Medienschau: NZZ – Claudia Mäder spricht über theatrale Inszenierungen im Ukraine-Krieg

Kriegstheater

4. April 2022. Die Feuilleton-Redakteurin Claudia Mäder ärgert sich über das "Kabarett", das im Zuge des Ukraine-Krieges in den sozialen Medien aufgeführt wird und spricht im NZZ-Podcast "Akzent" über das Theatrale an (Selbst-)Inszenierungen rund um den Krieg.

Social-Media-Inszenierung in Zeiten des Krieges

Ausgelöst durch einen Tweet von Elon Musk am 14. März 2022 beginnt Mäder die mediale Inszenierungen bestimmter, sowieso bereits einflussreicher Männer zu untersuchen. So forderte Musk in seinem Tweet den russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Zweikampf heraus. Putin selbst habe nicht geantwortet, andere Nutzer:innen der Plattform jedoch schon, worauf sich Musk u.a. auf Fotocollagen mit Flammenwerfer darstellte. Mittlerweile wurde der ursprüngliche Tweet von Musk über 57.000 Mal retweetet.

"Einerseits war ich konsterniert, dass so etwas überhaupt stattfindet, dass Leute Zeit haben für sowas. Aber es hat mich auch wütend gemacht," sagt Mäder im Podcast. Die ganze Welt tue so betroffen, aber offenbar hätten Tausende von Menschen immer noch genug Zeit und Muße, sich für ein solches "Twitter-Battle" zu interessieren.

Kostümierung

Kurz darauf habe Mäder Bilder des französischen Präsidenten Emmanuel Macron gesehen, auf denen Macron Kapuzenpulli und Dreitagebart trage. Die Assoziation sei klar gewesen: Macron kleide sich wie der ukrainische Päsident Wolodymyr Selenskyj. Diese Inszenierung solle vermitteln, dass Macron rund um die Uhr arbeite und dementsprechend, ähnlich Selenskyj, "am Limit" sei. Die so inszenierte äußerliche Analogie zwischen Macron und Selenskyj beschreibt Mäder als Kostüm Macrons und verurteilt dieses.

Theatralisierung eines Ausnahmezustandes

Inspiriert durch die Aktionen von Musk und Macron berichtet Mäder von ihrer Rechrche zu Krieg und theatraler Inszenierung. Im Zuge dessen zieht sie Parallelen zwischen Zuschauer:innenperspektiven im Theater und dem Blick, den der Westen auf den Krieg in der Ukraine einnehme. Gleichzeitig verfolge man ein kabarettähnliches Theater auf den sozialen Medien. Social Media sei zwar immer schon Inszenierung und damit eine Form theatraler Wirklichkeit. Für gewöhnlich sei dies jedoch eine Theatralisierung des Alltags. Zur Zeit und im Falle von Musk und Macron handle es sich jedoch um die Theatralisierung eines Ausnahmezustandes – und diese sei abstoßend. Vor allem, weil Musk und Macron bereits andere Bühnen zur Verfügung hätten.

Mäder untersucht außerdem die Video-Botschaft des österreichisch-amerikanischen Schauspielers Arnold Schwarzenegger, in der er der russischen Bevölkerung sagt, ihre Regierung belüge sie. Auch diese Darstellung sei dramatisch aufbereitet und damit inszeniert. Schwarzenegger mache also auch Theater, jedoch ohne Farce. Er habe eine ernsthafte Botschaft, die er kommuniziere. Kommunikation in den sozialen Medien ganz ohne Inszenierung sei nicht möglich.

(NZZ / ska)

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