Die Schutzbefohlenen - Claudia Meyer inszeniert Elfriede Jelineks Anklagestück zur europäischen Flüchtlingskrise am Konzerttheater Bern als Schweizer Erstaufführung
Verschreckte Vögel im Käfig
von Claude Bühler
Bern, 24. März 2016. Es mag erstaunen, dass sich ausgerechnet das Berner Konzerttheater die Schweizer Erstaufführung von Elfriede Jelineks Flüchtlings-Stück sichern konnte, das derzeit die deutschsprachigen Bühnen stürmt, und nicht die beiden auf Aktualität und Prominenz sensiblen Direktionen der Theaterhauptstädte Basel und Zürich. Bern stand ja eher in deren medialen Schatten bis im Januar ein Knall nicht auf der Bühne, sondern dahinter für Schlagzeilen sorgte: Nach nur einem halben Jahr Amtszeit wurde Schauspieldirektorin Stephanie Gräve, deren "fachliche Qualifikationen" der Verwaltungsrat als "unbestritten" deklarierte, freigestellt.
Dass in dieser Sache das letzte Wort, nicht aber die letzten Worte gesprochen sind, zeigte sich nun am Premierenabend, als Stephanie Gräve als Zuschauerin die Inszenierung jener Claudia Meyer besuchte, deren weiteres Engagement, wie zu lesen war, "gerüchteweise" zum erwähnten Knall geführt habe. Auf Anfrage wollte sich Stephanie Gräve in der Situation nicht äussern. Mit Sicherheit kann man sagen: à suivre.
Schwer erträgliche Sarkasmen
Nun wäre ein künstlerischer Erfolg als Befreiungsschlag willkommen. Doch mit der 100-minütigen Jelinek-Erstaufführung wurde er wohl nicht erzielt. Weniger wegen des Ensembles, das konzentriert die schwer zu bändigende Sprachgewalt Jelineks in griffiger Form vermittelte, sondern auf Grund von Regie und Dramaturgie.
Jelinek formt ihre Anklage gegen Europa und seine Flüchtlingspolitik, indem sie aus Situationsschilderungen von Morden, gescheiterten Meeresüberfahrten und herabwürdigender Behandlung schwer erträgliche Sarkasmen türmt. Flüchtlinge feuern Jelineks Schimpftiraden ab, die mit europäischem Kulturempfinden formuliert wurden: Sie packt uns bei der eigenen Basis. Die womöglich kathartische, sicher aber provozierende Wirkung entfaltet die Anklage dann, wenn sie möglichst direkt auf das Publikum losgelassen wird. Am Ehesten noch passiert das in Bern im kurzen Vorspiel in der Autoeinstellhalle: Die Protagonisten, von Masken verfremdet, lassen auf Augenhöhe zum Publikum ihrem Gefühlsmix aus Unverständnis, Zorn und Angst freien Lauf. Später im Hauptteil versackt das Anliegen aber ohne zu treffen oder zu rühren.
Menschenknäuel und Videoeinspieler
Das Stück besteht aus einer verdichteten Textfläche. Als hätte die Angst sie angeleitet, nur ja keine gestaltete Lesung zu machen, brachen Claudia Meyer und Dramaturgin Sophie-Thérèse Krempl den Text mit Spielformen aller Art auf. Der Aktionismus lässt einem die Sinne schwirren: Herumgerenne, immer neue Gruppenbilder und Menschenknäuel, Videoeinspielungen, Schriftgrafiken, Texte live und ab Band in verschiedenen Stilen. Bach und Vivaldi live vom Akkordeon, Travestieauftritt, Ausdruckstanz und dazu Jelineks anspielungsreicher, wortspielübervoller Langsatztext – kaum, dass man ihm im Tempo-Tempo noch genau folgen geschweige ihn mit den Bühnenvorgängen verbinden kann.
Nicht nur die vielen, offenen Fragen, warum jenes so?, was bedeutet dies?, verhindern den Eindruck eines grossen Ganzen: Zu gefühlt jeder fünften Zeile wird, dicht am Text und drauf auf den Text, eine neue Szene kreiert. Die Aufführung wirkt wie ein Nummernabend.
Im guten Falle erlebt man plakative Szenenbilder, etwa die angsterfüllte Gehetztheit der Flüchtlinge wie die der verschreckten Vögel im Käfig; Wir Europäer sitzen um drei Meter erhöht um den Spielraum, gucken also auf die Leute herunter. Oder wenn der Wutbürger in der U-Bahn sich darüber echauffiert, dass Asylsuchende "seinen" Platz besetzen, und er diese töten will; die Ensemble-Mitglieder stellen sich gegen die Wand, als müssten sie eine polizeiliche Leibesvisitation über sich ergehen lassen.
Schön anzusehen
Im schlechten Falle fragt man sich, worum es geht: um eine Kunstübung, um Jelineks Anklage oder um das Anliegen der Flüchtlinge? Als wollte die Regie da Lücken schliessen, als müsste sie sagen: davon reden wir die ganze Zeit, spielt sie Videobilder vom Flüchtlingselend an der Küste und an der Grenze ein. Das wirkt hilflos und inflationär. Wenn nicht gar missbräuchlich.
Gewiss, wir sehen Zartheit, die Suche nach Geborgenheit, wenn das Tanzpaar Patricia Rotondaro und Philippe Ducou in einem pas de deux vom Elend in feindlich gesinnter Fremde erzählen. Aber manche Tanzeinlage ist schöner anzusehen als klar einzusehen. Wir verstehen auch die Wutformel, wenn Milva Stark, Tobias Krüger und Sebastian Schneider in einem Hiphop-Video sich wie Bushido und Konsorten aufführen. Aber da fehlt nicht nur die massierte Wutenergie solcher Protagonisten: es ist auch nur eine (weitere) Verbildlichung von Jelineks Text – für den man so ein Klischee gefunden hat.
Die Schutzbefohlenen
Schweizer Erstaufführung von Elfriede Jelinek, mit einem Insert aus "Die Schutzflehenden" von Aischylos
Regie und Bühne: Claudia Meyer, Kostüme: Lea Nussbaum, Dramaturgie: Sophie-Thérèse Krempl.
Mit: Milva Stark, Tobias Krüger, Sebastian Schneider, Tanz: Patricia Rotondaro, Philippe Ducou, Akkordeon: Ruslan Shevchenko.
Dauer: 1 Stunde 40 Minuten, keine Pause
www.konzerttheaterbern.ch
Dieser Text ist am 30. März 2016 um ein Wort ergänzt worden, weil das indirekte Zitat aus der Berner Zeitung Der Bund sinnverrückend verkürzt wiedergegeben worden war.
