Medienschau: FAZ – Würdigung für Kritiker Georg Hensel

Skandal der Lesbarkeit

Skandal der Lesbarkeit

8. Juli 2023. Zum hundersten Geburtstag würdigt der Theaterkritiker a.D. Gerhard Stadelmaier den Theaterkritiker Georg Hensel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Hensels "Gedankenreichtum" sei "schwerelos unverquält" gewesen, erinnert sich Stadelmaier (€). Er habe Kritiken verfasst, "die, gleichgültig worauf sie sich bezogen, auf Komisches, Tragisches, Böses, Gutes, Dummes, Schlechtes, Grandioses, allesamt dem hinreißenden Skandal der Lesbarkeit huldigten".

Und Stademlainer erzählt einen Schwank aus den spannungsreichen Zeiten für Kritiker und Künstler im Umfeld der Berliner Schaubühne von Peter Stein. Einst hätte George Tabori im Beisein von Heiner Müller in einem Restaurant Georg Hensel die Brille stibitzt, die dessen unabdingbares Utensil, um "der Nation zum Lesevergnügen" zu verhelfen gewesen sei. Für Stadelmaier ein "Brilleneinsteckbubenstück", als "wollten sie dem Kritiker signalisieren, nicht mehr so genau hinzuschauen. Nicht mehr jedes dramatische Wort auf die Schau-Waage zu legen. Es mehr dem selbstherrlich autoritären, regierübenrauschenden Ungefähr dessen zu über­lassen, was die Theaterleute daraus machten."

(faz.net / chr)

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