Medienschau: SRF – Nachhaltigkeit im Theater

Ökologisch touren

Ökologisch touren

20. Juni 2023. Wie gelingt es dem Theater, Umweltbewusstsein nicht nur auf der Bühne zu thematisieren, sondern auch selbst nachhaltiger zu produzieren? Diese Frage erörtert die Theaterredakteurin Dagmar Walser in einem Beitrag für das Schweizer Radio SRF im Gespräch mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren.

Es geht darum, konkrete Maßnahmen vorzustellen: von der Zusammenarbeit mit nachhaltigen Modelabels bis zur ökologisch optimierten Gastspieltourplanung.

(SRF / cwa)

Kommentare  
Medienschau Nachhaltigkeit: Widerspruch
Ich komme gerade von einem Theaterfestival, das sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Gleichzeitig wurden die Flugtickets der Teilnehmer:innen ohne Diskussion übernommen. Mit dem Zug ist sowieso kaum jemand angereist - obwohl das max drei, vier Stunden länger gedauert hätte. Aber die (angenommene) Wichtigkeit von 3 Stunden Zeitersparnis wiegt eben schwerer als die Tonne CO2.
Medienschau Nachhaltigkeit: Vernunft und Eitelkeit
Ein spannendes Problem. Wir Künstler*innen definieren unseren Status als Künstler*innen dadurch, dass wir in der Welt gefragt sind. Wer eingeladen ist, ist wichtig. Je weiter die Reise, desto wichtiger. Wer nicht nur da statt findet, wo er*sie wohnt, ist wichtig. Wer Bonus-Meilen sammelt, hat es geschafft. Mir der Schwierigkeit, dass dadurch aktuell der Planet kaputt geht. Zudem: Szenograf*innen bauen gewaltige Bühnenbilder. Nach 20 Vorstellungen werden die paar Tonnen Krempel verschrottet. Und auch: Für eine Produktion in Graz spielt ein mittelmäßiger Gitarrist aus Hamburg seine 8 Akkorde. Während dem Vorlauf, während den Proben, während der Vorstellungen fliegt der Gute 24 mal hin und her. – Wann werden wir damit beginnen, diese Dinge wirklich zu überdenken, und nicht nur davon zu reden? Wann siegt die Vernunft über unsere Eitelkeit? Und über den Machbarkeitswahn? Konkret: Wo sind die Künstler*innen, die sagen: Ich kann nicht so oft anreisen, es geht gegen mein Gewissen und gegen meine Überzeugung? Die Sitzung online, die Lesung mit Zoom? Wo ist die Internetplattformen, auf der abgespielte Bühnenbilder mit Fotos und Plänen gezeigt werden, so dass die Staats- und Stadttheater endlich damit beginnen, ihre Materialien, ihre Bühnenbild-Elemente zu teilen? Wann fängt man beim Booken und Produzieren an, sich Datenbanken aufzubauen, wo man erst in der Nähe nach guten Leuten (Gitarristen, die mehr als 8 Akkorde können, gibt es in der hintersten Pampa) sucht, und die Regieteams anhält oder verpflichtet, so zu arbeiten? In der Bierbranche ist die Zeit von Herrn Heineken mit seinem Bier-Monopol zum Glück vorbei, wir trinken inzwischen das schmackhafte neue IPA einer Mikrobrauerei aus dem Nachbardorf lieber als die globalisierte "Starbucks"-Pfütze aus den Niederlanden – wann bricht die Zeit des regionalen Denkens, wann bricht die Zeit der Mikro-Brauereien in der deutschsprachigen Theaterlandschaft an? Erinnert Euch an diese Fragen, wenn ihr im kommenden Sommer bei 35 Grad Celsius in einer Tropennacht wacht liegt, im Ohr das Summen einer Tigermücke, und ihr darüber nachdenkt, dass die aktuelle Wasserknappheit in Eurer Region doch eigentlich beispiellos ist.
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