Strategiewechsel

Rostock, 19. Oktober 2016. Joachim Kümmritz, seit Spielzeitbeginn Intendant des Volkstheaters Rostock, will die Norddeutsche Philharmonie verkleinern und zugleich die Schauspielsparte des Hauses stärken. Wie ndr.de berichtet, hat Kümmritz unter dem Titel "Bewahrung und Erneuerung" ein neues Konzept für sein Haus vorgelegt, demzufolge die 73 Musikerstellen auf 63 reduziert werden sollen. Zugleich will er das  Schauspiel auf 14 Stellen ausbauen – das wäre ein Plus um zehn Stellen, wenn man vom aktuell von Stadt und Aufsichtsrat beschlossenen Konzept ausgeht. Wie die Pressestelle des Volkstheaters auf Nachfrage von nachtkritik.de mitteilt, handelt es sich bei dem Konzept um ein internes Papier von der Geschäftsführung an den heute tagenden Aufsichtsrat, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war.

Kümmritz wolle dem Bericht zufolge "nicht bei den schlecht bezahlten Schauspielern und Tänzern" sparen, sondern beim Orchester, "dem Ensemble, dass trotz Haustarif am teuersten ist". "Ein Strategiewechsel" nennt es der NDR-Bericht – seit Februar 2016 wurde ein Modell favorisiert, dass die Opern- und Konzertsparte stärkt und vom Schauspiel nur noch ein vierköpfigfes Rumpfensemble bestehen lässt. Das Ballett spielt in beiden Konzepten keine Rolle und wird 2019 aufgelöst.

Offen ist, ob Kümmritz' neues Konzept den Rückhalt des Aufsichtsrates genießt und wie der Rechtsstreit um den Haustarifvertrag der Norddeutschen Philharmonie ausgeht. Die deutsche Orchestergewerkschaft hat dem NDR zufolge gegen das Volkstheater wegen Nichteinhaltung des Vertrages Klage eingereicht.

(ndr.de / geka)

 

Was insgesamt in der Causa Volkstheater geschah, ist in der Chronik der Ereignisse nachzulesen.

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Kommentare  
Neues Strukturkonzept Rostock: Ziel 4 Sparten
Man versteht die Welt nicht mehr. Sewan Latchinain wird entlassen, weil er vehement für 4 Sparten eintrat, mehr als einmal (und zu Recht) die Kulturolitik von Land und Stadt kritisierte und das blödsinnige Rosinski-Konzept hinterfragte. Mehrfach versuchte er nachzuweisen, dass ein Opernhaus in Rostock keine Zukunft hat. Nun soll ein neuer Intendant es in Rostock also richten. Er soll Ruhe ins Team bringen. Und siehe da: Er verfolgt dasselbe Ziel wie Latchinian: Den Erhalt der 4 Sparten. Und von Ruhe im Team keine Spur. Wie auch, wenn Kürzungen anstehen. Nur kommt diesmal der Unmut aus einer anderen Ecke - nämlich von Seiten des Orchesters. Plötzlich will jemand ans "Allerheiligste", den Bereich, der bislang stets eine Sonderstellung genoss. Mit welchem Recht eigentlich. Und der Orchestervorstand sagt in der Ostseezeitung sinngemäß: "Man kann einen Kranken Organismus nicht gesunden, wenn man die gesündesten Organe beschneidet." Welche Arroganz, den eigenen Bereich so hervorzuheben. Hoffentlich wird Kümritz sich mit der Stärkung der Schauspielsparte durchsetzen können. Obwohl. Dann hätte Sewan Latchinan doch auch bleiben können)
Neues Strukturkonzept Rostock: folgerichtig
Wenn ein Publikum gerne in sinfonische Konzerte geht, aber nicht so gerne in die Veranstaltungen des Schauspiels, wie es in Rostock der Fall ist, ist es nur folgerichtig, dass dort gespart wird, wo dem Publikum die geringsten Nachteile entstehen.
Neues Strukturkonzept Rostock: Gremienarbeit
Latchinian hat öffentlich erklärt, dass er die Beschlüsse seines Aufsichtsrates nicht umsetzen wird, nach GmbH-Recht muss der Aufsichtsrat ihn fristlos entbinden. Kümmritz setzt die geltenden Beschlüsse um und legt parallel eine andere Beschlussvorlage auf den Tisch (nicht öffentlich!). Der Erstgenannte hat keine Ahnung davon, wie politische oder Gremienarbeit funktioniert und hat nahezu ausschliesslich auf der Klaviatur der Medien gespielt. Die Kritiken waren ihm wichtiger als das Ergebnis...
Neues Strukturkonzept Rostock: Phantomschmerz
zu zensor u. Heise

