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Christian Kracht sagt Lesung im Deutschen Theater ab

Außerstande, nach Deutschland zu kommen

15. Februar 2012. Christian Kracht hat die Vorstellung seines neuen Romans "Imperium", die am 22. Februar 2012 in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin stattfinden sollte, ersatzlos abgesagt. Das geht aus Informationen im Spielplanleporello des Deutschen Theaters hervor.

Christian Kracht, heißt es da, sei "durch den Angriff im Spiegel so bedrückt, dass er diesen Monat außerstande ist, nach Deutschland zu kommen." In der aktuellen Ausgabe des Magazins "Der Spiegel" hatte der Kritiker Georg Diez Kracht als "Türsteher rechter Gedanken", seinen Roman als "von rassistischer Weltsicht" durchdrungen bezeichnet und als Beispiel dafür gelesen, wie "antidemokratisches, demokratiefeindliches totalitäres Denken seinen Weg hineinfindet in den Mainstream". Gegen diese Lesart hatte sich Krachts Verlag Kiepenheuer & Witsch in einer Erklärung streng verwahrt und besonders den Vorwurf der Verbreitung rassistischen Gedankenguts als "bösartig" bezeichnet.

(sle)

Kommentare  
Kracht sagt ab: köstlich
Süß, köstlich, wenn man sich solche Probleme leisten kann.
Kracht sagt ab: vermögend?
Es ist - wie auch hier von Herrn Baucks - immer wieder ein gern ins Feld geführtes Argument gegen Herrn Kracht: dass er ja vermögend sei. Was für eine Art von Vorwurf soll das sein? Warum soll sich jemand nicht zutiefst getroffen fühlen, wenn im SPIEGEL auf vier Seiten steht, dass er ein Faschist sei?
Kracht sagt ab: Hinweis
ich verweise diesbezügl. auf das Interview heute morgen in Deutschlandradio Kultur mit Rainer Moritz, Literaturhaus Hamburg.
Kracht sagt ab: Schlüsselreize
Sich solche Probleme leisten heißt sich in Scheindebatten ergehen, heißt der Untergang des Realen in der Virtualität, heißt daß es in der Literaturwahrnehmung weniger um Literatur geht, die wahrgenommen wird, heißt daß eher Schlüsselreize wahrgenommen und diskutiert oder besser herumgereicht werden. Die Finanzblase findet ihre Entsprechungen auf jedem Feld.
Kracht sagt ab: Schlüsselreize
Vielleicht hätte Christian Kracht gelassener sein können und einer einzelnen Kritik nicht eine solche Macht zugestehen sollen. An die Adresse des Kritikers Georg Diez gerichtet: die inflationäre Verwendung der Schlüsselreizworte (siehe Ottos Mops) spielt vor allem denen in die Hände, die für Fremdenfeindlichkeit und autoritäre Systeme eintreten. Und die gibt es in Deutschland wirklich.
Christian Kracht sagt Lesung ab: Hochbegabteninternatsbrei
das eigentlich grausame ist doch, dass sich der feuilleton- oder literaturbetrieb solche debatten hochzüchtet, um sich selbst irgendeine nicht vorhandene relevanz zu verleihen. hurra, wir leben auch noch! im windschatten des faschismus-vorwurfs an eine fiktive romangestalt treiben dann die kehlmänner mit ihrem angestaubten deutsch-leistungskurs-kulturbegriff ein unangetastetes autörchendasein, fordern in pennälerreden papas theater zurück, lassen ihre missglückten romane zu noch missglückteren filmen verarbeiten und sinnieren ausgerechnet bei gottschalk live dann noch über die größe des eigenen kulturwertes, der von kreti und pleti nur noch ver-wertet werde müsse. das drama um diez und die seinen ist nicht ihre eitelkeit. der ist zwar dringend therapiebedürftig. denn nicht worüber sie schreiben steht im mittelpunkt ihres interesses, sondern wie sie darüber schreiben und wie sie sich mittels ihrer schreibe selbst ins licht setzen. ihr drama ist das, worüber sie eben nicht schreiben, weil ein thema ihre egomanie nicht streift. die eigentliche empörung um kracht ist die, dass kehlmann & co. keinem eine empörung wert sind, auch wenn sie mit ihrem hochbegabteninternatsbrei auf literatur, theater, kino schmeißen.
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