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Karlsruhe: Spartenleitungen fürs Staatstheater ab 2024

Die kommende Leitung für die Schauspielsparte: Schauspieldirektor Claus Caesar (Foto: Arno Kohlem) und Oberspielleiterin Brit Bartkowiak (Foto: Badisches Staatstheater Karlsruhe)

26. Oktober 2023. Der designierte Intendant des Badischen Staatstheaters Karlsruhe Christian Firmbach hat seine künstlerischen Leitungen für die Sparten des Hauses ab der Spielzeit 2024/25 vorgestellt, wie das Theater in einer Pressemitteilung vermeldet.

Die Dreierspitze des Mehrspartenhauses um Intendant Christian Firmbach (der vom Oldenburgischen Staatstheater nach Karlsruhe wechselt), die Künstlerische Betriebsdirektorin Uta-Christine Deppermann sowie den Geschäftsführenden Direktor Johannes Graf-Hauber präsentierte neben bereits bekannten Gesichtern wie Nele Tippelmann (Spartenleiterin Junges Staatstheater) und Georg Fritzsch (Generalmusikdirektor der Badischen Staatskapelle) auch Leitungspersönlichkeiten in den Sparten Oper, Ballett, Schauspiel und Konzert sowie dem spartenübergreifenden Bereich Digitaltheater, die neu ans Haus kommen.

Schauspiel

Claus Caesar wird neuer Schauspieldirektor ab der Spielzeit 2024/25. Er kommt vom Deutschen Theater Berlin, an dem er seit 2018/19 Chefdramaturg und stellvertretender Intendant von Ulrich Khuon war. Caesar arbeitete zuvor am Bayerischen Staatsschauspiel in München, am Schauspiel Frankfurt sowie am Thalia Theater Hamburg.

Als Oberspielleiterin Schauspiel wechselt Brit Bartkowiak ebenfalls zur Spielzeit 2024/25 nach Karlsruhe. Seit Februar 2021 ist sie in gleicher Funktion am Theater und Orchester Heidelberg tätig. Bartkowiak arbeitet als Regisseurin unter anderem am Deutschen Theater Berlin, am Theater und Orchester Heidelberg, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Staatstheater Mainz, am Volkstheater München und am Schauspiel Hannover.

Als Dramaturg*innen werden Franziska Trinkaus und Bastian Boß ins Schauspiel-Team stoßen.

Digitaltheater

Kevin Barz, Schauspiel- und Opernregisseur mit einem besonderen Fokus auf Digitalisierung, wird als Künstlerischer Leiter für das neue spartenübergreifende Projekt Digitaltheater ab 2024/25 verantwortlich sein. Von 2019 bis 2022 war er Hausregisseur am Mainfranken Theater Würzburg und wechselte zur Spielzeit 2022/23 als Leiter des "Technical Ballroom" ans Oldenburgische Staatstheater. 

Oper

Den Bereich Oper verantworten Christoph von Bernuth (Operndirektor) und Stephanie Twiehaus (Leitende Dramaturgin).

Christoph von Bernuth ist Opernregisseur. Er begann seine Karriere an der Kölner Oper und war fünf Jahre Spielleiter an der Hamburgischen Staatsoper. Seit 2016 ist er in verschiedenen Positionen am Oldenburgischen Staatstheater tätig und führt auch Regie. Ab der Spielzeit 2024/25 wird er als Operndirektor und Künstlerischer Leiter der Händel-Festspiele sowie als Hausregisseur am Badischen Staatstheater Karlsruhe wirken.

Stephanie Twiehaus ist Operndramaturgin und Musikmanagerin. Nach ihrer Zeit am Theater Bonn war sie an verschiedenen Orten im In- und Ausland aktiv. Mit der Spielzeit 2024/25 wird sie als leitende Dramaturgin für Oper, Konzert und die Händel-Festspiele in Karlsruhe arbeiten.

Konzert/Orchester

Georg Fritzsch als Generalmusikdirektor und Oliver Kersken als Orchesterdirektor haben die Leitung des Karlsruher Orchesters inne. Kersken begann seine Karriere als Hornist im Orchester des Nationaltheaters Mannheim und war zuletzt als Orchesterdirektor in am Oldenburgischen Staatstheater tätig.
 
Trio für die Internationalen Händel-Festspiele

Die Händelfestspiele in Karlsruhe werden ab 2025 von Christoph von Bernuth, Stephanie Twiehaus und Oliver Kersken geleitet.

