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3sat-Preis beim Berliner Theatertreffen an Minichmayer, Ofczarek und Wölbern

Peymanns Idee vom Menschen

Berlin, 16. Mai 2009. Birgit Minichmayer, Nicolas Ofczarek und Werner Wölbern, die drei Schauspieler aus Der Weibsteufel von Karl Schönherr, von Martin Kušej am Wiener Burgtheater inszeniert, müssen sich die 10.000 Euro für den 3sat-Preis teilen, der beim Theatertreffen an sie vergeben wurde.

Darauf einigten sich in einem einstündigen Fernseh-Streitgespräch die Juroren Eva Behrendt (Theaterkritikerin und Mitglied der Theatertreffen-Jury), Jenny Erpenbeck (Autorin und Regisseurin), Claus Peymann (Direktor des Berliner Ensembles) und C. Bernd Sucher (Publizist und Performer).

In der Begründung heißt es: "Die drei Schauspieler verkörpern das, was Theater ist. Menschen, die Menschen darstellen, Menschen, die Theater erzählen. Das ist eine Kunst, die gerade in der heutigen Zeit verloren geht."

Damit setzte sich der alte Kämpe Peymann, dessen Wucht auch in dieser  Veranstaltung niemand etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte, mit seinen Favoriten durch.

Die Juroren hatten folgende Künstler für den 3sat-Preis nominiert: Eva Behrendt schlug Christoph Schlingensief für Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir vor, Jenny Erpenbeck favorisierte Marion Breckwoldt in Marat, oder was ist aus der Revolution geworden? von Volker Lösch, Claus Peymann, wie gesagt, votierte erfolgreich für Birgit Minichmayr, Nicholas Ofczarek und Werner Wölbern, während C. Bernd Sucher den Preis am liebsten an Annette Paulmann für ihren Auftritt in Der Prozess von Andreas Kriegenburg vergeben hätte.

3sat stiftet den mit 10.000 Euro dotierten Preis für eine "zukunftsweisende Leistung" aus dem Kreise der zum Theatertreffen eingeladenen Künstlerinnen und Künstler. Er wurde dieses Jahr zum 13. Mal verliehen.

(Presse Berliner Festspiele/ Presse 3sat/ jnm)

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Kommentare  
3sat-Preis im TV: Anlass zum Fremdschämen
Wenn es mal wieder 10.000 EURO zu verschenken gibt, könnte man sich das nächste Mal vielleicht darauf einigen, hinter verschlossenen Türen den Glücklichen zu bestimmen, das Ergebnis mitzuteilen und das Ganze nicht als "Fernseh-Streitgespräch" und Daueranlass zum Fremdschämen öffentlich zu senden.

Hauptgrund dafür war der nach Zustimmung für seine mäßigen Pointen debil ins Publikum grinsende C. Bernd Sucher, der eigentlich moderieren sollte, sich aber viel lieber in der Rolle des "intelligenten" Sidekicks für Claus Peymann, der viel Dummes und ein wenig wirklich Kluges sagte, verstand.

Daneben die blasse Eva Behrendt, die ihre Funken eigene Meinung bereitwillig und schnell zu Gunsten der sich in ihrer Dominanz so gefallenden Männer opferte und Jenny Erpenbeck als Lichtblick, die in distanziert fassungloser Resignation am Ende zu einem Sinnbild von "Die Klügere gibt nach" mutierte.

Ein bescheurtes Sendungs-Konzept, in dem jeder einen Lieblingskünstler vorschlagen soll, dann schon in der regulären Zeit keine wirklichen Argumente darüber ausgetauscht werden ("Eine großartige Schauspielerin." - "Grässlich. Nur Grässlich") und schließlich noch 20 Sendeminuten bleiben, in denen man dann so gar nicht mehr weiß, wozu man sich hier versammelt hat.

Am Ende grinste C. Bernd Sucher ein weiteres Mal doof ins Publikum und die Fassunglosigkeit wechselte auf den Zuschauer über, dass 10.000 EURO so lust-, sinn und argumentationslos den Besitzer wechseln können.
3sat-Preis an die Weibsteufel: unendliche Nuancen
Herzliche Gratulation!!!

Ich habe die Aufführung in Wien in der Intimität des Akademietheaters gesehen und war von den unendlichen Nuancen zwischen nur sekundenlangen Impressionen flüchtig und fragil und kraftvollen, eruptiven Expressionen auch sehr angetan.

