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Eklat in der Düsseldorfer Intendanten-Findungskommission

"Wir stehen nicht zur Verfügung"

15. April 2013. Vor wenigen Tagen hat die Rheinische Post mehrere Namen von angeblich für die vakante Intendanten-Position des Düsseldorfer Schauspielhauses gehandelten Kandidaten veröffentlicht: Stefanie Carp, die möglicherweise gemeinsam mit ihrem Bruder Peter Carp das Haus übernehmen solle, Falk Richter, derzeit einer der Hausregisseure in Düsseldorf, und Rita Thiele, die das Haus aus ihrer Chefdramaturgen-Zeit bei Anna Badora kennt. Die Rheinische Post erwähnte auch konkret erste Gespräche mit den Bewerbern, unter denen Stefanie Carp gewesen sei.

Die offensichtliche Indiskretion, auf Grund derer die Rheinische Post an diese Informationen gekommen ist, hat nun zu einem Eklat geführt, wie u.a. auf fr-online.de gemeldet wird. Jene vier Mitglieder der elfköpfigen Findungskommission, die neben den Vertretern von Stadt und Land die künstlerische Kompetenz einbringen sollten, haben ihre Mitarbeit in dem Gremium mit sofortiger Wirkung niedergelegt: der Komponist und Ruhrtriennale-Intendant Heiner Goebbels, der Präsident des Deutschen Bühnenvereins Klaus Zehelein, die Leiterin des Berliner Theatertreffens Yvonne Büdenhölzer und der Verleger Harald Müller von Theater der Zeit. Heiner Goebbels hat dies dem Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf, Dirk Ebers, mitgeteilt. Es hätten, so Goebbels, "durch Indiskretionen lokalpolitische Interessen lanciert" werden sollen, die Kandidaten würden beschädigt und weitere Gespräche sabotiert. "Wir", so Goebbels in dem Brief, "stehen dafür nicht zur Verfügung".

Kulturministerin Ute Schäfer äußerte Verständnis für dierse Entscheidung, wie einer Presseerklärung auf der Internetseite der Landesregierung von NRW zu entnehmen ist. "Eine Findungskommission hat die Aufgabe, im kleinen Kreis unter Wahrung absoluter Diskretion Findungsgespräche zu führen". Gezielte Indiskretionen würden jedes Bemühen eines ernstzunehmenden Auswahlverfahrens untergraben und das Renommee der Kommissionsmitglieder gefährden." Damit sei für sie, so Ministerin Schäfer weiter, "die Arbeit der Kommission gescheitert." Es gebe offenbar Kräfte, die nicht wollten, "dass gemeinsam mit unabhängigen Fachleuten ergebnisoffen nach der bestmöglichen Lösung für das Düsseldorfer Schauspielhaus gesucht wird." Das weitere Vorgehen werde sie in den nächsten Tagen mit dem Oberbürgermeister besprechen. 

(wb)

