Gnadenakt vor den olympischen Spielen

23. Dezember 2013. Die Mitglieder der Punkband Pussy Riot sollen vorzeitig aus der Haft entlassen werden, berichtet Spiegel online. Bereits am 18. Dezember hatte das Parlament in dritter Lesung einstimmig ein Amnestiegesetz verabschiedet, von dem tausende Gefangene profitieren könnten. Heute nun wurden Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa aus der Haft entlassen, wie Spiegel online berichtet

Aljochina und Tolokonnikowa waren im August vergangenen Jahres wegen "Rowdytums" zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Sie hatten in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale ein Protestkonzert gegen Putin und den Patriarchen der Russisch-Orthodoxen Kirche Kyrill gespielt. Eine dritte Aktivistin, Jekaterina Samuzewitsch, wurde später auf Bewährung freigelassen.

(Spiegel online/sik/geka)

Die Band Pussy Riot, ihre theatrale Intervention und ihre Verurteilung haben zahlreiche Theatermacher inspiriert. So entstand der Abend Pussy Right in Berlin, außerdem hisste das Berliner Ensemble eine Pussy-Riot-Solidaritätsfahne.

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Kommentare  
Amnestie Pussy Riot: mehr Selbstkritik
"Die neue Amnestie werten Beobachter als Zugeständnis des Kreml an den Westen vor den Olympischen Winterspielen, die am 7. Februar in Sotschi eröffnet werden." - Und wer sind "die Beobachter"? - das interessiert mich mal sehr brennend!!! Natürlich bieten sich historische Analogien an...
Viel besser aber wäre das Brennglas, das Auge des Betrachters, das Auge der Kamera, im Jemen, im Irak, in Pakistan, in Somalia... außergerichtliche Tötungen via Drohnen, Freigabe zum Abschuss per Unterschrift des Präsidenten?
Amnestie für Snowden und andere politische Gegner des "Westens" (was auch immer das sein soll!)
Also was ich beobachte ist Russophobie. Man muss das neue Russland nicht mögen, aber etwas mehr Selbstkritik wäre löblich!
Amnestie Pussy Riot: Interview Kleber / Putin
Schon einmal wollten die einen nach Moskau und die anderen nicht. Das Interview zwischen Klaus Kleber und Wladimir Putin, als ich mich als Zuschauer erst in Grund und Boden schämte und dann dem russischen Botschafter schrieb und mich entschuldigte. Für alles und immer wieder. Dem Erhalt der Kritik, der Pflege des Misstrauens. Zumindest dazu verhilft diese Art der Berichterstattung.
Amnestie Pussy Riot: Spaßvögel der alten BRD
@2: Ja, das Kleber-Interview - einfach nur peinlich, voll peinlich! Ich warte auf den Tag, an dem diese alte Garde und ich meine die heute zwischen 40 und 60 Jährigen, diese verwöhnten Spassvögel der alten BRD, ich freue mich, wenn die endlich abtreten. verkorkste Weltbilder eigenbrödlerischer Mittelstandskids, oh Gott, warum erklärst du diesen Kindern nicht, dass Kommunismus nichts damit zu tun hat, das jemand dir dein Fahrrad wegnehmen will? - Zumindest saß Herr Kleber so in seinem Stuhl. Herr Putin wirkte da eher wie ein Typ aus einem Platenbaugebiet, einsilbig, fordernd nachfragend, was er will ... letzteren fand ich sympathischer.
Amnestie Pussy Riot: Phobien
Stimmt IM Lustig, in diesem Land wird über die medienweit in fast gleichgeschalteter Weise eine Russland-, China- und USA-Phobie erzeugt, über die man sich als Reisender nur schämen kann. Glücklicherweise interessieren sich nur wenige im Ausland für die Berichterstattung hierzulande.
Amnestie Pussy Riot: sowohl als auch
@1:
Lieber IM, was ich an Ihrer Argumentation beobachte ist Ihre Ausschluss-Logik ("Entweder - Oder"):
Man muss den amerikanischen Drohnen-Einsatz nicht billigen, wenn man Putins Missachtung simpler Lebensrechte nicht billigt.

Und die Implementierung des Prinzips Willkür im Rechtssystem anprangert, um einer Diktatur das Mäntelchen von Bonhomie umzuhängen.

(Putin und seine Klienten betrügen sein Volk - und nicht nur seins: siehe Ukraine, Georgien etc. - um Wohlstand, Zukunft, Entfaltungsmöglichkeiten etc. und geben ihm dafür den Hass auf Minderheiten: Homosexuelle, Intellektuelle, Nicht-Christen, Kaukasier, unabhängige Oligarchen… Friedrich Holländer hat dieses Herrschaftsprinzip in dem Song "Die Juden sind an allem schuld…" nach Bizets Habanera mal sehr genau beschrieben.)

