Presseschau vom 20. Juni 2012 – Die Frankfurter Rundschau über den Streit um das Frankfurter Intendantengehalt
240.000 plus x
240.000 plus x
20. Juni 2012. "In Zeiten des Sparens ist diese Gehaltserhöhung vollkommen abstrus", zitiert Claus-Jürgen Göpfert in der Frankfurter Rundschau (18.6.2012) den finanzpolitischen Sprecher der Linken in Frankfurt, Lothar Reininger. Es geht um das Gehalt des Intendanten Oliver Reese, dessen Vertrag soeben verlängert wurde.
"Nach dem vertraulichen Beschluss des Magistrats, der der FR vorliegt, beträgt die Jahresvergütung des 47-Jährigen derzeit noch 200.000 Euro." Das Gehalt des Intendanten solle nun mit dem neuen Vertrag schrittweise bis 2017 auf 240.000 Euro ansteigen. Außerdem bekomme Reese jährliche zwei eigene Inszenierungen zugesichert, die an der Hauptspielstätte mit 25.000, an Nebenspielstätten mit 17.000 Euro vergütet werden. Zuvor sei es nur eine Inszenierung zu 17.000 Euro gewesen.
Dagegen regt sich nun Widerstand auch in der SPD. "Wir halten eine Gehaltsanhebung in diesem Ausmaß für völlig unangemessen", wird der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Oesterling zitiert. In Zeiten des Sparens sei diese Gehaltserhöhung abstrus, besonders angesichts der Sparmaßnahmen, die mit den Tariferhöhungen den Bühnen aufgebrummt werden.
Reese verteidigt sich in der FR, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen würden und sein Gehalt nicht zu Lasten der Kulturszene gehe. Außerdem habe er seinen Vertrag vor dem Tarifabschluss verhandelt. "Wir sind kein Problem, sondern wir schreiben gerade die größte Erfolgsgeschichte seit Jahrzehnten", wird Reese zitiert.
Immerhin verdient er laut FR fast dreimal so viel wie das Stadtoberhaupt: OB Peter Feldmann bekommt nur 90.000 Euro von der Stadt.
(Frankfurter Rundschau / mw)
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr medienschauen
meldungen >
- 13. September 2024 Staatstheater Kassel: Geschäftsführer freigestellt
- 13. September 2024 Salzburg: Nuran David Calis wird Schauspieldirektor
- 12. September 2024 Heidelberg: Intendant Holger Schultze hört 2026 auf
- 12. September 2024 Auswahl des "Augenblick mal"-Festivals 2025 in Berlin
- 12. September 2024 Freie Szene Hamburg: Protest-Aktion zur Spielzeiteröffnung
- 12. September 2024 Baden-Baden: Nicola May beendet Intendanz 2026
- 12. September 2024 Berlin: Aufruf der Komischen Oper zu Musikschulen-Problem
- 12. September 2024 Literaturpreis Ruhr für Necati Öziri
neueste kommentare >
-
Playing Earl Turner, Wien Trotzdem wichtig
-
Grmpf, Köln Grpf!
-
Necati Öziris "Vatermal" Anderes Empfinden
-
Empusion, Lausitz Festival Berichterstattung
-
Dantons Tod und Kants Beitrag, Dortmund Analyse?
-
Hamlet, Wien Positiv überrascht
-
Necati Öziris "Vatermal" Starker Text
-
Kassler GF freigestellt Verwechselung
-
Die Verwandlung, Zürich Nur Kafka wird das überleben
-
Der Reisende, Essen Eigene Vorlage
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau
bitte das honorar halbieren und an die schauspieler verteilen.
Das ist ja nun leider das Geschmacklose, dass Reese seine eigene Gehaltsmultiplikation mit dem selben Federstreich unterzeichnet hat, mit dem er in die millionenschwere Budgetkürzung seines Theaters durch die Stadt Frankfurt einwilligt. Noch vor einer Woche wurde er zitiert, Einsparungen gebe es dann eben "auch beim Personal - es gibt keine Tabus"!