Kritikenrundschau
"Ein hervorragendes Ensemblespiel", sah Beatrice Eichmann-Leutenegger für die Neue Züricher Zeitung (25.3.2016). "Es gehorcht einem dynamischen Wechsel zwischen lauten und leisen Sequenzen, setzt schonungslos Körpersprache ein und siedelt sich so an der Schnittstelle von Schauspiel und Tanz an." Eichmann-Leutenegger sah "expressive Bewegungsmuster" und hörte das Akkordeon-Spiel von Ruslan Shevchenko, "der mit Bach und Vivaldi eine Atmosphäre der Trauer schafft, aber auch die Sehnsucht nach verlorener Lebensfreude evoziert." Claudia Meyer schaffe es "überwältigende Polyfonie" (obwohl stark gekürzt) so zu reproduzieren, dass eine "grössere Nähe zwischen Publikum und Darstellern" entsteht.
Einen "Willen zur Zuschauerabholerei" identifiziert Daniel Di Falco in Der Bund (online am 27.3.2016) als Problem des Abends und schreibt: Claudia Meyers Inszenierung scheine Jelineks Text so wenig zu trauen wie der Konzentrationsfähigkeit des Publikums. "Statt dessen: Action, Action, Action!" Der "nimmer mehr endende Reigen von Einfällen" verdeutliche oder verdichte allerdings wenig, "es fügt sich vielmehr zusammen einem fortgesetzten Ausweichmanöver, zu einer seriellen Übersprungshandlung", so Di Falco. "Klar, so einen Brocken muss man (…) auf der Bühne schon irgendwie modulieren. Aber hier wird er förmlich weggeturnt."
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"Skeptiker und Zyniker werden bei der Berner Produktion der "Schutzbefohlenen" ungerührt wie Mephisto in der Studierzimmerszene fragen: "Wozu der Lärm?" Dagegen werden die Gutwilligen antworten wie die Mitglieder des Jassklubs Niesen, die ihre Kasse für die Bedürftigen äufnen: 'Wir spielen für einen guten Zweck.'"
Der einzige Grund für die Trennung ist in einer zwischenmenschlichen Unverträglichkeit zwischen Stephanie Gräve und Stephan Märki zu finden. Wer der Sache anderes andichten will, ist entweder wider besseren Wissens schlecht informiert oder verfolgt eigene Absichten, die mit dem KTB nichts zu tun haben.
"Die Schutzbefohlenen" brillierte durch ein hohes Tempo, gepaart mit Witz, Schärfe, Fragilität und ihresgleichen suchender Internationalität.
Fragend wird der Zuschauer zum Mitdenken und -fühlen verleitet.
Bern darf sich glücklich schätzen, eine solche Inszenierung sehen und präsentieren zu dürfen, in einer Qualität, die man eher in großen Metropolen wie Berlin oder London zu sehen bekommt.
Meiner Meinung nach verleihen Schauspieler und Regisseurin Bern eine äußerst wohltuende und überfällige Frischzellenkur.
Ich kann und möchte mir nicht verkneifen, dass eine solch regelrecht unverschämte und in der Tat unprofessionelle (sogenannte) Kritik an Ignoranz kaum zu übertreffen ist.
Interne Personaldiskussionen haben meiner Meinung nach in einer professionellen Kritik nichts zu suchen; es gilt, das Stück und seine Inszenierung zu bewerten, und ich wiederhole:
Die ist mehr als sehenswert.
Bravo!!!
Es war ein fulminanter Abend, der mich zum nachdenken angeregt hat und noch lange nachhallen wird.
Was hat denn jetzt dieser komische Streit zwischen dem Theater und der Schauspieldirektorin mit dieser Inszenierung zu tun? Hier geht es um wirkliche Probleme, ich finde die Flüchtlingsproblematik gerade etwas wichtiger als so einen Kleinkram und
ich finde es ehrlichgesagt zum Kotzen, so etwas zu vermischen. Echt.
Ich gebe zu bedenken, dass nicht nur Claudia Meyer sondern auch Johan Simons einen ähnlichen Inszenierungsweg bei Jelinek wählt, es also wohl nicht bloße Beliebigkeit ist. Die inszenatorische
Absicht ist doch klar lesbar und hat sehr wohl ihre, auch teximmanente Berechtigung: nämlich die Überforderung, der man als Europäer intellektuell, sozial und emotional mit diesem Thema ausgesetzt ist, auch bildlich auf die Bühne zu bringen und so den Zuschauer erst in die Lage zu versetzen, dieser Textdichtung überhaupt folgen zu können. Dass kein Wort über die Fassung bei einem ursprünglich 60-seitigen Text, der seine Dichte ja auch durch Provokation von Bildern gewinnt, ist auch erstaunlich und kann nur vermuten lassen, dass der Autor Jelinek gar nicht gelesen hat.
Ich habe die Inszenierung von Claudia Meyer übrigens sehr gemocht!
Sie hat tolle Bilder gefunden, die mir den sehr dichten Text viel näher gebracht haben,
der Anfang im Parkhaus war superstark der ganze Abend hatte eine tolle Energie, weiter so!
Die Personaldiskussion gehort hier für mich aus zwei Gründen hin: erstens ist eine Inszenierung im Zusammenhang mit dem ganzen Spielplan, allen anderen Regisseuren und dem Ensemble. Es ist interessant, wer dafür verantwortlich war und warum jetzt nicht mehr ist. Zweitens kann man die Frage nach der Diskrepanz zwischen den hehren Ansprüchen von Theater (hey, wir machen was Wichtiges mit Flüchtlingen) und dem Umgang mit Mitarbeitern, die einfach sang- und klanglos vor die Tür gesetzt werden, nicht oft genug stellen. I'm starting with the man in the mirror...
@@noah2000: Claudia Meyer lebt in Berlin, es werden Freunde zur Premiere angereist sein.
Zum Konflikt: ich kenne Beide und schätze Beide, Frau Graeve hat eng mit dem Theater Konstanz zusammengearbeitet und Stephan Märki war immer eigenständig, höflich und hat das Theater in Weimarer gerettet, er ist ein feiner Mann, kein Berserker, er hat nach meiner Kenntnis nie öffentlich schlecht über Frau Graeve gesprochen : die Geschichte hat etwas tragisches, aber sie darf auch von all den anderen Besserwissern nicht benutzt werden. Das hilft weder dem Theater noch den beiden Akteuren. Man darf unterstellen, dass nach Schweizer Recht, kein gutes Arbeitsrecht, aber Schäden kompensiert werden müssen und man muss allen Beteiligten offen lassen, dass die weiter am großen Projekt Theater arbeiten werden. Nein, es ist keine bessere Welt im Theater, sie ist nicht links und auch wenig sozial, sie ist manchmal verlogen, aber wir müssen an uns arbeiten, wir haben nicht verloren. Ps.: Othello habe ich gelobt in der Berner Zeitung, wie ich meine auch ästhetisch begründet.
ich verstehe Ihren Kommentar nicht, Bühler schreibt: wie zu lesen war, samt Link. Das wurde in der Presse diskutiert.
