Presseschau vom 29. September 2011 – Johan Simons über die Spielzeiteröffnung an den Kammerspielen München

Die europäische Idee ist eine tolle Idee

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Die europäische Idee ist eine tolle Idee

29. September 2011. Johan Simons spricht im Interview mit Florian Welle im Münchenteil der Süddeutschen Zeitung über die Spielzeiteröffnung an den Kammerspielen, seine Fellini-Inszenierung "E La Nave Va", die heute Abend Premiere hat, und seine Begeisterung für Europa. "Wir machen klassische und moderne Stücke, Tanz, Film- und Romanbearbeitungen. Mein roter Faden ist eigentlich dieser: Ich behaupte einen moralischen Anspruch auf der Bühne. Ich spreche über Ethik auf der Bühne. Über Ästhetik. Ich erzähle eine Geschichte der Menschlichkeit. Das ist mir wichtig."

Er finde die Behauptung von Europa wichtig, sagt Simons. "Die europäische Idee ist eine tolle Idee. Wenn Europa die Kraft hat zusammenzuhalten und die unterschiedlichen Kulturen zu schützen - nicht aus einem nationalistischen, sondern aus einem humanistischen Gedanken heraus - dann finde ich Europa das Schönste, was es gibt."

Federico Fellinis "E La Nave Va" ist für ihn die Geschichte einer Gesellschaft, die auf Reisen ist während der Erste Weltkrieg ausbricht. "Der Kapitän nimmt eine Gruppe geflohener Serben an Bord. Da sieht man die Feigheit der Opernleute auf dem Oberdeck, die sagen: Was machen diese Serben hier, wir hatten eine schöne Reise. Jetzt stinkt es hier. Es ist für mich auch eine Geschichte, so wie ich die Welt wahrnehme. Heute kann man sagen, es sind die Nordafrikaner, die ihr Leben wagen, um nach Europa zu kommen und Geld zu verdienen. Wir beschützen doch noch immer unsere weiße Kultur. Wenn Angela Merkel sagt, die multikulturelle Gesellschaft sei misslungen, ist das sehr fremd für mich. Wieso denn misslungen? Sie ist schon da, und man muss mit ihr weiterleben. Das ist einfach so. Man kann nicht sagen, sie sei misslungen. Das ist Blödsinn."

(sik)

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