Presseschau vom 30. April 2010 – Gespräch mit Bibiana Zeller im Wiener Standard
Man hat uns leben lassen
Man hat uns leben lassen
30. April 2010. Für den Wiener Standard hat Renate Graber ein langes Gespräch mit der Burgtheater-Schauspielerin Bibiana Zeller geführt. Sie erzählt darin u.a. von den Privilegien, die die alten Burgtheater-Recken hatten: "Man hatte die Blickrichtung zum Publikum im Vertrag festgeschrieben". Und von den Glacéhandschuhen, die Sie sich als frisch Engagierte kaufte, "das erste was ich tat, als ich an der Burg unterschrieben hatte".
Die Zeit unter Peymann hat sie in guter Erinnerung: "Peymann hat geöffnet, alles auf den Kopf gestellt, ganz Wien verärgert, aber auch die größten Feste gegeben." Er sei "ein absolut Besessener. Und wenn man besessen ist, ist man nicht ganz bei Trost, kann also auch nicht Einblick, Überblick, Verständnis haben."
Politiker sind für sie Menschen, die "uns das Theaterspielen geraubt" haben. "Das einzige, was uns unterscheidet ist Literatur: Wir Schauspieler dürfen Texte haben und müssen nicht mit unserem eigenen Blödsinn durch die Welt gehen."
Auch über ihre aktuelle Inszenierung spricht sie, in den Geschichten aus dem Wiener Wald spielt sie die Großmutter, die ihr Enkelkind umbringt: "es ist jeder so gemein (...) Ist doch lächerlich, wenn einer sagt: In Wirklichkeit bin ich viel netter." Befragt zur Produktion, die - so die Interviewerin - bei der Premiere "total durchgefallen" sei, während es bei der zweiten Vorstellung großen Jubel gegeben habe und die Schauspieler dem Publikum applaudiert hätten, sagt Zeller: "Ich habe so etwas noch nie erlebt, auch meine Kollegen nicht. Man hat uns liebevoll angeschaut und uns leben lassen. Wir waren völlig überrascht, es war einmalig."
Hier geht's zur Nachtkritik der "Geschichten aus dem Wiener Wald", inszeniert von Stefan Bachmann und Sven-Eric Bechtolf, die auch unter den nachtkritik-Lesern sehr umstritten war.
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