Aber schön, dass Sie hier sind, ich habe nämlich eine Frage: was passiert ist, ist ein extremer Vorgang, eine Direktorin, die gut und erfolgreich arbeitet, gegen ihren Willen mitten in der ersten Spielzeit freizustellen. Das Theater Bern hat durch die Diskussion öffentlichen Schaden genommen und es gibt interne Verwerfungen. (Alles nachzulesen) Nun sagen Sie, die Gründe waren "rein persönlich" und haben nichts mit künstlerischen Entscheidungen zu tun? Wie soll ich mir "persönliche" Gründe vorstellen, die nichts mit der Arbeit zu tun haben, aber dazu führen, dass jemand in dieser Weise seinen Arbeitsplatz verliert? Ist Frau Gräve Veganerin und das stört Herrn Märki? Gefällt ihm ihre Haarfarbe nicht? Mir fällt dazu echt nichts Vernünftiges ein. In Verbindung damit, dass Märkis Hang zur Beschäftigung von privaten Kontakten bekannt ist(u.a. Weimarer "Brezel-Affäre"), hinterlässt das "Persönliche" ein Geschmäckle. Damit tut der Stiftungsrat sich keinen Gefallen, dem Theater, Märki und Gräve auch nicht.
Auch das penetrante betonen ihrer Fähigkeiten wirft bei mir allmählich Zweifel auf. Und wenn es doch anders wäre?! Zu dem, wer sagt denn, die persönlichen Probleme gingen nur vom Intendanten aus? Vielleicht kann ja auch Frau Gräve den Intendanten nicht „riechen“!? Wir wissen es nicht.
Und warum wissen wir es nicht? Weil Frau Gräve in einer fast arroganten Machtdemonstration jedes informative Gespräch abwehrt, obwohl scheinbar ein starkes öffentliches Interesse besteht. Auch das lässt tief blicken.
Vielleicht ziehen ihre Fürsprecher nun allmählich einmal in Erwägung, dass dies Thema so langsam erschöpft ist. Bitte!
Ausserdem hält die Kritik die beiden Punkte Kündigung von Gräve und Aufführungskritik sauber auseinander - es gibt den einfuhrenden allgemeinen Teil und dann die Rezension. Ich sehe da keine Vermischung, es sei denn, sie unterstellen, dass der Kritiker wegen der Personalsache die Aufführung schlecht findet. Dafür sehe ich keinen Hinweis.
In Berlin oder London, das meinen Sie doch bitte nicht ernst. Der Abend hatte doch überhaupt keinen klaren Bogen, die szenischen Elemente und die Textteile sind mit den Schauspielern oberflächlich einstudiert worden, die Bilder werden der offenen Sprache Jelineks nicht gerecht. Verhoben. Ein Versuch. Für Bern reicht's, für Berlin oder London? Nie und Nimmer. (...)
Ihnen mag ein Geschmäckle bleiben. Mir nicht, denn Stephan Märki und das ganze Team im Theater machen eine tolle Arbeit, der Erfolg des KTB lässt sich sehen. Und ein Zerwürfnis zwischen zwie von gegen 500 Menschen im KTB ist kein Grund, plötzlich den Stab zu brechen.
Mehr ist dazu bei Trost nicht anzumerken. Und die Person, die mehr daraus machen will, muss sich die Frage erlauben, ob sie nicht eine eigene Agenda fährt, die mit dem KTB schlussendlich nichts zu tun hat.
Sie monieren sich über die gute und faire Kritik von Claude Bühler, ohne den Abend gesehen zu haben. Das ist nicht rechtens.
Sie schreiben, dass man den Fall Gräve so in einer Kritik nicht behandeln darf. (...)
Ich würde sagen, es ist nur fair, wenn jetzt auch mal ein paar Dinge an die Wasseroberfläche treiben, die lange im Trüben geblieben sind. Schauen Sie hinter die Masken, dort lauern unter den feinen Stoffen und Anzügen ganz verzweifelte, aber um so rücksichtslosere Menschen.
Und dass Märki das Weimarer Theater gerettet haben soll? Das meinen Sie nicht Ernst. Selten so gelacht.
Das ist schon traurig es geht hier um eine der schwierigsten Krisen, die wir in Europa zu meistern haben, Menschen, die hierher kommen, denen die grausamsten Schicksale widerfahren sind, denen Elfriede Jelinek ein monumentales literarisches Denkmal gesetzt hat,und worüber wird hier diskutiert? Die Weimarer Brezelaffäre. Und nein auch über Konflikte in der Führungsetage des Berner Theaters will ich hier nichts lesen. Das gehört hier nicht hin da gab es in der letzten Zeit auch genug Platz auf diesem Forum sich darüber auszubreiten. Ob zu Recht oder zu Unrecht das sei mal dahingestellt aber hier hat das nichts zu suchen. Vielen Dank!
@Peter Stämpfli: Schön sie hier anzutreffen. Nun ja. Das KTB hat wochenlang behauptet, es ginge um strategische Differenzen. Diese waren begründet - darauf deuteten die eigenen Recherchen und die der Zeitungen hin - in unterschiedlichen inhaltlichen Auffassungen (...). Wochen später wurden solche beruflichen inhaltlichen Konflikte plötzlich zu "anderen Wellenlängen" und "Es passe halt menschlich nicht" etc... Man änderte einfach die Gründe - und ab dem Moment hatte plötzlich nur mehr diese Wahrheit zu gelten. Wenn die Leute nun hier über diese Sache spekulieren, dann ist der Stiftungsrat wohl selber schuld. Zudem hätten sie - Peter Stämpfli - grad in der Phase nach der Freistellung - in der absolute Schweigepflicht galt für Stiftungsrat und Frau Graeve - vielleicht etwas weniger auf Facebook-Profilen ( wie jenem von Lukas Vogelsang ) rumstreiten sollen. Ja, ich verstehe nicht, wieso sie diese Schweigepflicht so brechen konnten! Ein Rat an den Stiftungsrat: Befreien sie doch Stephanie Graeve nun auch endlich von der Schweigepflicht, ohne dass ihr ökonomische Schwierigkeiten drohen. Das wäre fair auch der Öffentlichkeit gegenüber. Mag es innerhalb des KTB eine Diktatur geben. Wir da draussen wünschen uns gewisse demokratische Standards und eine ausgewogene Informationspolitik, in der beide Parteien zu Wort kommen dürfen, ohne dass diese eine dieser Parteien sich selber Schaden zufügen müsste.