Kommentare  
Düsseldorf-Eklat: es geht um Stadttheater
mit Verlaub: was sucht Heiner Goebbels in so einer Findungskommission? Hier geht es um ein Stadt- und nicht Festivaltheater. Das gleiche gilt für Harald Müller. Er gibt die hochwohllöbliche TdZ heraus - in Berlin wohlgemerkt.
Düsseldorfer Suche: Interessen
wer glaubt denn, dass es in findungskommisionen hauptsächlich um die jeweiligen theater bzw. um die kommunen in denen sie stehen, geht? die mitglieder der fk's plazieren ihre leute. und darum, die eigene expertise so lange zu verkaufen, wie sie noch was wert ist. klingt gemein, meine ich aber gar nicht so. ich verstehe es in teilen ja sogar - auf der persönlichen ebene. bleibt das problem, dass kommunen keinen plan haben (es grüßt das ressort für kultur, sport und gedöns), und lieber an andere delegieren, die aber andere interessen haben. und dann wars halt mal wieder schade - kostet aber trotzdem.
Düsseldorfer Suche: wieso eigentlich "beschädigt"?
@olympe: stimmt! Und doch noch eine Frage: Warum werden angeblich die durch die Veröffentlichung erwähnten Kandidaten "beschädigt"? Sollte man das nicht sportiver sehen. In Tübingen sind die letzten drei Kandidaten auch in der Presse veröffentlicht worden. Und keiner wurde dadurch beschädigt. Schade ist im Fall Düsseldorf, dass die Landesregierung und die zuständige Ministerin und deren Mirarbeiter-Stab doch recht ideenlos an die Sache herangegangen ist. Und dass die Rheinische Post die nun "beschädigten" Namen als erstes Blatt erwähnten, ist kein Zufall..
Düsseldorfer Suche: steckt anderes hinter dem Rücktritt?
Ich halte die Reaktion der vier Findungs-Mitglieder für idiosynkratisch und überzogen. Zumindest wenn es wirklich an der Veröffentlichung von vier Namen liegen sollte, die so naheliegend sind, dass man nur 1 und 1 zusammenzählen musste, um zu ahnen, dass diese Leute in Frage kommen. Vielleicht ist Anderes vorgefallen? Vielleicht lief es auf eine Entscheidung zu, die die vier Ausgeschiedenen nicht mittragen wollten? Meist ist die laute Geste des Rückzugs ja auch ein Akt in einer Machtprobe. Und ein bisschen sieht es zumindest auch so aus, als wollte sich da jemand aus der Verantwortung stehlen. Wie gesagt: Die Veröffentlichung von Namen wie Carp, Richter, Thiele kann's ja wohl nicht sein, die beschädigt wirklich niemanden.
Düsseldorf-Eklat: So!
Die einzig interessante Lösung wäre in diesem Fall Rita Thiele .... alles andere ist kompletter Unfug. So!
Düsseldorf-Eklat: nichts verstanden
Ich möchte die Gesichter im Hamburger Schauspielhaus nicht gesehen haben, als sie davon erfuhren, dass Frau Thiele gleich wieder zurück an den Rhein will, bevor sie in Hamburg ihre Koffer ausgepackt hat. Das ist doch eine furchtbare Nachricht. Wer nicht versteht, wieso das Frau Thiele und auch andere beschädigt, hat nichts verstanden.
Düsseldorf-Eklat: auch im Fußball
Warum muss es so heimlich sein? Im Fußball gibt es immer Gerüchte über Transfers und das hat niemanden beschädigt! Also Ihr Divas, nicht so viel Lärm über nichts.
Düsseldorf-Eklat: spontan elektrisierend
Stefanie Carp zusammen mit ihrem sehr erfolgreichen Bruder Peter, das finde ich spontan elektrisierend. Stefanie visioniert und Peter realisiert. Rita Thieles Nennung ist Quatsch, denn sie fängt doch gerade erst als Co-Direktorin in Hamburg an.
Düsseldorf-Eklat: Vetternwirtschaft
Also, ich finde das gar nicht elektrisierend haben sie doch bis jetzt auch nicht gemacht.Klingt eher nach Vetternwirtschaft , wurde doch bei anderen Konstellationen sonst auch immer kritisiert. Und so erfolgreich ist der Bruder Peter doch gar nicht.
Düsseldorf-Eklat: Chance ergreifen
Düsseldorf sollte jetzt die wertvolle Chance ergreifen und ein modernes, transparentes und demokratisches Ausschreibungsverfahren durchführen mit klaren Anforderungen, Zielen und einer Jury, die nicht nur aus Strippenziehern besteht, sondern auch aus Publikum, Ensemble und Laien. Immerhin geht es um ein attraktives Budget, einen rundum spannenden Auftrag, was hier vergeben wird. Düsseldorf hätte die Nase vorn, es wäre ein fairer Wettbewerb und am Ende steht eine Theaterleitung, die glaubwürdiges Steuerzahler-Theater machen kann. Das wäre quasi eine rheinische Form der Partizipation.
Düsseldorf-Eklat: Weitere Namen
… also, wenn schon Namen aufgrund von machtkulturstrategischen Überlegungen an die Öffentlichkeit gelangen, dann sollten es auch die aller Kandidaten sein, so z.B. S.-E. Bechtolf, der mal wieder von starker Seite gestützt wird …
Düsseldorf-Eklat: Der Stellvertreter
Aber was ist eigentlich mit Manfred Weber, dem Kommisarischen Intendanten des Düsseldorfer Schauspielhauses? Er war bei Badora, Niermeyer und Holm Stellvertretender Intendant. Warum durfte er bisher immer bleiben? Hat er doch alle grundlegenden Entscheidungen stets mit getragen. Sollte er ein sicherer Partner für die Politik - und weniger für die künstlerischen Leiter - sein? Vielleicht sollte man darüber einmal nachdenken.
Intendanz Dü'dorf: Prognose
wird doch Sven-Eric Bechtolf...
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