Medienschau: ZEIT – Bolschoi cancelt Ballett "Nurejew"

Schwulenfeindliche Politik

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20. April 2023. Das Moskauer Bolschoi-Theater hat unter politischem Druck Kirill Serebrennikows Ballett "Nurejew" aus dem Spielplan gestrichen, berichtet die Zeit.

Das Ballett um den an Aids gestorbenen schwulen Tänzer Rudolf Nurejew sei wegen des Verbots von Propaganda "nicht traditioneller Werte", mit dem in Russland gegen die Darstellung von Homosexualität vorgegangen wird, aus dem Repertoire genommen worden, habe Theaterintendant Wladimir Urin bei der Vorstellung des Spielplans erläutert. In dem vielfach ausgezeichneten Ballett seien "homosexuelle Szenen und Männer in Frauenkleidern und auf Stöckelschuhen zu sehen" gewesen, so die Zeit. Das Stück gewann unter anderem den Prix Benois de la Danse 2018, den "Oscar" der Tanzszene.

Regisseur Kirill Serebrennikow war Leiter des Gogol Centers in Moskau und stand von 2017 bis 2019 in Moskau unter Hausarrest, weil ihm in einem Strafverfahren, das Kritiker als politisch motiviert ansahen, die Veruntreuung von Kulturfördergeldern vorgeworfen wurde. Heute lebt Serebrennikow im Ausland und inszeniert unter anderem am Hamburger Thalia Theater und am Deutschen Theater Berlin.

(zeit.de / chr)

Kommentare  
Medienschau Nurejew: Ergänzung
Bei einem Ballett wäre es nur fair, auch den Choreografen zu erwähnen: er heißt Yuri Possokhov, Serebrennikow war der Regisseur der Produktion. Nebenbei ist der Prix Benois nicht der "Oscar" der Tanzszene, sondern einer unter vielen, von einer zweifelhaften Jury ausgehandelten Tanzpreisen. In Russland ist die "Goldene Maske" sehr viel wichtiger und aussagekräftiger.
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