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ensemble-netzwerk fordert Tarif-Lösung
17. Juni 2022. Das ensemble-netzwerk e.V. fordert den Deutschen Bühnenverein auf, in der nächsten Verhandlungsrunde konstruktiv an einem Tarifabschluss mitzuarbeiten. Dies teilte der Verein via Presseaussendung mit.
Man habe sich lange zu den laufenden Tarifverhandlungen zurückgehalten. Mit Blick auf den aktuellen Stand der Verhandlungen sei man aber im höchsten Maße enttäuscht. Dies liege an der Unbeweglichkeit des Bühnenvereins. Deswegen fordert das ensemble-netzwerk den DBV in der Pressemitteilung auf "nicht länger im Wege zu stehen und endlich konstruktiv an Lösungen mitzuarbeiten". Eine Einigung sei mehr als überfällig.
Die nächste Verhandlungsrunde zwischen den Künstler:innen-Gewerkschaften (GDBA, VdO, BFFS) und dem DBV ist für den 21. Juni angesetzt. In der Pressemitteilung heißt es: "Im Falle erneut stagnierender Verhandlungen fordern wir die verhandelnden Gewerkschaften auf, entschiedene und ernsthafte Konsequenzen zu ziehen und die Mittel eines Tarifpartners auszuschöpfen." Als letzte Eskalationsstufe stehe die Aufkündigung des Tarifvertrags im Raum, deren Bedeutung und Tragweite ebenfalls sondiert werden müsse.
(ensemble-netzwerk.de / ska)
Zum bisherigen Verlauf der Verhandlungen
Meldung vom 4. Juni 2022. Die Gewerkschaften der Künstler:innen (GDBA, VdO, BFFS) und der Deutsche Bühnenverein haben sich nach langen Gesprächen bei ihren Manteltarifverhandlungen in der vergangenen Woche zum dritten Mal nicht auf eine Erhöhung der Mindestgage der NV Bühne-Beschäftigten einigen können. Das teilen die Gewerkschaften in einer Presseaussendung mit.
Der Deutsche Bühnenverein sei wie in der letzten Verhandlungsrunde am 7. Mai bei einer Anhebung der Mindestgage auf lediglich 2.550 Euro geblieben. Dieses Angebot liegte nach Ansicht der Gewerkschaften nur unwesentlich über dem ab Oktober geltenden Mindestlohn. "Alle Tarifparteien waren sich einig, dass die drängenden Themen, insbesondere eine Einigung über die Mindestgage sowie dringend erforderliche Arbeitszeitregelungen schnell vorwärts gebracht werden müssen", heißt es in der Pressemitteilung.
Lisa Jopt, Präsidentin der GDBA, wird wie folgt zitiert: “Ich bedauere, dass wir keinen Abschluss erreichen konnten, wir haben in einer akribischen Vorbereitung viele gute Argumente für die Verhandlung aufbereitet und sind dem Deutschen Bühnenverein sowohl bei der Höhe der Mindestgage als auch beim Thema Teilzeit entgegengekommen. Dass dies so gar keine Wirkung zu hinterlassen scheint, muss die Theaterschaffenden dazu veranlassen, den Druck zu erhöhen und den Trägern eindringlich unsere extrem reformbedürftigen Beschäftigungsverhältnisse vor Augen zu führen.”
Die Verhandlungen werden am 21. Juni 2022 fortgesetzt.
(GDBA / BFFS / sik)
Meldung vom 7. März 2022. Die Theatergewerkschaft Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) verlangt eine Erhöhung der Mindestgagen auf 2.750 bis 3.100 Euro, abhängig von der Größe der Häuser und Qualifikation der Mitarbeiter*innen. Das gab die GDBA heute im Vorfeld der am Mittwoch beginnenden Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft und dem Deutschen Bühnenverein in einer Pressemitteilung bekannt. Aktuell liegt die Mindestgage bei 2.000 Euro. Einige, aber bei weitem nicht alle Theater zahlen mittlerweile freiwillig mehr, so zum Beispiel Bremen oder drei Staatstheater in Hessen.
2.000 Euro lägen "im Vergleich zum öffentlichen Dienst unter dem Bereich der un- und angelernten Küchenhilfen und Boten", so die Gewerkschaft. Bühnenkünstler*innen hätten hingegen "meist einen Hochschulabschluss, sie arbeiten an Sonn- und Feiertagen, unter der Woche oftmals im zweigeteilten Dienst und häufig länger als andere Berufsgruppen". Auch angesichts der steigenden Inflation sei deshalb "eine drastische Erhöhung der Mindestgage" eine "längst überfällige Korrektur, die schnellstmöglich umgesetzt werden muss".
Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft, dass die Mindestgage von Gästen höher ausfallen müsse als die der festangestellten Mitarbeiter, da Gäste "ein erhöhtes unternehmerisches Risiko" trügen und "nicht durchgehend beschäftigt" würden. Zudem müsse grundsätzlich eine Einführung von Gagenstufen nach Dienstjahren erfolgen: "Erfahrung muss belohnt werden. In allen Theaterbereichen gibt es bei mehr Berufsjahren auch mehr Vergütung – nur im Bereich Solo und BT nicht. Auch hier müssen Gagenstufen nach Dienstjahren eingeführt werden, um Gerechtigkeit herzustellen."
Zur Unterstützung ihrer Forderungen hat die GDBA ein Kampagnen-Video veröffentlicht.
(GDBA / jeb)
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https://www.openpetition.de/petition/kommentare/die-mindestgage-an-deutschen-theatern-muss-erhoeht-werden
Wind Beneath Their Wings...
Mit dieser drastischen Forderung wird der Berufsgruppe ein Bärendienst erwiesen, weil dann weniger zwar KünstlerInnen mehr verdienen werden, aber viele Stellen wegfallen werden
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Der Link wurde in einen vorhergegangenen Kommentar gepostet.
Herzliche Grüsse aus der Redaktion.
bitte nennt mir einen Berufsstand, der Tariferhöhungen um 750 oder 1100 Euro monatlich flächendeckend von einem Tag auf den anderen durchgesetzt hat? Die Forderung an die Theater, das mal gefälligst umzusetzen, zeigt wie fehlgeleitet die zunehmend populistische Politik der Gewerkschaft geworden ist. Um solche Größenordnungen zu realisieren, die sicher in Analogie zu anderen Berufen, eine gewisse Wahrheit haben mögen, müsste im Zusammenspiel mit dem Bühnenverein die Kulturpolitik mit den Auswirkungen zu niedriger Subventionen konfrontiert werden. Stattdessen Frontstellungen und sehr viel Zementierung von teilweise üblen Verhältnissen bei den Alteingessenen mit radikalem Gender Pay Gap zum Beispiel. Mehr Geld ist immer schön, aber es greift viel, viel zu kurz nur darauf zu gehen. Das gesamte Gagengefüge gehört überprüft, die gesamte Unterfinanzierung von Theatern, die nicht den Standards städtischer oder staatlicher Angestellte genüge tut und vor allem eine Solidarisierung zwischen allen künstlerisch Angestellten, um nicht weiter gegeneinander ausgespielt zu werden. Die Kulturpolitik, die bei ihrer Aufsichtspflicht über zahlreiche Intendanzen versagt hat, sollte in die Pflicht genommen werden durch Belegschaften bei denen Intendanz und Ensemble zum Beispiel an einem Strang ziehen. Das wäre zumindest mein Traum.
zu #6: Das mögen alles richtige Anliegen sein. Aber warum sollen deswegen nicht die NV Bühne Solo Beschäftigten besser bezahlt werden? So klingt es nur nach klassischem Whataboutism.
Es hat schon so viele Gründe gegeben in so vielen Jahren, warum keine bessere Bezahlung möglich sein soll. Mittlerweile ist die Situation so, dass selbst an gut finanzierten mittleren Mehrspartenhäusern Mitglieder von Chor, Orchester, Technik und Verwaltung bei vergleichbarer Ausbildung und Berufserfahrung viel besser bezahlt werden als die Solokünstler*innen auf der Bühne. Dazu haben die Solokünstler ein viel höheres Risiko nicht verlängert zu werden.
Ich hoffe, dass die Solokünstler*innen und ihre Gewerkschaft sich nicht wieder mit allen möglichen Gründen abhalten lassen.
Zu den großen Erhöhungsschritten: vielleicht geht es nicht mehr um eine Lösung für das ganze Land. Vielleicht muss die Mindestgage und die Gagenschritte in teuren Metropolregionen einfach anders sein, als in günstigen Gegenden, wo oft auch die Theater ärmer sind.
Ja, NV Solo gehört dringend überprüft, aber die Strategie der GDBA ist m.E. einfach populistischer Mist und kann diesem hehren Anliegen einen schönen Bärendienst erweisen. Wer so viel öffentlich in so kurzer Zeit einfach mal fordert, disqualifiziert sich vielleicht einfach auch als Gesprächspartner*in, weil die Tarifparteien diese Forderungen einfach abtun können als Traumtänzer*innentum. Wenn dieser Kampf nur in Richtung Theaterleitungen geführt wird und die Umverteilung von oben nach unten die eine gute Lösung sein soll, dann kommt einfach nicht viel (Euro) dabei rum für alle, glauben Sie mir. Dann schleicht sich die Kulturpolitik wieder ganz heimlich still und leise davon und sagt: mehr gibt es nicht, macht das bitte einfach untereinander aus. Divide et impera. Herzlichen Glückwunsch.
Ihre strukturelle Kritik mag berechtigt sein. Aber ich stelle mir die Frage: Was tun Gewerkschaften? U.a. Tarifforderungen stellen. Das wird oft auch etwas polemisiert, um den Verhandlungsdruck zu erhöhen. Insofern unterscheidet sich die GDBA da nicht von anderen Gewerkschaften.