@Prof Christoph: Schön sie hier anzutreffen. Sie sind ja ein grosser Afrika-Freund. Sie kommen zur rechten Zeit in die Debatte rein! Nehmen sie doch mal den Bakelit-Telephonhörer in die Hand, rufen sie Stefan Märki an und fragen sie ihn, warum er den togolesischen Darsteller des Othello (Ramsès Alfa) aus dem Engagement für das kommende Märchen am KTB entlassen hat - dies, obschon Frau Graeve ihn bereits engagiert hatte. Ich meine, Ramses hat doch bei "Othello" gute Arbeit geleistet ( da waren sich doch alle einig, ausser einem Kritiker der BZ - und auch sie fanden ihn gut! ). Was ist da geschehen? Sagt dieses Beispiel nicht vielleicht doch etwas aus über das Menschenbild am Konzert Theater Bern? Wenn es passt in das Muster, holt man sich einen Darsteller aus Togo für den Othello. Aber man engagiert dann keinen realen Menschen, sondern man macht das scheinbar nur aus modisch-oberflächlichen Gründen, ohne Nachhaltigkeit. Kein Wunder, dass dieses KTB dann die Schweizer Uraufführung eines epochalen Texts von Jelinek über Flüchtlinge mit Klischee vollpfropft und zu einem „Mittelstands-Geturne mit Karaoke" schrumpfen lässt. Es fehlt - so scheint es - nun an intellektueller Substanz am Haus. Die hat sich das Haus in einem Akt der Selbstamputation leider entfernt durch die fahrlässige Freistellung von Stephanie Graeve. Schöne Ostern!
ich schließe mich Samuel Schwarz an. Bitte streiten Sie mit uns hier (...)
Kommen Sie auf eine der nächsten Ensembleversammlungen, diskutieren Sie mit den Schauspielern, welche Konsequenzen der ganze Vorgang hat, wie viel Vertrauen und gute Energie weggebrochen ist. Sie wissen doch selbst wie schwer es wird, eine/n neuen Schauspieldirektor/in für Bern zu gewinnen. Vor allem nach diesem Debakel.
Welcher renommierte Kandidat würde jetzt noch zu uns kommen, wenn von vornherein die Gefahr besteht, auf nicht einmal halber Strecke entlassen zu werden. Aus belanglosen Gründen, die in der Rückschau noch belangloser werden, je mehr man sich diese persönlichen Gründe auf der Zunge zergehen lässt, in einer Erwachsenenwelt, die kein Kindergeburtstag ist?
Dass Sie und der gesamte Stiftungsrat solche persönlichen Gründe zulassen, um eine Direktorin freizustellen, verwundert uns. Wie ist das möglich? Wie kann so spät und so abrupt festgestellt werden, dass es zwischen Stephan Märki und Stephanie Gräve plötzlich solche Unstimmigkeiten gegeben hat. Und warum hat sich der Stiftungsrat auf diese Argumentation eingelassen und damit die Stabilität des Schauspiels erneut gefährdet? Und wieso hat man dann nicht die Möglichkeit genutzt, über eine neue personelle Lösung auch an der Spitze von KTB nachzudenken?
Das wäre doch nur gerecht gewesen. So verzögert sich das Sterben des Schauspiels in Bern und wird zu einem Sterben auf Raten...
Wenn Sie mit den Schauspielen sprechen, werden Sie erfahren, warum nicht alle sich hier mit ihrem vollen Namen äußern. Weil viele Ensemblemitglieder und auch andere Konsequenzen fürchten. Sie sind Stiftungsrat des Theaters, Sie wissen doch mit welcher Machtfülle ein Direktor/Intendant als oberster Lehnsherr ausgestattet ist. Das sind Verhältnisse, die absolutistischen Gesetzen gehorchen, vor allem jetzt, nach der Fusion. Und nach der Erweiterung der Geschäftsbefugnisse, die dem Direktor nun auch künstlerischen Freiraum gibt (Inszenieren, Einfluss im Schauspiel, Vertretung der Schauspieldirektion), obwohl das niemals im Konstrukt des Konzert Theater Bern vorgesehen war.
Ich wünschte auch, wir könnten uns mit anderen Dingen beschäftigen, zum Beispiel, wie wir das Schauspiel in Bern endlich einmal aus der Talsohle führen. Nun haben wir einmal überregionale Berichterstattung, und schon wird der ganzen deutschsprachigen Theaterszene deutlich gemacht, wie mittelmäßig das Schauspiel am KTB tatsächlich ist.
Eine Schweizer Jelinek-Erstaufführung ist in der Tat ein wichtiges Ereignis für das Theater in der Schweiz. Und dass Bern den Vorzug bekommen hat, vor Basel und Zürich ist in einer solchen Situation kein Glücksumstand. Wir müssen raus aus dieser Punktuellen Aufmerksamkeit, wir brauchen mehr Kontinuität in der Arbeit am Schauspiel. Mehr Qualität. Eine gute, gut vernetzte Schauspieldirektion, gute Regisseure, herausfordernde Stoffe, all das und mehr....
wir haben Ihren Kommentar nicht veröffentlicht, da er zu viele unüberprüfbare Dinge enthält.
Wir möchten Sie und auch die Mitdiskutanten bitten, hier nur noch Konkretes zur Inszenierung zu posten.
Posts zu Personalia werden ab sofort nicht mehr veröffentlicht.
Wir bitten um Verständnis.
Freundliche Grüsse aus der Redaktion, Esther Slevogt
mir ist das doch letztendlich vollkommen egal, dass sie hier ständig an der Debatte zum Vorteil von Frau Gräve rum manipulieren. Und natürlich sind meine Einlassungen zu Oberhausen und Frau Gräve überprüfbar. Dieses ständige Abschneiden und Verkürzen von Debatten, wenn es ihnen gefällt, bitte Frau Slevogt. Das die Redaktion in diesem Falle parteiisch ist, wird auch so deutlich genug. Sie lassen keine kritischen Meinungen zu Frau Gräve und ihrer Arbeit zu. Sie schützen sie. Können sie auch begründen warum?!
(Sehr geehrter Herr Baucks,
wir tun uns in dieser Berner Angelegenheit außerordentlich schwer, unseren Kurs unüberprüfbare Behauptungen und persönliche Schmähungen nicht zu veröffentlichen, zu halten.
Dennoch sind wir weit davon entfernt, Politik zu betreiben, sei es zu Gunsten von Frau Gräve, sei es zu Gunsten von Herrn Märki.
Wir haben uns nach interner Besprechung entschlossen, Ihren, ich nenne es mal Erfahrungsbericht doch noch zu veröffentlichen, verkürzt um ihre persönlichen Interpretationen des Charakters und der Personalpolitik von Frau Gräve. Wie veröffentlichen Ihr Schreiben ausdrücklich, weil Sie mit Klarnamen für Ihre Behauptungen einstehen.
