Presseschau vom 16 Januar 2020 – Rasche-Choristen gegen prekäre Arbeitsbedingungen am Burgtheater Wien
Ein Chor kündigt
Ein Chor kündigt
16. Januar 2020. Die Wiener Tageszeitung Der Standard berichtet, dass die Chorist*innen aus der Inszenierung "Die Bakchen" (Regie: Ulrich Rasche) am Burgtheater Wien zum Ende der Spielzeit "allesamt ihre Verträge gekündigt" hätten und entweder nachverhandeln oder überhaupt nicht mehr spielen wollten. "Dem Standard wurde ein anonymes Schreiben übermittelt, in dem ein Chormitglied die prekären Bedingungen, unter denen man arbeitet, schildert. Mehrere Choristen haben die Angaben auch mündlich bestätigt und einen Vertrag vorgezeigt", heißt es in dem Artikel von Stefan Weiss.
Konkret geht es darum, dass nach der Probenzeit 300 Euro pro Vorstellung bezahlt werden, also "kein Einkommen, von dem sich anständig leben ließe". Doch die Möglichkeit, Geld dazu zu verdienen, werde vom Burgtheater massiv erschwert. Gastspieler müssten ihre "Priorität abgeben", "sprich: dem Burgtheater die Entscheidungshoheit darüber abtreten, welche Zusatzengagements angenommen werden dürfen und welche nicht", so Weiss. "Außerdem werden die Tage, an denen gespielt wird, erst alle sechs Wochen vor den Vorstellungen bekanntgegeben."
Der kaufmännische Direktor des Burgtheaters Robert Beutler zeigt sich dem Standard gegenüber überzeugt, dass alle diese Regelungen mit dem Theatergesetz vereinbar seien, die Form der Beschäftigung in der Branche üblich und auch die Höhe der Bezüge "angemessen".
Auch wenn ein Anwalt von der österreichischen Interessenvertretung Theater die Konditionen als "arbeitsrechtlich problematisch" einordnet, wollen es die Choristen – "allesamt jung und um ihre Zukunft in der Branche besorgt" – dem Artikel zufolge auf einen Rechtsstreit mit dem mächtigen Burgtheater nicht ankommen lassen.
(sd)
Update: Am 19.1.2020 meldet Der Standard eine Stellungnahme des Burgtheaters zu dem Artikel, in der viel Rechtfertigung und eine Korrektur steckt: Alle Mitglieder des Chores hätten zwar eine Erklärung abgegeben, dass sie ihre derzeitigen Verträge, die Ende August 2020 auslaufen, für eine zweite Spielzeit ändern wollten, – "jedoch hätte dem Theater kein Chorist mitgeteilt, überhaupt nicht mehr spielen zu wollen."
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Irgendwie widersprüchlich, wenn bei Rasches als "Maschinen-" und "Chortheater" gelabelten Produktionen für Solisten und die Maschinen sehr wohl astronomische Summen zur Verfügung stehen, bei dem anderen Herzstück aber gerne gespart wird. Nämlich bei dem Chor...
Bei Rasches "Gastspielen" an verschiedenen Ensemblehäusern scheinen immer wieder ähnliche Probleme aufzutreten. Zufall?
nicht zu katastrophalen Arbeitsbedingungen gekommen ist.
Also ist das diesmal eine Überraschung. Gut dass sich hier mal ein Kollektiv gewehrt hat.
Problematisch sehe ich allerdings die Disposition, es müssen zumindest Sperrtermine für die Choristen möglich sein.