Ballett

Das Staatsballett Karlsruhe wird im Team von Raimondo Rebeck und Kristína Paulin als klassische Ballett-Compagnie weiterentwickelt.

Der international tätige Tänzer und Choreograf Raimondo Rebeck, der zum Ballettdirektor am Badischen Staatstheater Karlsruhe ernannt ist, war unter anderem Erster Solotänzer der Berliner Staatsoper und der Deutschen Oper Berlin. Der gebürtige Ost-Berliner kommt vom Ballett Dortmund, an dem er seit 2011 tätig ist. Er leitet seit 2014 auch das NRW Juniorballett.

Als seine künstlerische Stellvertreterin stößt Kristína Paulin neu zum Team dazu. Die in Bratislava geborene Tänzerin und Choreographin tanzte viele Jahre als Mitglied des Hamburg Ballett bei John Neumeier, bevor sie sich als Choreographin etablierte.

Intendanz

Der designierte Karlsruher Generalintendant Christian Firmbach, geboren 1967 in Kassel, wurde 2022 nach Karlsruhe berufen. Vor seiner Generalintendanz am Oldenburgischen Staatstheater (seit 2014), bekleidete er Führungspositionen in den Theatern Bonn und Darmstadt. Er ist ausgebildeter Sänger.

(Badisches Staatstheater Kassel / chr)

 

Medienschau: Erste Pressereaktionen auf die neuen Spartenleitungen am Badischen Staatstheater Karlsruhe (27. Oktober 2023)

Kommentare  
Spartenleitungen Karlsruhe: So enttäuscht...
Die Spartenleitungen sind nur Männer, die Frauen stehen in der 2. Reihe und eine der Frauen ist die Ehefrau des desig. Intendanten. Das ist so was von rückschrittlich.
In der Pressekonferenz wurde von Herrn Firmbach auf Nachfrage erwähnt, "dass das mit den Frauen in den Spartenleitungen ja auch nicht gut ging".
Ein Desaster in der Kommunikation und man fragt sich wirklich, ob das der beste Kandidat für ein reformorientiertes Haus wie Karlsruhe war. Kaum denkbar, das es keine andere Person gab, gerade für ein Theater in dieser sensiblen Situation.
Spartenleitungen Karlsruhe: Rolle Rückwärts
Der SWR schreibt dazu:
Früher wäre das nicht weiter aufgefallen, dass alle drei Positionen männlich besetzt sind. Heute ist das Bewusstsein für Geschlechtergleichheit gewachsen. Gerade das Badische Staatstheater glänzte bisher damit, dass alle Spartenleiter-Positionen mit Frauen besetzt waren. (...)

Quelle:https://www.swr.de/swr2/buehne/christian-firmbach-stellt-kuenstlerisches-team-vor-badisches-staatstheater-karlsruhe-100.html
Spartenleitungen Karlsruhe: Frage
bzgl. 2 - Wie kommt Nachtkritik.de eigentlich dazu, hier einen längeren Text aus einem anderen Medium wörtlich zu übernehmen? Wie sieht es hierzu mit den Kommentarregeln aus. Sollten die Rechte am Text von Dritten nicht gewahrt werden?

