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Berliner Ku'damm-Bühnen gehören zur Hälfte Panama-Briefkastenfirma
Weit und breit kein Silberstreif für Max Reinhardts alte Bühnen
Berlin, 11. April 2016. Das Berliner Ku'damm-Karree mit dem Theater und der Komödie am Kurfürstendamm gehört zu 50 Prozent einer Firma in Panama. Das berichtet Der Spiegel in seiner neuen Ausgabe (15/2016). Bisher war angenommen worden, dass die Münchner Cells Bauwelt 2014 den Gebäudekomplex allein erworben habe. Im Januar 2016 hatte Cells Bauwelt eine Räumungsklage gegen die Theater angestrengt, wogegen wiederum 37 Berliner Theaterleiter*innen im März beim Berliner Senat protestiert und den Erhalt der Theater gefordert hatten.
Die Besitzstrukturen am Ku'damm sind für die Berliner Theaterwelt deshalb von erhöhtem Interesse, weil der (Halb-)Eigentümer Cells Bauwelt die alten Säle abreißen und ein neues Theater im Keller eines noch zu errichtenden Gebäudes unterbringen will.
Die Spur führt über Luxemburg nach Panama
Formal gehört der Gebäudekomplex offenbar einer Luxemburger Firma, die zwar die Räumungsklage an Martin Woelffer zugestellt habe, schreibt Der Spiegel, von diesem aber nicht kontaktiert werden konnte: "Als er die Luxemburger Firma anschreiben wollte, kam sein Brief postwendend zurück – als unzustellbar."
Diese Luxemburger Firma wiederum gehört zu je 50 Prozent Christian Elleke, dem "Chef" (Tagesspiegel) von Cells Bauwelt, sowie einer Tochterfirma der Dorado Services Company S.A. in Panama, wie der Spiegel schreibt. Die Aktionäre der panamesischen Firma seien anonym. Man wisse lediglich, dass die Manager der Firma in "der Steueroase Zypern" säßen und sich in der Vergangenheit um "die Verwaltung russischer und osteuropäischer Vermögen gekümmert haben" sollen.
Russisches Schwarzgeld?
Während der Spiegel von Gerüchten in der Immobilienbranche berichtet, dass mit dem Erwerb des Ku'damm-Karrees russische Schwarzgelder gewaschen werden sollten, betont die Cells Bauwelt ausdrücklich, es handele sich bei den Besitzern der panamesischen Briefkastenfirma nicht um russische Unternehmer. Der Berliner Tagesspiegel schreibt, dass "solche Gerüchte vor Monaten" auch an den Tagesspiegel "herangetragen worden" seien, sich aber nicht hätten bestätigen lassen.
Cells Bauwelt, so der Spiegel, habe darauf hingewiesen, dass die Bayerische Landesbank (Bayern LB) die Übernahme des Ku'damm-Karrees finanziert habe und die Identität der Aktionäre der luxemburgischen Firma kenne. "Namhafte internationale Beratungsunternehmen" wie Clifford Chance und PricewaterhouseCoopers (PwC) hätten das Geschäft begleitet, zitiert der Tagesspiegel aus der Stellungnahme von Cells Bauwelt. "Im Falle des kleinsten Verdachts, dass die Klienten sanktioniert werden könnten, in dubiose Geschäfte verwickelt sind oder Geldwäsche vorliegt, hätte sich keine der oben genannten Institutionen an der Übernahme beteiligt", heißt es da.
Bisher keine Baugenehmigung
Cells Bauwelt hatte angekündigt, möglichst im Sommer mit Bauarbeiten zu beginnen. Nach Angaben des zuständigen Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrats Marc Schulte (SPD) gebe es allerdings noch keine Baugenehmigung für das Ku'damm-Karree. Zuletzt hatte aber der Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses dem Senat den Auftrag erteilt, zu prüfen, ob die beiden Boulevardtheaterbühnen unter Denkmalschutz gestellt werden könnten.
(Der Spiegel / Der Tagesspiegel / ape / jnm)
Kleine Chronik der fast zehnjährigen Bedrohung der beiden Ku'damm-Bühnen:
Skandal um die Ku'damm-Bühnen in Berlin, Meldung vom 4. Juli 2007
Für Geld geht alles, Kommentar vom 7. Juli 2007
Für den Fortbestand des Boulevard-Theaters in Berlin!, Meldung vom 22. September 2007
Lasst das Theater!, Meldung vom 3. Dezember 2008
Rekonstruktion in der Seitenstraße, Meldung vom 24. Februar 2010
Par ordre du mufti, Meldung vom 27. April 2010
Bau-Lösung für Kudamm-Theater in Sicht, Meldung vom 16. Juni 2010
Räumungsklage gegen Berliner Theater am Kurfürstendamm, Meldung vom 15. Januar 2016
Appell von 37 Theaterleiter*innen für Erhalt der Ku'Damm-Bühnen, Meldung vom 9. März 2016
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