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Hannover: Ballettchef traktiert Kritikerin mit Hundekot
12. Februar 2023. Bei der gestrigen Premiere des Balletts "Glaube - Liebe - Hoffnung" an der Staatsoper Hannover kam es zu einem Eklat. Wie mehrere Medien berichten, darunter der NDR, beschmierte Ballettchef Marco Goecke die Kritikerin Wiebke Hüster nach einem Streit offenbar mit Hundekot.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, als deren Kritikerin Hüster tätig ist, schildert den Vorgang detailliert. Goecke fühlte sich offenbar durch Hüsters Rezension seines Den Haager Ballettabends "In the Dutch Mountains" provoziert. Deshalb habe Goecke sich Hüster während der Pause im Foyer des Opernhauses in den Weg gestellt, "um zu fragen, was sie in der Premiere zu suchen habe". Er habe mit einem Hausverbot gedroht und ihr vorgeworfen, für Abonnementskündigungen in Hannover verantwortlich zu sein. "Immer stärker außer Fassung geratend, wurde Goecke schließlich handgreiflich: Er zog eine Papiertüte mit Tierkot hervor und traktierte das Gesicht unserer Tanzkritikerin mit dem Inhalt. Danach konnte er durch das dicht besuchte Foyer ungehindert seiner Wege gehen." Mittleweile liefen der FAZ zufolge polizeiliche Ermittlungen; eine Strafanzeige sei "umgehend erstattet worden".
Auf den Fall nimmt auch eine Pressemitteilung der Staatsoper Hannover Bezug, die in veränderter Fassung auch auf der Homepage der Staatsoper nachzulesen ist: "Wir haben unmittelbar nach dem Vorfall den Kontakt zu der Journalistin gesucht und uns persönlich bei ihr und auch öffentlich entschuldigt", wird dort Intendantin Laura Berman zitiert. Weiter heißt es: "Wir werden die arbeitsrechtlichen Schritte gegenüber Ballettdirektor Marco Goecke prüfen, gemeinsam beraten und dann in dieser internen Personalsache agieren. Wir bedauern sehr, dass unser Publikum durch diesen Vorfall gestört wurde."
Die FAZ hingegen kritisiert die Mitteilung mit den Worten von Frank Rieger, Landesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes in Niedersachsen, als "völlig unzureichend, denn der Angriff auf die Journalistin der F.A.Z. ist auch eine Attacke auf die Pressefreiheit". Sie stellt den Angriff zudem in einen Zusammenhang mit mehreren Fällen der jüngeren Zeit.
Auch in den bekanntesten vergleichbaren Fall war ein FAZ-Kritiker verwickelt: 2006 ergab sich auf einer Premiere im Schauspiel Frankfurt ein Handgemenge zwischen dem Schauspieler Thomas Lawinky und Kritiker Gerhard Stadelmaier. Die so genannte Spiralblockaffäre bewegte danach wochenlang die Feuilletons.
(FAZ / Staatsoper Hannover / geka)
Beitrage zur Debatte um das Verhältnis von Kunst und Kritik:
Theaterpodcast #50 mit Kampnagel-Chefin Amelie Deuflhard und FAZ-Theaterredakteur Simon Strauß aus dem Oktober 2022.
Kolumne über die Angriffe auf die Kritik von Michael Wolf (September 2022)
Essay zum Stand der Theaterkritik von Christine Wahl (Mai 2022)
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Wie oft hat man Hundekot in Beuteln bei sich während der Pausen von Tanztheaterpremieren in Staatstheatern?
Und wer @2 sollte hier zuständig sein, als die Gerichte?
Einschlägige Ambulanzen?
Und die Aussage von #1 ist auch schwierig. Wer nicht kritisch beurteilt werden will, sollte vielleicht nicht öffentlich Kunst machen. Kritik ist kein Machtmissbrauch sondern demokratisches Grundrecht.
@Thomas Rothschild: Ihre Anekdote über Shaw kenne ich mit Bismarck und einer ungarischen Gräfin. Wer weiß, in wie vielen Varianten diese Geschichte kursiert.
So was geht gar nicht!
Von dem stammen die Fäkalien.
