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Regisseur Peter Kupke verstorben

16. Dezember 2022. Der Regisseur Peter Kupke ist tot. Das teilt das Hessische Staatstheater Wiebaden mit, wo Kupke von 1985 bis 1992 Schauspieldirektor war.

1932 im schlesischen Kreuzburg geboren, begann Peter Kupke seine seine Theaterkarriere in der DDR. Mit einem Diplom der Theaterhochschule in Leipzig kam er 1956 als Regieassistent ans Deutsche Theater in Berlin, wo er mit Intendant Wolfgang Langhoff zusammenarbeitete. Erste Regiearbeiten entstanden am Theater der Bergarbeiter in Senftenberg, das damals unter der Schirmherrschaft des Deutschen Theaters stand. 1963 wurde Kupke Oberspielleiter am Potsdamer Hans Otto Theater, 1968 schließlich dessen Intendant.

In Potsdam förderte er Regisseure wie Jürgen Gosch und Fritz Marquardt und Schauspieler wie den späteren Intendanten des Deutschen Theaters Thomas Langhoff oder Carmen-Maja Antoni. In den 1970er Jahre gehörte er einige Jahre der Leitung des Berliner Ensembles an.

1980 verließ Peter Kupke die DDR und gelangte über Dänemark in die Bundesrepublik. 1985 holte ihn Intendant Claus Leininger als Schauspieldirektor ans Hessische Staatstheater, wo er Kupke 1990 auch das Ende der DDR erlebte. Seit seinem Ausscheiden aus dem Intendantenamt 1992 arbeitete Kupke als freier Regisseur, unter anderem in Odense, Cottbus und bei den Burghofspielen Eltville. Am 10. Dezember ist Peter Kupke im Alter von 90 Jahren in Frankfurt am Main gestorben.

(Hessisches Staatstheater Wiesbaden / sle)