(Lieber Chris,
Sie haben recht, die Zitatregeln gelten auch im Kommentarbereich von nachtkritik.de. Wir haben den Kommentar #2 entsprechend gekürzt – der gesamte Inhalt ist über den Link erreichbar.
MfG, Georg Kasch / Redaktion)
Spartenleitungen Karlsruhe: Nichts gelernt
Es ist dann doch wohl so, dass zumindest der Verwaltungsrat aus dem Spuhler-Desaster genau gar nichts gelernt hat, oder aber es dessen Mitgliedern einfach egal ist, wie das Staatstheater geführt wird und es damit Hunderten Mitarbeiter:innen geht. Bei der Ausschreibung und der Besetzung der Intendanz spielten Lernprozesse, Willensbekundungen, aber auch der heutige Stand des "Cultural Leadership" ja offensichtlich gar keine Rolle.
Man fragt sich, wozu es dann einen Verwaltungsrat braucht, der eigentlich das Große Ganze im Blick haben soll. Als gewöhnliches Stadttheater wäre Karlsruhe besser dran.
Spartenleitungen Karlsruhe: Träger in der Pflicht
zu #1 Wie um Himmels willen, können die Träger so etwas zulassen? Ich dachte mit Wechsel der Ministerin wären diese Spiele vorbei, aber da habe ich geirrt. Wer sitzt im Ministerium, der so etwas durchwinkt? Wir sind im Jahr 2023!
Spartenleitungen Karlsruhe: Gespannt sein
Was für ein durchsichtiges Geschrei. Es gibt inzwischen zum Glück viele, in den Führungspositionen nahezu ausschließlich weiblich besetzte Häuser in Deutschland. Gerade erst ist eine rein weibliche Gruppenleitung des TT in Berlin zu Ende gegangen, in Hannover arbeiten Intendantin und Chefdramaturgin, an den Kammerspielen in München ebenfalls, in Braunschweig gibt es eine General-Intendantin, eine Schauspieldirektorin und eine Operndirektorin... wie gesagt, zum Glück. Umgekehrt heißt das aber auch, dass ein Haus mit männlichen Führungskräften nicht sofort unter Generalverdacht stehen muss, viel mehr ist es an der Zeit einen Blick darauf zu werfen, wer da leitet. Und da kann man doch im Falle des Schauspieldirektoren Claus Caesar, der zwei Jahrzehnten am Thalia-Theater und dem DT in Berlin nun wirklich keinen provinziellen Wind nach Karlsruhe bringt, einfach mal gespannt sein, ganz unabhängig von der leidigen Geschlechter-Proporzfrage.
Spartenleitungen Karlsruhe: Enttäuscht
#6 Vorschusslorbeeren, weil jemand aus der Hauptstadt kommt? Mit so einer Hybris sind schon viele "in der Provinz?" (das ist ein Unwort) gescheitert. Zum Glück hat Herr Caesar, den Sie ansprechen als einziger bescheiden bei der PK gewirkt. Das ist sehr positiv aufgefallen. Leider war von keinem der neuen Spartenleiter etwas zu seiner künstlerischen Vision zu hören.
Man(n) erging sich in Andeutungen, dass man gerne mehr sagen würde, aber nichts verraten dürfte.
Die PK war nur dafür da, die Namen in die Welt zu setzen. Was der Spielplan bringt, erfahren wir in Karlsruhe erst im Mai 2024. Das ist für ein Mehrspartenhaus dieser Größenordnung einfach zu spät, wenn man sich überlegen möchte, ob man das Abo behält. Von der viel beschworenen Transparenz habe ich mich längst verabschiedet. Es ist enttäuschend.
Spartenleitungen Karlsruhe: Menschen hinter der Arbeit
@6
Danke.
Die Diskussion war und ist wichtig. Aber lasst uns nicht die Menschen und ihre Arbeit hinter dem Geschlecht vergessen.
Spartenleitungen Karlsruhe: Dreierspitze
Also Moment einmal. Langsam bitte. Da gibt es einen Intendanten, der sich seine Macht in einer Dreierspitze u.A. mit einer Betriebsdirektorin teilen muss. Dann gibt es mit Nele Tippelmann eine Leiterin der jungen Sparte und mit Kristina Paulin eine Hauschoreografin. Dann eine weitere Frau (mit wem auch immer diese verheiratet ist - wen geht das eigentlich etwas an, wenn sie bisher gute Arbeit gemacht hat?) als Chefdramaturgin Oper und Brit Bartkowiak hat meines Wissen nach auch die Pronomen she/her. Dazu dann noch zwei Frauen in der Dramaturgie. Klar, das ist jetzt nicht unbedingt fifty-fifty, aber doch auch nicht gerade jenes Vatikanische Konzil, was manche Menschen hier oder in der örtlichen Presse herbeischreiben wollen. Zudem sagt das auch überhaupt nichts aus über die Zusammensetzung der Ensembles oder weitere Regiehandschriften, die nach Karlsruhe geholt werden.
Spartenleitungen Karlsruhe: Gender Equality
Hallo J.R., solange Sie die weiblich besetzten Intendanzen in 4 - 5 Zeilen aufzählen können, ist quasi gar nix passiert. Benennen Sie doch einfach mal alle männlichen Intendaten in Deutschland. Huch... passt nicht in einen Kommentar?!? Vielleicht erinnern wir uns noch mal, was in Karlsruhe passiert ist, was hier kritisiert und gefordert wurde. Vor diesem Skandal und Hintergrund kann man beurteilen, was jetzt politisch (nicht) gewollt ist. Wie (mutig) wurden die Führungspositionen besetzt? Warum wurde die Bürgerbühne abgeschafft? Wofür stehen die neuen Spartenleiter? Was sagt der Kodex zur Besetzung von Leitungspositionen durch Ehepartner? Ich dachte tatsächlich wir wären 2023 an einem anderen Punkt...
Spartenleitungen Karlsruhe: Kein Skandal
@10 ich weiß wirklich nicht von welchem Skandal Sie reden . Ein Intendant hat sein Leitungsteam ernannt. Es sind sehr fähige Leute darunter. Was wurde denn in Karlsruhe so revolutionäres ausprobiert: alle Inszenierungen von Frauen? Künstlerisch blieb der Output beim Vorgänger bescheiden. Aus Hamburg, wo alle (!) Staatstheater mit weiblichen Intendant*innen besetzt sind, guckt man entspannt gen Süden. Am Ende geht es um Kunst, nicht Proporz. Und ganz ehrlich: gerade an den ganz großen Häusern gibt es die Geschlechterungerechtigkeit nicht mehr, aber viele rein weiblich besetzt Häuser...
Spartenleitungen Karlsruhe: Zwei Klassen
»Man könnte die Menschen in zwei Klassen abteilen; in solche, die sich auf künsterische Inhalte und 2) in solche, die sich auf Besetzungsfragen und Quoten verstehn. Deren, die sich auf beides verstehn, sind zu wenige, sie machen keine Klasse aus.«