Ich vermisse dann die Trennung von objektiver Beschreibung des Gesehenen und persönlicher Bewertung. Auch wenn ich weder betroffen bin, noch einen persönlichen Bezug zu den Kritisierten habe. Kann da die Meinung von #9 nicht teilen.
Nochmal: Das rechtfertigt in keiner Weise das Geschehene!
Einen sehr interessanten und bedenkenswerten Kommentar zu dem Vorfall gab es gestern von Tobi Müller in Fazit ab Min 2.30:
https://share.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.html?audio_id=dira_DRK_b5bfa669
Aber die Wut, die dazu führte, kann ich gut verstehen. Was von Frau Hüsters Kritik der betreffenden Den Haager Aufführung hängen bleiben sind Überschrift und Fazit. Der aus Sachkompetenz kommende Mittelteil dient ja nur zur Unterstreichung. Solche vernichtenden Urteile sind nicht strafbar, sie sind aber das Gegenteil von Respekt! Und für mich als Teil des Publikum spricht eine Kritik keinesfalls,die dem Sinne nach sagt, das Publikum wird abwechselnd irre gemacht oder eingeschläfert. Sie sagt etwas über das persönliche Empfinden der Kritikerin aus, weiter nichts. Da die Kritikerin ihr Geld mit der Kritik verdient, stellt sie für mich auch eher eine dritte Partei dar, die näher an der Aufführungsmaschinerie, ja der Regie zu verorten ist, als am Publikum. Letzteres bezahlt das Geld für den Eintritt, oder die Subventionen, um sich belehren, erbauen oder unterhalten zu lassen.
Hüsters Text zum Nachlesen: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/marco-goeckes-neues-stueck-fuer-das-nederlands-dans-theater-18669800.html
@#12 Hundefriseur: Danke für diese wertvolle Info, hoffentlich hat Gustav keine juristischen Konsequenzen zu befürchten.
Hier fünf goldene Regeln für den Umgang von
Künstlern mit Kritik:
1. Beklage Dich nie über eine schlechte Kritik.
2. Bedanke Dich nie für eine gute Kritik.
3. Betätigte Dich niemals als Kritiker.
4. Die Welt ist Dir nichts schuldig.
5. Du ihr aber auch nicht.
Meiner persönlicher Einschätzung nach empfinde ich die Kritiken von Frau Hüster auch öfters als viel zu aggressiv: sie beobachtet und bewertet fundiert...und stellt zieht daraus aber Schlüsse, Forderungen und Drohungen, die meiner Auffassung nach, nicht Bestandteil einer Rezension sein sollten. Ihre gesprochenen Kritiken in "Fazit" tragen für mich auch zu oft den Unterton, dass sie genervt wirkt und dann schnell ein Vokabular auspackt, das auch ich als "vernichtend" empfinde.
Nochmals gesagt: wie ein Künstler darauf reagieren soll, ohne als beleidigte Leberwurst zu gelten, ist eine ungelöste Frage. Wie Marco Goecke reagiert hat, ist nicht zu entschuldigen und beschämend für alle anderen Künstler, die jetzt dadurch in Sippenhaft genommen werden.
Hier der Verweis auf die Rezension:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/hannover-tanztheater-ueber-oscar-wilde-von-marco-goecke-18413055.html
Ich finde es ja sehr grosszügig, dass ihr Äusserungen vorerst unkommentiert stehenlasst, auch dann, wenn sie die (angeblich) übergriffige Kultur der Kulturkritik kritisieren und damit diesen Angriff auf körperliche Integrität z.T. sogar zu entschuldigen versuchen. Aber im Sinne einer zeitgemässen Auffassung von "Achtsamtkeit" und Vermeidung von Relativierung von Machtmissbrauch (auch in den Betriebsprozessen) wäre es dann schon wichtig, wenn ihr dann eine relativierende Triggerwarnung anfügt, wenn ein physischer Angriff auf eine Presse-Person in diesen Kommentaren verharmlost bis legitimiert wird. Es geht hier um Machtmissbrauch eines Künstlers an einer unschuldigen Person, um eine krude Gewalttat. Für die gibt es keine Rechtfertigung. Ganz sicher nicht in Zeiten, in denen Pressevertreter*innen von einer demokratiefeindlichen weltweiten Kampagne verhetzt werden. Wenn einer eine Rechtfertigung/Entschuldigung anbringen müsste, müsste es schon fast der Künstler selber sein. Der weiss am besten, welchen Teufel ihn geritten hat, mit so einem Säckchen rumzulaufen. Aber die anderen, Gewalt relativierenden Kommentare wirken hier wirklich zunehmend degoutant, ja anmassend. Da war Hollywood strenger in der Aufarbeitung der Oscar-Ohrfeige die im Vergleich zu dem Vorfall hier eine harmlose Posse war. Wie auch immer, es gibt hier nur eine Haltung, liebe Kulturkritiker:innen: Schreibt weiterhin kritisch über uns Künstler:innen. Wir sind froh, dass es euch gibt. Und wir verteidigen euch gegen diesen Whataboutism.