Ha ha!
Natürlich, die vielleicht zehn, in seltenen Fällen zwanzig oder mehr Jahren des Erfolges, wollen genutzt werden. Da muss die Eigentumswohnung gekauft, da will man es sich in der oberen Mittelschicht einrichten.
Ist ja verständlich, aber die Achtzigerjahre und ihr breiter Subventionsstrom sind vorbei, der Strom ein Bach. Ein Anspruch auf die fürstlichen Gehälter ehemaliger Theatergrössen kann nicht ernsthaft bestehen! Es sei denn man hält sich wirklich für was Besseres und fühlt sich eben vollkommen unabhängig vom Zustand des Theaters und dem Einkommen seiner Mitarbeiter.
Das alles hat selbstverständlich mit Moral und Charakter zu tun.
du hast natürlich völlig recht. Und diese Relationen kann sich jeder Intendant nur nochmal ins Oktovheft schreiben, ehe er neue Gagen aushandelt.
Tatsächlich gibt es allerdings auch Relationen bezüglich Intendanzgehälter: und hier verblüfft, dass der Magistrat Reese, der ja eigentlich ein "Intendanzanfänger", ohne Not derartige Spitzengagen zahlt. Zur Erinnerung: Frankfurt ist das erste Haus das Reese - nun seit fast drei Jahren leitet. Davor hat er interimistisch am DT Bernd Willms Vermächtnis ein Jahr lang mehr schlecht als recht verwaltet. Die Frankfurter Zeit begann mit einem guten Jahr, danach folgte bisher - mit Ausnahme von Thalheimers "Medea" - Mittelmaß. Also durchaus Leistungen, die es rechtfertigen, die Kirche mal im Dorf zu lassen.
Die krumme Optik des Magistrats zeigt sich noch deutlicher an den Regiegagen für Reese: als Regisseur spielt Reese unbestritten unterhalb der Kreisliga, darf sich selbst allerdings nun mit Spitzengagen löhnen.
Hier muss Kulturdezernent Semmelroth nun mal für Klärung sorgen, welcher Teufel ihn eigentlich reitet.
Diese selbstherrliche Argumentation lässt dann doch zahlreiche Parallelen zu anderen Auswüchsen der Arroganz "der Mächtigen" ziehen.
Was bekommt der Herr Hartmann in Wien, oder Herr Peymann in Berlin.
Wie steht es mit den Theatermanagern Khuon und Lux. Was verdienen die Frauen Beier, Frey und Mundel. Wieviel Geld verdient eigentlich Herr Castorf?
Frau Boldt übernehmen Sie? Herr Merk was macht Ihre Recherche? Herr Pilz raus mit dem Fachwissen!
Ich glaub, Sie haben nachtkritik.de noch immer nicht verstanden. Die Leutchen hier springen nicht auf Aufforderung anonymer Kommentarleute und erfüllen Forderungen.
Schauen Sie doch selbst nach und helfen Sie mit, die Seite inhaltlich zu verbessern, Sie Düffel Doffel.
Also Intendantengehalt, Beispiel Peymann, gefunden nach 5 Minuten Recherche im Netz, Gespräch Claus Peymann mit der Süddeutschen Zeitung vom 20. März 2008:
"SZ: Sie verdienen 200.000 Euro Gage im Jahr, heißt es.
Peymann: Wenn Sie es sagen, wird es stimmen. Ich habe keine Ahnung. Ich öffne den grauen Umschlag nicht.
SZ: (...) Mit 70 beziehen Sie zusätzlich eine Rente, oder?
Peymann: Drei sogar. 900 Euro normale Rente aus Deutschland, für die ich Jahrzehnte eingezahlt habe. 1100 von der Bayrischen Versicherungsanstalt und 2100 Euro Wiener Burgtheaterpension, die sehr österreichisch als "Ruhezeitgenüsse" bezeichnet werden."
