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Nominierte für den Theaterpreis "Der Faust" 2015 stehen fest
Specials des deutschen Theaters
8. September 2015. Die Nominierten für den Theaterpreis "Der Faust" 2015 stehen fest, wie der Deutsche Bühnenverein mitteilt. Die Vergabe des Theaterpreises findet in diesem Jahr am 14. November 2015 im Saarländischen Staatstheater Saarbrücken statt. Es ist zugleich eine Jubiläumsfeier, denn der Preis wird in diesem Jahr zum zehnten Mal verliehen.
Die Nominierten in den acht Kategorien sind:
Regie Schauspiel
Gernot Grünewald: "Palmer – Zur Liebe verdammt fürs Schwabenland"
Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen
Ryan McBryde: "1984"
Altes Schauspielhaus und Komödie im Marquardt Stuttgart
Jette Steckel: "Die Tragödie von Romeo und Julia"
Thalia Theater Hamburg
Darsteller*in Schauspiel
Kristian Bader als Adolf Hitler in "Er ist wieder da"
Altonaer Theater Hamburg
Lina Beckmann als Ella in "John Gabriel Borkman"
Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Bibiana Beglau als Mephisto in "Faust"
Bayerisches Staatsschauspiel München
Regie Musiktheater
Andrea Breth: "Jakob Lenz"
Oper Stuttgart - Koproduktion mit La Monnaie/De Munt Brüssel und der Staatsoper Berlin
Tobias Kratzer: "Die Meistersinger von Nürnberg"
Badisches Staatstheater Karlsruhe
Lydia Steier: "Perelà – Uomo di fumo"
Staatstheater Mainz
Sängerdarsteller*in Musiktheater
Seth Carico als Kassandra in "Oresteia"
Deutsche Oper Berlin
Barbara Hannigan als Marie in "Die Soldaten"
Bayerische Staatsoper München;
Elena Sancho Pereg als Zerbinetta in "Ariadne auf Naxos"
Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg
Choreografie
Bridget Breiner: "Salomon: Der Tod und die Malerin"
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen
Jan Pusch: "Welcome to your world"
Staatstheater Braunschweig
Helena Waldmann: "Made in Bangladesh"
Theater im Pfalzbau Ludwigshafen; eine Produktion von Helena Waldmann und ecotopia dance productions in Koproduktion mit Theater im Pfalzbau Ludwigshafen, Les Théâtres de La Ville de Luxembourg, Goethe-Institut Bangladesh (BD), Burghof Lörrach (D), Forum Freies Theater Düsseldorf, Tollhaus Karlsruhe, Kurtheater Baden
Darsteller*in Tanz
Kusha Alexi, Charlotte in "Charlotte Salomon: Der Tod und die Malerin"
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen
Alicia Amatriain, Teufel in "Die Geschichte vom Soldaten" im Rahmen des Ballettabends "Strawinsky HEUTE"
Stuttgarter Ballett
Renate Graziadei in "Transition“
Studio laborgras Berlin
Regie Kinder- und Jugendtheater
Tim Etchells / Robin Arthur (Forced Entertainment), "Das unmöglich mögliche Haus"
Theater an der Parkaue Berlin Eine Produktion von Forced Entertainment und Barbican (UK) Produktion in Koproduktion mit dem Theater an der Parkaue
Babett Grube, "Tigermilch"
Junges Schauspiel Hannover
Jürgen Zielinski, "Ginpuin. Auf der Suche nach dem großen Glück"
Theater der Jungen Welt Leipzig
Bühne / Kostüm
Victoria Behr, "der die mann"
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin
Anne Neuser, "Der Idiot"
Oldenburgisches Staatstheater
Harald B. Thor, "Die Soldaten"
Bayerische Staatsoper München
Der Preis für das Lebenswerk steht bereits fest. Ihn erhält in diesem Jahr der Sänger Franz Mazura (geboren 1924 in Salzburg) "als einer der profiliertesten Bassbaritone im deutschsprachigen Raum". Mazura hat sich einen Namen als Wagner-Sänger und als Interpret in Werken des neuen Musiktheaters gemacht. Der Kammersänger ist Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse.