Mir fiel besonders der Satz auf, mit dem sie „Hannover“ wohl wachrütteln wollte:
Uns Hannoveranerinnen und Hannoveranern sollte irgendetwas „zu denken geben“, lese ich da.
„Timing“ ist offensichtlich keine Stadt in China, denn genau an diesem Abend war ja die Premiere von „Glaube-Liebe-Hoffnung“. Marco Goecke hat den Abend arrangiert und sein Stück „Hello Earth“ von 2014 aufs Programm gesetzt. Sollten wir uns in Hannover womöglich fragen, warum er bei uns alte Stücke zeigt und in den Niederlanden was Neues inszeniert? Wie es mir heute Abend gehen würde, wenn ich als „Marco Goecke“ zur Premiere in die Hannoveraner Oper ginge, habe ich mich auch gefragt.
PS: Das war ein sehr gelungener Ballettabend.
Ist Herr Goecke jemand, der andere ungern belastet, oder wurde er mit etwaigen inneren Spannungszuständen nicht ausreichend gesehen, das frage ich mich heute.
Denn: An deutschen Staats- und Stadttheatern gibt es ja diverse Strukturen, zu deren Aufgaben es gehört, Künstler*innenpersönlichkeiten zu begleiten und zu beraten - z.B. Intendanz, Presse/ÖA und Dramaturgie, ggf auch vor sich selbst zu schützen, und damit das Haus.
Z.B. hätte Aussprechen eines Premierenverbots ohne Frage auch zu Schlagzeilen und ausführlicher Folgedebatte gehört, aber auf einem ganz anderen Niveau. Ein Eklat wie dieser hätte so vermieden werden können.
Manchmal ist das Ausmaß des Seelenzustands eines anderen Menschen aber auch nur schwer einzuschätzen.
Ich psychologisiere etwas unbeholfen hier herum, weil ich fassungslos bin. Eine Tüte mit Hundekot????
Natürlich müssen wir, die nicht Beteiligte sind, unseren Voyeurismus im Zaum halten - die Staatsoper Hannover wird aus arbeitsrechtlichen Gründen eh keine Auskünfte zu Details erteilen können.
Und Frage: Hätte Goecke auch einem männlichen Kritiker Exkremente ins Gesicht gehauen?
Dass Herr Goecke stattdessen in einer Weise, die das Opfer in der Öffentlichkeit entwürdigt, Selbstjustiz betreibt, ist in keiner Weise akzeptabel.
Die Kommentare, die Verständnis für Herrn Goecke zeigen, kann ich nicht nachvollziehen.
Ein Theater, in dem Herr Goecke arbeitet, möchte ich nicht betreten.
Ich fand sie kenntnisreich, differenziert und frei von persönlichen Angriffen. Hüster hat Goeckes eigene Aussagen zu dem Stück aufgegriffen und sie als Maßstab zur Beurteilung der Umsetzung verwendet. Zwar wird deutlich, dass sie Goeckes Stil nicht mag, aber sie erwähnt dennoch positive Aspekte des Abends. Sie schreibt ausschließlich über die Goeckes Choreografie, nie über seine Person. Was bitte ist daran beleidigend? Wie #29 bin ich der Ansicht, dass der Text Interesse an dem Stück weckt.