Macht summa summarum 249.200 Euro mit bestimmt einem gewissen Aufwuchs seit 2008.
So, Rolli Öse, was steuern Sie jetzt an Infos zur Diskussion bei?
Wenn ich der Kommune auch noch beim sparen helfe,na dann kann man mir doch ein Teil der eingesparten Mittel auf mein Gehalt legen.
Als Kind der achtziger Jahre darf ich doch als Erwachsener endlich meinen inneren Yuppi ausleben,grade in einer Öffentlichen Institution und grade wenn ich mich für ein Künstlerleben entschieden habe.Ich habe schließlich von Fischer und Schröder gelernt und bin der Intendant der Bosse!
Noch 48 Stunden und dann lesen wir "nach reiflicher Überlegung ... bin ich immer noch der Meinung ... aber um ein Zeichen zu setzen": wird er einen Teil seiner Gage, sagen wir, der Box im Schauspiel stiften.
Und dann ist er wieder der liebe Junge.
Das sollte er aber nicht zu billig kriegen.
Und darum schlage ich vor:
Ablass ja.
Aber nur bei vollständigem Verzicht auf weitere Lohnerhöhungen.
Außerdem nur eine Inszenierung im Jahr.
Diese sollte allerdings im Kaufpreis von 200.000 Euro schon enthalten sein.
Und davon abgesehen natürlich weiter schön die Quote steigern. Und dann bitte auch mit Kunst.
schöner Versuch. Natürlich gibts auch andere Intendanten, was bekommen die denn? Was bekommen die in Wien und Berlin?
Und hat nicht Klaus Weise in Bonn sogar 320.000 Euro abgecasht?
Na klar, aber das war ja auch UNSITTLICH! Mit dem sollten Sie, lieber Frankfurter, bzw. Herr Reese sich nicht vergleichen wollen!
Und die Tatsache, dass Reese schlussendlich 40.000 Euro weniger abzockt als Klaus Weise, heißt ja nicht, dass das nicht immer noch ZUVIEL ist.
Keine Wut verraucht! Bin einfach sicher das Herr Reese die Gehaltserhöung nicht annehmen wird. Schliese mich da @Mendel an.
Er würde ja sonst jede Glaubwürdigkeit als Künstler, Denker, sogar als Regisseur verlieren wenn er sich mitten in der grossen Krise des Kapitalismus nur um sein eigenes materielles Wohl sorgt. Und das in der Bankenstadt Frankfurt. Nein liebe anne,ich bin im Gegenteil sicher, das Alles, ist nur eine Finte um die Bankenmetropole und ihre politischen Representanten der versuchten Bestechung eines wachen, kritischen Kopfes zu überführen.
Bitte nicht verallgemeinern: solche Gehälter sind durchaus nicht bei allen Stadt- und staaatstheatern üblich. Intendanten verdienen zwar mehr als Schauspieler, aber diese Beträge sind sicher -von internationalen Spitzentheatern einmal abgesehen- eine Frankfurter Spezialität.
Die Bankermentalität ist endgültig im Kulturbereich angekommen, und jetzt zahlen wir mit unseren Steuern nicht nur für die Dummheit und Raffgier von Spekulanten, sondern auch für die Gier von leitenden Kulturschaffenden. O tempora, o mores....
Wo kann ich hier die Petition unterschreiben? Wo gibt's das T-shirt mit Herrn Reeses Gesicht und der Aufschrift "Peanuts" drunter?
Daher mein Vorschlag - Schicken Sie Erdnüsse an Herrn Reese! An die Intendanz Schauspiel Frankfurt, MfG und Hinweis auf seine Gage!
Ich dachte, das Theater sollte doch einer der wenigen verbleibenden Orte sein, wo die Frage nach dem richtigen oder falschen Handeln gestellt wird.
