meldung
Salzburger Festspiele: Neue "Jedermann"-Inszenierung 2024
Die erste war auch die letzte Saison
23. Oktober 2023. Der "Jedermann" wird im nächsten Sommer überraschend neu produziert, berichtete der Standard am gestrigen Sonntagabend. Mitte vergangener Woche sei dem Ensemble mitgeteilt worden, dass für kommendes Jahr eine Neuinszenierung des Stücks von Hugo von Hofmannsthal geplant sei. Michael Sturminger, der seit 2017 das schon über 100 Jahre lang bei den Salzburger Festspielen aufgeführte "Leben und Sterben des reichen Mannes" am Domplatz inszenierte, werde nicht mehr mit der Aufgabe betraut. Die Besetzung werde neu sein, und damit werde auch Michael Maertens nicht mehr dabei sein, der den "Jedermann" im Sommer 2023 zum ersten Mal gespielt hatte.
Maertens Vertrag umfasst eigentlich zwei Jahre, mit ihm seien schon Gespräche bis 2026 geführt worden. "Mich hat diese Entscheidung, die ohne ein einziges Gespräch mit mir getroffen wurde, überrascht und verwundert", wird der Schauspieler im Standard zitiert. Laut Süddeutscher Zeitung (23. Oktober 2023, 15:42 Uhr) hat Maertens einen Anwalt eingeschaltet.
Ein offizielles Statements der Salzburger Festspiele steht noch aus. Die neue Schauspielleiterin Marina Davydova gab in einem APA-Interview an, es habe sich um eine "sehr schwierige Entscheidung" gehandelt. Die Presse weist auf eine Aussage des Festspiel-Intendanten Markus Hinterhäuser hin, der kurz vor Beginn der diesjährigen Festspiele Spekulationen über eine Absetzung von Sturmringers "Jedermann" zurückgewiesen hatte. Hinterhäuser wollte am Sonntagnachmittag die Angelegenheit gegenüber der APA nicht kommentieren, so Die Presse.
Regisseur Michael Sturminger sagte dem Standard zufolge in einem APA-Interview, dass er keine offizielle Erklärung für den Entschluss kenne. Er habe "von verschiedenen Verantwortlichen sehr widersprüchliche Erklärungsversuche gehört". Ursprünglich bestand Einvernehmen darüber, dass man eine "Jedermann"-Inszenierung keinesfalls für eine einzige Spielzeit plane und so auch keinem namhaften Hauptdarsteller anbieten könnte. Er sei von den Umständen der Entscheidung menschlich enttäuscht, so Der Standard. In der SZ heißt es, noch im August habe ihm die Festivalleitung signalisiert, die Inszenierung sogar bis 2026 spielen zu wollen.
Künstlerische und finanzielle Gründe
In einem zweiten Artikel im Standard (veröffentlicht am Montag um 10:46 Uhr) äußert sich Davydova genauer über die Umstände der Absetzung. Im Direktorium der Festspiele sei in den vergangenen Wochen über künstlerische und finanzielle Aspekte der Inszenierung diskutiert worden. "Bei vielen Kritikern sei Sturmingers heuriger Endzeit-'Jedermann' samt Klimakritikern und Lumpenproletariat auf Ablehnung gestoßen, und auch die Publikumsreaktionen seien sehr gemischt ausgefallen", heißt es im Standard. Auch die Einspielergebnisse sind offenbar hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Auch den Salzburger Festspielen setzen die Teuerung und die gestiegenen Personalkosten sehr zu, so der Standard.
"Die Absetzung hat nichts mit einer persönlichen künstlerischen Präferenz von meiner Seite zu tun", wird Davydova in dem Standard-Beitrag zitiert. Gleichwohl hat sie offenbar bereits ein neues Team für den "Jedermann" 2024 zusammengestellt, heißt es dort.
Am heutigen Montag wird ein Statement der Salzburger Festspiele zu den Vorgängen um den "Jedermann" erwartet.
(Standard.at / sik / eph)
(Ein erstes Update hat diese Meldung am Montag, den 23. Oktober 2023, um 11:55 Uhr erfahren, ein zweites um 18:18 Uhr. Wir berichten weiter über die Nachrichtenlage. Anm. d. Red.)
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr meldungen
meldungen >
- 27. April 2024 Theater Rudolstadt wird umbenannt
- 26. April 2024 Toshiki Okada übernimmt Leitungspositionen in Tokio
- 26. April 2024 Pro Quote Hamburg kritisiert Thalia Theater Hamburg
- 25. April 2024 Staatsoperette Dresden: Matthias Reichwald wird Leitender Regisseur
- 24. April 2024 Deutscher Tanzpreis 2024 für Sasha Waltz
- 24. April 2024 O.E.-Hasse-Preis 2024 an Antonia Siems
- 23. April 2024 Darmstadt: Neuer Leiter für Schauspielsparte
- 22. April 2024 Weimar: Intendanz-Trio leitet ab 2025 das Nationaltheater
neueste kommentare >
-
Kritik an Thalia Theater Hamburg Machtpositionen
-
Woyzeck, Leipzig Perfektes Gesamtkunstwerk
-
Kritik an Thalia Theater Hamburg Differenzierungen
-
Pygmalion, Berlin Beseelte Leiber
-
Kritik an Thalia Theater Hamburg Realität
-
RCE, Berlin Mehr als überzeugend
-
RCE, Berlin Geglückt
-
Pygmalion, DT Berlin Augenhöhe
-
Neue Leitung Darmstadt Fest oder frei?
-
Essay Berliner Theaterlandschaft Radikal künstlerisch
Für immer und ewig.
Dieser Scheiss!
Echt peinlich alles….
würden Sie genauer ausführen, warum Sie Bettina Hering für eine Fehlbesetzung halten? Danke!
"Jedermann" ist unbestreitbar ein altväterischer verräterischer und bigotter
Hofmannsthal-Schinken, der da jedes Jahr dem bunten Salzburger Publikum vorgesetzt wird daran besteht gar kein Zweifel.
Und doch ist es gut und recht wenn "GOTT" sieht (möglicherweise kümmert er sich darum),
dass man Ihn auf der Erde nicht mehr schätzt und Er beschließt, die Menschen durch
den Tod (der Jedermann und jede Frau ereilt in Eil`), wieder an seine M A C H T zu erinnern,
denn Gottes Macht soll angeblich unendlich groß sein und ewig - e w i g!
Ob wir alle (gesetzmäßig) vor das "Göttliche Gericht" gerufen werden? - möglich wäre es -
aber wer weiß das schon so genau . . .
heuer besuchen wir zum 10 x die SB festspiele u. sind jedes mal begeistert v. Jedermann, manchmal auch unterschiedlich. Laß doch dieses wunderbare einfache u. doch so ausdrucksstarke Schauspiel dort wo es seine Urspruenge hat, Anfang des 20. Jahrhunderts. Einzug der Festgesellschaft, saufen, fressen, voellen u. huren.
Das ist doch das Leben daß sich die Zuschauer wuenschen zu sehen, wenn auch nur fuer ca. 1 1/2 bis 2 Std..
Und anschließend ein bischen weinselig diskutieren, gut essen u. gute Nacht. Weiter so. bis naechstes Jahr, JEDERMANN.
MfG Horst Paul JOHANNES