Geschlechterungerechtigkeit im Theaterbetrieb - eine Diagramm-Serie zu den Zahlen & Fakten
Gender Gaps
23. August 2018. Die Geschlechterungerechtigkeiten im Theaterbetrieb waren lange gefühlte Wahrheit. Jetzt liegen Zahlen zum betrüblichen Bild vor. Unsere Diagramm-Serie bereitet sie auf.
Von Anne Peter
Gender Gaps
von Anne Peter
23. August 2018. Seit zwei Jahren kann man es wissen: Es herrscht eine krasse Schieflage im Theaterbetrieb, wenn es um die Repräsentanz von Frauen und Männern geht: In Leitungspositonen und im Regie-Fach gibt es sehr viel weniger Frauen als Männer, unter den aufgeführten Schauspielautor*innen sind sie in der Minderzahl, ebenso wie zumeist in den Ensembles. Dazu verdienen sie oft wesentlich schlechter als ihre männlichen Kollegen. Das hat die im Sommer 2016 erschienene Studie "Frauen in Kultur und Medien" vor Augen geführt, die Kulturstaatsministerin Monika Grütters beim Deutschen Kulturrat in Auftrag gegeben hatte und die den Zeitraum von 1994/95 bis 2014/15 untersucht. In der Theateröffentlichkeit wurde sie allerdings erst so richtig diskutiert, als im Oktober 2017 der Verein "Pro Quote Bühne" an die Öffentlichkeit ging und 50 Prozent Frauen in allen künstlerischen Ressorts forderte – wenige Tage nach den ersten Harvey-Weinstein-Enthüllungen, in deren Folge die #MeToo-Bewegung ins Rollen kam.
Am Ende der Saison 2017/18, in der die Diskussion um Geschlechterungerechtigkeit auf und hinter deutschen Bühnen eine der prägendsten war, schauen wir mit einer Diagramm-Serie noch einmal auf die Zahlen der Kulturratsstudie und auf exemplarische Daten aus Berlin und Frankfurt am Main.
Der deutsche Theaterbetrieb – Zahlen & Fakten insgesamt
Es gibt Arbeitsbereiche des Theaters, in denen sind Frauen deutlich unterrepräsentiert (siehe oben), während das Geschlechterverhältnis in anderen ausgeglichener ist (siehe unten).
Dünn wird die Frauen-Decke vor allem in den oberen Hierarchieebenen, dort wo mehr Macht, mehr Einfluss, mehr Geld zu haben ist – und mehr künstlerische Selbstverwirklichung. Dort, wo das "Genie" verortet wird. Zugespitzt könnte man sagen: Während die Frauen als fleißige Zuarbeiterinnen im Hintergrund werkeln, werden die Männer reich und berühmt.
Während unsere Bühnenkunst von der Perspektive des männlichen Künstlers dominiert ist, sitzen als Publikum unten im Parkett: rund zwei Drittel Frauen.
Unter den Absolvent*innen der theaternahen Studiengänge und den Regieassistent*innen machen Frauen mindestens die Hälfte aus. Doch der Weg dieser jungen, aufstrebenden Frauen bricht oft ab. Was vielen nicht gelingt, ist der Sprung von der Nebenspielstätte auf die große Bühne und in die Theateroberliga, die sich beim Theatertreffen tummelt.
Frauen verdienen am Theater oft immer noch viel weniger als ihre männlichen Kollegen – auch das belegt für den Bereich der Freiberuflichkeit die Kulturrats-Studie, die hierfür die Daten der Künstlersozialversicherung herangezogen hat. Selbst in Assistenz-Positionen, wo dehnbare Kriterien wie "künstlerische Qualität" kaum zum Tragen kommen dürften, oder im Bereich der Theaterpädagogik, wo die Frauen in der Mehrzahl sind, bekommen Männer für ihre Arbeit im Schnitt mehr Geld als Frauen.