Der Deutsche Theaterpreis DER FAUST wird vom Deutschen Bühnenverein, den Bundesländern, der Kulturstiftung der Länder und der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste veranstaltet. Es ist ein Preis der "Theater für ihre Künstler", wie es in der Selbstbeschreibung des Bühnenvereins heißt. Das Procedere: Die Theater haben ein Vorschlagsrecht, dürfen allerdings keine Produktion aus dem eigenen Haus nominieren. Eine "Jury aus künstlerischen Berichterstattern und dem Ausschuss für Künstlerische Fragen des Deutschen Bühnenvereins, bestehend aus Intendanten, Ballettdirektoren, Regisseuren, Dramaturgen und Kulturpolitikern" (hier die Liste der Juror*innen für 2015), nominiert aus den eingehenden Vorschlägen für jede der einzelnen Kategorien drei Künstler. Über diese Vorschläge stimmen die Mitglieder der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste in einem schriftlichen Verfahren ab.
(buehnenverein.de / sik / chr)
Nachtrag vom 9. September 2015: Der Deutsche Bühnenverein möchte sich auf Nachfrage von nachtkritik.de nicht weiter zum Procedere der Auswahl für den Theaterpreis "Der Faust" äußern. 500 Vorschläge seien in diesem Jahr insgesamt eingegangen. Wie viele Theater diese Vorschläge eingesandt haben, will der Bühnenverein nicht öffentlich machen. Wie oft sich das Jurygremium, bestehend vor allem aus Intendant*innen und Kulturverantwortlichen, zur Beratung über die Nominierungen trifft, will der Bühnenverein ebenfalls nicht öffentlich machen.
Die Berichterstatter (die einzelne Fachressorts betreuen und alle Einsendungen vorsichten, wie Christian Holtzhauer im Kommentar #5 unten darlegt) unterrichten das Gremium und sprechen Empfehlungen aus. In der Abschlusssitzung werde nach einem "komplizierten Mehrheitsverfahren" die Auswahl getroffen, so der geschäftsführende Direktor des Bühnenvereins Rolf Bolwin auf telefonische Nachfrage von nachtkritik.de. Präzisieren wollte er dieses Verfahren nicht. Die Frage, inwieweit Inszenierungen aus unterschiedlichen Regionen von den beteiligten Juror*innen, die beruflich in gänzlich anderen Theaterregionen eingespannt sind, diskutiert werden könnten, beantwortet Bolwin mit der Aussage: "Wir haben bei uns den Grundsatz, dass gewisse Menschen anderen Menschen vertrauen."
Die finale Abstimmung über die jeweils drei für den Faust-Preis nominierten Künstler*innen liegt, wie Christian Holtzhauer im Kommentar #11 bereits schreibt, bei der Deutschen Akademie für darstellende Künste (hier die Liste der Mitglieder) und findet in geheimer schriftlicher Abstimmung statt. Ausschlaggebend ist die einfache Stimmenmehrheit.
(chr)
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Es gibt keine, jedenfalls sind sie so wenig transparent wie der Vorgang, der zu Nominierung und Prämierung führt. Und das ist das Problem dieses (an sich sehr sinnvollen) Preises. Während man sich für den ersten Teil der Prozedur noch vorstellen kann, daß, ganz schlicht, Stimmenzahlen hier den Ausschlag geben (Wer die meisten Nennungen hat, ist dabei), wird es danach völlig abenteuerlich. Es gibt keine Jury, die durchs Land reist, manche der nominierten Inszenierungen sind überdies längst abgespielt oder werden zumindest in den nächsten Monaten gar nicht gegeben, und deshalb, so erzählt man sich jedenfalls, werden die nominierten Künstler um Videoschnipselchen gebeten, auf deren Grundlage dann der Sieger gekürt wird.
Das ist insofern schade, als ich einen Theaterpreis, der von den Theaterleuten selbst vergeben wird, als Gegengewicht zu den Kritikerpreisen, die es sonst so gibt, eigentlich für eine gute Idee halte. Leider macht das Verfahren nach außen aber einen so willkürlichen Eindruck, daß die alljährliche Theatertreffenauswahl im Vergleich nachgerade ein Hauch von 'Objektivität' umweht.
Und der Preis macht keinen Sinn. Das schreit förmlich nach Reform.
Wer beurteilt denn in der finalen Runde, gibt es eine Jury?
Oder sollte man sich einfach keine Gedanken mehr machen, und der Preis kommt und er kehrt auch dorthin wieder zurück, wo er herkam.
