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Zentrum für politische Schönheit baut Mahnmal vor Höckes Haus
Überwachen und Strafen
Bisheriger Verlauf der Aktion: Nachbau Holocaust-Mahnmal + Kniefall-Forderung | Erste Reaktionen von Politik, Polizei und Vermietern | Rückzug der Kniefall-Forderung | Fingierte Wahlplakte für "Landolf Ladig" | ZPS zur Überwachung Höckes | DNA-Auswertung Höckes | Gericht: Philipp Ruch muss Abstand halten
Nachbau Holocaust-Mahnmal + Kniefall-Forderung
22. November 2017. "In Björn Höckes 'Bullerbü' (O-Ton Höcke) steht seit heute ein Ableger des Berliner Holocaust-Mahnmals. Das Zentrum für Politische Schönheit hat 24 Betonstelen vor dem Garten des thüringischen AfD-Chefs im malerischen Bornhagen aufgestellt", heißt es in der am heutigen Mittwoch veröffentlichten Pressemitteilung des Zentrums für politische Schönheit. Die Berliner Künstler-Gruppe hat nach eigenen Angaben ein Holocaust-Mahnmal auf dem Nachbargrundstück des AfD-Politikers Björn Höcke errichtet.
Die Gruppe schlage Höcke einen Deal vor: "Wenn er sich bereit erklärt, vor dem Mahnmal – in Berlin oder Bornhagen – auf die Knie zu fallen wie einst Willy Brandt, um für die deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs um Vergebung zu bitten, würde die zivilgesellschaftliche Überwachung vorerst eingestellt. Andernfalls wird die Zivilgesellschaft in die gewonnenen Erkenntnisse unter dem Motto 'Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser' mit einbezogen. Mehrere aufschlussreiche Dossiers stehen zur Veröffentlichung bereit."
Das ZPS gibt an, das Nachbargrundstück nach Höckes sogenannter Dresdner Rede angemietet zu haben und sein "Treiben" in den letzten Monaten beobachtet zu haben. In der Rede vor Anhängern sagte Höcke unter anderem in Bezug auf das Berliner Holocaust-Mahnmal: "Wir Deutschen sind das einzige Volk, das sich ein Denkmal der Schande ins Herz gepflanzt hat." Der AfD-Politiker geriet durch seine Aussagen nicht zum ersten Mal in die Kritik. Ermittlungen wegen des Verdachts auf Volksverhetzung wurden aufgenommen, später aber eingestellt. Ein Parteiausauschlussverfahren aus der AfD blieb bislang ergebnislos.
Für die Finanzierung des Denkmals ruft das ZPS auf www.deine-stele.de zu Spenden auf. Im Stile einer Crowdfunding-Kampagne sollen Unterstützer*innen je nach Höhe des Betrags zum Beispiel eine an Höcke adressierte Postkarte, ein Posterset oder Höckes Axt als Gegenleistung erhalten.
Das Zentrum für politische Schönheit ist eine in Berlin ansässige Künstlergruppe unter der Leitung des Politikwissenschaftlers Philipp Ruch. Sie schreiben sich "aggressiven Humanismus" auf die Fahnen; mit ihren öffentlichkeitswirksamen Aktionen setzen sie auf den Multiplikations-Effekt herkömmlicher und sozialer Medien. Nach Angaben des Berliner Gorki Theaters ist die Aktion Teil des 3. Berliner Herbstsalons und wird durch die Schöpflin Stiftung gefördert.
(miwo)
Erste Reaktionen von Politik, Polizei und Vermietern
Update, 23. November 2017. Am Mittwochnachmittag seien die Stelen im thüringischen Bornhagen von einer Gruppe AfDler blockiert worden. Journalisten und Künstler seien bedroht und eine Webcam zerstört worden, teilte das ZPS auf der Webseite deine-stele.de. Am Mittwoch weigerte die Polizei sich noch, über Nacht vor Ort zu bleiben, entschied sich am Donnerstag früh allerdings für einen 24-Stunden-Schutz des vom ZPS angemieteten Grundstücks, wie die Gruppe ebenfalls über seine Webseite wissen ließ.