Beispiel Berlin
In der Theatermetropole Berlin gibt es fünf große Sprechtheaterbühnen und ein großes freies Produktionshaus. Zwei der sechs Theaterleiter*innen sind weiblich – ein Drittel immerhin. Das scheint kein schlechter Schnitt hinsichtlich der Tatsache, dass in Deutschland insgesamt nur 22 Prozent der Häuser von Frauen geleitet werden. Wenn man allerdings bedenkt, dass Shermin Langhoff das kleinste der fünf großen Häuser leitet und Annemie Vanackere das freie Produktionshaus, drückt sich darin das klassische Gefälle aus: Je größer das Theater (und das Budget) desto unwahrscheinlicher ist es, dass das Theater von einer Frau geleitet wird. Vor 2013, als Shermin Langhoff am Berliner Gorki Theater und Karin Beier am Hamburger Schauspielhaus an den Start gingen, gab es über einen längeren Zeitraum keine einzige Intendantin an einem der Metropolen-Theater in Berlin, München und Hamburg. Auch sind Frauen in der Freien Szene, wo im Schnitt weniger zu verdienen ist, wesentlich häufiger in Leitungspositionen als in Stadt- und Staatstheatern.
Den Frauenanteil von 30 Prozent im Regiebereich, der Durchschnitt an deutschen Bühnen ist, unterschreiten drei der fünf großen Berliner Theater, die Schaubühne sogar sehr deutlich. Was den Anteil unter den Autor*innen angeht, sieht es noch schlechter aus. Dass eine Intendantin mehr auf Stoffe von Autorinnen setzt oder mehr weibliche Regiekräfte engagiert, ist zwar bei Weitem kein Automatismus. In Berlin steht das von Shermin Langhoff geleitete Gorki allerdings tatsächlich weit besser da, was den Frauenanteil angeht (zumindest in den ersten Saisonmonaten).
Beispiel Frankfurt am Main
In Frankfurt hat die Fraktion Die Linke (nach Kontaktaufnahme und Gesprächen mit "Pro Quote Bühne") im März 2018 eine Anfrage zur Geschlechtergerechtigkeit auf den Bühnen der Stadt an den Magistrat gerichtet. Mitte Juni hat dieser nun darauf geantwortet.
Beispielhaft zeigt sich in den fünf Frankfurter Spielzeiten von 2013/14 bis 2017/18, dass es sich lohnt, nach Spielstätten zu differenzieren, um herauszufinden, wie geschlechtergerecht es an einem Haus zugeht. Selbst ein Haus wie das Schauspiel Frankfurt, das rund ein Drittel seiner Regiepositionen mit Frauen besetzt, steht wesentlich schlechter da, wenn man auf die Vergabe der zentralen Positionen auf der großen Bühne schaut: In der vergangenen Saison gab es hier keine einzige inszenierende Frau. Ebensowenig wird es in der kommenden eine geben.
Dieses Bild setzt sich fort, wenn man auf die aufgeführten Autor*innen schaut. Drei Jahre hintereinander wurden auf der großen Bühne in Frankfurt ausschließlich Texte aufgeführt, die von Männern geschrieben wurden.
Regisseurinnen, die ans Schauspiel Frankfurt engagiert werden, verdienen im Schnitt wesentlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Zu beachten sei, so ist in den Erläuterungen des Magistrats zu lesen, dass die durchschnittlichen Werte "kleinere und größere Produktionen umschließen. Zudem sind weitere Faktoren wie Alter und Bühnenerfahrung, die unabhängig vom Geschlecht sind, zu berücksichtigen. Außerdem können Regiehonorare auch weitere Leistungen wie z.B. das Erarbeiten einer Bühnenfassung oder die zusätzliche Übernahme des Bühnenbildes oder Kostümbildes enthalten."
Im Mai 2018 schrieb Anne Peter in einem Überblickstext über die verschiedenen Gründe für die strukturelle Ungleichheit und mögliche Lösungsansätze.
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Mareike W.
völlig richtig, darauf hinzuweisen, dass auch die Sophiensaele als kleineres Produktionshaus sehr wohl über die Grenzen Berlins hinweg ausstrahlen.
Ich habe mich in der obigen Darstellung an der Aufteilung im Jahresbericht der Berliner Senatsverwaltung (https://www.parlament-berlin.de/adosservice/18/Haupt/vorgang/h18-0278.B-v.pdf) orientiert, der „große Sprechbühnen“ (alle von mir aufgeführten, also auch Hebbel am Ufer als Produktionshaus) und „kleine und mittlere privatrechtlich organisierte Theater, Theater-/Tanzgruppen“ unterscheidet. Das ergibt Sinn, wenn man die Budgets vergleicht: Während das HAU 2016 7,65 Mio Euro öffentliche Zuschüsse bekam, waren es bei den Sophiensaelen nur 1,64 Mio Euro. Zwischen HAU und Sophiensaelen besteht in dieser Hinsicht also eine noch größere Differenz als die zwischen Gorki-Theater und HAU. Ich habe aber im Text nun in „ein GROSSES freies Produktionshaus“ geändert, weil der Satz so, wie er dort stand, tatsächlich nicht korrekt war.
Die Kernaussage, um die es mir bei den hier aufgegriffenen Daten ging, wird von deinen Beispielen Sophiensaele (Franziska Werner) und Ballhaus Ost (Tina Pfurr / Daniel Schrader) ja noch untermauert: Je größer das Theater (und das Budget) desto unwahrscheinlicher ist es, dass es von einer Frau geleitet wird. Frauen in Leitungspositionen finden sich vor allem an kleineren (finanziell schlechter ausgestatteten) Theatern und an Häusern der Freien Szene, wo im Schnitt weniger verdient wird. Womit ich natürlich überhaupt nicht die Arbeit oder Verdienste dieser Frauen schmälern will – im Gegenteil!
Herzliche Grüße, Anne
Das Ergebnis ist verfälscht, wenn man am Gorki nur die Premieren bis November betrachtet und alle anderen Bühnen im Vergleich bis Januar, zumal die Spielzeit ja erst im September beginnt. Wenn man sich rückwirkend anschaut, wieviele Frauen am Gorki auf der "großen" Bühne (nicht im kleinen Studio & keine einmalige Aktion oder Gastspiel oder Jugendgruppe) inszenieren durften, dann sah es da bisher sehr sehr mau aus. Aber schön, wenn sich auch da nun diesbezüglich diese Spielzeit wirklich etwas täte und das nicht hier online nur so scheint.
Tipp für die Zukunft: solche Statistiken rückwirkend für gerade beendete gesamte Spielzeit machen um echten Vergleich ziehen zu können! Wäre in dem Fall Spielzeit 17/18, (Große Bühne oder wenigstens fest im Reportoit).
Interessant wäre auch mal Gehälter der Ensemblemitglieder offenzulegen, da gibt es glaube ich an jedem Haus immer noch eine große Diskrepanz.
danke für den Hinweis. Natürlich sind das keineswegs optimale Daten. Es waren dennoch die besten, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (Sommerpause) vorlagen.
Leider nehmen die Theater ihre Premieren-/Spielzeit-Übersicht zum Ende einer Saison in der Regel von Ihren Webseiten. Die jeweiligen Spielpläne über andere Wege zu rekonstruieren, wäre schwierig und sehr aufwändig gewesen – ein Aufwand, den ich – zugegebenermaßen – für diesmal gescheut habe.
Deshalb bin ich auf die Daten ausgewichen, die zum Zeitpunkt meiner Aufstellung öffentlich verfügbar waren und habe versucht, die Lage so transparent wie möglich darzustellen.
Ich habe mir aber vorgenommen, am Ende der Saison noch mal die Zahlen im Rückblick zusammenzustellen, so wie Sie es vorschlagen.
Herzliche Grüße, Anne Peter
Liebe Anne,
finde es super, dass du dieses Thema behandelst!
Doch wenn man eine Statistik aufstellt, dann sollte die auch korrekt sein, wenn Du unterschiedliche Zeitspannen von den Hausern nimmst, geht das nicht. Oder aber drüber schreiben ohne Prozentangaben.
Und rückwirkend für die gesamte Spielzeit zu gucken welche Regisseure auf der großen Bühne inszeniert haben ist mit Verlaub nicht schwer und für einen nachtkritik.de-Artikel sollte doch so viel Recherche drin sein, oder. Komm schon, nimm die Kritik an und korrigiere das, bin neugierig auf das Ergebnis. Und finde das ist auch ein Thema, wofür du gerne bei den PressesprecherInnen der Theater anrufen kannst, falls dir die Onlineseiten zu unübersichtlich sind.
Hab das mal eben schnell fürs Gorki im Netz nachgeschaut:
Letzte Spielzeit gab es dort auf der großen Bühne 10 Premieren die in den regulären Spielbetrieb gegangen sind, davon zwei von einer Frau (beide allerdings von derselben Frau).
+ eine 11. Premiere, aber lief leider nur paar mal als Kooperation, Tanzprojekt, Choreographie Constanza Macras
Berliner Ensemble letzte Spielzeit große Bühne:
9 Premieren, davon 2 von einer Frau inszeniert und eine weitere gemeinsam von Frau+Mann
Schaubühne letzte Spielzeit großes Haus:
Von 12 Premieren eine Frau als Regisseurin (und glaube auf der kleinen Bühne?) plus eine weitere Frau (glaube aber Theaterpädagogik?)
So Anne, nun du die anderen 50% der Recherche, DT und Volksbühne + nachprüfen ob Angaben Schaubühne stimmen, bin schon neugierig ob es eine Überraschung gibt :-)
@ martin: Irgendwo muss man ja mal anfangen Zahlen zu betrachten und das gleich bei den Posten zu tun die für Theater das Aushängeschild sind, finde ich einen guten Start.
Arbeitsauftrag angenommen. (Ich bitte allerdings um etwas Geduld.)
Lieber Martin Baucks,
die hier aufgeführten Bereiche (Leitung, Regie, Autorschaft Text auf der einen sowie Dramaturgie, Regieassistenz, Soufflieren auf der anderen Seite) halte ich für exemplarisch, wenn man die Machtverteilung an den Theatern betrachtet.
Sie können sich von den Verhältnissen in anderen künstlerischen Bereichen ein Bild machen, wenn Sie die hier bereits häufig erwähnte Studie "Frauen in Kultur und Medien" (https://www.kulturrat.de/wp-content/uploads/2016/12/Frauen-in-Kultur-und-Medien.pdf) konsultieren, Tabelle S. 85.
Die Studie ist allerdings nicht in jeder Hinsicht so ausdifferenziert, wie es wünschenswert wäre, um ein wirklich genaues Bild zu bekommen. Dort wird z.B. nicht zwischen Kostüm- und Bühnenbild unterschieden, sondern alles unter "Ausstattung" zusammengefasst. Siehe zu den Unterschieden bei Bühnenbild / Kostümbild die Bühnen- und Kostümbildnerin Nehle Balkhausen auf Facebook: https://www.facebook.com/SzenografenBund/photos/pcb.2083329095218655/2083329035218661/?type=3&theater und später in TdZ: http://www.theaterderzeit.de/2018/06/36282/).
Zur Frage der Geschlechterverteilung unter den Führungskräften insgesamt kann man – für das Schauspiel Frankfurt – immerhin ein wenig hier nachlesen (Punkt 7): https://www.stvv.frankfurt.de/parlisobj/B_187_2018_AN1.pdf.
Mit besten Grüßen, Anne Peter
Der Grund liegt auf der Hand. Sie wollen mit allen Mitteln eine Quote im Kunstbetrieb erzwingen und da ist Ihnen jedes Mittel recht.
Nehmen wir einmal an, Sie würden darstellen, dass im Kostümbereich zu achtzig Prozent Frauen arbeiten, dann würde Sie es damit begründen, dass dort schlechter gezahlt wird und es nur eine Art Zuarbeit sei.
Nie kämen Sie nur entfernt auf die Idee, dass dort Frauen Männer verdrängen. Nie würden Sie darüber nachdenken, dass viele Männer vielleicht gerne dort arbeiten würden, aber nicht akzeptiert werden. Das können Sie gar nicht denken, weil Sie ihre Ergebnisse und Ziele schon kennen.
Somit fehlen Ihnen die Grundlagen für eine objektive Untersuchung.
Und da Sie den Bereich Technik nicht zur Debatte stellen, müssen Sie auch nie feststellen, dass mindestens genauso viel Männer am Theater nur zuarbeiten wie Frauen, wahrscheinlich sogar mehr.
Sie klammern sich an ein verzerrtes Bild von Ungerechtigkeit, indem Sie nur Ausschnitte ausleuchten. Das ist unlauter. Und diese Ausschnitte interpretieren Sie nach einem vorgefertigten Gedankengebäude. Das ist das Problem.
Einerseits wird gefordert, Menschen nicht mehr über ihr Geschlecht zu definieren, andrerseits betreiben Sie genau dieses Geschäft, wenn es darum geht Ihre Quote für Führungskräfte durch zu drücken.
Nie kämen Sie auf die Idee diese Quote auch für den Bereich der Bühnentechnik zu fordern, weil diese Forderung für Sie unattraktiv wäre.
@martinbauks Du schreibst wirr und ich verliere deinen Faden, aber: Es ist ein Fakt, dass die priviligiertesten Wesen auf Erden weiße heterosexuelle Männer sind. Also wenn du über Macht schreibst, dann kannst du das nicht einfach ausklammern. Leider wird es Frauen oft schwerer gemacht und ja, sie haben sich angewöhnt es sich leider auch oft zusätzlich gegenseitig schwer zu machen, anstelle sich zu unterstützen, dennoch werden die meisten sexuellen Übergriffe, Gewaltaten, Amokläufe etc von Männern ausgeübt.
Und Männer verdienen mehr. Kannst dir sicher sein dass es im, von dir erwähnten, von Frauen dominierten, Bereich Kostümbild hauptsächlich Männer in leitender Position, nicht aber als Schneider gibt.
Die Logik ihrer Ideologie Sara, hat nichts aber auch gar nichts mit Ordnung zu tun. Das erscheint Ihnen nur so. Diese Logik arbeitet mit Ausblendungen und Beschimpfungen, wie der "weiße, heterosexuelle Mann", den es so natürlich nicht gibt, als geschlossene, homogene Gruppe, in der er immer gegenüber allen privilegiert ist. Solche propagandistischen Sammelbegriffe sind diskriminierend und falsch und erzeugen das selbe Problem mit unbekehrten Vorzeichen.
Ich bin sicher, nirgendwo ist man so offen für männerfördernde Vorschläge wie im deutschsprachigen Theater. (Ok, außer im Vatikan und diversen Moscheen) Also nur Mut. Es sind offene Türen!
bei Ihrem vergleich mit weiblich geprägten Berufsgruppen kann ich Ihrer Hypotese nicht folgen. Auch dort Arbeiten Männer erfolgreich, in meiner beruflichen Erfahrung habe dort keine direkten Verdrängungsmechanismen erkennen können. Wenn das Kostümbild überwiegend von Frauen gestaltet wird, liegt auch dort ein struktureller Hintergrund auf der Hand. Sozialisierung und Gesellschaft befördern diesen Überhang schlicht. Dies ist in der Debatte aber weder entscheident noch Zielführend.
Es geht schließlich nicht darum wer welchen Beruf ausübt, sondern dass Machtpositionen immer noch überwiegend männlich Besetzt sind, das gibt es gar keine andere Auslegungsmöglichkeit der Statistik.
Wenn Sie sich jetzt an dem Begriff "weißer heterosexueller Mann" stoßen, können Sie vielleicht daraus empathie gewinnen und sich überlegen, wie sich die stehts ebenfalls verallgemeinerten Gruppen der "Frauen", "Homosexuellen" oder "Migraten" fühlen. Sich deshalb als Opfer einer Ideologie zu positionieren ist etwas zu Simpel.