Mit freundlichen Grüßen
Esther Slevogt und Nikolaus Merck
es tut mir leid, aber ihr Bericht handelt von einer verletzten Eitelkeit, dass Ihr Stück nicht angenommen worden ist, das ein Schauspieler - mit dem sie munter kommunizieren, obwohl Sie hier richterlich agieren sollten, eingespeist hat. Es geht um Ihre verletzte Eitelkeit provoziert durch Herrn Weise, der - im übrigen wie alle Intendanten - ein viel zu hohes Gehalt hatte. Auch Herr Märki wird jeden Monat einen Lohn nach Hause tragen, von dem vier oder mehr gute Schauspieler engagiert werden könnten.
Sie tun sich nichts Gutes damit, solche kleinlichen Berichte zu veröffentlichen. Und Sie haben hier in den Debatten, gerade in Bern, deutlich viel Raum eingeräumt bekommen. Zu viel vielleicht, denn eine gute Diskussion ist vor einem Monat, ungefähr, von Ihnen einfach abgebrochen worden. Egal, Vergangenheit.
Noch einmal zur Klarstellung, wir haben nicht den Eindruck, dass die Gräve Seite hier überbetont wäre. Darum geht es doch schon lange nicht mehr. Frau Gräve wird nie mehr hier arbeiten können. Es geht aber darum, wie es nun weiter geht mit dem Berner Schauspiel. Wer wird neuer Schauspieldirektor, wie geht es weiter mit Frau Meyer (...) (Im übrigen hat unser Kollege Ramses eine gute Arbeit beim Othello abgeliefert, er ist vielleicht nicht in dem Maße auf Frau Meyers Regievorstellungen eingegangen, wie sie sich das gewünscht hat. Man muss mit ihm arbeiten, wie mit jedem Schauspieler....)
Wir wünschen uns jetzt einen Plan vom Stiftungsrat, wie es weiter gehen soll mit dem Schauspiel in Bern, weil wir uns ernsthaft sorgen, und das darf uns erlaubt sein. Wir spielen im deutschsprachigen Theaterraum überhaupt keine Rolle mehr. Es gibt aus den letzten Jahren keine Inszenierung, die ein Marker gewesen wäre, für eine Linie, eine Entwicklung, eine Sprache, die man doch erkennen sollte, bei einem Theater dass doch im Vergleich finanziell recht gut ausgestattet ist.
Wir haben in Bern alle Bedingungen, um Inszenierung für Inszenierung ordentliche Arbeiten abzuliefern. Und nun gibt es zum ersten Mal wieder nach langer Zeit eine überregionale Reaktion, die so mäßig und uneindeutig ist wie die Inszenierung selbst, schal, nach Erfolg schielend, um Aufmerksamkeit bittend. Die szenische Arbeit von Frau Meyer, am Text, besteht quasi nicht. Sie arbeitet mit dem, was ein Schauspieler einbringt. Gut, wiederum, sind ihre choreographischen Ideen und ihre Arbeit am Körper. Vielleicht sollte sie in diese Richtung gehen.
Was wir uns wünschen, wäre eine Gruppe junger Regisseure, die das Schauspiel aufmischen, die mit uns neue und alte Stoffe und Texte durchdringen, die mit uns arbeiten, bis wir nicht mehr wissen, wie uns der Kopf steht. Ein Stil, ein Berner Stil, eine Handschrift, irgend etwas, gebt uns etwas, damit wir aus diesem jämmerlichen Tal herauskommen.
Dieser Kommentar war von mit etwas früher verfasst, ich schicke es trotzdem ab, die grauenvollen letzten Kommentare bestätigen das, was ich hier schreiben wollte nur noch. Also:
Ob wir hier ehrfurchtsvoll erstarren sollten?
Meine Meinung dazu: Ja das sollten wir.
Natürlich nicht vor der Tatsache, dass das Stück am Theater Bern aufgeführt wird, das war längst fällig und hat dann jetzt auch gut geklappt.
Wovor wir aber wirklich erstarren sollten, oder wenigstens mal inne halten, ist vor den Schicksalen um die es hier geht, denen Unaussprechliches widerfahren ist und denen Elfriede Jelinek mit diesem Text ein unvergleichliches Denkmal gesetzt hat.
Es ist ein literarisches Mahnmal, und ich glaube schon dass es den Menschen mehr nützt, dieses Stück aufzuführen, als dass es ihnen schadet. Ich finde, Claudia Meyer hat in ihrer Inszenierung Bilder gefunden, die den Text eindrücklich unterstützt haben, das ist alles und mehr kann Theater doch sowieso nicht leisten. Über die grundsätzliche Relevanz von Theater in dieser krisenbehafteten Zeit können wir uns an dieser Stelle gerne streiten.
Aber dass das Ganze offensichtlich keine Relevanz hat sieht man z.B. auch an Ihrem und den anderen Kommentaren hier. Das ist auch ein grundsätzliches europäisches Problem, es kommen die brennendsten Probleme auf uns zu und wir beschäftigen uns mit Kleinkrämereien.
Herr Schwarz, Sie vergleichen ein Stadttheater, in dem sich zwei Verantwortliche streiten, mit einer Diktatur, denken Sie nicht, dass Sie die Leute damit verhöhnen, die wirklich gerade vor einer Diktatur fliehen müssen? Dass sind die Menschen, um die es hier in diesem Stück geht.
Damit möchte ich übrigens nicht sagen, dass dieser Konflikt am Stadttheater Bern nicht wichtig ist,
und dass es ihn nicht zu diskutieren gilt, aber nicht in diesem Rahmen, nicht in Verbindung mit diesem Stück, und auch nicht in Verbindung mit dieser Inszenierung.
Wir haben natürlich Pressefreiheit, und Sie können sich äussern wie Sie wollen, Aber Sie müssen es sich gefallen lassen, dass ich das hier an dieser Stelle unanständig finde.
Liebe Nachtkritik, machen Sie doch bitte diesen Thread hier auch einfach zu.Im Namen der Personen, um die es hier gehen sollte.
Wenn die hier kein Gehör finden, dann sollten das die anderen auch nicht.