Die "Entweder-Oder"-Logik war ein Instrument des Kalten Krieges. Wir leben im Zeitalter des "Sowohl - als auch".
Amnestie Pussy Riot: von eigenen Fehlentwicklungen ablenken
Eine rechtskräftige Verurteilung kann in Russland nicht nur eine gewisse Naivität dem Staat gegenüber beheben helfen, sondern vor allem den Wert zum Verkauf der eigenen Biografie auf dem westlichen Markt steigern. Die Inhaftierung als Qualifikationsmaßnahme. Wir werden nun erleben, wie die Pussies im Kulturbetrieb herumgereicht werden. Der Westen wird am Beispiel der jungen Frauen erklären, wie fürchterlich das Leben im Osten tatsächlich ist und wie gut es uns hingegen geht, wie frei wir alle in unserer Entwicklung sind. Auf diese Weise läßt es sich gut ablenken von den Fehlentwicklungen in der eigenen Kultur.
Amnestie Pussy Riot: zynisch
@6: Sie sind zynisch!
Amnestie Pussy Riot: der erste Putin-Fanclub
@ IM Lustig und Co:
Na prima! Dann gründen wir jetzt den ersten Putin-Fan-Club im Westen, mit kollektiven Schäm Ritualen, mit Dankes-Gesängen, in denen wir dem großherzigen Präsidenten für seine milden Weihnachts-Gesten danken und Seminaren, die uns, die wir ja alle von den westlichen Mainstream-Medien gehirngewaschen wurden, das wahre Wesen der wehrhaften Russischen Demokratie und lupenreinen Rechtsstaatlichkeit näher bringen. Der kleine große Nemez wird sich freuen, dass seine Propaganda-Aktionen hierzulande auf derart fruchtbaren Boden fallen!
Amnestie Pussy Riot: Lagerheldinnen
Im Übrigen begegnet die russische Gesellschaft denen, die eine Haft möglichst in ganzer Länge durchstanden haben, mit höchster Achtung. So wird die Zeit in den Lagern vielmehr als eine Probe denn als Strafe empfunden. Insbesondere die Jugend geht davon aus, dass sich die Mitglieder der Band Pussy Riot bewusst dieser Probe gestellt haben. Sie werden nun als Helden betrachtet.
Amnestie Pussy Riot: echt krank
@6:
Ein Aufenthalt im Arbeitslager als Image-Kampagne - was sind das für kranke Hirne, die sich sowas ausdenken. Nach dem Motto: Viktor Ullmann kann Theresienstadt dankbar sein - dafür wird "Der Kaiser von Atlantis" jetzt gespielt. Das ist echt krank.
Amnestie Pussy Riot: Herrschaftsinstrument
Noch was. Ich bin so wütend, dass ich das Maul nicht halten kann.
Lest die "Übergangsgesellschaft" von Volker Braun: Da könnt ihr erfahren:

Die durch Stalin instutionalisierte Methode der "Selbstkritik" war ein Herrschaftsinstrument (auch der späten DDR: Braun!), um Systemkritik zu unterdrücken.
Amnestie Pussy Riot: Angst-Überwindung
Wie alle anderen habe ich in den Häusern gesessen, in denen bereits unsere Väter gesessen haben. Das Sitzen gehörte zum Erwachsenwerden dazu. In den dunklen Löchern schließlich, haben die meisten von uns ihre Angst vor der Freiheit überwunden.
Amnestie Pussy Riot: Teil des Spiels
Dem Markt ist es gleich, ob jemand inhaftiert oder nicht inhaftiert war. Er hat es noch immer verstanden aus jedem Schicksal seinen Nutzen zu ziehen. Keine Geschichte darf es geben, die sich nicht verkaufen lässt. Die Betroffenheitstreffen, das Händeschütteln, die besorgten Kulturgesichter, servierfähig auf den Podien der Wichtigkeit, all das ist längst Teil des Spiels.
Amnestie Pussy Riot: kein entweder-oder
@5 Eine entweder-oder.Logik kann ich nicht finden, auch jetzt noch nicht beim nochmaligen Lesen. Ich schlage etwas mehr Selbstkritik vor, beim Blick auf Russland. Das ist alles. Der Rest ist ihre Lesart (allerdings ohne Logik-Kenntnisse, wie es mir scheint)
Amnestie Pussy Riot: Genschers gelber Schlips
@8 Na ja, zumindest übernehmen Sie den Überschriftenjargon 1:1, da hakt es bei mir schon aus. Da reicht dann "Beobachter" und ich muss Kotzen, ganz völkisch-national! Putin-Fan-Club? Eigentlich eine prima Idee, mal was anti-pussi-riot machen, warum nicht? Bin total dafür, mit Jürgen Elsässer als Impulsreferenten - boa abgefahren, dazu noch Herr Genscher mit gelbem Schlipps als Steigbügelhalter der Demokratie ... na gut lassen wir das ...

