Presseschau vom 23. Januar 2011 – Interview mit Thalia-Intendant Joachim Lux in der Welt am Sonntag

Auf die Dauer ein Glaubwürdigkeitsproblem

Auf die Dauer ein Glaubwürdigkeitsproblem

23. Januar 2011. Die Spardebatte des vergangenen Herbstes habe dem Ruf Hamburgs immensen Schaden zugefügt, sagt Joachim Lux, Intendant des Hamburger Thalia Theaters heute in einem Interview mit der Zeitung Welt am Sonntag.

Grundsätzlich hat die Kulturpolitik aus Sicht von Joachim Lux in Hamburg zwei zentrale Probleme, und zwar nicht erst seit dem vergangenen Herbst. "Erstens hat der allgemeine Stand von Kultur nicht den repräsentativen Status, der der Stadt gut täte. Das bezieht sich nicht nur auf Theater, sondern auch auf anderen Kultursparten und auch auf Bildung", was nicht allein eine Frage des Geldes sei, sondern "viel mit Imagebildung und Symbolfiguren sowie einem gesamten kulturellen Klima" zusammenhänge. "Zweitens hat die Hamburger Kulturpolitik es nie geschafft, der Kultur eine solide Finanzierungsbasis zu geben. Auf eine solche Basis müsste man sich gleich bei Koalitionsverhandlungen einigen – ein Finanzkodex für Planungssicherheit."

Kultur, sagt Lux außerdem, sei nicht nicht wirklich teuer. Aber wenn sich nur eine bestimmte Schicht selbst alimentiere, gebe es auf Dauer ein Glaubwürdigkeitsproblem. "Deshalb müssen wir Eintrittspreise nicht heben, sondern senken. Dann kommen auch andere Schichten und Nationalitäten. Außerdem ist Jugendarbeit wichtig, wir müssen Studenten ins Haus holen und Menschen mit Migrationshintergrund. Die Politiker müssten ein solches Klima erzeugen, dass man etwa an der derzeit leider noch virtuellen Hamburger Museumsmeile nicht vorbeikommt und dass die Elbphilharmonie vor Musikfans platzt - was auch für die Belebung der Hafencity wichtig ist. Der Gestaltungsspielraum ist immens." (sle)

 

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