(gerade hier auf Nachtkritik hätte es Dutzende von Möglichkeiten gegeben, dass die SchauspielerInnen sich auch negativ über sie hätten äussern können, auch anonym ), das hat niemand gemacht. Einzig und alleine sie, Martin Baucks haben gegen Stephanie Graeve "gegiftelt" ( was ihr gutes Recht ist und ihnen niemanden nehmen sollte, aber sie waren der einzige ). Zu der Causa Othello: Der Othello-Schauspieler Ramsès Alfa war Othello in einer Claudia Meyer Inszenierung und kriegte für seine Performance auch sehr gute Kritiken - dieses Bestellen und Abbestellen von "Multikultur" ist meiner Meinung nach nicht anständig - und ja - auch unprofessionell). Ich und andere, die sich hier äussern, sind ja nicht untätig, wir reden ja mit den Leuten vor Ort. Ich glaub schon, dass wir KritikerInnen des KTB uns ein realistisches Bild der Sache machen. Und - um auf die Jelinek-Inszenierung zurückzukommen ( was ich tatsächlich wichtig auch wichtig finde, dass wir den Fokus behalten und nicht zu sehr abschweifen in die 90er Jahre ): Diese Inszenierung ist DIE Visitenkarte des neuen Spielleiters namens Stephan Märki. Sie ist nicht einfach eine von vielen Inszenierungen. Sie ist der Rohrschach-Test, wie es um die intellektuelle Satisfaktionsfähigkeit des neuen Teams bestellt ist. Ich wünschte mir in der Tat nun auch eine Diskussion über diese Inszenierung.
um in Ihrem Bild zu bleiben : ist der Boden Ihrer Schreibstube ggf . mit Senfgläsern seit dem Jahre 1998 bedeckt ?
Welchen " nachhaltigen " Eindruck Ihr Stück bei seiner Aufführung auf der grossen Bühne des Theaters Oberhausen gemacht haben soll , ist weder im Almanach des Theaters Oberhausen ( Hrsg. 2003 ) noch in Kritiken im Netz oder sonst wo auffindbar. Das Stück wurde meines Wissens nur einmal im Rahmen des TNT Treffens gespielt und ist danach kommentarlos in der Versenkung verschwunden.
Dass Sie das nach 18 Jahren noch immer wurmt und Sie veranlasst ,nach allen Seiten kräftig auszuteilen , darüber mag sich das Publikum selber ein Urteil bilden.
Dass Sie aber das Theater Oberhausen in den Jahren 1992 - 2003 in Bausch und Bogen disqualifizieren ,kann ich so nicht hinnehmen, zumal Sie selber in Berlin mit einem Regisseur ( Stefan Otteni ) gearbeitet haben , der diesem Theater den Start seiner Karriere mit zu verdanken hat. Und weil Sie anscheinend nicht wissen , welche Künstler das Theater gefördert und hervorgebracht hat, seien nur die Namen Kai Voges, Peter Carp , Ulrich Greb, Werner Schröter und andere genannt . Einige Schauspieler, die dort angefangen haben , spielen heute in zentralen Rollen auf grossen Bühnen.
Davon und von Ihrer offensichtlichen Unkenntnis in der Sache abgesehen, erlaube ich mir Ihnen vorzuhalten :
1. Das Theater Oberhausen wurde in den Jahren 1992 bis 2003 in der Kritikerumfrage NRW 5 Mal ( in Worten fünf ) vor den grossen Häusern Düsseldorf , Köln , Bochum zum besten Theater NRW gewählt .
2. Mit den Stücken von Dea Loher : Tätowierung , Elfriede Müller : Die Touristen , Sibylle Berg : Ein paar Leute suchen das Glück ... wurde Theater Oberhausen zum Mülheimer Theatertreffen eingeladen .
Die Stücke " Touristen " und Sibylle Berg " Herr Mautz " ( dies in eigener Sache ) gastierten bei den Autorentheatertagen in Heidelberg und am Thalia Theater.
Und da Sie so gerne pfeifen , pfeife ich auf Ihre Unkenntnis , möchte dies aber zumindest für die theaterinteressierte Öffentlichkeit und für meine gescholtenen Kollegen richtigstellen .
Über Ihre Phase am DT schweige ich aus reiner Höflichkeit und bitt Sie diesen Hinweis nicht weiter zu kommentieren .
Mit besten Grüssen aus Bonn
Rolf Mautz
( Ehemals Theater Oberhausen 1992 - 2003 )
wir bitten um Verständnis, dass in diesem Thread keine Kommentare mehr veröffentlicht werden, die nicht ausschließlich Stück oder Inszenierung zum Gegenstand haben.
Viele Grüsse aus der Redaktion
Zudem würde mich interessieren, wie die anderen Kolleginnen und Kollegen, die das Stück gesehen haben, den dramaturgischen Zugriff und die Inszenierung empfunden haben. Macht es Sinn, sich diesem wunderbaren Text der Jelinek so zu verweigern und ihn nur zu bebildern. Gab es keine Möglichkeit, erst einmal diesen durchaus schwierigen Text zu durchdringen. Ich fand den Abend streckenweise sehr langweilig, weil ich müde geworden bin herauszufinden, ob die Choreografie den Text bebildert oder einfach nur unterbricht. Warum nicht mutig, Frau Meyer, den ganzen Text inszenieren, und sich mit ihm Zeile für Zeile auseinander setzen. Wir hatten das Gefühl, dass der Text sie überwältigt hat, was an und für sich nichts schlechtes ist. Aber genau diese Überwältigung hätten wir gerne gespürt. Es fehlt das Lebendige an dieser Inszenierung. Sie zeigen zum Teil sehr schöne choreographische Elemente, für die Sie Talent haben, aber wieso haben Sie sich nicht schon bei der Stückwahl damit auseinander gesetzt, dass dieser Text nicht bebildert werden kann, dass es sich verbietet, ihn dadurch abzuschwächen, zu entkräften und zu verharmlosen. Wenn etwas an diesem Abend wirklich unschön war, dann diese Verharmlosung eines Grauens, dass ja von einigen Mitdiskutierenden trefflich angesprochen worden ist. (...)
Lieber Jelinek-Fan,
aber warum möchte ein Theater, eine Regisseurin genau diesen Text machen (...) ? Der Abend kommt als x-ter in einer Reihe Theaterabende und Inszenierungen daher, die sich wieder und wieder mit einem aktuellen Thema auseinander zu setzen, um sich dann an dem Versuch, diese Aktualität mit einem Kunstversuch zu verbinden, zu verheben und zu scheitern. Auch für die, die diesen Abend nicht gesehen haben, macht bereits die gute, treffende Nacht-Kritik und machen die Inszenierungsfotos deutlich, wie theatral und schulmässig diese Inszenierung daher kommt. Da wird gesprochen, das wird gestanden, da wird sich bewegt, dann wieder gesprochen, dann gesessen, dann sich wieder bewegt und gesprochen. Der Abend hatte etwas Kunstgewerbliches, als Schauspielabend, auch wenn manche der choreographischen Szenen die Qualität gehoben haben. Eine Verknüpfung von Schauspiel und Tanz stellt man so jedoch nicht her, wenn die Niveauunterschiede so groß sind. (...) Mit solchen Inszenierungen werden wir jedenfalls nie zum Theatertreffen eingeladen und rutschen ab im Niveau und immer mehr aus dem Kreis derer heraus, die überhaupt dafür in Frage kommen. Und wer die Gelegenheit hatte die Steman-Uraufführung zu sehen, die inzwischen ja auch schon beinahe 2 Jahre zurück liegt, und die sicher auch nicht in allen Punkten so meisterlich gelungen ist wie seine anderen Jelinek Inszenierungen, der konnte das Leistungsgefälle sehen zwischen den Inszenierungen an unserem und denen anderer Theater.