Na, Sie haben wohl die Weisheit und Deutungshoheit gepachtet, so aus der Distanz?
Wer Latchinian erlebt hat, kann Ihnen nicht zustimmen. Der Mann hat einfach zusammen mit seinen Mitstreitern unter widrigsten Umständen gute Arbeit gemacht vor Ort. Nicht umsonst geht es hier noch nach Monaten heftig um ihn. Kein Wunder: eine vielversprechende Entwicklung wurde gekillt. Da bleibt vieles aufzuarbeiten, zu werten. Da bleibt mehr als nur ein Phantomschmerz.
Neues Strukturkonzept Rostock: zwei Aspekte
#4 - Die künstlerische Theaterarbeit, die Sewan Latchinian unter vermutlich unsäglichen Bedingungen geleistet haben mag, diskreditiere ich nicht. Ich habe von ihm nur eine kleinere Arbeit, also deutlich zu wenig, gesehen. Als Geschäftsführer der GmbH hat er versagt. Das sind zwei verschiedene Aspekte.
Neues Strukturkonzept Rostock: Kraft und Ruhe
zu Heinse

Er war leider kein alleiniger Geschäftsführer, wie jetzt Kümmritz. Es gab auch noch den Geschäftsführer Rosinski und dessen unsägliches Rosinskikonzept: Hybridmodell. Aber beide Geschäftsführer zusammen haben dreimal hintereinander schwarze Zahlen geschafft, sogar erstmalig seit Jahren eine Rücklage von fast einer Million Euro. Wer da versagt hat und ob überhaupt, oder wer nicht, ist für mich völlig unklar. Am eindeutigsten ist für mich das Versagen der Kulturpolitik in MV, auch vieler Gremien. Schließlich können auch demokratisch legitimierte Gremien irren, da muß dann ein Einzelner versuchen Widerstand zu leisten, Fehlentwicklungen öffentlich machen,Entwicklungen wenigstens verzögern - und das ist Latchinian auch gelungen
Was Latchinian aber mit Kraft nicht geschafft hat, schafft Kümmritz offenbar mit Ruhe wohl auch nicht. Der Aufsichtsrat hat - wie in der Ostseezeitung zu lesen war - vorerst eindeutig abgewinkt.
Und zur jüngsten Vorstellung von Spur der Steine war der große Saal nur zu einem Fünftel besetzt.
Neues Strukturkonzept Rostock: festgelegte Verfahrensweise
#MV-er Also ich bin es langsam leid, das dauernd wiederholen zu müssen, aber gern noch einmal: Ein Geschäftsführer einer GmbH, der die Umsetzung der Beschlüsse seines Aufsichtsrates boykottiert, wird umgehend abberufen. Dabei ist völlig gleichgültig, ob die Beschlüsse des Aufsichtsrates falsch sein könnten - für die Aufhebung oder Revision der Beschlüsse gibt es festgelegte Verfahrensweisen. Es ist auch gleichgültig, ob es sich bei der GmbH um eine Gesellschaft mit dem Zweck der Brötchen-, Kaugummi-, Waffen- oder Kunstproduktion handelt, das Gesetz differenziert nicht nach moralischen Kategorien. Letztlich verbleibt nur Interpretationsspielraum: (a) wusste Latchinian das und hat seine Abberufung provozieren wollen oder (b) wusste er es nicht, dann ist er als Geschäftsführer einer GmbH gescheitert, weil er nicht mal die grundlegenden Strukturen verstanden hat. Ob er mit seiner Position dabei moralisch oder künstlerisch oder wie auch immer auf grosse Zustimmung stösst ist absolut irrelevant. (Meine letzte Meldung zu dem Thema, ich werde Sie nicht überzeugen, ich weiss. Gucken Sie einfach kurz in die betreffenden Gesetzblätter...)
Neues Strukturkonzept Rostock: Kunst verteidigen
Dies ist ein Forum über in erster Linie Theater, also Kunst - und kaum oder gar nicht über GmbHs, ob nun mit Kaugummi - oder Waffenproduktion. Wer wenn nicht wir Theaterleute und - freunde sollen denn Kunst und Kultur immer wieder gegen die Zumutungen und Übergriffe einer sparwütigen und rein ökonomisch - effizienzorientierten neoliberalen, kultur - und kunstfeindlichen Kamarilla, die auch Kaugummis oder Waffen nach streng GmbH rechtlichen Kriterien verwalten, verteidigen?
Mir geht es bei einer GmbH als juristischer Form eines Theaters nur darum, dass die GmbH für das Theater gut ist, und nicht das Theater der GmbH geopfert wird.
Neues Strukturkonzept Rostock: Abstufung?
Joachim Kümmritz ist darin erfahren, mit den diversen Kulturpolitikern
in M-V umzugehen. In Schwerin wurde die dortige Staatskapelle nach der
Auflösung der Schweriner Philharmonie um 18 Musikerinnen und Musiker
aus diesem Klangkörper aufgestockt (auf 104 oder 108, ich weiß es nicht
mehr ganz genau). Das war 1993 oder 1994. In zwei Schritten baute man dann