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Kommentare  
Peter Kupke: Dankbar
Ich hatte das lehrreiche Vergnügen, in Wiesbaden Ende der 80er/Anfang der 90er-Jahre mit Peter Kupke zusammenarbeiten zu dürfen. Ich lernte einen nüchternen, klar denkenden und analytisch präzise die jeweilige Aufgabenstellung erfassenden Regisseur kennen.
Ebenso den - zumindest soweit ich das beurteilen kann - klar und sachlich kommunizierenden, verlässlichen Schauspieldirektor und unaufdringlich-zugewandten Mentor.
Persönliche Erinnerungen sind im vergänglichen Medium Theater oft das Einzige, was bleibt. Wenn ich mir erlaube, dazu etwas beizutragen, dann sei es erlaubt, folgende Erinnerungen kurz hier festzuhalten.
Unvergesslich für mich und prägend für mein weiteres Leben seine Einschätzung von mir als Schauspieler: "Sie werden nie ein Homburg sein, sondern immer ein Hohenzollern." Diesen offenen Worten verdanke ich eine doch recht glückliche Laufbahn als Regisseur und das Auslassen eines vermutlich weniger dankbaren Schauspielerlebens.
Ebenso verdanke ich Peter Kupke die Fähigkeit, nicht am Posten zu kleben und - so hoffe ich doch - mich während der Ausübung einer leitenden Tätigkeit nicht im Machtrausch zu verlieren: "Denken Sie an Ihrem ersten Tag an den letzten Tag."
Mit Peter Kupke verbinde ich die Fähigkeit, voller intelligenter Leidenschaft Wesentliches zu erkennen und die handwerklichen Fähigkeiten, das auch umzusetzen. Das ist selten geworden.
Im hohen Alter entschloss er sich, mir den Gefallen zu tun, in meiner Intendanz in Hof eine seiner vermutlich letzten Inszenierungen anzutreten: 2014 führte Peter Kupke Regie bei "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny".
Eine für ihn typische, weil durchdachte und jeder Eitelkeit widerstehende Inszenierung, die dem Werk durch und durch gerecht wurde.
Ich bin dankbar, ihm begegnet zu sein.
Peter Kupke: Dank & Adé
Sein Schüler war ich an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Die Dialektik lag schon in der Besetzung: Ich sollte Molieres Don Juan übernehmen, Kollege Tewes war der Scanerelle. Ich schwitzte als Leistungssportler, so die Idee, der wohl trainierte Kollege ließ es gemütlich angehen. Irgendwann wies er darauf hin, dass Kupke wie eine Ente aussähe. Ja, das tat er! Und wie er das tat! Es war eine Freude - und ich hatte einen Lachkrampf. Ich habe die kluge Art von Peter sehr gemocht und viel gelernt.
Paar Jahre später sah er mich in meinem ersten Engagement in Köln und meldete sich und engagierte mich als seinen Assistenten und mit einer Rolle für Eltville. Dort habe ich noch mehr von ihm gelernt, über das Vergnügen des sachlichen Inszenierens und die Freude am dialektischem (Er)Finden von szenischen Lösungen.
Wir verloren uns aus den Augen.
Ich habe Peter viel zu verdanken und denke oft an ihn.
Mach’s gut! Grüß Brecht und Müller und all die anderen!
Peter Kupke: Präsenz und Gedankenschärfe
Als Student durfte ich im 2. Ausbildungsjahr mit Peter Kupke arbeiten. Er schlug „Romeo“ oder „Laertes“ vor, ich wollte unbedingt Heiner Müller mit ihm arbeiten. Also rief er mich an und sagte, dass wir uns treffen und ich ihm in einer 45min- Performance überzeuge sollte, warum ich an Heiner Müllers “Germania - Tod in Berlin” arbeiten möchte. Ich konnte ihn überzeugen. Kaum ein anderer Dozent hat mir mehr über Sprache, Ausdruck, Gedankenschärfe, spielerische Intuition, und Präsenz beigebracht, als Kupke. Kupke, dieser politische Kopf, den man im Unterricht siezte und der auch mal einen Kleist- Monolog mitbrachte, an dem ich eine Probe lang mit ihm arbeitete, bevor wir wieder zu Müller zurückkehrten. Als ich dann ins STUDIO des Schauspiel Frankfurt engagiert wurde, trafen wir uns in der Hochschule noch einmal. Er hackte sich bei mir unter, sagte “komm, wir gehen mal ein Stück zusammen”, als wir dann in den Frankfurter Grüneburgweg einbogen, sagte er: “Ich bin übrigens der Peter”.
Gute Reise, lieber Peter und Danke!
Peter Kupke: Mit Dankbarkeit und Verneigung
Als Student durfte ich im 2. Ausbildungsjahr mit Peter Kupke arbeiten. Er schlug „Romeo“ oder „Laertes“ vor, ich wollte unbedingt Heiner Müller mit ihm arbeiten. Also rief er mich an und sagte, dass wir uns treffen und ich ihn in einer 45min- Performance überzeuge sollte, warum ich an Heiner Müllers “Germania - Tod in Berlin” arbeiten möchte. Ich konnte ihn überzeugen. Kaum ein anderer Dozent hat mir mehr über Sprache, Ausdruck, Gedankenschärfe, spielerische Intuition, und Präsenz beigebracht, als Kupke. Kupke, dieser politische Kopf, den man im Unterricht siezte und der auch mal einen Kleist- Monolog mitbrachte, an dem ich eine Probe lang mit ihm arbeitete, bevor wir wieder zu Müller zurückkehrten. Als ich dann ins STUDIO des Schauspiel Frankfurt engagiert wurde, trafen wir uns in der Hochschule noch einmal. Er hackte sich bei mir unter, sagte “komm, wir gehen mal ein Stück zusammen”, als wir dann in den Frankfurter Grüneburgweg einbogen, sagte er: “Ich bin übrigens der Peter”.
Gute Reise, lieber Peter und Danke!
Peter Kupke: Entdeckung
Man sieht sich zweimal im Leben und bei Peter Kupke war es dreimal. Ich habe ihn 1978 im Berliner Ensemble kennengelernt, als sein Ansehen dort im Sinken war, obwohl er mit dem "Kaukasischen Kreidkreis" einen Theaterabend geschaffen hatte,der sich bis zur Wende 1990 im Spielplan hielt und internationale Erfolge hatte. Es war der Familie Landgraf zu verdanken, das er den "Artuo Ui" für das " flache Land" inszenieren konnte und wir in dieser Arbeit mühelos seiner Entdeckung folgen konnten : analytisch wurde dem Zuschauer gezeigt ,wie man mit Mord und Totschlag an die Macht kommen und dort bleiben kann.Das war eine neue Lesart, die verblüffte und logisch war für den Zuschauer in seinem schrecklichen Endergebnis.
Fast gleich danach haben wir dann den " Sonnenuntergang" erarbeitet und ich traf auf einen Regisseur, der wirklich jeden Winkel dieser Familientragödie ausleuchtete , zum positiven Erstaunen von uns Darstellern. Ich sehe ihn heute noch mit seinen vielen Zetteln zur Probenkritik kommen und nie wieder habe ich erlebt, wie man sich über seine Beobachtung unserer Abeit freute und sie ungemein spannend fand. Peter Kupke beherrschte seinen Beruf und es war eine Freude, mit ihm in seinem Leben unterwegs gewesen zu sein ! Danke, Peter !
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