Wann würde man denn selbst sagen: Stop?
Lustig: Das Spielzeitmotto in Frankfurt ist doch, wenn ich mich recht entsinne, "Haben oder Sein"
Tja, Reese scheint doch auf der HABEN Seite zu stehen....
So ein fetter, gieriger Batzen tilgt natürlich viel Glaubwürdigkeit.
Heißt denn das auch, dass die SPD-Fraktion jetzt etwas unternimmt? Und was?
http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=6792:theaterbrief-aus-paris-8-unter-dem-intendanten-stephane-braunschweig-setzt-das-theatre-de-la-colline-voll-auf-seine-gruendungsidee&catid=411:theaterbriefe-aus-frankreich&Itemid=100056
Im unteren Drittel nennt Stéphane Braunschweig seine Gage. Kein Wunder, denn sowohl Gagen als auch Laufzeiten von Intendantenverträgen sind in Frankreich transparent, streng reglementiert und keinesfalls frei verhandelbar. Ein Vorbild?
Grüße
vom festgehalt könnte ich mir vorstellen das das etwa dem entspricht was einige intendanten hier an kleineren häusern auch bekommen.
ab wievielen regiearbeiten dazu gezahlt wird ist eh verhandlungssache.
ansonsten:
grundsätzlich wäre mir egal wieviel herr reese (und andere hochbezahlten intendanten) verdienen - skandalös finde ich allerdings wenn ihre gehälter steigen während sie gleichzeitig am haus selber sparmaßnahmen umsetzen müssen und oder extrem geizig bei den gagen ihrer angestellten sind.
In meinen Augen dreht die Diskussion sich um das Thema Angemessenheit oder Unangemessenheit. Also ob Herr Reese Recht hat, wenn er sagt, sein Kontrakt stelle - auch vor dem Hintergrund der Frankfurter Spardebatte - "nichts Luxuriöses" dar.
Darum scheint mir der vor dir und Michael verwendete Begriff Neid eigentlich unzutreffend. Zur Erinnerung: wochenlang führte Reese ja auch in der Presse einen Streit über Kita-Plätze versus Zahl der Vorstellungen etc. Er ließ sogar die vom Kulturdezernenten lancierte Nachricht seiner Vertragsverlängerung noch einmal dementieren, mit dem Hinweis darauf, dass "die finanzielle Ausstattung des Schauspiels einen Knackpunkt darstelle". Das alles unter dem Druck des Magistrats, einen städtischen Spar-Haushalt verabschieden zu müssen, in dem zahlreiche kulturelle und soziale Institute Abstriche hinnahmen.
Dann plötzlich zeigt sich eine Einigung. Und, o Wunder, der proklamierte "Kampf ums Ganze, ohne Abstriche" weicht der Einsicht in die Sparnotwendigkeit von, ich glaube, 1,13 Mio Euro.
All dieses Steuergelder, deren Verteilung durch politisches Taktieren, auf langen Sitzungen, errungen wird. Auch ich aber bin Steuerzahlerin, wie vermutlich viele andere Mitglieder der Nachtkritik-Community. Und wenn ich drum schon keinen Einfluss auf Vertragsverhandlungen hab, halte ich es trotzdem für mein Recht, mich hier zur Verwendung meiner Steuern zu äußern. Mein Thema ist darum nicht Neid.
Und die Zeiten, in denen man über 100.000 Euro Managergehalt mehr oder weniger (auf Staatskosten) nicht sprechen darf, sind meiner Meinung nach passee.
