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Theater-Mindestgage steigt auf monatlich 1.850 Euro
Nur ein Zwischenschritt
2. Dezember 2016. Die in den deutschen Stadt- und Staatstheatern sowie an Landesbühnen geltende monatliche Mindestgage wird zum 1. Januar 2017 von bisher 1.765 brutto auf 1.850 Euro erhöht. Das entspricht einer Steigerung von 4,8 Prozent. So meldet der Deutsche Bühnenverein, der den neuen Tarifvertrag mit den Künstlergewerkschaften GDBA (Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger) und VdO (Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer) unterzeichnet hat.
Absolute Untergrenze
"Die tarifliche Mindestgage gilt vor allem für alle solistisch tätigen Darsteller, insbesondere Schauspieler, sowie andere künstlerisch tätige Mitarbeiter wie etwa Dramaturgen, Disponenten, Inspizienten, Souffleure, Regieassistenten und Theaterpädagogen. Außerdem findet sie Anwendung auf die Bühnentechniker, also beispielsweise Theatermaler, Bühnenplastiker, Maskenbildner und Requisiteure. Anders als bei diesen sieht der einschlägige Tarifvertrag (NV Bühne) aber bei den solistisch tätigen Darstellern und anderen künstlerischen Mitarbeitern keine nach Stunden berechnete Arbeitszeit vor. Darin unterscheidet sich hier die Mindestgage auch vom gesetzlichen Mindestlohn, der ausschließlich nach Arbeitsstunden bemessen wird", heißt es in der Pressemitteilung.
"Insofern bildet die Mindestgage also die absolute Untergrenze dessen, was jeder Künstler, der mindestens eine Spielzeit auf der Grundlage des NV Bühne beschäftigt wird, monatlich erhält. In den allermeisten Fällen liegen die Gagen deutlich über der Mindestgage. So beträgt die Durchschnittsgage von Schauspielern und Tänzern zurzeit brutto ca. 2.800 Euro, von Solosängern ca. 3.100 Euro", führt der Bühnenverein aus.
Die Verhandlungen müssen fortgesetzt werden
"Die Verhandlungen über weitere Erhöhungen der Mindestgage sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Diese Erhöhungen werden wesentlich auch von der möglichen Steigerung der öffentlichen Finanzierung der Theater abhängen", so der Bühnenverein.
In einer eigenen Pressemitteilung kommentieren GDBA und VdO diese zweite Erhöhung der Mindestgage innerhalb von eineinhalb Jahren mit kritischen Tönen gegenüber dem Verhandlungspartner: "GDBA und VdO haben diese Erhöhung der Mindestgage kurzfristig durchgesetzt, damit die Theaterbeschäftigten nicht noch stärker die Leidtragenden des zähen Verlaufs der Manteltarifverhandlungen und der Verzögerungstaktik des Arbeitgeberverbandes werden. Die Erhöhung entspricht allerdings in keiner Weise dem, was nötig wäre, um eine angemessene Vergütung für Bühnenkünstler zu gewährleisten. In den kommenden Verhandlungen werden weitere Fortschritte folgen müssen. Die Mindestgage bleibt skandalös niedrig. Hierfür tragen neben dem Bühnenverein die Rechtsträger der Theater mit ihrer Weigerung, die Theater auskömmlich zu finanzieren, die Verantwortung."
(chr)
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Ich bin mitte dreißig Schauspieler, war an verschiedensten Häusern tätig. Große und auch kleinere Häuser.
Und egal mit welchem Kollegen ich gesporchen habe- KAUM EIN KOLLEGE
nannte mir diese Gage von 2.800 Euro. und dass sind viele Kollegen die auf die 40 zugehen!!!
Der deutsche Bühnenverein ist die undurchsichtigste (...)Vereinigung der ich je begegnet bin.
WIR KÜNSTLER BRAUCHEN EUCH NICHT!
Es wäre ratsam wenn Arbeitsstunden aufgeschrieben und wir nach einem angemessenen Stundenlohn für AKADEMIKER bezahlt werden.
(...). WIR tun genug für unser Geld. DAS kann ich mit Sicherheit sagen.
SCHAFFT DEN NV SOLO AB!
Der schlimmste Sklavenvertrag europaweit...!
Die unbeholfene Abgrenzung zum Mindestlohn durch Ausblendung von Arbeitszeiten, ist schon an Plumpheit kaum zu überbieten, aber im gleichen Atemzug zu suggerieren, die Meisten Angestellten verdienten mit NV-Bühne deutlich mehr ist einfach frech und realitätsfremd. Es ist zu hinterfragen welchen Wert diese Statistik überhaupt hat: Auch wenn Kollegen deutlich mehr oder "gut" verdienen, rechtfertigt das noch lange nicht die Ausbeutung anderer.
Die Gründung des Ensmble-Netzwerks war ein überfälliger Schritt, nun gilt es die Kräfte zu bündeln und den Druck zu erhöhen, auch streikbedingte Vorstellungsausfälle müssen zum Thema werden. Nicht damit die Intendanten aufwachen, sondern die Politik.
Leider ist das nicht überall eine Selbstverständlichkeit - das ist mir auch klar. Aber es gibt auch Theater die Ihre Kollegen "okay" bezahlen!
Zum Glück gehen die Kollegen bei uns mit ihrem Einkommen offen um und machen kein Staatsgeheimnis daraus. Das hilft bei den zukünftigen Verhandlungen
Deshalb verwendet man bei solchen statistischen Vergleichen auch keine Durchschnittswerte, sondern Mediane. Das weiß Herr Bolwin ganz genau. Haben nicht Intendanten auch einen NV-Bühne?
Die Vergütungsgerechtigkeit an den Theatern ist in eine völlige Schieflage geraden. Die Verantwortung dafür tragen die Tarifpartner: Deutscher Bühnenverein und GDBA. Die Frage ist, ob man das überhaupt noch gerade biegen kann.
Eine Übersicht mit Daten zu 2013 findet sich in der Vergütungsumfrage von Theaterjobs.de
www.miz.org/dokumente/2013_Verguetungsumfrage_Theaterjobs.pdf