In die Bedeutungslosigkeit....
http://www.buehnenverein.de/de/netzwerke-und-projekte/der-faust.html
Als einer der Berichterstatter*innen für die Kategorien Darsteller*in Schauspiel sowie Regie Schauspiel möchte ich klarstellen, dass wir uns keineswegs mit "Videoschnipseln" begnügt haben. Wo möglich, haben wir die nominierten Aufführungen live gesehen - auch in der "Provinz" (wo ist das eigentlich?). Falls wir die Aufführung nicht live sehen konnten, haben wir uns Mitschnitte besorgt - und komplett angesehen. Das waren mehr als 100 DVDs…
Die Mitglieder der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, die letztlich die Preisträger*innen küren (und die übrigens namentlich auf der Website der DADK aufgelistet sind) bekommen ausführliche Begründungen und Hintergrundinformationen zu jeder/m Nominierten. Auf Wunsch können sie sich ebenfalls die kompletten Inszenierungsmitschnitte schicken lassen. Ob sie die dann auch tatsächlich anschauen, weiß ich nicht - aber warum wird ihnen hier unterstellt, dass sie es nicht tun?
Wieso ist es nicht vorgeschlagen?
Grandiose Kritiken, sogar überregional.
Also: wo ist die Objektivität?
das ist ja der angebliche Vorteil dieses Preises: Kritiken spielen keine Rolle. Die Theater machen Vorschläge, dürfen sich aber nicht selbst vorschlagen. Irgendwie ist es mir bisher entgangen, dass Ensemblemitglieder, die in der Regel abends beschäftigt sind, durch die Republik reisten, um andere Theater zu besuchen - es sei denn, eine gute Freundin, ein guter Freund ist an der Produktion beteiligt. Ich wüsste schon gerne, wer, beispielsweise, nach Tübingen angereist ist, um das LTT vorzuschlagen (das örtliche Zimmertheater wird's wohl nicht gewesen sein), und wer dann dorthin gefahren ist, weil halt eine DVD keine Aufführung ersetzt. Aber jedem sei jeder Preis gegönnt, verdient oder nicht verdient, und Objektivität gibt es bei solchen Verfahren eh nicht. Weder in Tübingen, noch in Lübeck.
Seit wann gibt es Objektivität in der Darstellenden und Bildenden Kunst bzw. Musik?
das Verfahren ist nach wie vor unklar. Habe mir die Seite des Deutschen Bühnenvereins angeschaut, und auch die Liste all jener, die dort im Ausschuss sitzen.
Das Prozedere ist alles andere als klar.
Wenn jedes Theater für jede Kategorie eine Stimme hat, dann sind das ca. 140 Nominierungen, die auf den Tisch kommen. Nun meine erste Frage, wieviel Theater haben sich überhaupt daran beteiligt. Das wäre doch einmal publik zu machen.
Haben Sie, werter Berichterstatter, alle 140 eingesandten Nominierungen tatsächlich gesehen?
Oder jedes andere Jurymitglied?
Bei ca. 2 1/2 Stunden durchschnittlicher Aufführungsdauer sind das 350 Stunden Material, das zu sichten ist. Das sind 8-10 Wochen Arbeit. und dann müssten Sie kontinuierlich schauen, schauen, schauen. Wer schafft das neben seiner Arbeit? Und dann gibt es ja soetwas wie ein Ranking, oder zumindest eine Longlist?
Was ich daraus abgelesen habe, ist eine Mischung aus Proporzverfahren, Regie Schauspiel, ein Landestheater, ein Stadttheater und ein Privattheater und Nennungen, die in den letzten Jahren nicht zum Zuge gekommen sind. Man möge die Preisträger der letzten Jahre einmal nebeneinander halten. Das ist alles in Ordnung. Aber dann muss man den Preis anders eintüten.
Die Regeln sind nach wie vor nicht transparent, das Auswahlverfahren ist es nicht, und die Vergabe ist es ebenfalls nicht.
Ich würde mich freuen, wenn es mehr Aufklärung und Transparenz gäbe. Der Preis ist keine Privatangelegenheit, sondern ein öffentlicher Preis, getragen von den Theatern dieses Landes.