die Staatskapelle auf jetzt 66 Mitglieder ab. Offensichtlich schwebt
Herrn Kümmritz ein ähnliches Ziel in Rostock vor. Bei einer Verkleinerung
eines Orchesters droht, wenn auch nicht zwangsläufig, die Einstufung in
eine andere, zumeist niedrigere Kategorie. In Rostock wäre das von A nach
B, wobei die Gagenunterschiede nicht so groß sind, wie es auf den ersten Blick scheinen mag, womit ich keinesfalls einer Abstufung das Wort reden will.
Im Gegensatz zu den Schwerinern waren die Rostocker seit den 1950-er Jahren immer ein A-Orchester, dessen Qualität unbestreitbar war und ist, wie ich
aus eigener Hörerfahrung behaupten kann. Trotzdem halte ich es für einen möglichen Schritt, das Orchester über Nichwiederbesetzungen zu verkleinern,
so schmerzhaft das auch sein mag. Es können nicht immer nur die Anderen betroffen sein.
Allerdings stellt sich immer wieder die Frage nach der Kultur- und
Theaterpolitik des Landes und der Stadt. Die Summen, um die es den Politikern scheinbar nur geht, befinden sich im Landesmaßstab unter
einem Prozent. Aber dazu machte ich, machten andere auf diesen Seiten bereits detaillierte Angaben.
Neues Strukturkonzept Rostock: kurze Wege
Die Jugend zeigt, wie es gemacht wird. Sparpreis, Buchung in letzter Minute und kurze Wege nach Berlin nutzen oder Hamburg. Mimenspiel und oder Konzert besser dort besuchen. Gleich noch einen Tag bleiben oder zwei. Sonntagabend mit reichlich Impressionen zurück in die Provinz.
Neues Strukturkonzept Rostock: genauer hinsehen
Nun, das Orchester ist doch jetzt schon mit seinen 73 Planstellen "nur" noch ein B-Orchester, läuft aber immer noch unter A! Warum? A beginnt nach meiner Recherche ab 99 Planstellen...ich halte es für sinnvoll, da mal genauer hinzusehen und womöglich verkrustete Strukturen aufzubrechen!
Neues Strukturkonzept Rostock: Laßt die Geschichte entscheiden
Lasst doch mal die Gerichte entscheiden, was Recht ist.
Ein Orchster kann mit 66 Musikern nahezu das komplette klassische Orchesterrepertoire aufführen, wenn man Wagner mal ausklammert.Stimmts?
Neues Strukturkonzept Rostock: nicht verraten
zu Ulrich Heinse:
Es bedeutet Mut, dass Sewan Latchinian nicht widerspruchslos Entscheidungen eines Gremiums umsetzt. Der Mann hat eben Rückgrat - ohne Rücksicht auf eventuelle Konsequenzen für sich selbst. Und wenn man sich die besagten Gremien ansieht, dann sind dabei auch Mitglieder, denen es nur um das eigene Vorankommen geht, die keinerlei Bezug zum Theater haben, die gar nicht wissen, was Theater bedeutet, denen nur die Parteizugehörigkeit zum Posten verholfen hat. Sewan Latchinan hat eigene Ideale nicht verraten. Bravo!
Und bezüglich des Orchesters: Man kann sich eben kein A-Orchester leisten, wenn das Geld nicht da ist. Ist ein B-Orchester denn schlechter? Es gibt eine renommierte HMT in Rostock mit leidenschaftlichen jungen Musikern, die zu großen Aufführungen dazu geholt werden können.
Übrigens: Als es um den Abbau von 2 Sparten ging, als es um die Reduzierung des Schauspiels ging -wo war die Solidarität der Orchestermitglieder?
Neues Strukturkonzept Rostock: Anruf bei den Hells Angels
Also der Kümmritz ist doch eigentlich ein ganz schlauer.Aber wenn man beim Orchester 10 Stellen streichen will sollte man das wirklich schon Wochen vorher in der Zeitung rausposaunen?
Ist ein bisschen wie wenn die Polizei ne Drogenrazzia bei den Hells Angels macht und sicherheitshalber vorher anruft damit sie auch zu Hause sind.
Neues Strukturkonzept Rostock: einzig richtiger Vorschlag
Latchinian war der Politik einer Großstadt und den Besonderheiten eines Mehrspartenhauses nicht gewachsen. Wie so oft in der deutschen Theaterpolitik wird der Intendant eines Kleintheaters an das nächstgrößere Theater geschoben, für dessen Leitung ihm Wissen und Fähigkeiten fehlen. Allein, dass er das Orchester nicht eingebunden hat in die Stärkung des Theaters, dass es ihm nicht gelungen ist, wichtige Politiker hinter sich zu bringen, und dass er den Überblick über die inneren Strukturen und Vorgänge im Theater verloren hat, sind Zeichen dafür.
Hinzu kommt Rosinskis Jago, der in Rostock sein Werk vollbracht, nun in Halle weiter am Substanzabbau der Theater arbeiten darf.