Ich hätte mich gefreut, wenn Produktionen, an denen ich beteiligt war, mit ähnlich differenzierter und kompetenter Kritik bedacht worden wären. Leider waren die Häuser, an denen ich gearbeitet habe zu weit ab vom Schuss, um von der FAZ beehrt zu werden. So mussten wir uns meist mit undifferenzierten Lobeshymnen oder aus dem Programmheft abgeschriebenen Inhaltsangaben zufrieden geben.
Zu Goecke ist alles gesagt.
Ich möchte nur meine Enttäuschung vermelden, dass ihr meine beiden Kommentare zu den zwei Goecke/Hüster-Beiträgen nicht freigeschaltet habt.
Ein differenzierter Blick ist wohl unerwünscht - oder seht ihr irgendwas ehrverletzendes in meinen Anmerkungen?
Ihr müsst ja nicht meiner Meinung sein, aber was ihr macht, ist die Beschneidung eines Diskurses. Echt schade - von einem liberalen Portal würde ich mir eine mutigere Haltung erwarten.
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Werter olfi,
Ihre Beiträge haben wir nicht freigeschaltet, weil Sie eine Täter-Opfer Verkehrung betreiben. Ihren Postings liegt die Auffassung zu Grunde, es könnte tatsächlich Gründe geben, die einen derartigen gewalttätigen, körperlichen Übergriff legitimieren. Dieser Haltung möchten wir hier kein Forum bieten, zumal sie anonym vertreten wird.
Freundliche Grüße aus der Redaktion, Esther Slevogt
vielen Dank für das Benennen. Der erwähnte Beitrag in der Kommentarspalte sowie Goeckes Beitrag im Hundekotbeutel riechen mir ebenfalls beide unangenehm nach Sexismus.
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Liebe:r "Fassbinders Tante", wir haben Ihren Kommentar in gekürzter Form veröffentlicht, da dieser in Teilen nicht unserem Kommentarkodex entsprach. Dieser ist hier nachzulesen: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=41.
Das Sie selbst auf die Wertigkeit gewaltfreier Kommunikation hinweisen: Finden Sie es wirklich gerechtfertigt und angemessen, im Zusammenhang einer justiziablen (Gewalt-)Tat über die performative Dimension von Herrn Goeckes Aktion nachzudenken? Die Gleichsetzung eines realen Gewaltaktes mit einer journalistischen Kritik finden wir zudem problematisch. Viele Grüße aus der Redaktion!
#33 Schade, Frau Slevogt, dass Sie die Texte hier nicht online stellen. Ich würde gerne mehr lesen als nur das eine Narrativ des irren Künstlers. Natürlich ist es nicht in Ordnung, einer Kritikerin Hundekot ins Gesicht zu schmieren. Dennoch hatte diese Tat eine Vorgeschichte. Sie kommt nicht aus dem Nichts. Auch vor Gericht werden diese Fragen geklärt werden. Und für die Theatercommunity insgesamt finde ich die Frage des Umgangs zwischen Kritikern und Künstlern entscheidend: Wie wollen wir miteinander umgehen? Beleidigende Verrisse schreiben, die den Künstler sogar in seiner beruflichen Existenz bedrohen ... und dann sieht der rot und begeht eine Rachetat? Darüber müssen wir doch hier reden können?
#35 Es ist ein Unterschied, ob eine Zeitung über einen Politiker oder über einen Künstler schreibt.
Warum gibt es da einen eklatanten Unterschied zwischen Politiker*innen und Künstler*innen? Weil Repräsentant*innen weniger Gefühle haben? Eine härtere Schale haben? Weniger Rechte haben? Weil sie selber Schuld sind, wenn sie diesen Job machen? Diese Selbstverherrlichung von Künstler*innen, dieses larmoyante Dauergefühl von Überlegenheit, gepaart mit niedrigem Selbstbewusstsein ist zum Schreien. Marco Goecke ist erwachsen, hat(te) eine feste, gut dotierte Stelle als Ballettdirektor, und hätte sich genauso gut dazu entscheiden können, die Kritiken der besagten Kritikerin nicht mehr zu lesen, wenn sie ihn so sehr auf die Palme bringt. ... (es gibt ja hoffentlich noch einen Unterschied zwischen geschriebener Kritik und Leuten Scheiße ins Gesicht zu schmieren oder ihnen in die Fresse zu hauen). Aber in unserer Gesellschaft passiert gerade genau das: Die Menschen sind immer weniger dazu in der Lage, Kritik und Dissens auszuhalten, werden auch noch dazu ermutigt, und irgendwann entlädt sich dann der ganze aufgestaute Mist. Sorry an alle, denen der Post jetzt nicht "gewaltfrei" genug war.
