Caspar Western Friedrich - Philippe Quesne macht die große Bühne der Münchner Kammerspiele zum experimentellen Museumsraum
Natur aus Kunststoff
von Tim Slagman
München, 28. Januar 2016. Mindestens zwei Geschichten lässt man sich erzählen an diesem Abend in Philippe Quesnes Uraufführung – und es sind nicht zwangsläufig die Geschichten der romantischen Kunst und des Westerns, wie es der Titel von Quesnes erstem Projekt an den Münchner Kammerspielen nahelegen würde. Die erste ist vielmehr eine Geschichte von der Leere: der lächerlichen Leere etwa, die bleibt, wo die Zeichenmaschine der Popkultur sich doppelt und dreifach in Mythologien eingeschrieben hat wie in die vom halben Gelingen der Zivilisierung eines Kontinents. Um ein elektrisches Lagerfeuer sitzen die Cowboys Peter Brombacher, Johan Leysen, Stefan Merki und Franz Rogowski mit dem Cowgirl Julia Riedler, sie singen vor der schwarzen Bühnenwand von "pony, rifle and me" und bitten: "Whiskey, leave me alone". Franz Rogowski bekommt außerdem einen Kapuzenpulli geschenkt, das Motiv ist Caspar David Friedrichs "Wanderer über dem Nebelmeer".
Mensch Meier - David Bösch zeigt Franz Xaver Kroetz‘ Geschichte aus der alten Fließbandarbeiter-BRD in München kroetzbrav berührend
Was bin ich? Ein Arschloch!
von Cornelia Fiedler
München, 10. Januar 2016. Kleine Flugzeuge und graue Längsstreifen zieren Otto Meiers Morgenrock – mit diesem Stoff gewordenen Abgesang auf den Jugendtraum vom Fliegen erzählt Kostümbildnerin Cátia Palminha eigentlich schon die ganze Geschichte des Antihelden aus Franz Xaver Kroetz' "Mensch Meier": Fabrikarbeiter Otto lebt mit Frau Martha und dem pubertierenden Sohn Ludwig auf engstem, weiß beschrankwandetem Raum in München Giesing. Von der weiten Welt und vom Ruhm träumt er nur noch manchmal ganz leise, wenn er nachts an seinem Modellflugzeug bastelt. Norman Hacker singt dabei ein paar Takte Über den Wolken und es wirkt nicht einmal peinlich oder abgeschmackt, so bitter zärtlich klingt das.
Philoktet - Ivan Panteleev inszeniert Heiner Müller auf fast leerer Bühne am Residenztheater München
Geier lassen ihre Federn
von Willibald Spatz
München, 12. Dezember 2015. Es lastet große Erwartung auf dieser Premiere: Das Stück wurde 1968 im Residenztheater uraufgeführt, Heiner Müller wurde dadurch in Westdeutschland bekannt. Jetzt ist er 20 Jahre tot, und Ivan Panteleev inszeniert das Stück wieder am Residenztheater, zwar nur im Cuvilliéstheater, einer Nebenspielstätte. Panteleev war wiederum als Dramaturg, Stückautor und Regisseur eines Dokumentarfilms über ihn eng mit Dimiter Gotscheff verbunden, von dem neben anderen wegweisenden Müller-Inszenierungen auch zwei wichtige des "Philoktet" stammen.
Regie: Jessica Glause
Regie: Bernhard Mikeska
Regie: Simon Stone
Regie: Thomas Dannemann
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