Kümmritz Vorschlag ist der einzig richtige, er wurde in diesen Diskussionsträngen bereits mehrfach angesprochen. das Orchester muss erstens neu und niedriger eingestuft werden, zudem wird die Einsparung von zehn Musikerstellen zu mindestens 15 neuen Schauspieler und Tänzerstellen führen. Wie wir den Statistiken des Bühnenvereins entnehmen können, liegen die Durchschnittsgagen im Schauspiel plus Assistenzen bei 2.380, im Orchester, Einstufung A, bei 4.100 Euro plus Zulagen. Das Orchester muss sich ohnehin verjüngen, für größere Orchesterbesetzungen kann es sich durch Substituten (Studenten) verstärken, ohne dass der Klang schlechter werden würde. Es gibt keinen anderen Grund des Orchestervorstandes, sich dagegen zu wehren, als die Angst Abstriche machen zu müssen, anstatt sich mit d n Schauspielern zu solidarisieren. Dafür verantwortlich ist auch die harte Linie der dt Orchestergewerkschaft DBV, niemals nachzugeben.
Neues Strukturkonzept Rostock: Verdienste
zu Cotard

Nocheinmal: diese pauschalen Attacken auf Latchinian, sind für jemanden, der dabei war, nicht nachvollziehbar, müssen zurückgewiesen werden.
Es war schon v o r Latchinians Start politisch beschlossen, das Volkstheater zu verkleinern, mindestens in den Finanzierungsgrößen oder der Mitarbeiterzahl, oder den Sparten. Man hat es nur nicht deutlich veröffentlicht. Warum auch immer.
Solche Politiker hinter sich zu bringen hätte niemand geschafft. Aber Latchinian hat viele Politiker hinter sich gebracht. Noch nie ist ein entlassener Intendant von der Politik zurückgeholt worden.Latchinian hat auch das Orchester eingebunden, ein Haustarifvertrag mit Verzicht auf viele Millionen Euro bis 2018 war und ist keine Kleinigkeit.
Auch konnte Latchinian die Strasse und die Medien mobilisieren. Das muß man so auch ersteinmal können, wenn es nötig ist, und es war leider nötig.
Latchinian hat auch nicht den Überblick verloren - wir haben ihn verloren, den Überblick und Latchinian.
Aber es gibt immer noch alle vier Sparten, das sollte schon seit zwei Jahren nicht mehr so sein. Auch ein Verdienst von Latchinian.
Neues Strukturkonzept Rostock: Abwicklung
Das Ergebnis von Latchinians Bemühungen war, dass ein bereits gefasster Beschluss das Musiktheater abzubauen, umgewandelt wurde in den Beschluss das Schauspiel und den Tanz abzuwickeln.
Ob er das überblickt hat?
Auf der Straße waren konstant ca.300 Menschen.
Die Leute die Latchinian zurückgeholt haben, waren dieselben die ihn nachher entlassen haben( Bachmann, Kröger).
Welche Politiker hat er hinter sich gebracht, soweit ich sehe hat er nahezu jeden politischen Entscheidungsträger in Stadt und Land durch persönliche Angriffe gegen sich,damit auch gegen das Theater ( besonders das Schauspiel) aufegebracht.
So erscheint es mir, und ich war persönlich dabei.
Neues Strukturkonzept Rostock: überfordert
an MV-er

