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"Initiative GG 5.3 Weltoffenheit": Zwei Intendant:innen ziehen Unterschrift zurück

31. Oktober 2023. Die Intendant:innen Barbara Mundel und Michael Grosse haben ihre Unterschriften unter der "Initiative GG 5.3 Weltoffenheit" zurückgezogen. Das berichtet das Nachrichten-Blog "Ruhrbarone".

Hintergrund: Im Mai 2019 verabschiedete der Bundestag die Resolution "BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen", die die israelfeindliche Boykottbewegung Boycott, Divestment and Sanctions (BDS) als antisemitisch motiviert verurteilt und ihre finanzielle Förderung durch Bundesmittel verbietet. Im Dezember 2020 äußerten mehrere Kulturinstitutionen unter dem Titel "Initiative GG 5.3 Weltoffenheit" Kritik an der Resolution. Zu den Unterzeichner:innen der "Initiative GG 5.3 Weltoffenheit" zählen u.a. die damaligen Intendant:innen der Berliner Festspiele, des Deutschen Theaters Berlin, des Bündnisses Internationaler Produktionshäuser, der Münchner Kammerspiele sowie weiterer Theater und der Deutsche Bühnenverein.

In dem verfassten Aufruf betonen die Unterzeichner:innen, dass sie den Boykott Israels durch BDS ablehnen. Zugleich warnen sie vor einer Einschränkung der grundgesetzlich geschützten Kunst- und Wissenschaftsfreiheit, unter anderem mit den Worten: "Es ist unproduktiv und für eine demokratische Öffentlichkeit abträglich, wenn wichtige lokale und internationale Stimmen aus dem kritischen Dialog ausgegrenzt werden sollen, wie im Falle der Debatte um Achille Mbembe zu beobachten war. Die historische Verantwortung Deutschlands darf nicht dazu führen, andere historische Erfahrungen von Gewalt und Unterdrückung moralisch oder politisch pauschal zu delegitimieren."

Im Sommer vergangenen Jahre stellten Redakteur:innen der "Ruhrbarone" einer Reihe von Unterzeichner:innen der "Initiative GG 5.3 Weltoffenheit" die Frage, ob sie nach wie vor zu ihrer Unterschrift stehen. Niemand habe sie damals zurückgezogen, ist auf den Seiten des Blogs zu lesen. Nach den Massakern der Hamas und anderer palästinensischer Terrorgruppen in Israel ab dem 7. Oktober 2023 stellten die Redakteur:innen den Unterzeichner:innen erneut die Anfrage. Fragen waren darin: 

"1. Wie schätzen Sie nach den aktuellen Geschehnissen das Plädoyer GG 5.3 Weltoffenheit ein?
  2. Ziehen Sie ihre Unterschrift zurück? Ich bitte um eine kurze Begründung Ihrer Entscheidung."

Weitere Ausführungen der Anfrage zitiert das Blog in seinem Bericht

Michael Grosse, Generalintendant und Geschäftsführer des Theaters Krefeld und Mönchengladbach und Barbara Mundel, Intendantin der Münchner Kammerspiele, haben daraufhin ihre Unterschrift unter dem Plädoyer zurückgezogen. Barbara Mundel begründet ihre Entscheidung unter anderem mit den Worten:

"Zu 1: Aus heutiger Sicht verstehe ich das Plädoyer GG 5.3 als Teil einer Entwicklung, die israelbezogenen Antisemitismus normalisiert hat." (...)

Michael Grosse schreibt: (...) "Durch den Terrorangriff der Hamas jedoch sind sämtliche Positionierungen, die auch nur die Nähe einer Relativierung der Schuldfrage und der daraus erwachsenden Verantwortlichkeiten im Entferntesten assoziieren oder sich dafür mißbrauchen lassen könnten, aus meiner Sicht absolut inakzeptabel. Ebenso inakzeptabel ist das Fehlen einer deutlichen und unmißverständlichen Stellungnahme in dieser aktuellen Situation für Israel." (...)

Nicht von allen 34 Unterzeichner:innen erhielt "Ruhrbarone" Antworten. Von einigen Unterzeichner:innen kamen Antworten mit Erläuterungen zu ihrer aktuellen Position, die das Blog sukzessive veröffentlicht.

(Ruhrbarone.de / bundestag.de / sdre) 

Kommentare  
"Initiative GG 5.3 Weltoffenheit": Was machen die Initiatoren?
Was macht eigentlich Ulrich Khuon, der ja einer der Initiatoren dieser Initiative war und in dessen Deutschem Theater die PK damals stattgefunden hat?
"Initiative GG 5.3 Weltoffenheit": Unterzeichner
Und was ist mit Carsten Brosda, dem Kultursenator und Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins, der ebenfalls zu den Unterzeichnern gehört?
"Initiative GG 5.3 Weltoffenheit": Produktionshäuser
Was ist mit dem Bündnis der Produktionshäusern? BDS ist eine total schädliche und ja, antisemitische Organisation. Aber auf diesem Auge sind sie scheinbar erblindet. Auch ihre Erklärung zum 7. Oktober war ja ziemlich schmallippig.
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