P.S.: Nein, die Dramaturgie ist nie das Machtzentrum. Das letzte Wort hat der Intendant und in der Regel weiß er das auch sehr genau.
Und meinen Vorschlag habe ich schon gemacht. Ich schlage vor das Problem in seiner Ganzheit abzubilden und nicht nur in exemplarischen Auszügen für die Leitungsebene, die auch noch recht willkürlich ausgewählt sind. Mal taucht das Hau auf, wenn es um Finanzen geht, bei dem Anteil von männlichen und weiblichen Autoren fällt es wieder weg usw.
In dem man sich nur Beispiele herauspickt, die einem schon vorgefasstem Bild entsprechen, um zwingend den Eindruck zu erwecken eine Quote sei nun unumgänglich, schadet man der eigenen Glaubwürdigkeit. Die Quote selbst wird dabei gar nicht mehr zur Debatte gestellt. Sie gilt als schon beschlossen. Ich bin grundsätzlich gegen eine Quote im künstlerischen Bereich, weil Talente nicht paritätisch am Baum wachsen. Es geht darum Künstlern ohne ansehen der Person eine Wertschätzung entgegen zu bringen, sie fördern und zu stützen, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft, ihrer Religion und vieles mehr.
Auch ist die Darstellung der Geschlechter im Publikum an einem einzelnen Theater in Braunschweig trügerisch. Falls dort mehr als sechzig Prozent Frauen das Theater besuchen, heißt dies noch lange nicht, dass dort auch über sechzig Prozent Frauen inszenieren sollten und das sich dieser Wunsch nach weiblicher Regie durch die Prozentzahlen ausdrücken würden, denn die Gruppe der weiblichen Besucher ist nicht als homogen zu begreifen und einfach nur durch ihr Geschlecht dem Feminismus und seinen Zielen zuzuordnen. Auch dort in der Gruppe dürften sehr wohl auch andere Interessen vermutet werden. Eine solche politische Vereinnahmung ist unseriös und nicht haltbar.
Hilfreich wäre es zum Beispiel , wenn man nicht mehr von der Geschlechtergerechtigkeit in seiner Gesamtheit redete, denn die ist nicht gemeint, sondern von der Geschlechtergerechtigkeit begrenzt auf die Leitungsebene. In der Gesamtheit dürften sich schnell andere Bilder ergeben. Denn wenn sie einmal danach fragten, wie denn der Prozentschlüssel eines Theaters für die gesamte Belegschaft aussähe, könnten sie auf Ergebnisse stossen, in denen der Männeranteil höher liegt als der Frauenanteil, zum Beispiel weil einige Gewerke längst ausgelagert wurden, und nun die Bühnentechnik im Männeranteil zu Buche schlägt. Falls sie also in diesem Zusammenhang auf Zahlen von vielleicht 65% Männern und 35% Frauen kämen, stellte sich die Frage, warum eine Mehrheit von Männern in der Leitung, was im Umgekehrten Fall das selbe wäre, lediglich durch fünfzig Prozent abgebildet werden sollte. denn dann wäre der Frauenanteil ja überproportional, gemessen an der Gesamtbelegschaft, vertreten. Auf diesem Wege würde sich schnell ergeben, das Zahlen nur bedingt aussagefähig sind, um sinnvolle Begründungen herbei zu führen.
Sie sehen, es geht nicht darum etwas zu stoppen, außer natürlich rüde Ideologien mit verkürzten Blickwinkeln, sondern eben Darm den Betrieb in seiner Gesamtheit abzubilden und dies nicht nur exemplarisch sondern flächendeckend . Es geht darum das Thema Geschlechtergerechtigkeit nicht nur auf der Leitungsebene zu betrachten, sondern für die komplette Belegschaft. Eine solche Betrachtung würde dazu führen, dass so einfache wie falsche Thesen, nur Frauen arbeiteten zu keinen Bestand mehr hätten.