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Hochhuth schreibt an Angela Merkel: Geben Sie Edward Snowden Asyl!

Der Fliehende von der Brooklyn-Bridge

10. Juli 2013. Der Schriftsteller Rolf Hochhuth hat an Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert, dem ehemaligen amerikanischen Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden Asyl in Deutschland zu gewähren. Das geht aus einer Mitteilung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf ihrem Online-Portal hervor.

Deutschland sei wie kein anderes Land der Welt wegen seiner "schimpflichen Vergangenheit" verpflichtet, einem Menschen wie Snowden Zuflucht zu gewähren, zitiert die F.A.Z. aus Hochhuths Schreiben, das sie in ihrer Donnerstagsausgabe veröffentlichen will. Die Wochenzeitung Der Freitag hat den Brief allerdings jetzt schon online gestellt.

Während der Nazizeit habe die deutsche intellektuelle Elite von der Großzügigkeit anderer Länder profitiert, schreibt Hochhuth. Nur so habe sie Hitlers Herrschaft überlebt. Zwar drohten Merkel große Schwierigkeiten, wenn sie Snowden in Deutschland aufnehmen würde. Aber, so Hochhuth am Ende seines Schreibens, die Schweizer hätten sich einst auch nicht gescheut, Thomas Mann aufzunehmen, obwohl ihnen von Hitlers Seite "Scherereien" gedroht hätten.

Der 1983 geborene US-Amerikaner Edward Snowden war bis Mai 2013 als Systemadministrator im Auftrag des US-Geheimdienstes NSA tätig und hatte Zugang geheimen Informationen – unter anderem über Programme zur Überwachung der weltweiten Internetkommunikation (PRISM und Boundless Informant) sowie das britische Überwachungsprogramm Tempora. Anfang Juni hatte Snowden diese Informationen an den Guardian-Journalisten Glenn Greenwald übermittelt, der kurz darauf Teile daraus ohne Angabe seiner Quelle veröffentlichte. Wenige Tage nach der Veröffentlichung legte Snowden in Hongkong in einem Interview seine Identität offen und wird seitdem wegen Spionage von den USA mit internationalem Haftbefehl gesucht.

Seit dem 23. Juni sitzt er im Transitbereich des Moskauer Flughafens fest und hat Medienberichten zufolge inzwischen Asyl in Venezuela beantragt. Die Veröffentlichung der Informationen Snowdens löste eine weltweite Debatte über extensive staatliche Überwachungstätigkeiten aus, die als Terrorbekämpfung gerechtfertigt werden.

"Mit Dank und Grüßen, sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin", ist Hochhuths Brief an Angela Merkel schließlich unterschrieben, "Ihr Ihnen sehr ergebener Rolf Hochhuth, der Ihnen ein Blatt von Georg Grosz beilegt: 'Der Fliehende vor der Brooklyn-Bridge'."

(F.A.Z. / Der Freitag / sle)

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Kommentare  
Hochhuth an Merkel: Zustimmung
Recht hat er.
Hochhuth an Merkel: Kompliment
Doch noch gute Ideen im Kopf, der Herr Hochhuth!
Hochhuth an Merkel: Opportunismus der Mächtigen
Chapeau, da benennt Hochhuth unter anderen Vorzeichen auf einmal doch wieder etwas, was ihm auch mit dem "Stellvertreter" gelungen ist - eine mehr als gefühlte Ungerechtigkeit, ein Fall von Opportunismus der Mächtigen.
Hochhuth an Merkel: weitere Aufgabe
Vielleicht könnte er ja auch das BE übernehmen? Ach bitte, bitte, bitte
Hochhuth an Merkel: Snowden ans BE?
Wer soll das BE übernehmen? Edward Snowden?
Aber der rührt schon, der alte Querulant Hochhuth. Sooooo romantisch! Frau Merkel auch noch ein Blatt von Grosz zu schicken... Ob das die Eiserne Preußin erweicht?
Hochhuth an Merkel: unüberbietbar albern
Das ist an Albernheit nicht zu überbieten. Komisch, dass Peymann nicht drauf gekommen ist.
Hochhuth an Merkel: was von Grosz
Und von George Grosz dann bitte die "Stützen der Gesellschaft" (1926): Militär, Kirche, Schule. Danke.
Hochhuth an Merkel: das Internet erklären
Neuland
Edward Snowdon könnte der Kanzlerin ja das Neuland InterNet erklären. Auf welchem Planeten es liegt, wie man da so hin kommt. Welche Ausrüstung man so braucht für so einen Trip. Vielleicht auch noch etwas über die Gefahren eines möglichen Missbrauchs, Aber nein, ich fürchte das ist für die Kanzlerin dann doch ein bisschen zu komplex.
Hochhuth an Merkel: Neuland Netz, Neuland Theater
Aber: auch das Theater ist für uns alle Neuland. Vielleicht erklärt das erst mal jemand.
Hochhuth an Merkel: EUronie
Am elegantesten wäre es, wenn das Europäische Asylrecht schon soweit wäre, dass die EU Snowden Asyl im Einzugsbereich ihrer Mitgliedsstaaten gewährte - denn eine supranationale Organisation zu sanktionieren, fiele selbst den USA schwer. EUronie der Geschichte.
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