Und natürlich eine herzliche Gratulation an Claus Peymann, der so umsichtig, vital und fröhlich dafür gekämpft hat, dass Theater aus Wien wieder einmal auf dem 1. Platz landete.
3sat-Preis an die Weibsteufel: Preis für Blut und Boden
das ist doch mal ein bekenntnis.das blut und boden stück mit der eindimensionalsten menschendarstellung wird im "preiskampf"zum sieger gekührt.das ein nazi autor quasi ohne lesart vom blatt inszeniert wird in einer ästhetik die einer leni riefenstahl würdig wäre wird nicht einmal thematisiert.menschendarstellung hat auch was mit verantwortung zu tun,mit einer haltung zu den worten die ich spiele.das war die lehre die brecht aus dem hohlen pathos der nazimenschendarsteller gezogen hatte.wie zukunftsweisend sind nun solche entscheidungen?
3sat-Preis: Variante voin DsdS
Da versucht sich 3Sat in einer Variante von "Deutschland sucht den Superstar" für das gebildete Publikum und verbreitet nichts als Langeweile, obwohl Peymann das Zeug zum "Dieter Bohlen der deutschen Theaterlandschaft" hat. Um eine spannende Fernsehstunde daraus zu machen, müsste sich 3Sat etwas mehr von RTL abgucken oder eben ganz auf diesen "Jurorenkampf" verzichten, was meine dringende Empfehlung ist
3sat-Preis an die Weibsteufel: haste doch gar nicht gesehen
immer diese kommentare von typen die das zeug nicht gesehen haben! an der von dir hallö kann man es aber gut erkennen. es gibt keinen einzigen hinweis darauf, daß du auch nur einen kleinen fetzen davon gesehen hast. troll dich.
3sat-Preis an die Weibsteufel: nuancenlos gestisch
ich habe die aufführung gesehen.ich habe bedauerlicherweise jeden fetzen dieser inszenierung über mich ergehen lassen müssen.sie hatte nämlich keine pause,es gab kein entkommen.
zu frau peschina möchte ich sagen:das bemerkenswerte dieser aufführung ist doch das sie fast völlig ohne nuancen auskommt,aufs primitivste vergröbert.das ist so beim gestischen material(z.b.wie herr ofczarek die kiste "öffnet"),bei der körpersprache,und der auch nahezu völlig nuancenlosen sprachbehandlung.die verführung des grenzers geschieht indem minichmayr kurz den rock etwas hochschiebt.wahnsinn wirklich diese reiche genaue schauspielkunst!ich danke euch ihr habt mich überzeugt.
3sat-Preis an die Weibsteufel: Frauenphalanx!
Danke Jenny Erpenbeck, sie haben für mich den Preiskampf einigermassen erträglich gemacht (schade, dass Sie so schnell eingeknickt sind - Ihr Vorschlag wäre vielleicht für zwei andere Partner als bessere Alternative wählbar gewesen) - es ist schon erschreckend, wenn zwei wichtige Theaterkritiker in der Runde nur so wenig zu ihren Favoriten sagen können. Es ist aber genauso erschreckend, dass solch ein verstaubtes, patriarchales Verhalten wie es Peymann an den Tag legte, auch noch belohnt wird. Da hätte es eine Frauenphalanx gebraucht! Warum mussten zwei Männer um eine Stimme von zwei Frauen buhlen und nicht umgekehrt? Was sollte dieser schreckliche Sucher-Einfall (nach Erpenbecks Rückzug...), er werde sicher keinen Regisseur, sondern nur SchauspielerInnen wählen? Einfach peinlich. Aber bitte liebes 3sat-Team: sendet diese Diskussion bitte wieder live, so weiss man wenigstens, wie bei einer Jury vom Theatertreffen über Inhalte diskutiert wird!
3sat-Preis an die Weibsteufel: Bezug ist dumm
Der Bezug auf den angeblichen Nazi-Hintergrund des Dichters ist einfach nur dumm - und so eindimensional, wie Sie die Aufführung empfunden haben wollen. Die - nach damals herrschenden Gesetzen - jüdische Frau Schönherrs muss ich wohl nicht ins Spiel bringen. UND wo erkennen Sie in der Aufführung eine Nazi-Ästhetik (abgesehen davon dass dieses Wort bei Kusej und seinem Hintergrund doppelt peinlich ist)? Die Bühne präsentierte ja nicht den typisch deutschen Wald, sondern von Menschenhand gefällte und bearbeitete Natur, ohne jegliches Leben. Und durch das Licht, die Neunröhren und die (zumindest im Akademietheater) grauen Betonwände der Bühne ist eher der Eindruck eines Aquariums entstanden. Und dieser Blick wurde durch die Aufführung und die Schauspieler nur bestärkt. Hier wurde