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Untreueverdacht gegen Weimars Intendanten Stephan Märki
Schlacht ums kalte Buffet
Weimar/Erfurt, 27. Oktober 2010. Hier geht's um die Brezel, wohlgemerkt: Dienstag früh durchsuchte ein größeres Polizeiaufgebot das Nationaltheater Weimar und die Wohnung von Intendant Stephan Märki wegen des Verdachts der Untreue und wettbewerbswidriger Absprachen. Und der ganze Aufwand, weil das Nationaltheater bei der Ausschreibung ihres Pausen-Caterings eine Bewerberin favorisiert haben soll, die damals Märkis Lebensgefährtin war.
Wie Märki gegenüber nachtkritik.de bestätigte, war die heutige Pausenbrotversorgerin zunächst Angestellte des damaligen Theater-Caterers. Später wurde sie dort entlassen, bewarb sich in einer neuen Vergaberunde neben ihrem alten Chef – und erhielt den Zuschlag. Deshalb habe er bei der Aussschreibung des Caterings zusätzlich den Aufsichtsrat und die Prüfungsvergabestelle des Kultusministeriums eingeschaltet, "was wir nicht hätten machen müssen", wie Märki sagt. Beide gaben grünes Licht. Deshalb kann sich Märki auch nicht vorstellen, "was da rauskommen soll: Was soll die Staatsanwaltschaft da finden?" In deren Auftrag war die Durchsuchung erfolgt.
Märki wünscht sich ein Catering, "das zum Theater passt, wo die Mitarbeiter sich auch mal Veranstaltungen des Theaters anschauen, sich mit dem Haus identifizieren". Noch heute ist er überzeugt, "dass die gefundene die beste Lösung ist". Und fragt rhetorisch: "Hätte ich mich für die zweitbeste Lösung entscheiden sollen, nur weil die Dame meine Lebensgefährtin war?"
Kommentar der Redaktion:
Merkwürdig ist also weniger der Proporz-Verdacht als der Umstand der Ermittlungen: Ein Großaufgebot an Polizei, das medienwirksam auch die Privaträume des Intendanten durchkämmt, während zeitgleich der MDR das Geschehen durch den Äther jagt – wenn nicht die Blätter fielen, man dächte ans Sommerloch. So muss man sich fragen, wer Märki mit persönlicher Rufschädigung ans Leder will. Kann es sein, dass er gerade darüber stolpert, sich allzu offen für die Verlängerung des Vertrags von Hellmut Seemanns eingesetzt zu haben, dem Präsidenten der Weimarer Klassik-Stiftung? Denn dessen Auslaufen im Mai 2011 hatte der Thüringer Kultusminister und stellvertretende Ministerpräsidenten Christoph Matschie Anfang Oktober ohne Angabe von Gründen und ohne ein Gespräch mit Seemann öffentlich angekündigt. Eine Entscheidung, die in Weimar inzwischen zum Politikum geworden ist.
(geka)
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