Medienschau: SWR, BNN – Zu den Neubesetzungen in Karlsruhe

27. Oktober 2023. Verwunderung herrscht in ersten Pressereaktionen zu den Karlsruher Neubesetzungen. Von einer "Rolle rückwärts" spricht Marie-Dominique Wetzel im SWR (26.10.2023). Die drei großen Leitungspositionen, in Oper, Schauspiel und Ballett, seien ausschließlich mit Männern besetzt. Nur auf den Posten "in den zweiten Reihen" seien Frauen zu finden, darunter auf der neu geschaffenen Stelle der leitenden Opern- und Konzertdramaturgie mit Stephanie Twiehaus die Ehefrau des neuen Intendanten Christian Firmbach. '"Was ein gewisses 'Gschmäckle' hat", so Wetzel. "Am Badischen Staatstheater waren Frauen nicht nur in der Leitung, sondern auch auf und hinter der Bühne überdurchschnittlich vertreten", verweist sie unter anderem auf die bisherige Schauspieldirektorin Anna Bergmann. Nach dem vorzeitigen Ende der Intendanz von Peter Spuhler im Jahr 2021 habe man in Karlsruhe grundlegend über die Zukunft des Theaters nachgedacht und einen Reformprozess angestoßen, so der SWR. "Davon, das hat die Pressekonferenz gezeigt, ist heute kaum die Rede mehr."

Zum Hintergrund der Neubesetzungen schreibt Andreas Jüttner in den Badischen Neuesten Nachrichten (26.10.2023). Nach der Karlsruher Führungskrise hätten die Theaterträger die Leitungsstruktur des Hauses geändert, "um die in Theaterhierarchien oft übliche Machtkonzentration zu verringern".  Christian Firmbach wird daher, wie schon der amtierende Interimsintendant Ulrich Peters, Mitglied einer dreiköpfigen Theaterleitung, zu der neben ihm der Geschäftsführende Direktor Johannes Graf-Hauber und die Betriebsdirektorin Uta-Christine Deppermann zählen. Ihre Verträge am Badischen Staatstheater laufen bis 2025 beziehungsweise 2026.

Viele neue Leitungsmitglieder bringt der neue Intendant aus Oldenburg mit, so Jüttner in einem weiteren BNN-Artikel. Über die Anstellung seiner Ehefrau habe er vorab das Kunstministerium Baden-Württemberg und die Stadt Karlsruhe als Träger des Theaters informiert. Beide äußerten "gegen das Beschäftigungsverhältnis keine Einwände". Dennoch liege mit ihrer Berufung "eine nicht unerhebliche Machtkonzentration am Staatstheater künftig in den Händen eines Ehepaares", so Jüttner in seinem Kommentar.  In dem oben schon genannten Hintergrund-Artikel zitiert er den Intendanten zur bisherigen weiblichen Besetzung der Leitungspositionen: "So erfolgreich war dieses Modell ja auch nicht". Man arbeite ab 2024/25 in Doppelspitzen, so Firmbach gegenüber den Badischen Neuesten Nacurichten; Kenntnisse und Qualifikation seien entscheidender als das Geschlecht. Jedoch durchbreche allein das Schauspiel, so Jüttner nach dem Blick auf das neue Leitungsteam, "die männliche Dominanz auf der Bühne".

(SWR, Badische Neueste Nachrichten / eph)

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