Lieber Michael (Nr. 31)
natürlich hast du Recht, dass die Debatte um Intendantengagen insgesamt in Angriff genommen werden muss. Ich glaube aber, dass wir deshalb trotzdem unser Frankfurter Thema noch nicht fallen lassen sollten. Denn in den Gesprächen muss es ja nun mal um eben diese Relationen gehen, die hier bereits erwähnt wurden (Schauspiel- und Anfängergehälter, Kitas, Intendantengagen). In Reeses Fall liegen die Zahlen auf dem Tisch. Und unterschätze bitte nicht die Wirkkraft eines triftigen Exempels. Das leuchtende Beispiel bewirkt oft mehr als eine allgemein geführte Debatte. Darum muss beides statt haben.
vergleicht man dies mit den gehältern anderer hochrangiger stadt- und staatsbeamter, so fehlt jede rechtfertigung. die aktuell weltweit und auf höchstem niveau geführten finanz-, kapitalismus- und gesellschaftsdebatten scheinen im blinden fleck des schauspiel frankfurt versunken zu sein. ernsthaft kritisches und vielleicht sogar sozialkritisches theater ist hier unglaubwürdig und unmöglich geworden.
herr reese, bitte, wachen Sie auf! (gründen Sie eine stiftung, der die hälfte Ihres gehaltes zugeführt wird und die soziale, humanitäre oder auch kulturelle projekte unterstützt. zum beispiel.)
p.s. und einige andere auch. denn mir scheint die frage eine grundsätzliche: kann ein regisseur, der zum beispiel eine autoritäre arbeitsweise hat oder schauspieler wie gegenstände behandelt, glaubwürdiges sozialkritisches theater machen? und: können dies nur künstler tun, die wenig verdienen? was ist mit pollesch, petras, castorf, hartmann?
Da du den Schauspieler Jacobi als positives Beispiel herausgreifst: der verlässt das Schauspiel Frankfurt allerdings zum Ende der Saison - also nächste Woche.
http://www.buehnenverein.de/de/publikationen-und-statistiken/statistiken/63.html?cmsDL=f7a3ce531fbe3a8f69b71631801a0c2a
nur "Schauspiel" (ohne KJT), bundesweit:
Seite 6
Tabelle: Personal in der Spielzeit 2009/2010
Zeile: Zusammen
Spalten: 1 und 5 und 8
> 1006 zu 2010 zu 3760
Seite 8
Tabelle: Ausgaben und ihre Gliederung im Rechnungsjahr 2009
Zeile: Zusammen
Spalten: 1 und 5+7 und 8
112.696.000 zu 86.120.000 zu 136.877.000
Macht also Jahresdurchschnittsgehälter (in euro) über alle Häuser & Personen (entsprechend DBV-Statistik) dieser Gruppen:
Leitungspersonal 112.024
Schauspielende 42.846
Künstler. Nichtdarstellende 36.403
Das sagt jetzt noch nichts über die Verteilungen (es könnte theoretisch den millionenschweren Intendanten geben, der "den Schnitt hebt"). Außerdem sollte man vorsichtig sein, die Erfassungen der Häuser als wissenschaftlich zu bezeichnen.
Und dann sollen Intendanten also zukünftig Sockelgehalt + Erfolgsbonus anhand eingeworbener Drittmittel bekommen???
Wie wäre es, diesen Bonus auf sämtliche Angestellte umzulegen? Dass Herr Fitschen et al. in die Tasche greifen und das Notenbündel zücken ist ja wohl kaum auf des Intendanten hübsches Näschen zurückzuführen. Oder widersprechen Sie mir?
Wer trägt denn noch so alles auf diesem oder jenem Weg zum Budget bei? Geht es darum??
Welches Stück würden Sie sich als Bankvorstand ans Revers heften? Es kann die Spur von deren Erdentagen nicht in Äonen untergehn?
Wie dauerhaft bzw. nachhaltig ist die von Ihnen erwähnte Budgetstützung?
Ad Bank/Budget: Vgl. auch der Tragödie Zweiten Teil.
Nun wurde er – mit einem Abstand von etwa einen halben Jahr - im Hessischen Rundfunk interviewt, von Redakteur Oliver Günther, die Sendung lief am 12.1..
