Medienschau: Der Standard – Zum 80. Geburtstag des Bühnenbildners Erich Wonder

Klirrende Perfektion

Klirrende Perfektion

31. März 2024. Am gestrigen Samstag wurde der Bühnenbildner Erich Wonder 80 Jahre alt. "Er hat, als völlig eigenständiger Schüler von Caspar Neher und Fritz Wotruba, früh die vor Kälte klirrende Perfektion Stanley Kubricks angestrebt", schreibt Ronald Pohl.

"Seine Räume besitzen dieselben intakten Oberflächen, dieselbe unantastbare Qualität," so Pohl weiter in der Wiener Tageszeitung "Der Standard" (30.3.2024). Wonder habe sich von Anfang an klein gemacht, sein Auge dennoch scharf gestellt, "indem er sich selbst, bescheiden wie eigensinnig, zur Kameralinse erklärte. Als solche blickt der gebürtige Burgenländer – Wonder stammt aus Jennersdorf – bis heute kalt und starr auf die ihm anvertrauten Seelen."

"Der weit und breit wichtigste Ausstatter aller Großregisseure, ob sie nun Claus Peymann heißen, Jürgen Flimm, Andrea Breth, Heiner Müller oder Luc Bondy," habe den Hamlets und Borkmans, den Tristans und Isoldes "die ihnen kongenialen Schatullen und Futterale" gebaut. "In diesen obwaltet eine strenge, nacheuklidische Schönheit: eine Harmonie zweiter Ordnung, denn erst durch geringfügige Verzerrungen wird auf Wonder-Bühnen die Arbeit des Traums in Erinnerung gerufen. Der Stich ins Absurde, gepaart mit Nacht und Finsternis, erinnert nicht von ungefähr an Max Ernsts visionäre Holzstich-Collagen."

(Der Standard / sle)

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