Während sich Björn Höcke selbst bislang nicht offiziell zur ZPS-Aktion geäußert hat, bezeichnete der Thüringer AfD-Landessprecher Stefan Möller seinen Fraktionskollegen in einer Pressekonferenz als Opfer einer Bespitzelung. Thüringens Landtagspräsident Christian Carius (CDU) forderte ein Ende der Mahnmal-Aktion vor Höckes Haus: "Hier wird unter dem Deckmantel künstlerischer Freiheit ein skandalöser Angriff auf die Freiheit des Mandats, die Unversehrtheit einer Person, von Familie und Privatsphäre unternommen", zitiert ihn Die Zeit. Carius verglich die ZPS-Aktion mit Zersetzungsmethoden der DDR-Staatssicherheit, wie unter anderem die FAZ meldete.
Der Mietvertrag für das Nachbargrundstück ist dem ZPS nun offenbar zum Jahresende gekündigt worden, so die FAZ. Polizeilich geprüft wird derzeit, ob seitens des ZPS ein Straftatbestand vorliegt: Das Künstlerkollektiv hatte behauptet, das Grundstück der Höckes seit zehn Monaten zu observieren, was den Tatbestand des Stalkings erfüllen könnte. Es besteht zudem der Anfangsverdacht der Nötigung, weil das ZPS von Höcke einen Kniefall vor dem Mahnmal in Bornhagen oder Berlin fordert. Das ZPS wiederum hatte dem sächsischen AfD-Abgeordnete Jens Maier gestern eine strafbewährte Unterlassungserklärung zustellen lassen, weil Maier behauptet hatte, bei der Observierung durch das ZPS seien auch die Kinder von Börn Höcke fotografiert worden, was die Künstlergruppe abstreitet.
(sik / eph)
Update, 24. November 2017. Wie die FAZ meldet, ist das nachgebaute Holocaust-Mahnmal am Freitag vorerst nicht mehr öffentlich zugänglich. Als Begründung wird eine ZPS-Aktivistin zitiert, Polizeischutz und Sicherheitslage vor Ort seien nicht ausreichend. Es habe zahlreiche Morddrohungen gegeben.
Dem Zeitungsbericht zufolge bestätigten die Künstler auch den Eingang einer Kündigung für das angemietete Grundstück durch den Vermieter, "diese sei jedoch nicht fristgerecht und somit gegenstandslos".
Im Thüringer Landtag kommt es zum Eklat, nachdem der Präsident Christian Carius (CDU) die Stilllegung des ZPS-Mahnmals und die Überwachung der Künstler*innen gefordert hat.
Rückzug der Kniefall-Forderung
Update, 25. November 2017. Am Samstag zieht das Zentrum für politische Schönheit seine Forderung an Höcke, vor dem reproduzierten Holocaust-Mahnmal neben seinem Haus auf die Knie zu fallen, per Twitter zurück:
BREAKING: Da Höcke unsere Einladung zum Frieden mit der Demokratie ausgeschlagen, fordern wir von ihm nicht länger, dass er auf die Knie fällt und für die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg aufrichtig um Vergebung bittet. Unverbesserliche können auch wir nicht ändern.
— political beauty (@politicalbeauty) 25. November 2017
Am Freitag hat das ZPS das Holocaust-Mahnmal neben Höckes Wohnhaus wegen Sicherheitsbedenken geschlossen, weil zuvor "hunderte Mordmails eingegangen" seien, zitiert Spiegel online den künstlerischen Leiter Philipp Ruch. Am Montag soll aber wieder eröffnet werden, hieß es zuletzt auf Twitter.