Und noch ein Nachtrag zum Thema Provinz: Höre ich da eine gewisse Empfindlichkeit heraus? Provinz hat keine pejorative Anmutung. Provinz ist überall dort, wo Rom nicht ist. Jeder, der mit offenen Augen durch dieses Land reist, muß die Kluft zwischen Metropolen und kleineren Städten beobachten, ganz zu schweigen, von dünn besiedelten Landstrichen. Auch Theater kann nicht nur in Berlin, Hamburg und München stattfinden.
ebenfalls ein kleiner Nachtrag: Was Sie zum Thema Provinz schreiben, kann ich voll und ganz unterschreiben. Ich finde, die vielfältige deutsche Theaterlandschaft wird durch die Vorschlagsliste aber auch ganz gut abgebildet - mal abgesehen davon, dass das frei produzierende Theater meiner Meinung nach deutlich zu kurz kommt. Hier gab es aber auch kaum Vorschläge.
Der FAUST ist nun mal ein Preis des Deutschen Bühnenvereins, und die Vorschläge in den einzelnen Kategorien kommen von den im Bühnenverein organisierten Theatern - sofern sie ihre Stimme(n) abgeben. Selbstverständlich habe ich als Berichterstatter die eine oder andere Aufführung auf den Vorschlagslisten vermisst, die meiner Meinung unbedingt preiswürdig gewesen wäre. Aber wenn sie nicht vorgeschlagen wird, kann sie auch niemand nachträglich zu Liste hinzufügen.
Da bedauerlicherweise nicht jedes Theater in jeder Kategorie Vorschläge einreicht, fällt die Zahl der zu sichtenden Aufführungen geringer aus, als Sie vermuten. Aber wie gesagt, in den Kategorien beste/r Darsteller/in Schauspiel und Regie Schauspiel waren es in diesem Jahr immerhin zusammen mehr als 100. Jede Inszenierung wurde von mindestens einer Berichterstatter*in gesehen, die meisten von zwei, die Finalisten von allen drei. Über den von uns ausgearbeiteten Dreiervorschlag hat der Künstlerische Ausschuss des Bühnenvereins gemeinsam mit allen Berichterstatter*innen vor der Veröffentlichung abgestimmt. Und ja, der Arbeitsaufwand war enorm.
Wir Berichterstatter haben uns natürlich darauf verständigt, was wir unter dem Begriff "beste" verstehen wollen. Auf dieser Grundlage haben wir dann nach bestem Wissen und Gewissen unsere Auswahl getroffen. Mut zum Risiko war eine unserer Kategorien. Andere Berichterstatter*innen mögen ganz andere Kategorien anlegen und demzufolge die Aufführungen auch anders bewerten. Deshalb wechseln die Berichterstatter*innen in allen Kategorien relativ schnell.
Die Preisträger der letzten Jahre kann man im Netz mühelos recherchieren. Schließlich wird der Preis ja nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit verliehen.
Die Mitglieder der DADK, die das letzte Wort haben, bekommen die Inszenierungsmitschnitte übrigens von vornherein zur Verfügung gestellt, müssen sie also nicht extra anfordern. Die Grundlage für eine gewissenhafte Entscheidungsfindung ist also da.
Einmal abgesehen davon, daß ich es von medienästhetischem Standpunkt grundsätzlich für naiv halte, Theater via Video zu beurteilen (Es gibt nichts Öderes als abgefilmtes Theater - Ausnahmen mögen die Regel bestätigen), wissen wir doch wie die internen Mitschnitte an den Theatern qualitativ so aussehen. Erst recht an den kleineren Bühnen, die bekanntlich oftmals gar keine Wiederaufnahmen kennen. Das läuft dann tendenziell auf Handykamera hinaus.
Aber sei's drum. Den Oscars und den Nobelpreisen liegen ähnlich intransparente Verfahrensweisen zugrunde, so gesehen müßte der FAUST eine große Zukunft haben.
der Deutsche Bühnenverein möchte sich auf Nachfrage von nachtkritik.de nicht weiter zum Procedere der Auswahl für den Theaterpreis "Der Faust" äußern. 500 Vorschläge seien in diesem Jahr insgesamt eingegangen. Wie viele Theater diese Vorschläge eingesandt hätten, will der Bühnenverein nicht öffentlich machen. Wie oft sich das Jurygremium, bestehend vor allem aus Intendant*innen und Kulturverantwortlichen, zur Beratung über die Nominierungen trifft, will der Bühnenverein ebenfalls nicht öffentlich machen.
