Medienschau: NZZ – Ulrich Khuon wird zur "Initiative GG 5.3 Weltoffenheit" befragt
Neue Unruhe?
Neue Unruhe?
23. Dezember 2023. Die NZZ hat Ulrich Khuon, den designierten Interimsintendanten des Schauspielhauses Zürich, in seiner "karg möblierten temporären Dachwohnung" besucht. Anlass des Gesprächs ist die Frage, ob der Theaterleiter in spe aus politischen Gründen in der Stadt "für neue Unruhe steht".
Und das, obwohl Khuon das Theater nach dem vorzeitigen Intendanzende von Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg gerade befrieden soll. Den Hintergrund des Gesprächs mit der NZZ bildet die wegen ihrer BDS-Nähe umstrittene "Initiative GG 5.3 Weltoffenheit" aus dem Jahr 2020, die sich gegen den BDS-Beschluss des deutschen Bundestags wandte und an der Khuon – damals Intendant des Deutschen Theaters Berlin – neben anderen namhaften Kulturschaffenden beteiligt war. Zu seiner Position aus heutiger Sicht, nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, hatte Khuon sich jüngst bereits im Gespräch mit der Berliner Zeitung geäußert.
"Ich teile die Kritik des Bundestages an den BDS-Aktivitäten", erklärt Khuon jetzt gegenüber dem NZZ-Journalisten Marius Huber. "Mir ging es darum, dass der Bundestag überhaupt in die künstlerische Arbeit eingreift – das ist ein falsches Signal." Die Kunstfreiheit, so Khuon weiter, sei in Deutschland aufgrund der Erfahrungen des "Dritten Reiches" stets hochgehalten worden; wo sie doch mit anderen Normen in Konflikt geraten sei, habe man auf die Gerichte vertraut. Vor diesem Hintergrund sei er "mit dem Bundestag einig, dass ein aktiver Aufruf zum Israel-Boykott die Grenze zum Antisemitismus überschreite. "Aber als Intendant", stellt Khuon klar, "will ich die Verantwortung selber tragen für die Menschen, die ich engagiere und die Stücke, die ich auswähle. Sonst droht auch in anderen Zusammenhängen die Intervention politischer Instanzen." Und weiter: "Uns ging es darum, dass mit dem Bundestagsbeschluss so etwas wie eine Kontaktschuld eingeführt wird, dass also viele Leute da mit hineingezogen werden, die gar nicht im aktivistischen Sinn pro BDS sind."
Zur Frage, "ob das politische Engagement des künftigen Intendanten problematisch werden könnte", zitiert die NZZ den Präsidenten der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich, der größten jüdischen Gemeinde des Landes: "Eine rote Linie wäre laut Lande überschritten, wenn Khuon als Intendant am Schauspielhaus die BDS-Kampagne nicht klar verurteilen würde. Oder wenn er Leute auftreten liesse, die in Deutschland keine Bühne bekommen, weil sie Israel das Existenzrecht absprechen."
Dies wiederum stehe für Khuon Frage: "Antisemitismus und Positionen, die das Existenzrecht Israels infrage stellen, werden auch während meiner Intendanz am Schauspielhaus Zürich nicht geduldet."
(NZZ / cwa)
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