In einer Stellungnahme auf einer Veranstaltung des rechtspopulistischen Magazins "Compact" in Leipzig bezeichnet Björn Höcke das Zentrum für politische Schönheit als "terroristische Vereinigung", wie u.a. der Tagesspiegel berichtet, mit Verweis auf einen auf Youtube zugänglichen Mitschnitt der Rede.
(sd / chr)
Fingierte Wahlplakte für "Landolf Ladig"
Update, 30. November 2017. Das Zentrum für politische Schönheit hat fingierte Wahlplakate in Bornhagen aufgestellt. Das meldet unter anderem der MDR. Auf den Plakaten wirbt Björn Höckes Konterfrei unter dem Namen "Landolf Ladig" für die NPD. Höcke wurde mehrmals beschuldigt, unter diesem Pseudonym für NPD-nahe Publikationen geschrieben zu haben. Auf Twitter sowie auf Flugblättern ruft das ZPS außerdem dazu auf, gerichtlich verwertbare Beweise für diesen Verdacht zu liefern. Die Gruppe stellte Belohnungen von bis zu 5.000 Euro in Aussicht.
HEUTE! Wahlkampf im Eichsfeld! +++ 12.400 Haushalte haben Postwurfsendung erhalten. +++ Die große Jagd auf Landolf Ladig: Jeder Hinweis wird belohnt! +++ #opferhöcke #beton #landolfladig #neuwahlen pic.twitter.com/87vYXWASB1
— political beauty (@politicalbeauty) 29. November 2017
ZPS zur Überwachung Höckes
Update, 1. Dezember 2017. Das Zentrum für politische Schönheit teilt mit, die Quellen für die angebliche zehnmonatige Überwachung der AfD-Politikers Björn Höcke im Wesentlichen aus dessen eigenen Veröffentlichungen auf Sozialen Medien bezogen zu haben. Damit reagiert die Künstlergruppe gleichsam in der Manier einer nachgereichten Pointe auf die – durch ihre Taktik selbst provozierten – Vorwürfe, Höcke sei Objekt einer illegalen Überwachungspraxis gewesen.
DNA-Auswertung Höckes
Update, 7. Dezember 2017. Das Zentrum für Politische Schönheit behauptet, die DNA von Björn Höcke ausgewertet zu haben. Man habe sich in diesem "Feldversuch auf die rassistische Grundhaltung der AfD eingelassen". Wie der Test eines DNA-Labors aus Österreich beweise, sei Höcke seinem eigenen Verständnis nach kein "Abstammungsdeutscher" (O-Ton Höcke), sondern ein "ausgewanderter Portugiese". Das angewendete Verfahren beruhe auf der Herkunftsanalyse des Y-Chromosoms und bilde "nach den derzeit gültigen genetischen Methoden die Migrationsbewegungen von Höckes Vorfahren der letzten 2000 Jahre ab".
(ape)
Gerichtsbeschluss gegen Philipp Ruch
Update 15. Dezember 2017. Wie unter anderem Spiegel Online (14.11.2017) berichtet, muss ZPS-Chef Philipp Ruch zukünftig einen halben Kilometer Abstand von Björn Höckes Haus halten. Das hat das Amtsgericht Heiligenstadt beschlossen. Damit wurde Ruch auch widersagt, die "Gedenkstätte" vor Höckes Haus zu betreten. Auch seine Wohnung im Dorf, liege laut Ruch in diesem 500 Meter Radius.
(miwo)
Ausgewählte Medienberichte über die ZPS-Aktion haben wir in einer Presseschau zusammengefasst.
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Ich hätte ja nie gedacht, dass ich mal eine aktion vom ZPS gut finde -die find ich aber gut. Nur die Kniefall-Forderung find ich echt nicht so gut - ist das nicht zu viel der Ehre, wenn sich Höcke vor seinem geistigen Auge jetzt mit Willy Brandt vergleichen darf?
Verdienstvoll immerhin, die "Zivilgesellschaft" als Repressionsinstrument derart bloßzustellen. Die Aktivisten der ZPS sind infantile Wiedergänger der roten Garden Maos. Und dem Höcke nützen sie auch noch.