Die Berichterstatter (die einzelne Fachressorts betreuen und alle Einsendungen vorsichten, wie Christian Holtzhauer im Kommentar #5 oben darlegt) unterrichten das Gremium und sprechen Empfehlungen aus. In der Abschlusssitzung werde nach einem "komplizierten Mehrheitsverfahren" die Auswahl getroffen, so der geschäftsführende Direktor des Bühnenvereins Rolf Bolwin auf telefonische Nachfrage von nachtkritik.de. Präzisieren wollte er dieses Verfahren nicht. Die Frage, inwieweit Inszenierungen aus unterschiedlichen Regionen von den beteiligten Juror*innen, die beruflich in gänzlich anderen Theaterregionen eingespannt sind, diskutiert werden könnten, beantwortet Bolwin mit der Aussage: "Wir haben bei uns den Grundsatz, dass gewisse Menschen anderen Menschen vertrauen."
Die finale Abstimmung über die jeweils drei für den Faust-Preis nominierten Künstler*innen liegt, wie Christian Holtzhauer im Kommentar #11 oben bereits schreibt, bei der Deutschen Akademie für darstellende Künste (hier die Liste der Mitglieder: http://www.darstellendekuenste.de/mitglieder-satzung.html) und findet in geheimer schriftlicher Abstimmung statt. Ausschlaggebend ist die einfache Stimmenmehrheit.
Christian Rakow / Redaktion nachtkritik.de
Es erscheint eine Liste mit den Namen der Künstler. Um Einblick in das gewünschte Profil zu erhalten, auf den entsprechenden rot unterlegten Namen klicken.
Benutzername: Jury-2015
Passwort: faust-saar
Abspielen per VLC: http://www.videolan.org/vlc/
Danke für Ihr Engagement in der Sache!
Ich finde es bedauerlich, dass die Antworten des DBV auf Ihre Nachfragen leider die meisten unserer Befürchtungen bestätigen.
Um es möglichts kurz zu halten hier eine Umschreibung, warum ich Ihre Kritik an dem Videoverfahren für so nicht richtig halte.
Wie soll ein Zauberer einen anderen Zauberer beurteilen, da er ja weiß wie der Zauber funktioniert und deswegen gar nicht wissen kann, ob der "normale" Rezepient verzaubert wird. Er sieht die Manipulation die nötig ist, damit der Zuschauer nicht sieht wie es funktioniert, kann ergo gar nicht beurteilen, ob der Zuschauer so Manipuliert wird, das dieser nicht sieht, wie das Kaninchen wirklich verschwindet.
Also ist ein Jurimitglied wegen seines Wissens eigentlich sowieso nicht in der Lage unvoreingenommen zu beurteilen.
In der anderen Richtung habe ich die Erfahrung, dass gerade weil das Jurimitglied weiß, wie die Videos zustande kommen, er die Kenntnise und Werkzeuge hat, um ein Theaterstück an Hand dieser Videos beurteilen zu können.
Mit anderen Worten: Man könnte es genauso gut auch von Lothar Matthäus auswürfeln lassen.
Werter Rechner, alles hängt miteinander zusammen. Wenn das Theater überleben will, muss es sich strukturellen Reformen unterziehen, das wissen wir alle. Und die Rahmenbedingungen zählen dazu. Ein Preis, zumal der einzige Deutsche Theaterpreis, ist Teil dieser Rahmung.
Wenn wir alle hier den Eindruck bekommen, dass die Arbeit der Jury etc. für uns nicht mehr nachvollziehbar ist, dann wirft das kein gutes Licht auf die Arbeit des austragenden Vereins. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das im Sinne Frau Kisselers ist.
Einem Journalisten des wichtigsten theaterblogs in Deutschland die Antworten zu verweigern, finde ich schade und unnötig. Der Verein, der selbst einer stärkeren Auseinandersetzung mit digitalen Medien das Wort redet, und den Theatern empfiehlt, sich zu öffnen, sollte auch anerkennen, dass die Multiplikation von Ansichten und Urteilen im Netz zigfach größer ist als in Zeitungen.
In diesem Sinne ist Herrn Holtzhauer dafür zu danken, dass er sich die Mühe gemacht hat, uns auseinander zu setzen, wie der Preis vergeben wird.
