meldung

Regisseur Ivan Stanev gestorben

4. Dezember 2023. Wie die Berliner Zeitung heute berichtet, ist der bulgarische Theatermacher, Autor und Filmregisseur Ivan Stanev "nach langer schwerer Krankheit" verstorben. Die Zeitung beruft sich auf das persönliche Umfeld der Künstlers.

Ivan Stanev wurde 1959 im bulgarischen Varna geboren, studierte Philosophie und absolvierte an der Hochschule für Schauspiel, Regie und Theaterwissenschaft in Sofia ein Regiestudium. 1988 sorgte seine in Sofia entstandene Inszenierung "Die Wunde Woyzeck" auch im Westen für Aufsehen. 1989 kam Stanev mit der Schauspielerin Jeanette Spassova aus Sofia nach Berlin, wo er ein freies Theaterensemble gründete, dem von 1989–1993 u. a. auch Barbara Bürk angehörte. Auf Stanevs Anregung hin kam Anfang der 1990er Jahre auch Samuel Finzi nach Deutschland. Stanev arbeitete in Berlin unter anderem am Hebbel-Theater, an der Volksbühne und den Sophiensälen, zuletzt war sein Arbeitsmittelpunkt vor allem in Frankreich. Noch kurz vor seinem Tod ist Ivan Stanevs Film "Moon Lake" auf dem Filmfestival Cinemística in Granada mit dem Hauptpreis geehrt worden, wie die Berliner Zeitung schreibt. 

"Seine Werke reisten durch ganz Europa, stießen auf Abwehr und entfachten in den kleinen lichten Zirkeln der Empfänglichen stete Begeisterung", heißt es im Nachruf der Berliner Zeitung.

(Berliner Zeitung / jeb)

Kommentare  
Ivan Stanev: Andere Blickwinkel
Ich hatte das Vergnügen, mit ihm einmal arbeiten zu dürfen. Eine Arbeit, die völlig anders war, als mit deutschen Regisseuren. Ich denke sehr gerne an ihn, vor allem sein Charisma, das mich Sachen ausprobieren ließ. Sein Bühnenbild und seine Regie griffen anstrengungslos ineinander. Nie werde ich vergessen, wie er auf meine grauenhaft pragmatische Frage "Aber der Zuschauer muss doch akustisch verstehen können, was ich da sage" erwiderte: "Ob er dich versteht ist egal. Der Zuschauer muss spüren, dass Gott durch den Autor spricht."
Ich glaube, die Qualität einer Arbeit spiegelt sich auch darin, ob die Beteiligten immer wieder mal an sie zurückdenken.
Das tue ich bei Ivan und unserem Osnabrücker Canettiprojekt. Trauriger Abend heute.
Ivan Stanev: Intensiv. Radikal. Zauberhaft
Ich bin Ivan in meinen ersten Jahren am Theater begegnet und trage unsere Arbeit und die Erfahrung der Gastspielreise nach Bulgarien seither in mir. Es war etwas sehr Besonderes. Intensiv. Radikal. Zauberhaft. Getragen von sehr hellen Gedanken und mehr als das. Nie werde ich unseren Canetti vergessen. Danke, Ivan! Machs gut! Ich bin sehr traurig.
Kommentar schreiben