Wer finanziert die eigentlich?
Ach was - die Linken einfach links liegen lassen!
Insofern: Glückwunsch ZfS - bin ja sonst eher skeptisch - aber hier: gut pariert, ja, parodiert ist vielleicht schon besser gesagt. Der Herr Höcke begreift sich ja als Performer, und das ZfS macht aus ihm einen Stand-up-Comedien - zu schade, dass die AfD-Leute keinen Humor haben...
Die Frage ist, sehr geehrtes ZfS: Was hat das jetzt mit dem Thema Holocaust zu tun. Über die Brücke mag ich jetzt nicht gehen wollen...
DIESES SPEKTAKEL, NICHT ZUM THEATERTREFFEN EINLADEN KANN. ERFREULICH ABER, DASS ES SO VIELE LEUTE MITFINANZIEREN. DAS LÄSST HOFFEN. SOLCHE INSZENIERUNGEN BRAUCHT ES DRINGEND.
" Eine Drohung, eine Erpressung, fast schon zu Selbstjustiz wird da aufgerufen. Das Zentrum sucht Mitarbeiter für seinen „Zivilrechtlichen Verfassungsschutz“. Also Menschen, die Björn Höcke observieren.
„Schlafen Sie direkt im Haus neben ihm, spielen Sie mit seinen Schafen“, lockt das Zentrum „erprobte Hacker, Toningenieure und Detektive“. Sollen hier Bürgerwehren unter dem Deckmantel der Kunst aufgebaut werden?"
https://www.welt.de/kultur/article170855276/Hoecke-soll-auf-die-Knie-gehen-Ist-das-Kunst.html
"Für die Polizei stand laut Sprecherin zunächst der Schutz von Höckes Wohnhaus im Vordergrund. „Dann werden wir prüfen, inwiefern ein möglicher Strafbestand vorliegt.“
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ein-holocaust-mahnmal-bei-bjoern-hoecke-vor-der-haustuer-15304541.html
"Die Kunstaktivisten-Gruppe Zentrum für politische Schönheit, die immer wieder durch gezielte Interventionen ähnlicher Art in die Medien kommt, ging noch weiter. Sie gaben bekannt, sie hätten Björn Höcke monatelang überwacht. Sein Stellvertreter Stefan Möller trat allerdings vor die Presse und sprach von psychologischer Kriegsführung gegen eine ganze Familie, obwohl nur ein einziger Politiker getroffen werden sollte."
http://www.deutschlandfunk.de/kunstaktion-hoeckes-persoenliches-mahmal.691.de.html?dram:article_id=401327
"Neben der laufenden Aktion haben Sie den „zivilgesellschaftlichen Verfassungsschutz“ gegründet. „Landesverband Thüringen.“
Sie wollen wissen was das ist? Wir folgen da dem staatlichen Verfassungsschutz. Ich muss mich also ganz bedeckt halten. Aber denken Sie daran, wie notwendig angesichts des Desasters bei der NSU-Aufklärung im staatlichen Verfassungsschutz Thüringens gerade hier ein zivilgesellschaftliches Frühwarnsystem wäre und ist. Aber so viel kann ich Ihnen verraten: Wir haben die Pflicht, auf unsere Nachbarn zu schauen. Ich für meinen Teil habe meinen Nachbarn sehr genau beobachtet. Wir wissen, was er so getrieben hat die letzten zehn Monate. Wir wünschen uns jetzt einen Kniefall vor dem Holocaustmahnmal. Dem Original in Berlin oder diesem hier in Nachbars Garten.
Eine Erpressung?
Um mit unserem großen Bündnispartner zu sprechen: ein Deal. Macht er einen Kniefall wie einst Willy Brandt, lösen wir den zivilgesellschaftlichen Verfassungsschutz auf.
Der eben noch so wichtig war.
Vielleicht machen andere dann weiter.