Ich muß Herrn Cotard beipflichten.
Herr L. wusste, worauf er sich einließ. Er wollte an das nächstgrößere Haus, um sich dort auszuprobieren und mehr ins Licht zu rücken.
Sicher haben Sie schon einmal vom Peter-Prinzip (Laurence J. Peter, 1969) gehört, das auch für die Theaterlandschaft gut anzuwenden ist.
Peter rutscht in der Städte- und Theater-Hierarchie eine nach der anderen Stufe höher, bis er auf die Stufe kommt, auf der seine Kenntnisse und Fähigkeiten nicht mehr reichen. Er scheitert. ("In a hierarchy every employee tends to rise to his level of incompetence.”)
Die wenigsten von uns wissen, wann der Job eine Nummer zu groß ist, auf den man sich gerne bewerben möchte. So geht es auch bei 90% aller Bewerbungen auf Intendanten- und andere wichtige Positionen im Kulturbereich.
Da L aber vertraglich auf dieser Stelle auf Jahre gebunden ist, wird gewartet, bis der Vertrag ausläuft oder es wird abgefunden. Bis dahin ist das Schiff bereits am Untergehen.
Denn die Möglichkeit zu sagen, "Hör zu Peter, das ist eine Nummer zu groß für Dich, Du bist Schauspieler, Du bist meinetwegen auch Regisseur, und vielleicht ist es Dir gelungen mit einer guten Mannschaft auch ein kleines Einsparten-Theater mit einem Bruchteil des Etats und Personals zu leiten. Aber das reicht nicht, um ein Mehr-Spartentheater zu leiten, das strukturell und finanziell bereits in Schieflage geraten ist. Dazu gehören Personal-, Krisen-, Lobby- und spartenübergreifende Erfahrungen, kulturpolitische und Management-kentnisse.", wird nicht oft genug genutzt. hier fehlen die Ehrlichkeit aller Beteiligten und die Begutachtung von Entscheidungen durch unbeteiligte Dritte, die in Varianten und Szenarios denken können.

Aber das ist nicht allein L's Schuld, auch wenn der Appetit größer war als die Fähigkeit zu verdauen. Es ist Aufgabe der Politik, sich richtig beraten zu lassen, bei der Auswahl von Intendanten, und es ist - partiell und möglicherweise - auch eine Sache des Bühnenvereins, auf eine gute Fortbildung junger Intendanten zu achten, und dass Stellen in ihrem Einflussbereich richtig besetzt werden. Wir lesen immer wieder davon, das es misslingt, dass neue Intendanten nicht in der Lage sind, in ihren Häusern richtig zu kommunizieren, Probleme zu lösen, Strukturen neu zu gestalten.
Deshalb ist es auch so wichtig, den Ensembles mehr Verantwortung zu übertragen. Mehr Mitbestimmung, neue Aufgaben bis hin zur Auswahl von Spartenchefs, von Spielplanpositionen und Gastregisseuren. Ganz zu schweigen von gerechteren Gagen. Warum traut man Musikern zu, den richtigen Chefdirigenten zu finden (ich erinnere nur an die Papst-Wahl bei den Berliner Philharmonikern), aber nicht gestandenen Schauspielern, ihren Schauspieldirektor oder ihre Hausregisseure zumindest für einige Spielplanpositionen selbst auszuwählen?
Es spricht überhaupt nichts dagegen.
Es ist nicht einmal ein Eingriff in die künstlerische Gestaltungsfreiheit des Intendanten, wenn dieser gemeinsam mit dem Ensemble agiert und dabei auf dessen Interessen Rücksicht genommen wird. Auch hier: alles eine Frage klugen Personalmanagements.

