Medienschau: DrehPunktKultur – Protest der Letzten Generation beim Jedermann

Dramaturgisch versierte Aktion

Dramaturgisch versierte Aktion

23. Juli 2023. Aktivist*innen der Letzten Generation störten am Freitagabend den Auftakt der Salzburger Festspiele. Kritiker Reinhard Kriechbaum applaudiert.

Eine Frau und zwei Männer wurden vom Saaldienst hinausbegleitet, nachdem sie während der Aufführung des Jedermann von ihren Sitzen im Zuschauerraum aus lautstark entschiedene Klimaschutzmaßnahmen gefordert hatten.

Nachtkritiker Reinhard Kriechbaum kommentiert die Aktion auf seinem Blog DrehPunktKultur wie folgt: "In Michael Sturmingers neuer Inszenierung des Jedermann wird uns die Titelfigur als einer dieser Betonköpfe vorgeführt, die Zeichen der Zeit nicht erkennen und Folgen dieser Beharrlichkeit nicht sehen wollen. Er schwimmt in dem Geld, das für ihn und seinesgleichen 'arbeitet'. Aber vor seinem Haus schaut's zapfenduster aus. Mit der Natur und mit den Menschen.“

Diese politische Botschaft der Inszenierung dürfte jedoch für sich kaum Wirkung entfalten, so die Befürchtung des Kritikers. "In den Festspielhäusern sitzen dann letztlich doch die Wohlhabenden, die am allerwenigsten Interesse daran haben, dass sich irgendetwas zum Besseren, zum sozial Gerechteren verändert. Für dieses Publikum gilt dann: Bei einem Ohr rein, beim anderen raus.“ Insofern müsse man den Hut ziehen von den Aktivist*innen. "'Wir alle sind die letzte Generation', haben sie in den Raum geschrien. In Wirklichkeit saßen da freilich doch mehrheitlich Menschen der vor- und vorvorletzten Generation, aber denen schadet eine Live-Ermahnung schon gar nicht."

Die Aktion passe nicht nur sehr gut zur Inszenierung, auch sei der Zeitpunkt der Intervention punktgenau getimt, "[g]erade als die Tischgesellschaft Platz genommen hatte". Es sei also nicht so, dass diese jungen Leute sich nur als Natur- und Menschenschützer gerieren. "Sie haben sogar vom Jedermann dramaturgisch eine Ahnung. Kompliment!"

(DrehPunktKultur / miwo)

 

 

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