Er hat die Polizei gerufen …
Das weiß ich nicht. Jedenfalls war sie hier. Aber nichts von dem, was wir tun, ist illegal. Es gibt nicht den Hauch eines Grundes für die Polizei hier irgendetwas zu tun. Hier nicht. Da oben, in Höckes Pfarrhaus, da sieht es ganz anders aus.
Sind Sie verrückt, Herr Ruch?
Ich bin vernünftig.
Größenwahnsinnig?
Größenwahn ist die Grundkraft des Zentrums für Politische Schönheit. Ohne sie geht gar nichts."
Interview: Arno Widmann
http://www.fr.de/politik/zentrum-fuer-politische-schoenheit-bjoern-hoecke-wird-ein-mahnmal-vors-haus-gesetzt-a-1393121,2
Wenn mich jemand davon überzeugen könnte, dass es mich, obwohl mich so etwas 0 interessiert, interessieren könnte, was Herrn Höcke auf einer Postkarte geschrieben wurde, würde ich vielleicht ein Teetasse voller Beton für eine neue Stele spendieren... Oder im Tausch zum Beispiel für eine extra für Höcke personalisierte Kürbiskern-Werbungs-Wurfsendung, die ich dann genauso verächtlich wegschmeißen kann wie die, die meinen geliebten Geliebten immer so ins Haus flattert, seit sie 45 geworden sind... Mit dieser Druckscheiße kann man nicht mal Fensterputzen!-
Die Privat-Mahnmal-Idee fand ich wirklich gut! - aber ehrlich gesagt, so richtig gut hätte ich die nur gefunden, wenn die Durchführenden anonym geblieben wären, dann hätten Höcke und seine GenosseInnen darüber nachdenken können und sich dann sehr ärgern können, dass er wegen der Grundstückbesitzverhältnisse nix dagegen machen kann- außer sich selbst und seine eigene Aussicht einmauern... Hach, wär das schön gewesen als politisch schöne Kunst... Das Schlimme ist irgendwie, dass Ruch und Co. es immer mit ihrem Bekennertum so eilig haben -
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2017/11/22/mahnmal_fuer_bjoern_hoecke_aktion_des_zentrums_fuer_drk_20171122_1244_d5c83a47.mp3
...hier ein sehr interessanter Artikel des Kunsthistorikers Wolfgang Ullrich passend zur Debatte!
Die Arbeit greift in meinen Augen vor allem auf der Ebene des Erinnerns. Sollen/Müssen wir uns Erinnern, so ja wie und wie lange.
In dem Kontext habe ich Höcke seinerzeit verstanden, bei ihm ein leicht durchschaubarer Coup um mit deutschtümeldem Stolz auf Stimmenfang zu gehen.
Das "wie" thematisierte schon die Kritk seinerzeit am ursprünglichen Mahnmal, das hat Eisenman selber besprochen: können die Stelen die Repräsentation leisten.
"Wie" ist eine selbstständige Diskussion die seit dem zweiten Weltkrieg geführt wird. Können Bilder/Texte das Grauen darstellen, oder müssen die Flächen leer bleiben, vielleicht für immer.
Und die neueren Generationen fragen sich bisweilen: was ist das, was soll das.
Es ist keine direkte Referenz zum Holocaust, auch wenn es die Thematik ist, falls das Sinn macht. So sehe ich die Aktion unter anderem in kunsthistorischem Kontext. Und explizit im politischen: der eigenen Verantwortung. Vor der eigenen Haustür.
"Wenn Ruch die Menschheit vor lauter Fleischbergen nicht mehr sieht, weiß er aber zumindest, welchen Naturwissenschaftler er vor allen anderen anklagen kann: Charles Darwin habe eine »Mord-und-Totschlag-Theorie auf alle Lebewesen der Erde« übertragen. »Nicht nur durfte fortan der Starke den Schwachen treten, er schien im Auftrag der Evolution sogar dazu beauftragt zu sein«, so der Chefunterhändler.
