Mittelreich - An den Münchner Kammerspielen kopiert Anta Helena Recke Anna-Sophie Mahlers Inszenierung von Josef Bierbichlers Roman mit rein schwarzer Besetzung
Der einzige Unterschied
von Sabine Leucht
München, 12. Oktober 2017. In der Bildenden Kunst heißt es Appropriation Art; im Tanz ist die möglichst exakte Rekonstruktion ein Mittel zur Bewahrung des kulturellen Erbes und hat ihren Grund darin, dass das Original nicht mehr greifbar ist. Bei Anna-Sophie Mahlers Musiktheaterinszenierung nach Josef ("Sepp") Bierbichlers autobiografisch gefärbtem Roman "Mittelreich" ist das anders. Sie ist noch immer an den Münchner Kammerspielen zu sehen, wo Mahlers einstige Regieassistentin Anta Helena Recke nun eine Kopie davon hergestellt hat: genau bis ins Detail jedes scheinbar zufälligen Schnaufers oder Seitenblicks! Zur Ursprungsinszenierung gibt nur einen einzigen Unterschied: Alle Schauspieler, alle Musiker – ja überhaupt alle Beteiligten an der "neuen" Produktion sind schwarz.
Scholl 2017 - Das Zentrum für politische Schönheit wirbt im Auftrag der Münchner Kammerspiele Nachwuchs-Humanisten an
Die Realität reicht euch nicht!
von Philipp Bovermann
München, 27. Juni 2017. Das Zentrum für politische Schönheit (ZPS) geht auf Klassenfahrt. Es hat sich dafür einen roten Bus gemietet, der nun auf dem Schulhof des Münchner Sophie-Scholl-Gymnasiums steht. Im Vorzimmer zum Büro des Rektors sitzt am Montagmorgen Philipp Ruch, "Chefunterhändler" des Berliner Aktionskunst-Kollektivs, samt seinem "Eskalationsbeauftragten". Ihnen gegenüber: Der Oberschulleiter und eine Geschichtslehrerin. Als Zeugen sind ausgewählte Medienvertreter von dem Termin informiert worden. Wer hier wem Nachhilfe gibt, ist klar. Ruch spricht, die Beamten schreiben fleißig mit.
Tiefer Schweb - An den Münchner Kammerspielen entfaltet Christoph Marthaler die tiefe Poesie des Behördenmenschen
Im Randständigen das Wesen
von Christian Rakow
München, 24. Juni 2017. Da ist es passiert. Als sich Jürg Kienberger, Raphael Clamer und Stefan Merki quer zur Rampe an Heimorgeln aufbauten und einander überbietend eine Wall auf Sound auftürmten und Ueli Jäggi mit einem Schluck Gary-Brooker-Originalstimme "A Whiter Shade of Pale" heraus schmeichelte, da öffneten sich die Herzen, und ich schwör's, es reckten sich Hände im Parkett unwillkürlich nach vorn, und viel fehlte nicht, dass sie sich mit Unterwäsche zum Liebeswurf gefüllt hätten.
Das Erbe - Ersan Mondtag assoziiert in den Münchner Kammerspiele zum NSU
Die Niederkunft der Beate Zschäpe
von Willibald Spatz
München, 22. Juni 2017. Wenn man sagt, es gehe um eine Gruppe Personen, die auf einem Raumschiff eine zweite Erde ansteuern, dann ist das schon mal falsch. Denn es geht um gar nichts, es soll um jeden Preis der Welt nichts erzählt werden. "Eine Assoziation" nennen Olga Bach, Ersan Mondtag und Florian Seufert ihre Sammlung an Texten, und das beschreibt es treffend: Von Sophokles geht es über Kafka, Schiller und Spongebob zu Dr. Oetker und Wikipedia. Nichts ergibt sich zwingend aus dem anderen, aber alles passt im Großen und Ganzen doch wieder zusammen.
Miranda Julys Der erste fiese Typ - Ein Schauspielerinnenfest mit Maja Beckmann und Anna Drexler an den Münchner Kammerspielen
Um Liebe ringen
von Willibald Spatz
München, 28. April 2017. Die Autorin wollte eigentlich nicht, dass aus ihrem Roman ein Film oder ein Theaterstück wird. Die Hauptfigur Cheryl ist 43 und damit genauso alt wie Autorin Miranda July jetzt. Und ungefähr so alt wie Maja Beckmann, die Cheryl nun doch spielen darf. Cheryl ist unglücklich verliebt in ihren zwanzig Jahre älteren Chef Phillip, der wiederum in eine 16-Jährige verschossen ist. Cheryl lebt und pflegt ihre Eigenheiten alleine. Bis zu dem Tag, an dem ihre andere Chefin ihr ihre Tochter Clee aufdrängt – nur kurz, bis sie einen Job und eine Wohnung gefunden hat. Selbstverständlich wird eine längere Geschichte draus.
Die Selbstmord-Schwestern - An den Münchner Kammerspielen untersucht Susanne Kennedy mit Jeffrey Eugenides' Roman weiter die Grenze zwischen Theater und Installation
Der blaue Blick der Manga-Mädchen
von Shirin Sojitrawalla
München, 30. März 2017. Dieser Abend ist so kitschig wie ein Heiligenbildchen, so durchgeknallt wie ein LSD-Trip und so wahrhaftig wie ein Kleinmädchentraum. Dabei fußt das Ganze sehr lässig auf Jeffrey Eugenides' 1993 erschienenem Romandebüt "Die Selbstmord-Schwestern", wobei sich Susanne Kennedy mehr für seine Motive und den Blick des Voyeurs interessiert als für seine eh spärliche Handlung.
Regie: Oliver Zahn / Hauptaktion
Regie: Alexander Giesche
Regie: David Marton
Regie: Felix Rothenhäusler
Regie: Simon Stone
Seite 2 von 6
meldungen >
- 30. April 2024 Ehrung für Ulrich Matthes
- 29. April 2024 Theaterneubau in Rostock begonnen
- 29. April 2024 Auszeichnung für Kurzfilmtage-Leiter Lars Henrik Gass
- 29. April 2024 Publikumspreis für "Blutbuch" beim Festival radikal jung
- 27. April 2024 Theater Rudolstadt wird umbenannt
- 26. April 2024 Toshiki Okada übernimmt Leitungspositionen in Tokio
- 26. April 2024 Pro Quote Hamburg kritisiert Thalia Theater Hamburg
- 25. April 2024 Staatsoperette Dresden: Matthias Reichwald wird Leitender Regisseur
neueste kommentare >
-
Interview Übersetzer*innen Konkret kritisieren
-
Interview Übersetzer*innen Sträflich wenig beachtet
-
Pygmalion, Berlin Aushalten oder lassen
-
Pygmalion, Berlin Muss das sein?
-
Zentralfriedhof, Wien Weder komisch noch grotesk
-
RCE, Berlin Ziemlich dünn
-
Zentralfriedhof, Wien Akku leer
-
Pygmalion, Berlin Clickbait
-
Die Möwe, Berlin Einspringerin Ursina Lardi
-
Hamlet, Bochum Zum Niederknien
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau