Medienschau: Diverse – Klaus Maria Brandauer zum 80.

Er dampft

Er dampft

22. Juni 2023. Diverse Medien würdigen den epochalen Film- und Theaterschauspieler Klaus Maria Brandauer zu seinem 80. Geburtstag. Und bieten kleine Spitzen gegen den oft aufbrausenden Jubilar.

"Ein Anruf bei Klaus Maria Brandauer vor seinem 80. Geburtstag bestätigt: Der Jubilar ist ganz der Alte. Was so viel heißt wie: ganz der Junge, also brandauerenergisch und aufbrausend wie eh und je." So beginnt die Geburtstagswürdigung von Christine Dössel in der Süddeutschen Zeitung. Und weiter heißt es: "Dass er dampft und sich echauffiert und sich nicht auf griffige Selbst- und Berufserklärungen festklopfen lassen will, ist ein gutes Zeichen. Brandauer, wie er leibt, liebt und lebt. Und wie er spielt. Hochintensiv, authentisch, ohne Kompromisse. Ein Unverbogener, Selbstbestimmter." Dass Brandauer, der "Menschenkünstler und Menschenkundler", in den letzten Jahren am Theater zuletzt selten auftrat, sei durch "Brandauers hohe Ansprüche" begründet.

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erzählt Simon Strauß eine Anekdote aus den Salzburger "Ödipus"-Proben und würdigt Klaus Maria Brandauer, "der auch im Alter noch etwas Jünglingshaftes ausstrahlt, zutage tretend durch eine mitreißende Unberechenbarkeit, die von äußerstem Liebreiz plötzlich in bittere Boshaftigkeit umschlagen kann". Im Übrigen habe Brandauer dem Kritiker Strauß den "Seitenwechsel vom Theater zum Journalismus übel" genommen. "Mit Kritikern kann Brandauer wenig anfangen. Schon der Begriff riecht für ihn nach Verrat."

Ähnliches weiß Claudius Seidl in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu vermelden: "Klaus Maria Brandauer mag Kritiker nicht leiden, und Interviewer wirft er manchmal hinaus. Beide zahlen es ihm mit Bewunderung und Treue heim. Sie werden ihre Gründe haben." Seidl bietet einen Vergleich, den sich Brandauer "wohl verbitten würde": "Unter den österreichischen Schauspielern, den Lebenslänglichen des Wiener Burgtheaters, ist Klaus Maria Brandauer womöglich der deutscheste. Aber unter den deutschsprachigen Stars des internationalen Kinos, unter denen, die wegen ihres Akzents vor allem die Exoten, die Schurken und Ausländer spielen müssen, ist er mit seinem schönen Singsang, seinem unabweisbaren Lächeln und der Lust, die eigene Rolle ironisch zu betrachten, der, der am wenigsten teutonisch wirkt, noch weniger als Arnold Schwarzenegger."

Im Standard beleuchtet Ronald Pohl verschiedene Themenfelder rund um Brandauer – von Altaussee und Bösewicht über Korner und Regietheater bis Peter Stein – und schreibt: "Der aus einfachen Verhältnissen in Altaussee stammende Brandauer gehört bis heute zu den betörenden Sprechsangeskünstlern im Sprachraum. Allenfalls Jens Harzer gebietet über einen ähnlich einschmeichelnden 'Sound'."

"Es ist eine etwas bombastische Floskel, aber wenn die Bezeichnung 'Vollblutschauspieler' ihren Sinn hat, dann trifft sie zu auf Klaus Maria Brandauer. Ein Rampeneber. Wobei das Theatralische in seinen Glanzrollen sofort umschlägt ins Hochdramatische", schreibt Peter von Becker im Tagesspiegel.

(chr)

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