@11 Sie sind wohl nicht im Plattenbau aufgewachsen, kann das sein? Jedenfalls ist ihre Rede nicht so.
Amnestie Pussy Riot: Geschäfte machen
Ich bin kein Putinfan, aber das Heuchlerische hierzulande wühlt mir den Magen auf. Der Westen selbst hat es bewirkt, dass sich die russische Politik so gedreht hat. In den 90er Jahren, als Russland die Brutalo Marktwirtschaft ins Land holte, hat man sich im Westen auf das verlegt, was man am Besten kann: zuschauen und Geschäfte machen. Als Putin bei seinem Amtsantritt im deutschen Parlament die Hand ausgestreckt hat zur Zusammenarbeit, hat man freundlich gelächelt, Achseln gezuckt und an die Decke geguckt. Die Interessen lagen halt anders.
Putin steht in Russland - berechtigt oder unberechtigt, gut oder schlecht - für das Zurückdrängen der Gewaltkriminalität, wirtschaftlichen Aufschwung, das Wiedererstarken eines nationalen Stolzes, der Bekämpfung des Rechtsextremismus, den Schutz von Bären, Wölfen und Stören. Während er in Deutschland als Feind der Homosexuellen und von Pussy Riot im Besonderen wahrgenommen wird. Er ist beides!

Und jetzt, anstatt die Amnestie zu loben, wird natürlich gesagt: Alles Berechnung! Fallt bloß nicht darauf rein! Wir lassen uns doch nicht foppen!

Ich lasse mich jedenfalls nicht von Genschers gelbem Schlips foppen: Chodorkovski war Multimiliardär, der sich über typisch Russische, untransparente Methoden ein Imperium in Russlands gewalttätigster Zeit nach dem Krieg, den 90er Jahren, aufgebaut hat. Zum "Kremlgegener" und wirren Philosophen ist er in der Haft geworden.

Und lieber IM Lustig, ich bin auch nicht im Plattenbau großgeworden.
Amnestie Pussy Riot: Kriterium Milieu?
@ 15:
Lieber IM, bewerten Sie Kommentare jetzt nach dem Milieu, aus dem sie stammen?
Amnestie Pussy Riot: ach ja
Ach ja, ich vergaß. Das Sein bestimmt das Bewusstsein.
Amnestie Pussy Riot: Karten auf den Tisch
Was für ein Showprogramm niederprasselt! Erst der einstige Yukos-Chef, der über Menschenrechte und "politische Gefamgene" schwadroniert, aber kein Wort zu seiner politischen Rolle bei der Eroberrung der Bodenschätze auf dem Gebiet Russlands (Marktzugang!) sagt. Diese pure Heuchelei spricht für sich, am falschen Seting, Checkpointcharly, und gerade Genscher und Merkel, Zeit ihres Lebens stehen sie für Eroberung, auch mit Kanonenboten! Fakt ist, dass in "Königsberg" wieder Atomsprengköpfe munitioniert werden können! Was für ein Armutszeugnis für die Pfeifen in Politik und WIrtschaft. - Und jetzt auch noch Pussy Riot? das liegt ja auf der Hand, ddas die gesteuert werden, wie einst Femen ... oder gibts hier gleiche Unterstützung wie für die Erzfaschisten in der Ukraine oder diese terroristen in Syrien? Es gibt Grenzen, auch beim Heucheln! Also: Mal Karten auf den Tisch, ihr Pussy Riots, wer seid ihr wirklich?
Amnestie Pussy Riot: die große Käseverschwörung
Jawoll, IM Lustig, jetzt sehe ich auch klar. Merkel, Chodorkovski, Pussy Riot, sämtliche kapitalistischen Kräfte und wahrscheinlich Putin selber sind alle Bestandteil der großen Käse-, äh, Weltverschwörung.
Amnestie Pussy Riot:: Zeitalter des "Sowohl - als auch"
"Die "Entweder-Oder"-Logik war ein Instrument des Kalten Krieges. Wir leben im Zeitalter des "Sowohl - als auch". Ach, Guttenberg, also sowohl Putin als auch Chodorkowski - wie hätten Sie denn das gern vermittelt? Diese Personifizierungen führen halt nicht weit. Sofern Sie ein politisches, gesellschaftliches und soziales Wissen über Russland - aber nicht das medial zurechtgestutzte Meinen - in die Debatte einbringen, dann sollte Sie es sagen, ansonsten weiter nachtkritik kompatibler Stammtisch
Amnestie Pussy Riot: Was soll "Weltverschwörung" sein?
@20: Warum unterstellen SIe mir eine Weltverschwörung? Und eigentlich: Was soll das sein? Die Welt verschwört sich? schwören, ver- und welt, welt ist das der Weltraum gemeint oder die Sonnensysteme und "schwören" ist doch was positives - Ick versteh nur Bahnhof, Herr Wolfgang K, gehts auch etwas klarer?
Amnestie Pussy Riot: Verstehensweisen
Russland kann man nicht mit dem Verstand verstehen ... Deutschland von heute widerum eher: bloß neet ärger mit niemand!
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