Hier ein Gesprächsausschnitt, der vielleicht auch andere interessiert:
Oliver Günther: Ich will mit Ihnen noch über ein heikles Thema sprechen: Über Geld. Ich komm noch mal zurück auf die Werbung, die Sie ganz zu Anfang des Gesprächs, Herr Reese, gemacht haben für das Theater. In Frankfurt lässt sich die Stadt, wenn ichs richtig gelesen hab, die Städtischen Bühnen insgesamt 60 Millionen Euro im Jahr an Zuschuss kosten, jeder Besucher im Schauspiel wird mit 150 Euro bezuschusst, ist es das wert?
Oliver Reese: Die Summen sind quasi in Deutschland gleich. Öh, es gibt gewisse regionale Schwankungen, die haben aber mit meist strukturellen Interna zu tun, im Prinzip ist es so, dass die Theater, Oper wie Schauspiel, so etwas zwischen 14 und 18, wenns hoch kommt 22 Prozent selber einspielen können, der Rest ist Subvention, aber es ist Subvention an einer Stelle von einem Theatersystem, um das wir in der gesamten Welt beneidet werden.
Oliver Günther: Also Sie haben kein schlechtes Gewissen.
Oliver Reese: Nein.
Oliver Günther: Um die Frage zuzuspitzen.
Oliver Reese: Nein, ich hab überhaupt kein schlechtes Gewissen. Weil wir den Laden, äh, optimal führen, so dass die Zuschauer ganz viel bekommen für ihr Geld. Schauspiel Frankfurt hat in der letzten Saison 700 Vorstellungen gespielt, die zu 86,3 Prozent ausgelastet waren. Das ist eine Summe, wir haben fast 200 000 Zuschauer gehabt, das hats in den letzten 30 Jahren nicht gegeben. Also wir haben gerackert dafür, was wir an Unterstützung bekommen, und ich kann Ihnen ganz klar sagen, wohin das Geld fließt, das fließt darein a) in Tausend Mitarbeiter. Das ist ja auch ein Arbeitgeber Theater. […]
Ich werbe schon wieder, ich weiß, aber ich liebe diesen Laden. Tut mir leid.
Oliver Günther: Okay. Jetzt haben Sie dargelegt, warum Sie den Preis gerechtfertigt finden. Jetzt lassen Sie uns mal auf den Preis eines Intendanten schauen. Sie haben im vergangenen Sommer Ihren Vertrag verlängert, bis zum Jahr 2019, und haben sich dabei auch eine Gehaltserhöhung herausverhandelt. In der Presse war zu lesen, dass Sie im Jahr 2019, bzw. in der Spielzeit 18/19 240 000 Euro bekommen, im Moment sinds angeblich 200 000 Euro, das würde heißen, Oliver Reese verdient als Intendant des Schauspiel Frankfurt soviel wie die Bundeskanzlerin.
Oliver Reese: Ah, jetzt kommen Sie mit der Bundeskanzlerin. Äh, das haben –
Oliver Günther: Sie haben eben schon ganz schmale Lippen bekommen.
Oliver Reese: - das haben wir Peer Steinbrück zu verdanken. Habe gerade gehört, dass seine Umfragen auf dem Tiefpunkt sind. – Ähm. Also, die Intendantengehälter sind in Deutschland, ehrlich gesagt, auch relativ ähnlich, das differiert um ein paar 10 000 Euro mehr oder weniger, das ist eine gute Gage, das ist überhaupt keine Frage, ich will jetzt auch nicht, wie soll ich sagen, im Gegenzug auflisten, Sie haben eben ja schon gesagt, ach das ist ein Job, der ist sicher nicht nine to five sondern der ist eher sieben vierundzwanzig, also sieben Tage die Woche und vierundzwanzig Stunden am Tag, äh, was soll ich sagen, es ist ne gute Gage, sie ist in etwa so, wie Intendanten in Deutschland bezahlt werden, wollen wir nicht vergessen, dass man als Intendant auch Geschäftsführer von einer GmbH mit, in diesem Fall, über 1000 Mitarbeitern ist, wenn Sie das wiederum mit der freien Wirtschaft vergleichen, kämen ganz andere Summen zum Tragen.
