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Staatstheater Braunschweig: Intendantin hört 2025 auf

11. Oktober 2023. Dagmar Schlingmann, Generalintendantin des Staatstheaters Braunschweig, wird das Haus im Sommer 2025 auf eigenen Wunsch verlassen (zu den Gründen siehe die unten stehende Medienschau). Das teilt die Bühne in einer Presseaussendung mit.

Für die Beendigung ihrer Intendanz führt Schlingmann, die das Theater seit 2017 leitet, "private Gründe" an. Sie werde die auf ihren Weggang folgende Spielzeit 2025/26 "programmatisch wie gewohnt" mit ihrem Leitungsteam planen, heißt es in der Mitteilung, bevor im Sommer 2026 eine neue Intendanz beginnt. Während der Übergangssaison soll das Fünfspartenhaus von den Spartenleitungen – Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Junges Theater und Konzert – künstlerisch eigenverantwortlich geführt werden. Die leitende Koordination übernimmt Schlingmanns langjährige persönliche Referentin Ellen Brüwer.

Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, sowie Dr. Thorsten Kornblum, der Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig, bedauern Schlingmanns Entscheidung zur Intendanzverkürzung sehr, betonen aber gleichzeitig, dass sie zu respektieren sei und loben die Theaterleiterin für ihre Verdienste.

Als Regisseurin hat Schlingmann zuletzt die spartenübergreifende "Götterdämmerung" von Richard Wagner im Regiekollektiv mit Beatrice Müller, Isabel Ostermann und Gregor Zöllig auf die Bühne gebracht und mit "Das mangelnde Licht" nach dem Roman von Nino Haratischwili die Schauspiel-Eröffnung der laufenden Saison inszeniert.

Dagmar Schlingmann kam nach Stationen als Schauspieldirektorin in Linz (1998-2001) und Intendanzen in Konstanz (2001–2006) und Saarbrücken (2006–2017) im Jahr 2017 als Theaterleiterin nach Braunschweig.

(Staatsheater Braunschweig / cwa)

 

Medienschau

Gegenüber der Braunschweiger Zeitung (12.10.2023) führt Generalintendantin Dagmar Schlingmann die Gründe für ihr Vertragsende 2025 aus. "Ich habe daraus ja nie eine Geheimnis gemacht" , sagt dem Berichterstatter Martin Jasper. Sie habe einen behinderten Sohn und der "Übergang des Jungen ins Erwachsenenleben habe sich schwieriger gestaltet als gedacht. Es sei ein 'ziemlicher Schock' gewesen, nachdem ihr Sohn im vergangenen Herbst die Schule beendet hatte. 'Wir hatten gehofft, dass er in einer Werkstatt der Lebenshilfe Arbeit findet. Doch das erwies sich als kaum praktikabel. Er ist ein Autist und deshalb nur schwer gruppenkompatibel'", heißt es in dem Bericht. Schlingmann suche nun nach einer stabilen Situation für ihren Sohn, den sie als Mutter begleiten möchte: "Dieser wunderbare Mensch soll die erste Rolle spielen."

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Kommentare  
Dagmar Schlingmann, Braunschweig: Seltsam
Nach Sonja Anders und Laura Berman nun bereits die dritte Intendantin, die ein niedersächsisches Staatstheater vorfristig verlässt. Hat das mit den Personen oder mit dem kulturpolitischen Umfeld zu tun? Seltsam ist diese Häufung allemal…
Dagmar Schlingmann, Braunschweig: Akzeptieren
@1 Seltsam , bzw. überflüssig sind solche Kommentare, da sie nichts weiter als spekulativ sind. Frau Schlingmann hat private Gründe für ihr vorzeitiges Ausscheiden angegeben. Wieso kann man das nicht einfach so akzepieren ohne gleich üble Machenschaften zu unterstellen ?
Dagmar Schlingmann, Braunschweig: Gründe
Hier spricht Dagmar Schlingmann offen darüber:

https://www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/article239781291/Warum-Braunschweigs-Intendantin-ihr-Theater-frueher-verlaesst.html

"„Ich habe daraus ja nie eine Geheimnis gemacht“, sagt eine gelöst wirkende Generalintendantin in ihrem Büro. Hinter der Formulierung „private Gründe“ in der Pressemitteilung des Staatstheaters verbirgt sich die Tatsache, dass sie einen behinderten Sohn hat.