Eine gelungene Inszenierung war dies zumindest nicht. Eine Schüleraufführung? Ist das das Niveau, auf das wir nun zusteuern? Wer sitzt eigentlich in den Endproben und nimmt eine solche Inszenierung ab? Es handelt sich hier um das Berner Stadttheater, und wir kämpfen gerade um einen Platz zwischen den Schweizer Theatern, wir müssten uns behaupten, mit zeitgenössischen Inszenierungen, mit neuen, gut eingerichteten Texten und Materialien. Wann äußert sich Herr Märki zu seinem Konzept im Schauspiel? Er ist der dritte Schauspieldirektor in drei Jahren, bald kommt der Vierte, und immer wieder müssen sich die Schauspieler neu orientieren, improvisieren, sich hineinfinden, eine konzeptionelle Heimat finden, die es nicht mehr gibt.
Auch würde mich interessieren, wie sich Herr Märki die zukünftige Zusammenarbeit mit der freien Szene vorstellt, die ja nun schon angekündigt worden ist. Was wird jetzt daraus? Ein wichtiger Punkt für die Zukunft des Schauspiels in Bern.
Unbenommen: auf diesem Portal kann jeder seine Meinung zu einer Inszenierung posten, wie das die Meisten hier, wenn auch unter Pseudonym tun. Wenn Du aber die Inszenierung nur als Aufhänger nutzt, um hier Personalentscheidungen am Konzert Theater Bern zu kritisieren und Du Dir dabei anmaßt für das Ensemble dieses Hauses zu sprechen, dann wäre anständig auf ein Pseudonym zu verzichten.
Ich bin Teil dieses Ensembles und ich bin es leid, von Dir vereinnahmt zu werden!
Du schreibst: "Was wir uns wünschen, wäre eine Gruppe junger Regisseure, die das Schauspiel aufmischen, die mit uns neue und alte Stoffe und Texte durchdringen, die mit uns arbeiten, bis wir nicht mehr wissen, wie uns der Kopf steht. Ein Stil, ein Berner Stil, eine Handschrift, irgend etwas, gebt uns etwas, damit wir aus diesem jämmerlichen Tal herauskommen."
Die "Wünsche", welche Du Dir anmaßt auch in meinem Namen formulieren zu müssen, sind nur peinlich, sie beleidigen mich und alle Schauspieler/innen dieses Ensembles, weil wir täglich genau das tun, was Du zu vermissen scheinst ! So etwas unter Pseudonym zu posten und sich dabei noch hinter einer Gruppe zu verstecken, der man nicht angehört, ist in der Tat "jämmerlich" und ich wünsche Dir von Herzen, dass du aus diesem "Tal" herausfindest.
Jürg Wisbach
es tut mir leid, dass Du anders empfindest als vielleicht andere im Ensemble. Ich kenne die Hintergründe oder den konkreten Anlass Deiner Worte nicht, hoffe aber zutiefst, dass sie Deiner wirklichen Überzeugung entsprechen.
Beleidigen möchte ich keinen einzigen der Spieler und Spielerinnen am Schauspiel Bern, und auch Dich nicht, lieber Jürg. Nichts liegt mir ferner. Es kann sein, dass ich für eine Minderheit nicht spreche, für einen großen Teil tue ich das ganz gewiss.
Aber wie die Redaktion schon vorschlug, wollen wir hier fortan über die Inszenierung sprechen, die Dir hoffentlich besser als mir gefallen hat.
(Sehr geehrter Ben, der abschließende Hinweis ist wichtig. Der Abgleich von unterschiedlichen Stimmungen im Ensemble ist für Außenstehende nur begrenzt nachvollziehbar. Die Diskussion von Aspekten der Inszenierung hilft dagegen zu verstehen, wie konkret künstlerisch gearbeitet wird. Daher unsere Bitte um Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Gut. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
ist eine Form, die mir sehr viel erzählt, ich steige ein und erlebe. Jelinek verbietet es, sentimental und als Figur zu agieren, all das habe ich gesehen und ich habe viele Jelinek-Aufführungen gesehen. Schauen Sie sich doch mal um, das geht ja heute schon über Youtube, da sehen Sie einiges. Theater ist meiner Meinung dafür da, Bilder zu finden für Dinge, die durch die Sprache bereits präsent sind und sie mir nahe zu bringen. Dass dieser Text mit den Schauspielern gearbeitet wurde und das auf das genaueste, war offensichtlich.
bei Stemannn war es von vornherein konzeptionell so angelegt gewesen, dass die Schauspieler den Text nicht abspielen. Das ist ja gerade das Problem bei den meisten Jelinek-Inszenierungen, dass versucht wird, soetwas wie "Rollen" oder "Figuren" zu finden, die es nicht gibt. Stemann ist absolut konsequent, er entwickelt mit den Spielern ein Tableau auf der Grundlage des Textes und setzt den Text noch einmal auf.
Und es muss dazu gesagt werden, dass Frau Jelinek ihm nicht umsonst die meisten UA ihrer Texte anvertraut, weil Sie mit seiner Arbeit ihrer Texte einverstanden ist. Ich halte seine Inszenierung für sehr gelungen, auch wenn sie in der Qualität nicht in allen Aspekten an vorangegangene Arbeiten anknüpft.
Zu Claudia Meyers pathetischer Inszenierung habe ich mich schon geäußert.
(...)
Bei der Inszenierung handelt es sich um Stückwerk. Ich denke auch, dass die Arbeit noch lange nicht fertig war, dass sie möglicherweise sogar noch ein paar Tage hätte ruhen müssen, um Frau Meyer und den Schauspielern und Tänzern etwas mehr Ruhe- und Denkzeit zu geben. Das ist für das Stadttheater sicher ungewöhnlich. Die Videos hätten dann komplett fallen gelassen werden müssen, verstehen Sie. Für die Probenarbeit macht das Sinn, diese auch in den Endproben mitlaufen zu lassen. Aber dann Cut, raus damit. Der Abend hätte ohne die Videos gewinnen können, und mit einer noch stärkeren Akzentuierung der Tanzelemente, und schließlich mehr Ruhe bei den Spielern, damit dieses Durcheinander auf der Bühne aufhört.
Das waren meine wesentlichen Kritikpunkte.