Zur Beurteilung von Videos kann ich wenig sagen. Nicht alle Jury Mitglieder schaffen es, in alle vorgeschlagenen Theater zu reisen. Insofern bekommen die Theater eine Chance, die nicht auf den Routen und Fährten des Großfeuilletons liegen. Ich kann nur nicht erkennen, wie man Hunderte von Videos innerhalb weniger Wochen seriös sichten kann.
Wer jemals in einer Jury gearbeitet hat, und nur 20 Arbeiten sichten musste, weiss, wieviel Zeit das verzehrt. Also, ich verstehe das System immer noch nicht, und es bleibt intransparent.
Was ist Komplexitätsforschung?
Ein gutes Fachbeispiel für den Unterschied von Komplexität und Kompliziertheit: Büchners „Woyzeck“: Sie wissen, dass die Szenen existieren, aber letztlich uns als eher unverbunden überliefert sind. Wir haben es also durch die autorseitig verursachte Nicht-Vollendung (nicht dessen beabsichtigte! Nichtvollendung) – immer wieder – mit einer komplizierten Dramaturgie zu tun. Aus der jedes inszenierende Team oder jede darauf zugreifende Regie in irgendeiner Weise eine geschlossene Dramaturgie macht. Eine Komplexität. Es ist anspruchsvoller und interessanter, als andere Szenenfolgen einer geschlossenen Dramaturgie abzuspulen und immer nur anders – im übertragenen Sinne - zu beleuchten. Auch unabhängig von der politischen und der daraus sich ergebenden menschlichen Konfliktrelevanz, wie z.B. bei Büchners „Woyzeck“, interessanter. Shakespeares Dramen sind nicht kompliziert, sondern komplex. Es wird immer unentdeckte Felder in ihnen geben, weil wir uns nie auf alle Felder, die die Texte hergeben, gleichzeitig interpretierend begeben können. Das macht ja den großen Reiz aus. Es ist eine ungeheure Spiel/Denklust geweckt durch sie und ihre sich aus dem Zugriff ergebenden Kompliziertheiten. In uns. In den Darstellern. Im Publikum. Aber WARUM sind diese Dramen komplex und andere nicht? Weil Shakespeare das kommunikative Potential der Gesellschaften, die er jeweils darstellte, komplett ausschöpfte. Durch alle in ihnen vorhandenen Schichten. Und weil er jeder Schicht die ihr eigene Tiefe ließ, die sie im realen Leben hat. Wie alle großen Realisten muss er ein großer Liebender gewesen sein…
Das ist wunderbar. Aber wie geht es weiter. Peter Spuhler hat sich eine Arbeit angeschaut, sie vorgeschlagen, und dann?
Ist es so, wie man hört, dass sich die Landesgruppen des Bühnenvereins absprechen, gemeinsam einen Vorschlag zu machen? Dass in einem solchen Fall, immerhin zwei Stücke aus BW, die Stücke mit mehreren Stimmen eine große Chance haben, in die Bewertung zu kommen?
Und wer schlägt den Preis für das Lebenswerk eines Künstlers vor?
Kann mir wirklich niemand diese Frage beantworten?
Gibt es ein Proporzdenken, eine Rotation zwischen den Sparten,
Sänger, Spieler, Tänzer, Große Intendanten??
Nach welche Prinzipien wird der Lebenspreis vergeben?
Ich finde es unbefriedigend, dass sich der DBV dazu ausschweigt.
Zudem wird deutlich, je länger ich mir die Nominiertenlisten anschaue, dass es so ist, wie von vielen befürchtet, dass offensichtlich auch guter Lobbyismus der Regionalgruppen des Bühnenvereins eine Rolle spielt. Baden- Württemberg mit vier von sechs Nominierungen bei Regie Schauspiel/Oper? Die fünf Ostländer, die ja ohnehin in der Theaterkrise stecken, wird man sich denken, mit einer Mininominierung? (Berlin ausgenommen) Gerade die benötigen Unterstützung. Auch Hessen ist nicht vertreten??
Und ein Vorschlag. Jedes Haus hat eine Stimme, die der Intendant in X seinem Intendantenfreund in Y zuschiebt. Viel interessanter wäre es doch, die Schauspieler selbst einschätzen zu lassen, wer ihr Nominierter ist, und die Sänger und die Tänzer.
Nein, das ist nicht zu aufwändig. Solche Befragungen kann man über die Ensembles einleiten oder online durchführen.