Claus Eberth gestorben
Weggefährte
München, 26. Juni 2009. Wie das Bayerische Staatsschauspiel heute bekannt gab, ist das Ensemblemitglied Claus Eberth am 24. Juni im fünfundsiebzigsten Lebensjahr gestorben.
Das Staatsschauspiel schreibt: "Claus Eberth, als Kind eines Schauspielerehepaars am 21. September 1934 in Würzburg geboren, erhielt Schauspielunterricht an den Hamburger Kammerspielen und gelangte über Engagements in Schloss Maßbach, Karlsruhe und Wuppertal an die Staatlichen Schauspielbühnen Berlin. 1976 kam er an die Münchner Kammerspiele und spielte in Dieter Dorns Antrittsinszenierung der "Minna von Barnhelm" den Paul Werner.
Seit dieser Zeit war Claus Eberth einer der begehrtesten und meistbeschäftigten Schauspieler des Ensembles und arbeitete mit vielen wichtigen Regisseuren des Hauses: mit Dieter Dorn (Sir Toby Rülps in "Was ihr wollt", als Danton in "Dantons Tod", als Sir Lancelot in "Merlin", als der Maler Titorelli in "Der neue Prozess", als Achilles in "Troilus und Cressida", als Kent in "König Lear"), Hans Lietzau (u.a. als "Blauer Boll" von Ernst Barlach), Ernst Wendt (u.a. in der Titelrolle im "Ödipus" und als "Germania" in "Germania Tod in Berlin", beides von Heiner Müller), George Tabori, Thomas Langhoff, Harald Clemen und Peter Zadek.
Dieter Dorn sagt über Claus Eberth: "Claus Eberth hatte in München den großen Auftritt. Er kam 1976 mit mir vom Berliner Schillertheater, ein hoch geschätzter Schauspieler. 2001 kam er mit uns ans Bayerische Staatsschauspiel, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so viel spielen.
Claus Eberth lebte in einem Widerspruch, in dem Widerspruch zwischen seinem robusten Aussehen, der großen Kraft, die er ausstrahlte und der ungeheuer zarten Sensibilität, die ihm zu Eigen war. Eberth sah so aus, wie man sich auf dem Theater einen Kämpfer und Helden vorstellt. Als Schauspieler war ihm das Revolutionäre und Robuste aber ganz fremd, seine Arbeit war ein ununterbrochenes Suchen und Entwickeln. Und er war, auch dies nicht unbedingt seiner Wirkung als Kämpfer entsprechend, ein Mensch, der Harmonie brauchte und suchte, nicht die Konfrontation.
Eberth kämpfte mit jeder Rolle, mit ihren Herausforderungen, mit seinem Anspruch an sich selbst und seiner Sehnsucht, der Rolle wirklich ganz und gar gerecht zu werden. Das ging so weit, dass er während der Proben seine ganze Existenz in den Dienst der Arbeit an der Rolle stellte. Immer suchte er in ihr die Nähe zu sich und seiner Situation, bis ins konkret Biographische.
Deshalb interessierte ihn zuletzt vor allem der Umgang mit Becketts alten Männern, mit denen er sich begeistert identifizierte und die ihm in schwierigen Zeiten wieder Lebensmut gaben: Krapp im "Letzten Band" und Hamm im "Endspiel", die er zusammen mit seinem Sohn Matthias im Marstall realisierte und spielte. Zum letzten Mal trat er am 14. November 2008 als Hamm im "Endspiel" auf."
(Bayerisches Staatsschauspiel/ jnm)
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