Keinrich von Heist
Spartenleitungen Karlsruhe: Diskursverschiebung
Das Problem in Karlsruhe unter Peter Spuhler war doch nicht das Geschlecht des Intendanten, sondern seine Persönlichkeit.

Also warum werden nun der Geschlechterspiegel des künstlerischen Teams und der Reformprozess des Hauses in eine Korrelation - schlimmer noch - in einen Widerspruch gebracht?

Wer wirklich an der, vom SWR immer wieder herbeigewünschten "Ruhe fürs Haus" interessiert ist, sollte sich lieber über die bisherige Arbeit des künstlerischen Teams an ihren alten Wirkungsstätten informieren, anstatt aufgrund des Geschlechtes populistisch vorzuverurteilen.

Oder glaube Sie wirklich, Petra Spuhler wäre heute noch in ihrem Amt?
Spartenleitungen Karlsruhe: Andere Probleme
Das Theater in Karlsruhe hat wirklich andere Probleme als das Geschlecht seiner Leitungsfiguren. Das neue Leitungsteam wird sich erst einmal das Vertrauen der Belegschaft und des Publikums erarbeiten müssen, und zwar unter äußerst schwierigen Umständen. Das Vertrauensverhältnis innerhalb des Hauses ist nach wie vor fragil, künstlerisch herrscht Stagnation und die größte Bürde ist die Endlos-Sanierung bis mindestens 2030. Man wird einen Weg finden müssen, um damit kreativ umzugehen, trotzdem künstlerisch erfolgreich zu sein und den Transformationsprozess ebenfalls erfolgreich zu gestalten. Viel Spaß dabei.
Spartenleitungen Karlsruhe: Erstaunt
Ich bin auch erstaunt wieviele meinen, dass insbesondere Intendantinnen hinter jeder Ecke zu finden sind. So eine Position heutzutage überhaupt einzunehmen ist ein Wagnis und wird von vielen gemieden. Christian Firmbach jetzt danach zu beurteilen wieviele Frauen in seinem Team sind und er selbst keine ist, entbehrt jedweder Logik. Er führt das Haus in Oldenburg sehr gut und ist ein erfahrener und moderner Theaterleiter. Karlsruhe hat großes Glück mit ihm. Gerade in so einer Position sollte es überhaupt nicht um das Geschlecht gehen, sondern um Erfahrung und Führungsqualitäten. Und das gilt dann auch für die anderen Positionen im Haus. Ich selbst arbeite auch im Theaterbetrieb und habe einige Kolleginnen und natürlich auch Kollegen, die in Ihren Positionen nicht klarkommen. Das hat gar nichts mit dem Geschlecht zu tun!! Die von Frauen geführten Häuser sind nicht automatisch "besser" und gerechter (...)
Spartenleitungen Karlsruhe: Chance verpasst
Das Problem ist ja erstmal nicht, dass wieder nur westeuropäische Männer "in ihrem besten Alter" die wichtigsten Leitungspositionen innehaben. Das Problem ist vor allem Christian Firmbachs Sicht auf (Geschlechter-)Diversität und Frauen in Führungspositionen, die auf der Pressekonferenz mit seinem Kommentar zur heutigen weiblichen Leitung deutlich wurde. Ein Blick auf das Programm in Oldenburg legt auch nicht wirklich nahe, dass Karlsruhe nun eine zukunftsorientierte Intendanz gewonnen hat. Eher das Gegenteil. Und es ist zu befürchten, dass das Sprechtheater in der Zukunft noch mehr zugunsten des Musiktheaters finanziell und ressourcentechnisch verdrängt wird als schon jetzt der Fall ist. Die Politik hat mit der Ernennung von Christian Firmbach eine große Chance verpasst - leider!
Spartenleitungen Karlsruhe: Vorverurteilung
@16 „Beobachter“:

