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Europäischer Theaterpreis für Peter Stein
Theatralischen Raum revolutioniert
18. Oktober 2010. Der Regisseur Peter Stein erhält den mit 60.000 Euro dotierten Europäischen Theaterpreis. Wie die "Kleine Zeitung" am Wochenende berichtete, entschied sich eine Jury hochkarätiger Theaterleute aufgrund seiner "unkonventionellen Produktionen, die die Struktur des theatralischen Raums revolutioniert haben", für den 73-Jährigen.
Überreicht wird der 1986 ins Leben gerufene Preis im April 2011 beim Theatertreffen in St. Petersburg.
In der Begründung der Jury heißt es:
"Stein ranks among the most important creators of German and European theatre of the second half of the twentieth century, particularly during the creative surge of the 70s, for his monumental projects, often performed in unexpected venues.
In 1970, he founded the Schaubühne Company in Berlin, featuring extraordinary actors such as Bruno Ganz and Edith Clever. The group performed provocative, unconventional productions that revolutionised the structure of the theatrical space.
In addition to "rewriting" ancient and modern classics, Stein mounted new shows that fearlessly explored languages and issues that challenged the values of the time, and to this day continues experimenting with the language of theatre in his scrupulous, prolific manner. Bold examples of this approach are the memorable nine-hour production of Orestea (1980), restaged in 1993 in a Russian version with the Red Army Company, and the monumental twenty-one-hour Faust, realised for the 2000 Expo in Hanover.
Last but not least are the 2009 "Demoni" project with Italian actors and Maddalena Crippa in the role of Varvara Petrovna Stravogina, and "Oedipus at Colonus", presented with Klaus Maria Brandauer at the Salzburg Festival in 2010."
Gemeinsam mit dem Theaterpreis wird bereits zum zwölften Mal der Spezialpreis für Neue Realitäten im Theater überreicht. Preisträger sind der Slowake Viliam Docolomansky, die Britin Katie Mitchell, der aus Russland stammende Andrey Moguchiy, der Finne Kristian Smeds sowie das portugiesische Teatro Meridional und das isländische Vesturport Theatre. Sie teilen sich das Preisgeld von 30.000 Euro.
Einen Spezialpreis der Jury erhält der russische Regisseur Jurij Petrovic Ljubimov für "seine herausragende küntlerische Bedeutung und die entscheidende Rolle, die er mit dem Taganka Theater während der Phase der Perestroika spielte, die den Übergang der Sowjetunion in das heutige Russland einleitete."
(Kleine Zeitung, Graz/ jnm)
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ärgerlicher ist das preis-GELD. der alteingesessene, der seine lorbeeren vor sich herträgt und bei den großen festivals in wien, salzburg, epidauros etc. stattliche summen absahnt, kriegt nun noch den großen batzen. und die spannenden nachwuchskünstler/theater, die teilweise echte risiken eingehen, künstlerische experimente über kommerziellen erfolg stellen - sie teilen sich zu sechst die ohnehin bereits kleinere summe. 5.000 euro für jeden von ihnen, 60.000 für peter stein. umverteilung von unten nach oben, von jung nach alt. pensionisten- statt nachwuchsförderung.
(spricht die vorherige meldung, dass der berliner wissenschaftspreis mit 40.000 euro an erika fischer-lichte geht, nicht dieselbe sprache? persönlich sei's ihr ja gegönnt, aber strukturell gesehen: wäre es nicht auch hier klüger, das lebenswerk durchaus zu EHREN, das GELD aber in den kreativen nachwuchs zu investieren?)
braucht es kunst- und wissenschaftspreise, die nach dem urkapitalistischen system funktionieren, dass der, der eh schon das meiste hat, dann auch noch einen nachschlag bekommt? hoffentlich ist das nicht die alte "neue realität" in der kulturpolitik.
im Falle von Fischer-Lichte fließt das Preisgeld ihrer Forschung (und nicht ihr persönlich) zu. Da sie sich vermutlich nicht für 40.000 EUR Reagenzgläser zur Züchtung neuer semiotischer Zellen kaufen wird, besteht die Hoffnung, dass das Geld so indirekt doch dem kreativen Nachwuchs nützen wird. Zumal Fischer-Lichte nicht vorgeworfen werden kann, mit ihren SFBs nichts für die jungen Wissenschaftler getan zu haben, die ja nun sintflutartig die Ästhetik des Performativen in die Dramaturgenstuben tragen.
Was allerdings passiert mit den 60.000 EUR von Peter "Ich bin die Werktreue" Stein? Sind die an ein neues Projekt gebunden, oder werden die direkt in italienischen Trattorie umgesetzt?