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Erwin Piscator Award für Schauspieler Ulrich Matthes
16. September 2023. Schauspieler Ulrich Matthes hat von der in New York ansässigen Erwin Piscator Award Society den Piscator Preis verliehen bekommen. Das gibt der Verein Kulturvolk | Freie Volksbühne Berlin bekannt. Die Verleihung fand im Rahmen eines Festakts statt, in dem der Veranstaltungsraum des Vereins in der Berliner Ruhrstraße 6 in "Piscator Saal" umbenannt wurde.
Erwin Piscator, geboren 1893 in Ulm, gehörte zu den innovativsten und erfolgreichsten Theatermachern der Weimarer Republik. Im US-amerikanischen Exil gründete er eine Schauspielschule, in der zahlreiche Hollywoodstars ihren ersten Unterricht nahmen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er 1962 Intendant der Freien Volksbühne in Berlin (West) und widmete sich in seiner Arbeit der Aufarbeitung nationalsozialistischer Vergangenheit. Er starb 1966 in Starnberg.
Die 1985 gegründete Erwin Piscator Award Society vergibt zu seinen Ehren jährlich den Erwin-Piscator-Preis. Ausgezeichnet werden Personen, die "mit den Mitteln der Kunst zur Verbesserung des Menschen beitragen". Unter den Preisträger*innen sind die Theaterwissenschaftlerin Erika Fischer-Lichte, der Dramatiker Edward Albee und die Regisseure Peter Zadek und Robert Wilson.
Aus der Laudatio des Regisseurs Gregorij von Leitis: "Mit ungeheurer Ausdruckskraft und Präzision verkörpert Ulrich Matthes die unterschiedlichsten Rollen auf der Bühne, im Film und im Fernsehen – ob als Joseph Goebbels in 'Der Untergang', als Abbé Henri Kremer in 'Der neunte Tag', oder als Dorfrichter Adam in 'Der zerbrochene Krug'. Mit Piscator verbindet ihn nicht nur sein Geschichtssinn, sondern auch sein Gefühl der Verantwortung angesichts unserer deutschen Vergangenheit und seine politische Wachsamkeit."
In seiner Dankrede erklärte Matthes, dass er schon als Jugendlicher Piscator und dessen Form des Theaters bewundert und intensiv studiert habe. Eindringlich warnte er, angesichts des zunehmenden Rechtspopulismus wachsam zu sein. Positionen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen seien, würden heute wieder laut geäußert. Leidenschaftlich rief er das Publikum auf, zu widersprechen, wenn Geschichte verdreht und Grenzen des Sagbaren überschritten würden.
Ulrich Matthes, 1959 in Berlin (West) geboren, ist seit 2004 Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2004 den Gertrud-Eysoldt-Ring für herausragende schauspielerische Leistungen sowie den im Rahmen des Berliner Theatertreffens 2007 verliehenen Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung. Zweimal wurde er in der Zeitschrift "Theater heute" zum Schauspieler des Jahres gewählt. 2022 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Von 2019 bis 2022 war Ulrich Matthes Präsident der Deutschen Filmakademie. Er ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der Europäischen Filmakademie.
(Kulturvolk | Freie Volksbühne Berlin e.V. / miwo)
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