Vollständig anzuhören unter http://www.hr-online.de/website/rubriken/kultur/index.jsp?key=standard_document_47228947&jmpage=1&type=a&rubrik=5980&jm=2&mediakey=podcast/hr-info_gespraech/hr-info_gespraech_20130112
Ein paar 10.000 Euro, ja, nein, das sind natürlich Peanuts, oder wie?!
Bah, das ist schon ein bisschen eklig, diese Haltung. Ich habe gar nichts gegen gute Intendantengagen, es ist eine leitende Funktion mit hoher Verantwortung und hoher Belastung und so weiter und so fort. Aber der Ton macht die Musik und Reeses Ton ist eklig.
Vorschlag: Kürzt ihm doch die Gage um "ein paar 10.000 Euro". Macht ja offenbar keinen Unterschied.
"Daher mein Vorschlag - Schicken Sie Erdnüsse an Herrn Reese! An die Intendanz Schauspiel Frankfurt, MfG und Hinweis auf seine Gage!"
ich kann mich da nur anschließen. Schickt Erdnüsse!
Wenn wir einer medialen Logik folgen, müssten die Umfrage- ähh Auslastungswerte des Spitzenkandidaten ähh Intendanten heftig absacken. Denn sowas darf man doch nicht sagen: "wenn Sie das wiederum mit der freien Wirtschaft vergleichen, kämen ganz andere Summen zum Tragen"
Naja, fragt sich, wer in Frankfurt(!) wem auf die Schulter klopft.
Was ist Beispielsweise mit Dramaturgen, Dramaturgieassistenten und Regieassistenten??
Der Job des Regieassistenten ist so ungefähr der stressigste und zeitintensivste Job, den ich mir vorstellen kann und auch nicht unwichtig für eine gelungene Inszenierung. Und das Gehalt ist lausig. Gar nicht zu sprechen von den zahlreichen Hospitanten,die teilweise eingestrichene Stellen ersetzen - sie werden gar nicht vergütet. Sie werden abgespeist in der Hoffnung auf eine berufliche Zukunft.
Den Etat kürzen und selbst mehr einstreichen pfui und dann noch mit dieser Argumentation.
Erdnüsse auf Reeses Haupt!
Klausdieter:
P.S.: Beim Wiederlesen Ihres Beitrages fällt auf, dass Reese in einem entscheidenden Punkt die Wahrheit wenn nicht beugt so doch verschleiert: er habe in der "zurückliegenden Saison zwei Inszenierungen ohne jede Vergütung übernommen", nämlich "Die Frau die gegen Türen rannte" und "Bacon Talks". In beiden Fällen handelt es sich allerdings nicht nur um Inszenierungen, sondern auch um so genannte "Bearbeitungen " durch Oliver Reese. Was bedeutet: als Bearbeiter verdient er durch den Theaterverlag, der seine Rechte wahrnimmt, an jeder einzelnen Eintrittskarte Tantiemen. Je häufiger das Stück also gespielt wird, desto mehr klingelt es wiederum in seiner Kasse. Zumal die Aufführungen im "eignen" Haus in Frankfurt Werbung für die Stück machen, die, dann auch an anderen Häusern nachgespielt, weiter Geld machen für den Bearbeiter. Lieber Herr Reese, auch wenns einmal eng wird: immer bei der Wahrheit bleiben, gelt!
Wenn Reese aber soviel mehr verdient als lang gediente Kollegen an größeren Häusern der nächsthöheren Liga, ist er kein bloßes Fallbeispiel eines ungerechten Systems.