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Wien: Ex-Burgtheater-Direktor Achim Benning verstorben
30. Januar 2024. Der ehemalige Wiener Burgtheater-Direktor und Kammerschauspieler Prof. Achim Benning ist heute im Alter von 89 Jahren verstorben, wie das Haus mitteilt. Benning leitete das Burgtheater von 1976 bis 1986 und wurde 1986 Ehrenmitglied des Hauses.
Achim Benning wurde 1935 in Magdeburg geboren. 1955 begann er in München ein Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte. 1956 kam er für ein Auslandssemester nach Wien und besuchte parallel das Max Reinhardt Seminar. Nach dem Studium engagierte ihn Ernst Haeusserman 1959 als Schauspieleleve an das Burgtheater. Er war als Schauspieler in über 50 Rollen zu erleben; unter anderem als Orestes in Sophokles' "Elektra" (1963, Regie: Gustav Rudolf Sellner), Erwin in "Die Plebejer proben den Aufstand" von Günter Grass (1966, Regie: Kurt Meisel), Graf Warwick in George Bernhard Shaws "Die heilige Johanna" (1968, Regie: Kurt Meisel), Duncan in Eugene Ionescos "Macbett" (1973, Regie: Peter Fischer) und Harpagon in Molières "Der Geizige" (1976, Regie: Jean-Paul Roussillon).
Achim Benning war am Burgtheater maßgeblich an der Einführung einer mitbestimmenden Ensemblevertretung beteiligt und fungierte 1970 als der erste Vertrauensmann des Ensembles in der Direktion.
Ab Anfang der 1970er Jahre arbeitete Benning verstärkt auch als Regisseur. Am Burgtheater inszenierte er unter anderem August Strindbergs "Der Vater" (1973), Maxim Gorkis "Sommergäste" (1979), George Feydeaus "Einer muss der Dumme sein" (1980), Georg Büchners "Dantons Tod" (1982), Klaus Pohls "Das Alte Land" (1984), Georges Feydeaus "Ein Klotz am Bein" (1985), Anton Tschechows "Der Kirschgarten" (1985), Iwan Sergejewitsch Turgenjews "Ein Monat auf dem Lande" (1986), Georges Feydeaus "Hotel Ultimus" (1991), Johann Nestroys "Der Zerrissene" (1993) sowie "Einen Jux will er sich machen" (1996).
1975 wurde Benning als Nachfolger von Gerhard Klingenberg zum Direktor des Burgtheaters berufen und leitete das Burgtheater von 1976 bis 1986. Er förderte das deutsche Regietheater und engagierte Regisseure wie Erwin Axer, Dieter Dorn, Adolf Dresen, Hans Neuenfels, Peter Palitzsch, Johannes Schaaf, Manfred Wekwerth und Leopold Lindtberg ans Haus. In seiner Direktionszeit inszenierte erstmals eine Frau am Burgtheater, Angelika Hurwicz.
In der Zeit des Kalten Krieges öffnete er den Spielplan für kritische oder wenig bekannte Dramatiker wie Václav Havel und Pavel Kohout, deren mit Aufführungsverbot belegte Stücke er auf den Spielplan setzte, "bot ihnen so eine Exilbühne und zeigte klare politische Haltung. Dafür wurde er von der rechtskonservativen Presse attackiert", heißt es in der Presseaussendung der Burg. Unter Achim Benning öffnete das Burgtheater die große Bühne erstmals auch für Kinderstücke.
Von 1989 bis zum Ende der Spielzeit 1991/92 leitete Benning das Schauspielhaus Zürich. Er führte seine Regiearbeit auch am Thalia Theater Hamburg und am Prinzregententheater München fort und inszenierte immer wieder auch in Wien. Von 1993 bis 2003 war Achim Benning ordentlicher Universitätsprofessor für Regie am Max Reinhardt Seminar (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien). Nach seiner Emeritierung lehrte er bis 2005 Rollengestaltung. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählen das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (2006) und das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2023).
Achim Benning lebte in Wien, er war seit 1962 mit seiner Frau Osgith verheiratet, das Paar hat drei Kinder.
Zum Tod des Bühnenmenschen Achim Benning sagt der derzeitige Burgtheater-Direktor Martin Kušej: "Mit Achim Benning verliert das Burgtheater einen ehemaligen Direktor und Künstler, dessen unbezweifelbare Verdienste manchmal zu wenig gewürdigt wurden. Ich hatte die Ehre und das Vergnügen, Achim Benning in den letzten Monaten persönlich etwas näher kennenzulernen. Sein Ableben trifft mich und uns alle im Burgtheater. Wir trauern und verneigen uns vor ihm in Erinnerung und stillem Gedenken."
(Burgtheater Wien / chr)
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Nach den reichlich unausgegorenen Klingenberg-Jahren und der davor liegenden künstlerischen Lähmung von Burg- und Akademietheater, wirkten vor allem die ersten Benning-Jahre wie eine Befreiung, rückten das theater-Wien endlich an den Rest des deutschsprachigen Theaters heran, eröffneten neue Blickwinkel auch in die DDR, Tschechoslowakei, nach Polen.
Und seine eigenen Inszenierungen waren zumindest kluge, sehr detailliert gedachte, sorgfältig geführte Feste für Schauspieler:innen - und damit für das Publikum.
Danken wir ihm noch einmal posthum und ehren wir ihn.