Aber der Termindruck war sicher auch groß. Es wäre eine Entscheidung gewesen, den Termin der Premiere auch noch ein wenig zu verlegen. Alles ist möglich im Theater, wenn nicht dort, wo dann, oder?
Das habe ich jetzt für mich gesprochen, lieber Jelinek-Fan.
Jetzt muss ich aber los.
Das ist sehr klug, was Sie da schreiben, Sie sollten als Dramaturg/in arbeiten. Ich verstehe ja auch den Ansatz von Herrn Stemann, trotzdem habe ich bei seiner Inszenierung nur halb so viel vom Text verstanden wie bei Claudia Meyer und das ist mir auch wichtig. Ich finde, Sie gehen ein bisschen zu protestantisch an die Dinge ran, ein bischen mehr Sinnlichkeit würde auch Herrn Stemann manchmal gut tun, mal schauen wie jetzt seine Inszenierung in München wird. Vielleicht sehen wir uns da! Pathetisch ist für mich übrigens erstmal kein Schimpfwort, wenn das Pathos ironisch gebrochen wird, wie das in Claudia Meyers Inszenierung vortrefflich gelungen ist.
ich kann den Streit nicht nachvollziehen, den es um diese Inszenierung gibt. Die Arbeit von Claudia Meyer war passabel, wenn auch nicht ihre beste in Bern. (...)
Was mir nicht an der Meyerschen Arbeit gefällt, ist ihre zu geringe Demut vor dem Text der Jelinek. Ich würde sagen, dass ich über die Jahre 80% aller Jelinek-Texte - und auch diesen, gelesen habe. Und dass man die Schutzbefohlenen nur durch die Summe - oder den Berg - aller ihrer Texte hindurch begreifen und inszenieren kann. Ich sehe an diesem Abend nicht das Konzept, wie es beim Othello zu sehen war. Mir fehlt ein Bogen, eine Idee. Auch mir ist es zu viel Bewegung, wie nachtkritik richtigerweise festhält (eine gute Kritik!). Als ich das Stück sah, dachte ich oft an ein Gewimmel.
(...)
was genau meinen Sie mit passabel? Alles was Sie anbringen, sind Argumente gegen ein passabel. Oder ist das Theater Bern bereits so sehr in der Mittelmäßigkeit angekommen sein, dass wir als gut und passabel empfinden, was andernorts nicht mehr ausreichend ist.
Bitte präzisieren Sie deshalb Ihre Kritik. Es reicht doch nicht zu schreiben, Frau Meyer hat den Stoff nicht durchdrungen, hat keine Idee, kein Konzept, es fehlt der Bogen. Und dann passabel? Was genau war passabel an dieser Arbeit? Ich möchte es einfach nur verstehen.
Passabel ist nicht das richtige Wort, da möchte ich Ihnen Recht geben, allerdings: gut. Das trifft es besser. Ich fand, es war unter den schwierigen Umständen, den großen Erwartungen, der hitzigen Diskussionen der letzten Tage, die die Regisseurin möglicherweise belastet haben, eine Inszenierung, die doch funktioniert hat, oder?
Ja, zugegeben, sie hatte Schwächen. Ich hatte Anfangs innere Widerstände, überhaupt einsteigen zu wollen, was sich mir da bot, aber später war ich doch zufrieden, mir das Stück angeschaut zu haben. Ich habe es nie in einer anderen Inszenierung gesehen. Mir fehlt einfach der Vergleich. Deshalb, ja, war ich zufrieden ins Theater gegangen zu sein.
Zu allem anderen, was ich geschrieben habe, stehe ich. Der Text ist ein riesiger Berg. Jede und jeder die ihn liest wird merken, wie schon nach einigen Seiten des Lesens die Konzentration abdriftet. Ich hätte mir gewünscht, dass mich die Regisseurin oder die Schauspieler etwas mehr an die Hand nehmen, nur etwas mehr, nicht zu sehr. Die Idee der Inszenierung hat mir gefehlt, das sagte ich bereits, eine Art Konzept, dass die Bilder, die ich sehe zusammenführt mit dem was ich höre, mehr kann ich dazu nicht sagen. Die Videos sind völlig überflüssig, da gebe ich Ihnen Recht. Ein bisschen verkopft der ganze Abend, unterkühlt, kalt. Mir hat zum Schluss gefröstelt. Aber das war der Text, an dem ich mich festgehalten habe, so gut es eben ging. Vielleicht ist Jelinek auch gar nicht Frau Meyers Fach? Der Othello, jedenfalls, war prima.
Ich könnte auch einiges zu Ihren Anmerkungen sagen, Ben, aber ich will das unterlassen. Sie gehen da vielleicht ein wenig zu streng ins Gericht. Ich weiß es nicht.
Irgendwie habe ich so das Gefühl der Ben fand die Inszenierung in Wirklichkeit gar nicht so schlecht und hätte da gerne Dramaturgie gemacht. Sonst würde er sich hier nicht so aufregen. Die Inszenierung scheint ihm sehr nahe gegangen zu sein. Liebe Leute, Ihr müsst doch auch zugeben dass diese Inszenierung anscheinend stark polarisiert. Das ist ein sehr gutes Zeichen. Ich fand die Videos übrigens sehr spannend und wichtig für den Abend.
Die Frage ist doch, wie können wir diesem absoluten Grauen das da gerade vor unserer Haustüre passiert, dieser monströsen Unmenschlichkeit etwas entgegenhalten, auch im Theater? Und gerade an einem Theater wie dem KTB, wo im Publikum bestimmt nicht nur Konsens herrscht, was die Flüchtlingsfrage angeht, macht das ja sogar richtig Sinn, sich zu äussern. Diese Aufführung tut das mit sehr viel Wut und Zartheit.
Das muss man sich mal vorstellen, es braucht beinahe zwei Jahre bis das Stück der Stunde endlich in die Schweiz kommt.
Ich habe eben den unmittelbaren Nicolas Stemann-Vergleich, der mit den Texten der Jelinek einfach viel emphatischer umgeht und möglicherweise weniger Respekt hat, als Frau Meyer.
Und Schauspiel-Dramaturgie, nur weil ich mich hier mal mit einem Stück und einer Inszenierung auseinander gesetzt habe, nein, ich bin gut ausgelastet mit dem was ich mache, und zudem habe ich die Ausbildung dazu nicht. Wenn man so schnell Dramaturg würde, nur weil man über eine Inszenierung spricht, das wäre doch fatal, oder?
Ich denke nur auch über unsere Inszenierungen nach, das ist doch erlaubt, oder?
(...)
Was bitte ist denn energetisch? Ein paar Tanzeinlagen und Bewegungsübungen? Das war doch Durchlüftung einer zu eng gewordenen Inszenierung.