eben nicht billig aktualisiert, sondern ein sehr nüchterner Blick gewagt: Wo muss ich mich von diesen Figuren und diesem Stück distanzieren (und diese Entscheidung durfte hier endlich mal das Publikum selbst machen!) und wo darf ich Parallelen erkennen. Und da darf Historisierung (etwa in den Kostümen) schon sein - denn genau diese verhindert eine Naziästhetik. Ich kann diese Figuren beobachten und sehe den Graben, der mich von ihnen und ihrem Leben, ihrer Zeit trennt. Und dann plötzlich bin ich ihnen - für Sekunden - ganz nahe. Und erschrocken. Aber dafür müsste man hinsehen, genau hinsehen. Und nicht nach wenigen Sekunden eh schon wissen, dass das eine Nazi-Veranstaltung ist!
3sat-Preis an die Weibsteufel: wie bei Hempels
Warum soll es bei "Theatersleut'" anders bei Hempels zugehen? Eine ehrliche Sendung mit den dazugehörigen Peinlichkeiten: eitler Regisseur, überforderte Kritikerin, höfliche Künstlerin plus verwirrter Moderator. Wobei fast alles austauschbar ist, ausser die Höflichkeit der Autorin.
Sehr witzig, ist ja unser Geld, welches der Sender mit Gehilfen öffentlich-rechtlich verschleudert. Nur Theater ist schöner, lieber Herr Peymann, das waren noch Zeiten damals.
3sat-Preis an die Weibsteufel: In Gesichtern stecken Lügen
@hallö
Sie hätten mehr ins Gesicht der Schauspieler schauen sollen und weniger auf die Körper. In den Körpern drückt sich das in der Natur Verwurzelte und kaum zu Entwurzelnde aus, das Archaische und Unveränderliche einer durch Tradition und Kirche geprägten Gebirgsbevölkerung. In den Gesichtern hingegen sehen Sie die Versuchungen, Verunsicherungen, Lügen und Schwachstellen.
3sat-Preis an die Weibsteufel: Lose ziehen!
Lose ziehen wäre genauso gut - was sag ich! - besser gewesen als diese Jury"diskussion.
3-sat-Preis an die Weibsteufel: simulierte Bewegung
Sie sitzen zuhause rum, Sie gehen nicht raus, so siehts aus. googlesplitter mit denen Sie uns vormachen wollen, daß Sie sich bewegen. Niente.
3sat-Preis an die Weibsteufel: Frauen knickten devot ein
Die Diskussion war wirklich nicht zu ertragen. Dass heute immer noch solch ein Diskussionsverhalten in Altmänner-Art möglich ist und am Ende noch "belohnt" wird, ist doch unglaublich. Leider haben die beiden Frauen nichts wirklich entgegengesetzt und sind am Ende devot eingeknickt. WARUM??? Sie hätten doch zusammen um die Stimme von Sucher kämpfen können. Warum lasst Ihr Euch ständig von Peymann unterbrechen?? Den Peymann hätte man in der Runde "nicht einmal ignorieren" sollen. Er hat sich wieder einmal doch nur selbst disqualifiziert.
Am Ende hat er dann einfach ein bisschen die Klappe gehalten und die anderen umfallen lassen. Schon war er wieder die Sieger. Ach schöne Theaterwelt!!
3sat-Preis an die Weibsteufel: Breckwoldt zukunftsweisend
Marion Breckwoldt wäre eine zukunftsweisende Wahl gewesen. Und zwar weil sie es in "Marat" schafft, grandiose Technik ohne Pathos auf die Bühne zu zaubern, sie sich selbst angreifbar macht, darin aber unangreifbar bleibt - und somit in ihrer Authentizität mit dem fabulösen Chor korrespondiert.
Diese positiv ambivalenten Charaktere sucht man doch sonst allzuhäufig vergebens. Wir brauchen aber diese Köpfe, um Theater zu dem zu machen, was es sein kann: Ein Ort ritueller Aushandlung, eine Art Parlament des Kultes.
3sat-Preis an Weibsteufel: was hat Schönherr zu sagen?
ich habe mir das nicht ausgedacht das der liebe schönherr ein besonders gern gesehener gast auf deutschlands bühnen in der nazizeit war.ich glaube auch, dass es gute gründe hatte das er das danach nicht mehr war.das in diesem stück sinnbildlich der intellekt der gesunden fortpflanzungsfähigen kraft verkörpert durch das militär weichen muss ist auch nicht von mir. das hat der schönherr leider so geschrieben.warum ist es denn so toll diesen autor auszugraben? was hat er uns denn zu sagen? erklärt es mir doch bitte mir hat es sich halt in der aufführung wirklich nicht erschlossen.
3sat-Preis an die Weibsteufel: Preis für Hartz IV-Chor
@katharina wolff