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(Liebe:r Mime, ich habe zwei Sätze gestrichen, die m.E. den Choreographen Marco Goecke unsachlich angehen. Mit vielen Grüßen, E. Philipp aus der Redaktion)
Das Irrwitzige an der Causa Goecke finde ich, dass er mit seinem inakzeptablen Verhalten und der folgenden mehr als fragwürdigen angeblichen Entschuldigung innerhalb weniger Tage selber seine Bilderbuch-Karriere pulverisiert.
Das hätte nicht mal die missgünstigste Armada bösartiger Kritiker:innen in dieser Vollendung schaffen können. (Achtung: Ironie!)
"Marco Goecke, dessen nichtssagende Nullitätentänze kein Mensch braucht."
Hüster in ihrem FAZ-Blog 2012
"eine Uraufführung von Marco Goecke, dem neuen Hauschoreographen des verzweifelten Nederlands Dans Theater"
Hüster in ihrem FAZ-Blog 2012
Ich hoffe, das ist wenigstens erlaubt, ohne das Opfer zur Täterin zu machen - das erläutert, dass es nicht nur um eine einzelne Kritik geht.
(Anm. Redaktion. Ein weiteres Zitat ließ sich nicht überprüfen und wurde entfernt.)
https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/hundekot-attacke-kritikerin-wiebke-huester-im-studio-sendung-vom-14-02-2022-100.html
vielen Dank für diese einordnenden Worte und klare Stellungnahme für eine freie Kritik. Es ist wirklich unglaublich neurotisch oder auch arrogant, wenn Mensch glaubt sich gegen alles Kritische verwehren zu können, weil es schon "verletzend" ist, wenn jemand sagt, mir gefällt aus diesem oder jenem Grund einfach nicht, was Du da gemacht hast. Dieses ganze Geschwurbel von "Machtmißbrauch" im Zusammenhang mit der Kritik, ist schier unerträglich. 30% der Theaterarbeit geht nur noch in "message control" und mein Eindruck ist, dass Theaterschaffende zunehmend unfähig sind, mit Debatte oder Diskurs etwas anzufangen. Das ist leider auch ein gesellschaftliches Problem. In vielen Gesellschaften mit langer demokratischer Tradition gibt es "Debate clubs" in der Schule oder an der Uni, damit junge Menschen lernen respektvoll miteinander zu streiten. Im Romantikerhort Tschörmänie wird stattdessen ernsthaft über die arme, geschundene Künstlerseele von Herrn Goecke gemutmaßt, während Frau Hüster erstmal gar nicht gehört wird. War ja auch eine freche Frau, die es gewagt hat sich kritisch über einen tollen artist zu äußern... #patriarchat Bei uns bildungshubern oder temparementen sich alle in ihre Oberlehrer*innenposition hinein und ertragen offenbar keinen Widerspruch, weil sie es schlicht nicht gelernt haben, damit umzugehen. Nachsitzen, bitte! Frau Hüster hat Goeckes Hexenlegendbildung mit 20 Jahren Verfolgung durch sie glücklicherweise widersprochen. Sie hat nämlich in 17 Jahren auch mal ein paar hymnische Kritiken geschrieben zu den Arbeiten dieses offensichtlich misogynen Künstlers. Aber so viel Differenzierung erträgt das teutsche Künstlerherz wohl nicht... Grow up, people!
https://www.ndr.de/kultur/buehne/Kritikerin-Huester-nach-Attacke-durch-Goecke-War-in-Schockstarre,huester100.html