Allerdings muss man, um auf Rostock zurückzukommen, Latchinian Gerechtigkeit widerfahren lassen. Seine Rahmenbedingungen waren von Beginn an schwer, er hat sich nicht immer die richtigen Verbündeten gesucht, war überfordert, und wurde im eigenen Hause zuweilen deutlich torpediert und von engsten Mitarbeiten nicht gut beraten. Ohne Loyalität funktioniert Theater eben nicht.
Ich denke auch, dass Kümmritz Vorschlag mehr Chancen hat und die künstlerisch sinnvollere Lösung ist, als auf eine große Opernlösung zu setzen. Das Publikum fehlt in den strukturschwachen Gebieten Mecklenburgs, es gibt mit Kiel, Lübeck, Schwerin, und Greifswald/Stralsund eine enorme Operndichte in der Region, und mit Hamburg und Berlin 4 erstklassige Opern, die in weniger als zwei Stunden Fahrweite liegen. Am Beispiel der Stadt Erfurt zeigt sich, wie falsch es war, bei einer mittleren Stadt (200 TE) auf eine Oper zu setzen, die heute leer gespielt ist.
Für eine mittlere Stadt wie Rostock passt eigentlich nur eine Mehrspartenlösung, zumal es auch eine sehr lange Schauspieltradition, immerhin bereits seit 1786 gibt. Wenn man nicht weiß, wie man ein Theater spartentechnisch strukturieren soll - und das ist ja genau der Fall in Rostock, darf man sich nicht von sogenannten "Strukturmodellen" blenden lassen. Und das Wort Hybrid gehört hier überhaupt nicht hin, weil es auf falschen Prämissen beruht und Lösungen vorgaukelt, die nie kommen werden. Oft genügt ein Blick in die Theaterhistorie, um zu sehen, wie ein Theater in einer Stadt funktionieren kann. Hatte die Oper überhaupt einen bedeutenden Platz in Rostock, oder wünscht man sich das eher nur herbei? Das sind Daumenregeln, bevor man teure Gutachten in Auftrag gibt.
(Und ja, es gibt ein Orchester, aber mit 67 besetzten Stellen kann man heute 95% des Opernrepertoirs spielen. Das reicht völlig aus.)
Neues Strukturkonzept Rostock: Vorschläge
Bestätigen hier nicht einige gerade selber das Peter-Prinzip? Kann es sein, dass hier einige Saunagänger übers Rettungsschwimmen spekulieren? Wenn Rostock bald den nächsten Superintendanten sucht, sollten sich dann nicht einfach Chinesin, A. Cotard oder Ulrich Heine u.ä. bewerben?
Neues Strukturkonzept Rostock: so einfach
Ja, find ich einen super Vorschlag. U. Heinse, A. Cotard oder Chinesin sind echte Topkandidaten für die nächste Intendanz in Rostock. Es ist ja alles eigentlich so einfach, es muss nur ein kompetenter Nachfolger her, mit der Fähigkeit die Politik hinter sich zu bringen, das Orchester einzubinden, die Gremienarbeit zu können und den Überblick nicht zu verlieren.
Neues Strukturkonzept Rostock: einig
Wenn ich es richtig verstanden hab sind wir drei uns einig das Rostock keinen Superintendanten braucht.
Neues Strukturkonzept Rostock: im Gebälk
Gemeinsam, lieber Fragender, aber niemals mehr allein. Wer sich heute Guten Wissens und Gewissens allein auf die Intendanz eines mittleren bis großen deutschen Stadttheaters bewirbt ist entweder ein Genie, oder ein Blender, der sein Werk auf Kosten seines Ensembles und seiner Mitarbeiter verrichtet. Und genau weil die Strukturen und unzulässigen Vertragsbedingungen das ermöglichen, bewerben sich immer wieder jüngere oder mittelalte Theaterstrategen auf die Intendanzen im Glauben, ein Haus und ein Ensemble leiten, einen Spielplan machen und die Politik bedienen zu können - und niemand sagt nein, oder der Kaiser ist nackt. Allein in den letzten 12 Monaten hat es in über 20 Theatern im Gebälk gekracht, und zwar dort, wo Intendanten gesessen haben. Und bei fast allen ist alles unter den Tisch gekehrt worden, weil die Mitarbeiter Angst hatten, ihre Jobs zu verlieren. Pardon.
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