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Stefan Finke und Robert Woelfl gewinnen den 2. Dramatikerpreis des Stadttheaters Klagenfurt

Von Metzgern und Finanzberatern

Klagenfurt 15. Mai 2010. Es hat ein bissel gedauert, aber zwischen Klagenfurt und Berlin liegen ja auch etliche Berge, also: Beim Autorentag im Stadttheater Klagenfurt am vergangenen Samstag wurde der 2. Dramatikerpreis vergeben.

Wie in Heidelberg entschloss sich auch die Jury in Kärnten "nach langer Diskussion" den Preis zu teilen. Aber diesmal nur unter zwei Gewinnern: Stefan Finke mit dem Stück "Landmetzgerei Hümmel" und Robert Woelfl mit "Wir verkaufen immer". Sie erhalten je 2.500 Euro.

Der Publikumspreis geht ebenfalls an Robert Woelfl.

Nominiert waren: Stefan Finkes "Landmetzgerei Hümmel", Anita Hansemanns "Glut", Wilfried Happels "Stück mit zehn Titeln", Christian Martins "Moritz oder Das öde Land", Eva Rottmanns "Unter jedem Dach (ein ach)" und Robert Woelfls "Wir verkaufen immer"

Der Jury gehörten an Andreas Beck (Künstlerischer Leiter, Schauspielhaus Wien), Sylvia Brandl (Dramaturgin, Klagenfurt), Heiko Cullmann (Dramaturg, Klagenfurt), Birgit
Doll (Schauspielerin und Regisseurin, Wien), Josef E. Köpplinger (Intendant des Theater ain der Josefstadt Wien als Vorsitzender), Bernd Liepold-Mosser (Autor und Regisseur,
Klagenfurt) und Petra Thöring (Dramaturgin, Frankfurt am Main).

Das Stadttheater Klagenfurt sandte uns folgende Zusammenfassungen der beiden Gewinner-Stücke:

Landmetzgerei Hümmel
Die Metzgerfamilie Hümmel am Esstisch in der Mittagspause zwischen Rinderhälften und Grützwurst - Inbegriff von Provinzialismus, Heimat-Idylle und Kleinbürgerlichkeit. Hier hat jeder etwas verloren: Der Vater betet die Tradition der Metzgerdynastie an und kämpft um den untergehenden Familienbetrieb; Sohn Ulf muss das Fleisch hacken, ist aber mit seiner erwachenden Sexualität beschäftigt; Tochter Mäggie putzt die Vitrinen und sehnt sich nach Flucht, dem Durchbrennen mit dem Fleischfahrer. Währenddessen stehen vor dem Geschäft Neonazis und träumen vom Bürgerkrieg. Sie alle suchen etwas, das nicht zu finden ist, sie sehnen sich nach Dauer, Verlässlichkeit, Transzendenz, einem Gott.

Wir verkaufen immer
Julia, Martin und Ricardo sind Finanzberater in Zeiten der Wirtschaftskrise. Martin hat seine Eltern überzeugt, ihr Geld in "sicheren" Aktien anzulegen. Nun ist deren Kurs gefallen, die Eltern haben ihre Altersvorsorge verloren und sprechen nicht mehr mit ihrem Sohn. Julia hat einem Kunden eine Lebensversicherung verkauft, und nun interessiert er sich für ihre
biographischen Details. Martin und Ricardo reden ihr zu, Persönliches preiszugeben, denn sie wissen: "Wenn du etwas kaufst, dann entwickelst du dabei Gefühle." Julia setzt dem entgegen: "So lange ich so wenig Umsatz mache, kann ich kein Gefühl von Zuneigung brauchen." Resignation, gar Hoffnungslosigkeit werden nicht zugelassen. Martin zumindest kann am Ende
seine Eltern erneut zum Aktienkauf bewegen.

(Presse Stadttheater Klagenfurt/ jnm)

www.stadttheater-klagenfurt.at

 

 

 

 

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