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Kampagne "Erklärung der Vielen" startet in vier Städten
Für Solidarität, gegen Rassismus
9. November 2018. Mit Pressekonferenzen und Veröffentlichungen startet in Düsseldorf, Hamburg, Dresden und Berlin die Kampagne "Erklärung der Vielen", an der sich über 140 Kulturinstitutionen beteiligen.
Die Vielen e.V. zufolge "regionale Foren für den Erfahrungsaustausch im Hinblick auf die Gefährdung der Kunstfreiheit und die Infragestellung der Grundlagen unseres demokratischen Zusammenlebens durch einen völkisch nationalen Autoritarismus" geschaffen werden.
Es sollen der Pressemitteilung des Berliner VereinsDie Beteiligten setzen sich für Zusammenhalt, gegen Rassismus und für eine solidarische Gesellschaft ein. In ihrer Erklärung (hier im Wortlaut auf Deutsch und Englisch) heißt es: "Alle Unterzeichnenden bieten kein Podium für völkisch-nationalistische Propaganda. Wir wehren die illegitimen Versuche der Rechtsnationalen ab, Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Wir verbinden uns solidarisch mit Menschen, die durch eine rechtsextreme Politik immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden."
Die Kampagne setzt auf eine Selbstaktivierung von Netzwerken in der Kultur, um gegen Diskriminierung und für die Kunstfreiheit aktiv zu werden. Außerdem seien gemeinsame Aktionen, Veranstaltungen und Diskussionen geplant, wie die im Mai 2019 gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen veranstaltete bundesweite "Glänzende Demonstrationen der Kunst und Kultur" .
Auch der Deutsche Bühnenverein beteiligt sich, im Statement des Geschäftsführers Marc Grandmontagne heißt es: "Theater und Orchester sind Angebote für die Allgemeinheit. Sie sind nicht alleine für die Auseinandersetzung mit den tiefer liegenden Ursachen der Radikalisierung und den Gründen für die politische Frustration verantwortlich. Sie schaffen mit der Kunst aber sinnlich erfahrbare Welten, in denen die Menschen sich selbst begegnen und spüren können, dass sie mehr verbindet, als sie trennt."
Weitere Statements in der Berliner Pressekonferenz kamen von Maxim Gorki Theater-Intendantin Shermin Langhoff: "Kunst ist dazu da, dass wir uns aus vorgegebenen Denkschemata lösen: dafür brauchen wir Geschichten, die von der komplexen Wirklichkeit erzählen. Diese Diversität der Erfahrungen und der Entwürfe müssen wir verteidigen. Wir stellen uns gegen simplifizierende Zuschreibungen, Retrotopien, die Homogenität suggerieren und Tendenzen, die uns Theatern den Kunstcharakter absprechen wollen, um uns als politische Ideologen zu diffamieren. Unsere Gesinnung ist die Kritik, das ist unsere Kultur."
Die HAU (Hebbel am Ufer)-Intendantin Annemie Vanackere: "Die Aktion der VIELEN ist auch deshalb beispielhaft, weil wir es alle nicht nur wissen, sondern es sich jetzt auch als Notwendigkeit erweist, dass Solidarität so viel wichtiger ist, als die ewige profilneurotische Konkurrenz zwischen den Institutionen."
Akademie der Künste Berlin-Vizepräsidentin Kathrin Röggla: "Die Kunst steht in der kritischen Tradition der Aufklärung und ist nicht in den Dienst der Verherrlichung der eigenen Nation zu nehmen, wie rechtsextreme Kräfte es fordern. Die Kunstfreiheit zählt zu den höchsten Schutzgütern unserer Verfassung."
(Die Vielen e.V. / sd)
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http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/erklaerung-der-vielen-gegen-rechts-kuenstler-muessen-nicht-neutral-sein-a-1237597.html
Liebe Initiatoren: Wenn Ihr bis Mai 2019 daraus eine spannende Bewegung machen wollt, dann müsst Ihr dahin, wo es weh tut und einen Preis zahlen. Sonst wird das verpuffen.
