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FAUST-Theaterpreis 2023 an Klaus Zehelein

24. Oktober 2023. Der Opernintendant und Dramaturg Klaus Zehelein erhält den Deutschen Theaterpreis DER FAUST 2023 für sein Lebenswerk. Das teilt der Deutsche Bühnenverein heute in einer Presseaussendung mit. Die Jury ehre mit dem 83-jährigen Zehelein "einen Theaterschaffenden, der die moderne Oper geprägt hat wie kein anderer zu seiner Zeit. Zunächst als Dramaturg, später als Intendant und, an unterschiedlichen Orten in verschiedenen Funktionen, auch vom Lehrstuhl aus."

Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:

"Klaus Zehelein war nie ein Mann des Rampenlichts. Das mag ein Grund dafür sein, dass viele Menschen außerhalb der engeren Theaterszene kaum eine Vorstellung davon haben, was er für das Theater, insbesondere aber für unser heutiges Verständnis von zeitgemäßem Musiktheater, geleistet hat. Theater für bildungsferne Schichten hat er schon gemacht, bevor der Appell zum 'diversen' Theater von politischer Seite erklungen war: Arbeitertheater als Dramaturg in Kiel, Musiktheater für Lehrlinge (wie es damals noch hieß) ebenso wie für Abiturient:innen am Staatstheater Oldenburg. In seiner Geburtsstadt Frankfurt, an der Seite von Michael Gielen, hat er Regisseur:innen wie Hans Neuenfels, Ruth Berghaus oder Christof Nel in der Oper durchgesetzt. Und dann, nach einem Zwischenspiel am Thalia Theater gemeinsam mit Jürgen Flimm, folgten 15 ebenso konflikt- wie erfolgreiche Jahre als Intendant der Oper Stuttgart, die unter seiner Leitung ganze sechsmal Opernhaus des Jahres in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt wurde.

Klaus Zehelein war in Stuttgart Initiator und Spiritus Rector der sprichwörtlichen Stuttgarter Operndramaturgie: einer Dramaturgie, die den Regisseur:innen bei der Entstehung ihrer Inszen-ierungen zur Seite stand, diese aber auch forderte und hinterfragte. Legendär bleibt der Stuttgarter 'Ring des Nibelungen', mit dem Zehelein auf die Werk-Skepsis der Postmoderne reagierte, indem er die vier Teile an fünf verschiedene Regisseur:innen, Joachim Schloemer, Christof Nel, Jossi Wieler/ Sergio Morabito und Peter Konwitschny, vergab. Und Zehelein förderte zeitgenössische Kompo-nist:innen, lieferte den Beweis, dass die großen Werke von Luigi Nono oder Helmut Lachenmann auch am Repertoire-Opernhaus, am Stadt- oder Staatstheater aufführbar sind. Mit der Gründung der Jungen Oper Stuttgart 1993 setzte er Maßstäbe für die Vermittlung von Musiktheater an junges Publikum und weitete mit dem von Andreas Breitscheid geleiteten Forum Neues Musiktheater erstarrte institutionelle Grenzen des Opernbetriebs.

Schließlich gab er als deren Präsident der Bayerischen Theaterakademie August Everding (heute: Theaterakademie August Everding) im Prinzregententheater München tragfähige Strukturen und übernahm selbst dort und an der Ludwig-Maximilians-Universität den Studiengang Dramaturgie. Von 2003 bis 2015 amtierte Zehelein zudem als Präsident des Deutschen Bühnenvereins, half den Deutschen Theaterpreis DER FAUST aus der Taufe zu heben und stritt nimmermüde, streitlustig und Adorno-kundig für den Stellenwert der Bühnenkunst im Spätkapitalismus.“

Die Preisträger:innen des FAUST werden im Rahmen der Verleihung am 25. November 2023 im Thalia Theater Hamburg geehrt.

(Deutscher Bühnenverein / jeb)

Kommentare  
FAUST an Klaus Zehelein: Erfreulich
Gestern Achim Freyer, heute Klaus Zehelein: Wenigstens auf dem Kultursektor erfreuliche Mitteilungen, die an Persönlichkeiten erinnern, die geeignet sind, die immer schwammigeren Qualitätsmaßstäbe zurechtzurücken. Es gibt dafür keine Besseren. Wir dürfen uns mit ihnen freuen und in Erinnerungen schwelgen.
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