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Oberhausener Theaterpreis für Roland Spohr

Erschütternde Eiseskälte

Oberhausen, 5. September 2010. Wie das Oberhausener Theater mitteilt, wurde am gesterigen Samstagabend der vom Freundeskreis des Theaters ausgelobte Oberhausener Theaterpreis verliehen. Die insgesamt 9000 Euro für die drei Jury-Preise, einen Nachwuchspreis und den Publikumspreis wurden von Oberhausener Unternehmen und Privatpersonen zur Verfügung gestellt.

Mit dem ersten Preis in Höhe von 3000 Euro wurde der Regisseur Roland Spohr für seine "sensible" Musil-Inszenierung nach dessen Verwirrungen des Zöglings Törleß ausgezeichnet. Spohr verdichte Musils Gesellschafts-Gemälde "zu einem zeitlosen Syndrom" und rücke "die Figuren in bedrohender Nähe ans Publikum". Der Regisseur erzeuge mit seinem "brillant geführten, sich bis zum letzten Moment erschütternd entblößenden Ensemble (...) ein Gefühlsklima, dessen Eiseskälte einen in der Erinnerung immer noch frieren lässt". Dieses "atemberaubende Kammerspiel" kenne in der 90-jährigen Oberhausener Theatergeschichte "wenig Vergleichbares".

Auch der Darsteller des Törleß, Caspar Kaeser, wurde für seine "eindringliche Darstellung" ausgezeichet, mit dem dritten Preis (1000 Euro) nämlich. Sein "drängendes, kraftvolles Spiel" bewege sich oft "an der Grenze zur Aggression und hat doch immer auch etwas Lakonisches". Den zweiten Preis (2000 Euro) erhielt der Schauspieler Henry Meyer für seine Rolle des Fadinard in Herbert Fritschs Inszenierung Pferd frisst Hut nach Eugène Labiche. Er trage diese "mit einer umwerfenden Mischung aus artistischer Körperlichkeit und innerer Glaubwürdigkeit". "Er ist hier ein Erbe der besten Slapstickkomiker aus der Stummfilmzeit, rasant, artistisch, übersprudelnd, aber doch mit einer Ahnung von Melancholie im Herzen."

Der Jury gehörten die KritikerInnen Helen Sibum (NRZ), Michael Schmitz (WAZ), Stefan Keim (WDR, FR), Klaus Stübler (Ruhr-Nachrichten) und Gerd Lepges an. Sie vergab auch den mit 500 Euro dotierten Günther-Büch-Nachwuchspreis, mit dem die Schauspielerin Manja Kuhl für ihre "durch einfühlsame Charakterisierungskunst enorm" aufgewertete Stella Kowalski, in "Endstation Sehnsucht" ausgezeichnet wurde. Das Theaterpublikum hingegen wählte Jürgen Sarkiss zum beliebtesten Darsteller der vergangenen Spielzeit, wofür dieser den 2500 Euro-schweren Publikumspreis erhält.

Im letzten Jahr hatte der Regisseur Herbert Fritsch für seine Inszenierungen "Tartuffe" und "Beute" den Oberhausener Theaterpreis bekommen.

(Theater Oberhausen / ape)

 

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