Zur Erklärung der Erklärung: Bis zum 9. November, also bis zur Pressekonferenz, konnten ausschließlich Institutionen unterschreiben, seit dem 9. November können nun auch Einzelpersonen unterschreiben. Und ich darf Ihnen versichern, dass es viele Viele sind: https://www.dievielen.de/unterstuetzerinnen
Die Tatsache, dass so viele Institutionen zusammen gefunden haben ist ein enormer Erfolg. Wie Annemie Vanackere es klar benannt hat, ist dies nicht die Regel, sondern die Ausnahme - normal ist die "profilneurotische Konkurrenz" (O-Ton A.V.). Darin eine "Kollektivierung" zu sehen finde ich ... strange - es handelt sich ja nicht um eine LPG, sondern um einen "Solidaritätspakt" (Laudenbach). Wie sehr so ein Pakt nötig ist - nun da verweise ich einfach noch einmal auf Laudenbachs Text.
Darin einen besonderen "politischen Kurs" zu sehen finde ich doch etwas tendenziös, so was ist normalerweise die Perspektive der AfD, für die alles, was nicht auf ihrem Kurs liegt links, bzw. linksliberal oder linksextremistisch ist (da machen sie keine feinen Untesrchiede). Sie werden weder in der Berliner, noch in der Hamburger, Dresdner oder NRW-Erklärung einen besonderen "Kurs" finden, sondern ein Bekenntnis füreinander einzustehen, die offene Gesellschaft zu verteidigen und für eine Demokratisierung der Gesellschaft zu wirken. Das ist der KGN, der kleinste gemeinsame Nenner, wenn Sie mich fragen und kein "Kurs". Und es sagt viel aus über unsre Zeiten, dass es notwendig geworden ist, solche Selbstverständlichkeiten explizit zu machen. Aber vielleicht haben Sie da ja eine ganz andere Perspektive.
Nur so viel: Der "Preis", den es zu entrichten gilt, ist, sich den Ärger mit den Rechten einzuhandeln - und nicht darauf zu warten. Überall, wo die AfD mitmischt, sei es im Berliner Senat, einem beliebigen Land- oder dem Bundestag, nutzen sie die Mittel, die sich ihnen dadurch bieten, um Künstler*innen und künstlerische Institutionen das Leben schwer zu machen (ich werde hier nicht die Reaktionen auf die Erklärung des entsprechenden AfD-Personals verlinken, die sind einfach zu niveaulos und unterbieten sich selbst), ihre inoffizielle verfassungsfeindliche Jugendorgansiation hat schon mehrere Störungen inszeniert usw. Aber genau darum geht es ja in dieser Initiative: man will nicht mehr nur reagieren, man will endlich agieren. Das ist gelungen. Und das, darf ich Ihnen versichern, das war ja erst der Anfang. Seit dem 9. November spielen wir das Spiel nach neuen Regeln!
Frau Werneburg in der Taz geschrieben:"Es könnte unbedachte Sprech- und Denkverbote vereinzelter Akteure erübrigen, aus Furcht, der Rechten zu viel Raum zu geben und vermeintlich hilflose Bürger diskursiv im Regen stehen zu lassen." Was ja auch irgendwie eine Gesinnungsprüfung ist (qui est in, qui est out).
Insofern mag #4 es ausschliesslich die Perspektive der AfD finden alles was nicht auf Ihrem Kurs liegt in eine politische Ecke zu stellen; dem ist nachweislich nicht so. (Der Beispiele gibt es viele, aber nehmen wir an dieser Stelle die endlos wiederholte Beschimpfung der VB-Kritiker als Identitäre oder Kunstfeinde.)
Die einzige Strategie gegen Rechts ist meiner Meinung nach mehr Demokratie, nicht weniger; mehr Graswurzel, weniger Superliga. "Die Vielen" tragen aktuell beide Impulse in sich. Unterschrieben habe ich, mal sehen ob und wie es weiter geht.