Er ist der Grund, warum sie ihre Braunschweiger Intendanz ein Jahr vor Ablauf ihres Vertrages beendet: im Sommer 2025. Während der folgenden Spielzeit soll das Haus von den Spartenleitungen – Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Junges, Konzert – künstlerisch eigenverantwortlich geführt werden. Bei der programmatischen Planung der Spielzeit werde sie aber noch dabei sein. Die leitende Koordination soll während dieser Übergangszeit Schlingmanns persönliche Referentin Ellen Brüwer übernehmen, bis 2026 eine neue Intendanz antritt.
Sohn der Braunschweiger Intendantin Schlingmann ist Autist

Schlingmann erläutert: Der Übergang des Jungen ins Erwachsenenleben habe sich schwieriger gestaltet als gedacht. Es sei ein „ziemlicher Schock“ gewesen, nachdem ihr Sohn im vergangenen Herbst die Schule beendet hatte. „Wir hatten gehofft, dass er in einer Werkstatt der Lebenshilfe Arbeit findet. Doch das erwies sich als kaum praktikabel. Er ist ein Autist und deshalb nur schwer gruppenkompatibel.“
Dagmar Schlingmann, Braunschweig: Privatleben
Ich finde es ehrlich gesagt unmöglich, dass hier die privaten Umstände, die Frau Schlingmann zur vorfristigen Beendigung ihres Vertrages bewegen, derart in die Öffentlichkeit gezerrt werden. Auch Intendantinnen sind Menschen mit einem Privatleben, das verdient, respektiert zu werden.
Dagmar Schlingmann, Braunschweig: Transparenz hilft
Sorry, aber die Intendanz eines Staatstheaters ist ein Amt von öffentlichem Interesse, durch die öffentliche Hand finanziert. Da wird man ja schon mal nachfragen dürfen, was da so vor sich geht. Meine Nachfrage war überhaupt nicht polemisch gestellt, sondern hat zwei mögliche Richtungen aufgemacht: persönliche Gründe oder politische. Da es im Fall von Frau Schlingmann ganz klar persönliche Gründe sind, erübrigt sich ja auch jede Debatte. Transparenz hilft eben. Respekt und alles Gute für Frau Schlingmann und ihre Familie!
Dagmar Schlingmann, Braunschweig: Persönliches
@Kasandra
Na ja.
Die Worte "Hat das mit den Personen oder mit dem kulturpolitischen Umfeld zu tun? Seltsam ist diese Häufung allemal…" schließen das Persönliche nicht mit ein, sondern zielt auf die (inzwischen langweilige) Systemfrage ab. So meine Interpretation.
Dagmar Schlingmann, Braunschweig: Häuser profilieren
Es geht in Niedersachsen gewiss nicht um die Frage, ob es die drei vorzeitig zurückgetretenen Intendantinnen irgendwie besonders schwer hatten, im Gegenteil mit einer fast 75%zentigen Frauenquote bei den Staatstheater-Intendant*innen sind ihnen ganz offensichtlich alle Türen geöffnet worden. Entscheidend ist, dass das Land endlich wieder Intendant*innen braucht, die bereit sind ihre Verträge zu erfüllen, sich langfristig zu engagieren und die Häuser zu profilieren mit Mut und künstlerischem Gespür und mit langem Atem - und nicht wie alle drei genannten erst feierlich zu verlängern und dann nur kurze Zeit später abzutreten. Dazu passt die doch eher dürftige künstlerische Bilanz von Anders und vor allem Schlingmann. Niedersachsen hat wieder Theatermacher*innen verdient, die es ernst meinen mit der Idee, über das Theater während eines längeren Zeitraums eine Stadtgesellschaft entscheidend zu prägen - und die Institutionen nicht nur als Karrieresprungbrett oder Zwischenlösung auf dem Weg zur Rente benutzen...
Dagmar Schlingmann, Braunschweig: Chapeau!
Chapeau Frau Schlingmann, Chapeau Dagmar!!! Nach so vielen Jahrzehnten Deiner Arbeit für unsere Gesellschaft und für das Theater sicher keine einfache aber ganz sicher die richtige Entscheidung. Herzliche Grüße Kurt
Dagmar Schlingmann, Braunschweig: Geschmacklos
Ich finde es schlimm, wie hier zwei Kommentator:innen die nachvollziehbaren "persönlichen Gründe" für eine kulturpolitische Diskussion instrumentalisieren. Im Privatenbereich können sich unvorhersagbare Dinge ereignen. Wenn Intedant:innen Personen von "öffentlichem Interesse", so reicht trotzdem der Verweis auf das Private, sie sind uns keinen Blick in die Intimsphäre schuldig. Das die Diskussion, selbst nach dem Hinweis von #3 weiter polemisiert wird empfinde ich als geschmaklos
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