Schärfer fällt es nur noch in einem anderen Fall aus. »Kein Denker regiert unsere Welt heute mit seinen Vorstellungen vom Menschen mehr als Sigmund Freud«, schreibt Ruch. Es handelt sich offenbar um eine Schreckensherrschaft. »Es sind die bildwütigen, widerwärtigen Unterstellungen Sigmund Freuds, die aus dem Menschen etwas Hässliches, Trauriges und Verletztes machen.«
https://jungle.world/artikel/2016/02/jammerlappen-aus-hackepeter
da ich darwin und freud als grundlagenforscher schätze, fällt es mir sehr leicht, mich von den intentionen des zps abzuwenden. da das zps jedoch in enger kooperation mit dem gorki-theater verbunden ist, hat sich mein verhältnis auch zu deren arbeit kritisch unterkühlt, was ich sehr schade finde - aber klar in der inhaltlichen sache liegt.
"Allerdings zeugt der Imperativ „Desintegriert Euch!“ auch davon, dass seine Absender von stabiler Warte aus rufen. Denn ihn befolgen kann jenseits von Jugendkulturen und Akademikermilieus nur, wer nicht mit Asylbehörde und Sprachkurs ringt, nicht auf Job und Wohnung wartet. Und sich gern ein wenig integrieren würde, wenn man ihn nur ließe. Über die versteckte Arroganz des Appells und dessen genaue Adressaten muss gestritten werden, vielleicht ja an den Salonabenden nach den Aufführungen."
https://www.zitty.de/3-berliner-herbstsalon/
ps. Der Letzte, der „Schönheit“ in der Politik gesucht hat, war d´Annunzio, der Erfinder des Faschismus. Das nur nebenbei.
Wie hält es ZPS mit der Toleranz vor der eigenen Haustür?
Wer ist der nächste Unhold den es zu verfolgen gilt?
Wie muss sich das demokratische Volk einen "aggressiven Humanismus" vorstellen?
Gibt es ein ZPS-Lexikon um die pseudointellektuellen Verschwurbelungen auf ein allgemein zugängliches Deutsch zu bringen?
Wäre miteinander reden evtl. kommunikativer als gegeneinander zu agieren? ... nur mal so als Idee ... natürlich gehört eine Menge Mut dazu seinem Gegner gegenüber zu treten. ... nur mal so als Überlegung ...
also für mich bleibt nur eine klare assoziation: nazi-geheimdienstmethoden auf dem neusten stand von wissenschaft und technik...und die "natürlich!!!" im namen des "guten" und "politisch korrekten" ... nach meinen erfahrungen mit stasi-methoden im kulturbereich der ddr...
wie ein ekelhaftes de ja vue - diesmal aber dreist in der öffentlichkeit (unter teilweisem jubel) zelebriert - ist es unvermeidlich, dass meine ddr-generation, die dies bestens kennt, eins weiß: ganz genauso wird vertrauen zerstört, wird angst geschürt, aber auch ohnmächtige wut - weil diese methoden - weil ja geheim und geschützt - schwer faktisch angreifbar sind
die betroffenen und nebenkläger bei dem nsu-prozeß spüren dies beispielhaft ...
wie werden sich KÜNSTLER hier - beim kampf um deutungshohheiten positionieren - es gibt ja keine physisch toten in diesen "politischen schönheitsoperationen" ... ist ja "NUR" die vorstufe eines gesellschaftlichen milgram-experimentes, welches den sich autoritär-fühlenden gewaltakteuren "mut^^" macht ... und alle, denen es anvorstellungskraft fehlt BLIND. da hilft auch selten ein gut funktionierender rechtsstaat, sondern wie in diesem falle 12 jahre investigative und nicht nachlassende recherche ...
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-12/oury-jalloh-staatsanwalt-bittmann-mord
ps. vielleicht hätten ja das zps die charts der medienkommentare anführen müssen??? liebe nk, arbeitet ihr auch wirklich verantwortungsbewußt daran???