Abgesehen davon: Natürlich muss die Mindestgage beträchtlich erhöht werden. Wie will man sich von 1100 Netto das Leben in einer Stadt leisten können!?
Die Theater dafür mit ausreichend finanziellen Mitteln auszustatten ist ja nicht Aufgabe der Gewerkschaft. Hier müssen die Leitungen die Kulturpolitik in die Verantwortung nehmen.
Herzliche Grüße
Die Forderung der Erhöhung der Mindestgage von 2.000 Euro auf 3.100 Euro ist allerdings eine Steigerung um 55%.
Aber als Forderung ist das jedoch so unrealistisch, wenn man die (reale) Steigerung des Mindestlohns im gleichen Zeitraum um fast 36% bedenkt, oder?
Die Politik muss, kann und will z.T. sogar auf veränderte tarifliche Vorgaben reagieren. Was im Tarifvertrag steht, muss sich auch im Haushalt wiederspiegeln und schafft sogar die Voraussetzungen dafür.
Wenn dagegen ein*e Intendant*in sagt: "ich zahl jetzt mal vernünftige Gagen, weil ich das für richtig halte", besteht viel eher die Gefahr, dass die höhere Gage an anderer Stelle eingespart werden muss.
Noch viel grundsätzlicher könnte man die Frage stellen, ob es die Aufgabe von einer Minderheit der an den Theatern Beschäftigten ist, das finanzielle Überleben der Theater zu sichern. Die Gagen von Chor, Tanzgruppe, Orchester, Technik, Verwaltung, die zahlenmäßig viel relevanter sind, stehen in dem Kontext nie in der Kritik. Sie sind einfach so wie sie sind, und das ist gut so. Zum Glück sagt auch niemand mehr, wir könnten und Krankenhäuser und Pflegeheime nicht mehr leisten, wenn Pflegekräfte endlich besser bezahlt werden.
Die Finanzierung der Theater ist eine öffentliche Aufgabe, nicht die von deren wenigen Solobeschäftigten. Die Verantwortung für mögliche Stellenstreichungen oder gar Theaterschließungen auf diese abzuwälzen, ist nicht nur ungerecht genüber den betroffenen Theaterschaffenden, es verkennt auch die geringe finanzielle Relevanz der Solo-Gehälter im Gesamtbudget und verhindert so durch eine Scheindebatte letztlich die Auseinandersetzung mit der eigentlichen Frage, wie viel Kultur sich unsere Gesellschaft leisten will.
1. Dass es im Rahmen von Tarifverhandlungen sehr hohe Forderungen von Gewerkschaftsseite gibt, ist üblich und auch verständlich. Am Ende steht dann ein Kompromiss zwischen den Sozialpartnern.
2. Ob eine Forderung, wie hier von der GDBA vorgetragen, sinnvoll ist, oder ob es am Schluss zu einer Enttäuschung der Beschäftigten führt, wenn der Kompromiss deutlich unter der Forderung liegt, muss die GDBA für sich beurteilen.
3. Mir fehlt in der Diskussion seit Jahren die Einsicht, dass die Höhe der Mindestgage für einen großen Teil aller NV-Beschäftigten völlig unbedeutend ist. Im Bereich NV-BT (auch hier gilt die Mindestgage) ist qualifiziertes Personal nur zu "marktüblichen" Vergütungen zu haben. Und hier konkurrieren die Theater untereinander und mit der gesamten Veranstaltungsbranche. Im Bereich NV-Solo ist das natürlich anders. Aber auch hier gibt es Tätigkeiten, bei denen entweder eine geringe Zhal von Bewerber*innen oder Konkurrenz zu anderen Branchen zu relativ hohen (Einstiegs-)Gagen führen (jedenfalls im Vergleich mit Darsteller*innen oder Assistent*innen).
Vielleicht (und das ist nur eine Überlegung ins Unreine) benötigen wir zusätzlich eine Diskussion über eine differenzierte Vergütung nach Berufsgruppen (also soetwas wie eine Entgeltordnung). Das Bremer Theater hat ja bereits damit angefangen, das ist doch ausbaubar.
Nackte Zahlen meiner Schauspieler- Erwerbsbiographie:
36 Berufsjahre von 1986 bis 2022, davon 14 Jahre Festengagement und 22 Jahre Freiberuflichkeit.
70 Theaterrollen, 40 Film- und Fernsehrollen.
Von 1996 bis 2022 beträgt meine Gagenerhöhung am Theater für 26 Jahre insgesamt 823€. Das entspricht einer jährlichen Steigerung meines Lohns um 31,65€. (Bühnen-Dienstverträge von 1995 und 2022 liegen vor.)
Berufserfahrung, Lebensleistung und Altersvorsorge bzw. Fürsorge werden in dieser Rechnung nicht berücksichtigt.
Wie sagte schon damals ein Bochumer Bühnenmeister zu mir jungem Schauspieler: „Bis Du Stephan so viel verdienst wie ich, muss de mindestens 80 Jahre arbeiten.“