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Widerstand gegen Reform des Kulturradios WDR 3
Radioprotest!
1. März 2012. In einem am 23. Februar bekannt gewordenen Offenen Brief an die Intendantin des Westdeutschen Rundfunks (WDR) Monika Piel protestieren zahlreiche namhafte Kulturschaffende gegen Pläne für eine Reform des Senders WDR 3.
Die Unterzeichnenden kritisieren geplante Kürzungen der politischen Berichterstattung, die Streichung von Sendeplätzen für Musik und Literatur sowie das Ende eines Auslandsmagazins. Sie stellen in Frage, ob die so zu erzielenden Einsparungen überhaupt in einem angemessenen Verhältnis zu den exorbitanten Ausgaben stünden, die sich der WDR an anderer Stelle leistet: "Die Einsparungen im WDR 3-Radio wären ja nur ein Klacks im Vergleich zu den Unsummen, die für den Profi-Fußball im Fernsehen ausgegeben werden. Oder die der gebührenfinanzierte Selbstfindungsprozess teurer Moderatoren im Vorabendprogramm kostet."
Ohne das Wort ausdrücklich zu gebrauchen, geht es bei den Protesten um Widerstand gegen die angestrebte bessere "Durchhörbarkeit" des Programms, um den Abbau von Qualitäts-Journalismus im öffentlich finanzierten Rundfunk, die Senkung des Wort- und die Ausweitung des Musikanteils bei gleichzeitiger Versimplifizierung der Berichterstattung.
Schon die in den letzten zehn Jahren vorgenommenen Veränderungen im WDR-Kulturradio, schreiben die Briefsteller weiter, hätten eine "große Schwächung" des anspruchsvollen Programms erbracht. Das Kulturprogramm verarme und die Hörerzahlen sänken weiter. "Die Fortsetzung falschen Denkens löst nicht die Probleme, die es schuf."
Die Unterzeichnenden haben fünf Punkte als Maßstab für die Programmpolitik formuliert, darin heißt es: Das Kulturradio dürfe seinen Hörer "nicht unterfordern oder ruhig stellen". Das Kulturradio müsse sich auf "die Komplexität der Gegenstände einlassen", das erfordere "kompetente Autoren und Redakteure". Das Kulturradio sei Teil der Kultur, dazu gehörten "Konflikt, Streit, Brisanz". Es könne "nicht nur Service bieten", Rezension und Kritik begleiteten die kulturelle Entwicklung und trieben sie voran.
Zu den Erstunterzeichnern des Offenen Briefes gehören unter anderem die Schriftsteller Günter Wallraff, Elke Heidenreich, Navid Kermani, György Dalos und Richard David Precht, die Journalisten Frieder Reinighaus, Matthias Greffrath, Gert von Paczensky, Harald Schumann, Bettina Gaus, der Publizist Klaus Kreimeier, die Dramaturgen Helmut Schäfer und Götz Leineweber sowie der Filmregisseur Thomas Heise.
Auf den Offenen Brief der Protestanten hat WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz inzwischen seinerseits mit einem Offenen Antwortbrief reagiert, in dem er en detail auf die Kritik eingeht.
In seiner Antwort hält er den Kritikern vor, sie seien von einem Kulturradio-Verständnis "inspiriert", wie es "in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts modern war". Das sei ihm "verständlich und durchaus sympathisch", sei er doch selbst in dieser Zeit "journalistisch erwachsen geworden". Doch seitdem habe sich "die (Medien)welt stark verändert und sie wird sich weiter ändern, mit großer Dynamik".
Auch auf diesen Offenen Antwortbrief gibt es inzwischen seitens der Protestanten eine Offene Antwort vom 29. Februar 2012.
Bericht aus dem Kölner Stadt-Anzeiger vom 24. Februar 2012
Interview mit WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz, Stand 28. Februar 2012
(jnm)
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