Wer sind Sie, dass Sie mit einem Blick auf einen Spielplan beurteilen können, ob Firmbach „zukunftsorientiert“ ist oder nicht?

Spielpläne werden autonom von Spartenleiter:innen und deren Teams entworfen - nicht vom Intendanten.

Und abgesehen davon, nochmal die sarkasmusfreie (!) Frage: was ist ihre besondere Fähigkeit, aufgrund eines Spielplans einen Intendanten so allumfassend zu beurteilen?

Haben Sie sich etwas in Oldenburg angeschaut? Haben Sie sich mehrere Abende aus verschiedenen Sparten in Oldenburg angeschaut? Wissen Sie etwas über die Stimmung intern in Oldenburg? Wissen Sie etwas über die externe Wahrnehmung des Oldenburger Hauses?

Ich glaube, das wären die Aufgaben, die Sie erledigen müssten, um solch ein vorschnelles Urteil über einen designierten Intendanten zu fällen. Zugegeben, das wär dann schon echter Journalismus. Aber alles andere ist nun mal geschmäcklerische Vorverurteilung.
Spartenleitungen Karlsruhe: Erst mal schade
Woher kommt jetzt die Forderung nach "echter Journalismus"? Wer sagt, dass ich ein Journalist bin? Während viele Kommentare hier Christian Firmbach und sein Team verteidigen, beschreibe ich lediglich einen eher skeptischen Eindruck, den Firmbachs bisherige Medienauftritte bei mir hinterlassen haben. Ich muss auch nicht das Staatstheater in Oldenburg besucht haben, um beschreiben zu dürfen, wie das Programm auf mich wirkt. Dafür reicht erstmal ein Besuch auf die Homepage aus - dort entscheidet ja ein Theater selbst, wie es sich präsentieren möchte. Und für mich sind da überwiegend keine besonderen innovativen Ästhetiken, anregenden künstlerischen Handschriften oder spannenden Stücktitel zu erkennen, die mir ins Staatstheater Oldenburg locken würde. Das ist ja erstmal schade, weil die erste Hürde des Theaters bekanntlich ist, überhaupt für einen Theaterbesuch motiviert zu werden.

Es stimmt auch nicht, dass der Intendant in einem Mehrspartenhaus kein Einfluss auf die Spielpläne hat - zum Einen sucht er die Spartenleiter*innen aus (aufgrund des künstlerischen Profils, gehe ich davon aus), zum Zweiten sind die Spartenleiter*innen in ihrer Programmgestaltung nicht autonom (die künstlerischen Letztentscheidungen liegen beim Intendanten) und zum dritten ist Christian Firmach in Oldenburg nach meinem Wissen auch als Operndirektor tätig. Also direkt für den Opernspielplan zuständig. Es ist ohnehin absurd zu behaupten, ein (General-)Intendant wäre für den Spielplan am Haus, das er leitet, nicht verantwortlich. Das würde Firmbach von aller Kritik, auch in Karlsruhe, befreien. Wozu bräuchte man aber dann die Stelle eines Intendanten?

Auch jetzt ist Karlsruhe nicht gerade das innovativste oder spannendste Theater Deutschlands. Es ist vielmehr, wie die Stadt, mit einigen Ausnahmen generell von einem biederen Konservatismus geprägt, dem spürbaren Wunsch nach diversifizierung, demokratisierung und ästhetischem Forwärtsdenken zum Trotz. Ich hoffe natürlich, dass ich falsch liege, und wünsche Firmbach und Team viel Erfolg, aber ich sehe momentan kein Anzeichen dafür, dass mit Firmbach auf der Spitze eine neue Aufbruchszeit für das Theater eingeleitet wird. Status Quo ist wohl eher angesagt. Was der Politik (leider) meistens am wichtigsten ist.
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