es ist richtig, dass es wichtig gewesen wäre, wenn peymann nicht "gewonnen" hätte. andererseits hat jeder mensch, der bei verstand ist und denken als tätigkeit begreift, gesehen, dass dieser "sieg" ein pyrrhussieg widerlicher altmännerräudigkeit gewesen ist. in dem "einknicken" von erpenbeck und behrendt liegt auch ein stolz, der dem "nicht mal ignorieren" nahe kommt: nämlich nicht diese miese spielchen zu spielen, die männer spielen, wenn sie ihre interessen durchsetzen wollen. im nachhinein betrachtet, hätte eine der beiden frauen löschs hartz-IV-chor nominieren sollen. denn eigentlich war bei der ansetzung mit peymann und sucher abzusehen, dass es darauf hinausläuft, das preisgeld nicht verfallen zu lassen. die verweigerung, sich nicht zu einigen, wäre auch eine option gewesen. die allerdings auf die verweiger zurückgefallen wäre - das schöne geld! insofern wäre löschs chor die einzig sinnvolle wahl gewesen, wenn es nicht um künstlerische aspekte, sondern allein um pekuniäre geht - wenn es schade gewesen wäre um das geld, das jemand nicht kriegt, dann hätte das allein für die hartz-IV-empfänger gegolten. allen anderen hilft der preis als wertschätzung mehr. pragmatische verteilung von steuergeldern. wie kleinkrämerisch wirkte suchers argument für annette paulmann als eine aus einem ensemble, das nur als ensemble prämiert werden konnte: dass die 10.000 euro durch 8 geteilt zu wenig wären. so reden nur leute, die rote hosen tragen, um ihre scheinbare individualität zu verwirklichen.
http://tinyurl.com/okba6y
3sat-Preis an die Weibsteufel: so einfach ist es nicht
Zumindest in der Aufführung muss gar nichts weichen - denn am Ende stehen doch beide Prinzipien ziemlich belämmert da - und die Männer tot, alleine und von Verhaftung bedroht ... so einfach, wie sies darstellen, ist das doch alles nicht.
3sat-Preis an die Weibsteufel: hatte Peymann Recht?
Tja,die beiden Damen waren gelinde gesagt wirklich nicht dolle und der "olle"unsympath
Peymann hatte halt recht; jaaa,auch mit vielen
aber`s -aber so einfach ist das!
3sat Preis an die Weibsteufel: nicht vom Hocker
fand die aufführung des weibsteufels auch nicht wirklich preiswürdig... es gab andere schauspieler während des theatertreffens, die auszeichnungen verdient hätten... fand den weibsteufel etwas altbacken, die schauspieler viel zu sehr auf sicherheit spielen, ich kenne sie alle gut aus anderen stücken, sie haben nichts neues gezeigt.. die inszenierung war in ordnung, aber nicht mehr, wäre das ganze von einem jüngeren regissseur an einem landestheater gezeigt worden..kein hahn hätte nach der inszenierug gekräht...fand die darstellung der weiblichen Teufelin auch gänzlich unteuflich, sondern eher hausbacken-brav...ziemlich langweilig, ohne pfeffer...eindimensional...die musikeinlagen waren angenehm zu hören, das bühnenbild recht beeindruckend..aber alles in allem nicht vom hocker reißend... schade... und so etwas von peymann gelobt: natürlich, das entspricht seinem altherrengeschmack aus den frühen achtziger jahren, sowohl inhaltlich als auch formal... außerdem kratzt es ihn auch nicht, er muß nicht nachdenken oder sich weiterentwickeln, er kann sich nur bestätigt fühelen... schade, weil ich werner wölbern als auch herrn kusej schon viel viel spannender und aufregender gesehen habe... die minichmayr spielte ein kleines mädchen, rotzig, aber auch eindimensional wie immer und herr ofzareck war in ordnung...
3sat-Preis: Löschs Laienchor wär's gewesen
ich finde, daß Löschs Laienchor den Preis hätte bekommen sollen. Das wäre eine echte Tat gewesen. Ich bin enttäuscht, daß Peymann, der ja immer noch den Rächer der Enterbten gibt, sich nicht dafür eingesetzt hat, statt für dieses, wenn auch virtuos gespielte, Blut-und-Boden-Drama mit seim reaktionären Frauenbild. Dann hätte er auch die Forderung daran knüpfen können, dass dieses Preisgeld, daß alle echt hätten gebrauchen können (und auch verdient haben!), nicht mit den Sozialleistungen verrechnet werden darf. Ja. Das wärs gewesen, statt irgendwelchen debilen RAF-Knackis Praktikumsplätze anzubieten.
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