomas Mann. Es gibt ein umfangreiches Buch eines Amerikaners über Wagners Einfluss auf die Kunst - bis heute, wo er auch viel Einfluss auf die Popkultur hat. Wagner hat sehr viele komplexe und vielfältige Werke nicht nur komponiert sondern auch den Text selbst verfasst - einmalig in der Musikgeschichte. - Der neue Parsifal ist immerhin erträglich - muss gestehen, dass ich kein Freund des Regietheaters bin und manche modernen Inszenierungen, z.B. Rheingold der Berliner Staatsoper nur ca. 10 Minuten im TV aushalte. Ja, Wagner sagte schafft Neues. Aber man kann auch neu und modern inszenieren, ohne Wagner und sein Werk zu verändern und/oder zu beschädigen. Beispiel: Lohengrin 2023 an der Met - im Kino gesehen. Zum ersten Mal diese Oper nahezu komplett verstanden und keine Sekunde gelangweilt - unendlich schön, modern inszeniert aber mit Liebe und Ehrfurcht vor dem Werk und mit dem Bestreben, den Zuschauer zum Werk hinzuführen - und nicht, ihn politisch beeinflussen zu wollen oder Wagner dekonstruieren zu wollen. So geht es auch - diesen Regisseur - ein Kanadier - wünsche ich mir für Bayreuth.
Parsifal, Bayreuth: Raum für die Musik
Zur Inszenierung und ihrer Beziehung zur Musik:
Ich habe genossen, dass diese Inszenierung zumindest Raum gibt sich auf die Entfaltung der Musik zu konzentrieren, obgleich es auch ihr nicht gelingt die Komplexitaet des Wagnerischen Textes angemessen transparent zumachen. Viele Inszenierungen halten sich heute nicht mehr an die klaren Wagnerischen Anweisungen zur Szene sondern gaukeln irgendwelche Aktualisierungen vor, die den Besucher eigentlich vom eigenen Denken ablenken. Immerhin beeindruckte die Parsifal Musik die meisten Komponisten der Zeit, insbesondere Mahler, Debussy und Bruckner.
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